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150 Jahre katholische Kirche in Nero 

Das Altarbild stellt Jesus mit seiner Mutter Maria und seinem Nährvater Josef dar.

Die Fassade der katholischen Kirche in Nero wurde kürzlich renoviert. Die Jahreszahl 1871 oberhalb des Bogenfensters bezieht sich auf die Fertigstellung des Sakralbaus.

Blick von der Orgelempore, auf der eine Wegenstein-Orgel steht, auf den Chorraum mit dem schmucken Hochaltar Fotos: Archiv der Diözese Temeswar

Mit dem Zitat „Grüßt den Nereus“ aus dem Römerbrief des Apostels Paulus 16,15 beginnt die „Historia Domus“ der katholischen Pfarrei Nero. Geschrieben wurde sie von Pfarrer Franz Michelbach in ungarischer Sprache. Pfarrer Rudolf Walaskievicz hat die „Historia Domus“, die sich im Diözesanarchiv in Temeswar befindet, aus dem Ungarischen vollständig ins Deutsche übersetzt.

Die Gemeinde Nero hieß ursprünglich Dugaselia oder Dugheselia, was auf eine serbische Siedlung hinweist und „langes Dorf“ bedeutet. Die Ortschaft wird zum Beispiel im Schematismus der Diözese Csanád für das Jahr 1824 unter der Bezeichnung Dugoszello geführt, in den Schematismen ab 1836 wird daneben in Klammern auch Nyeró (später Nyerő) gesetzt. Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts wird die offizielle Ortsbezeichnung Nyerő verwendet. Nyeró/Nyerő ist die magyarisierte Form des rumänischen Ortsnamens Nerău. Die ersten Siedler des Dorfes waren nämlich Rumänen; sie sollen um 1760 aus dem gleichnamigen (späterhin verschwundenen) Dorf nahe Lippa nach Dugoszello umgesiedelt worden sein.
Zwischen 1780 und 1784 wanderten mehrere deutsche Familien aus den benachbarten Orten Marienfeld, Albrechtsflor und Triebswetter, in denen es wegen des Bevölkerungsüberschusses keine landwirtschaftlichen Flächen mehr gab, nach Nero ab. Hier erhielten sie durch die Kameralverwaltung Sessionen zugeteilt. Eine zweite Zuwanderungswelle erfolgte 1792; die Siedler wurden ebenfalls mit Sessionen bedacht.

Da anfangs die Anzahl der katholischen Gläubigen noch klein war, trafen sie sich zum Gebet in Privathäusern, doch bereits im Jahr 1807 wurde in Nero ein Bethaus errichtet. Zuerst wurde die Gemeinde von Marienfeld aus kirchlich betreut, danach bis 1818 von Triebswetter aus. Von 1818 bis 1837 war sie wieder Filiale von Marienfeld.

1837 wurde eine selbständige Pfarrei eingerichtet. Bischof Josef Lonovics ernannte am 30. Oktober 1837 Johannes Mesner zum ersten Pfarradministrator für die Gemeinde Nero. Am 21. November 1837 zelebrierte Pfarrer Mesner seine erste heilige Messe im Ort. Der Schematismus der Diözese Csanád für das Jahr 1837 verzeichnet für Nero 476 Einwohner katholischen Glaubens (neben 840 griechisch-orthodoxen und sechs mosaischen Glaubens).

Mit wachsender Bevölkerung wurde das Bethaus allmählich zu klein, und so hegten auch die Neroer den Wunsch nach einer großen Kirche aus Stein, wie sie andere Banater Ortschaften schon errichtet hatten. Bereits 1864 sind Vorbereitungen in diesem Sinne in der „Historia Domus“ vermerkt. So hatte die Gemeinde in jenem Jahr schon 60000 gebrannte Ziegel für die Kirche bereitgestellt. Das Bauprojekt wurde auch von höchster kirchlicher Stelle unterstützt. In den Jahren 1867 und 1869 hat Diözesanbischof Alexander Bonnaz 956 Gulden österreichischer Währung für 256500 Ziegel gestiftet, und durch die Verordnung 1342 vom 7. Oktober 1869 hat er für den Bau der Kirche 10000 Gulden österreichischer Währung gespendet. Am 28. Februar 1870 wurde der Bauvertrag von dem Hatzfelder Baumeister Anton Kalt und dem Neroer Peter Hufnuß unterschrieben. Die Baukosten betrugen 17000 Gulden österreichischer Währung.

Unter Glockengeläute und Böllerschüssen wurde das Kreuz am 1. August 1871 auf den Kirchturm gesteckt. Am 15. Oktober 1871 wurde die neue Fahne, die von Anton Filip und seiner Frau Katharina gespendet worden war, geweiht.

Am 22. Dezember 1871 war die katholische Kirche von Nero, so wie wir sie heute kennen, fertig. An diesem denkwürdigen Tag hat Peter Hufnuß die Schlüssel der Kirche den Gemeindevorstehern überreicht. Am Nachmittag des 26. Dezember 1871 wurde das auf Kosten des Bischofs in Wien angefertigte Altarbild in der Kirche aufgerichtet.

Am 8. Januar 1872 kam Diözesanbischof Alexander Bonnaz, um die neue Kirche in Nero einzuweihen. Er traf in Begleitung des Domherrn Josef Gettmann, des Dechantpfarrers Jakob Nussbaum aus Hatzfeld und des bischöflichen Sekretärs Karl Kasics in Mokrin ein. An der Gemarkung von Marienfeld wurde der Bischof von eine Reitergruppe empfangen, die ihn ins dortige Pfarrhaus begleitete, wo er bis zum nächsten Tag verweilte.

Am 9. Januar 1872 um 8 Uhr erschien der Gemeindevorsteher von Nero zusammen mit einigen Honoratioren in Marienfeld, um Seiner Exzellenz ihre Aufwartung zu machen. Sie wurden begleitet von berittenen Neroer Schützen. Eine Stunde später erlebten die Neroer Katholiken eine freudige Überraschung. Der hierortige griechisch-orthodoxe rumänische Priester Ştefan Oprean hatte etwa 40 rumänische Männer, die beim Militär waren, versammelt und bildete aus ihnen eine Schützenabteilung. Sie marschierten in rumänischer Nationaltracht und mit der Nationalfahne vor die katholische Kirche, um den katholischen Oberhirten zu begrüßen. 

Gegen 10 Uhr verkündeten die Glocken die Ankunft des Diözesanbischofs Alexander Bonnaz. Die römisch-katholischen und griechisch-orthodoxen Priester aus der Umgebung begleiteten ihn im feierlichen Zug durch das Spalier der Schützen. Seine Exzellenz weihte zuerst das vor der Kirche stehende graue Marmorkreuz, danach folge die Einsegnung der Kirche. Sie wurde dem heiligen Nährvater Josef (Hochfest: 19. März) geweiht. Nach Beendigung der Zeremonie las der Bischof eine stille Messe auf demselben Altar, auf welchem er einst als Pfarrer von Triebswetter das heilige Messopfer dargebracht hatte. Während der Messe haben die rumänischen und deutschen Schützen Ehrensalven abgegeben. Nach der Messe hielt Domherr Josef Gettmann eine Predigt, das Te Deum wurde angestimmt, worauf der Bischof, von der Priesterschaft begleitet, unter dem Baldachin zum Pfarrhaus zog. Vor der Kirche bedankte er sich bei den rumänischen Schützen in deren Muttersprache für die ihm erwiesene Ehre. Das Kirchweihfest in Nero wurde am ersten Sonntag nach Allerheiligen gefeiert. 

Ein besonderes Ereignis fand in der Gemeinde am 4. August 1872 statt, als Martin Stecher, Neupriester, seine Primiz in Nero feierte.

Für die Kirche von Nero sind in der „Historia Domus“ viele Spender vermerkt, von denen die Wohltäterinnen Gräfin Leona Csekonics (geb. Gräfin Lipthay, Gattin des Hatzfelder Grundherrn Johann Csekonics) und Herzogin Mileva von San Marco (geb. Gräfin Nákó von Nagyszentmiklós, Grundherrin von Marienfeld und Komlosch) hervorzuheben sind. Im Mai 1899 schickte Gräfin Konstanzia Csekonics (geb. Gräfin Cziráky, Gattin des Grafen Andreas Csekonics) eine Lourdes-Statue für die Kirche. Der Altar dafür wurde im Ort angefertigt, der Altarstein war ein Geschenk der hohen Kirchenbehörde. 

Im Schematismus für 1873 wird die Zahl der Katholiken mit 624 angegeben, die der Griechisch-Orthodoxen mit 846 und die der Juden mit 8. Im Jahr 1910 setzte sich die Bevölkerung laut Schematismus unter konfessionellen Gesichtspunkten aus 540 Personen römisch-katholischen, 950 griechisch-orthodoxen, 10 griechisch-katholischen Glaubens sowie 8 Reformierten Helvetischer Konfession zusammen. Bei der im selben Jahr durchgeführten Volkszählung wurden in Nero 911 Rumänen, 478 Deutsche, 37 Ungarn und 34 Personen anderer Nationalität erfasst. 

Die neuen Glocken wurden bei Novotny in Temeswar angefertigt und am 19. März 1927, am Hochfest des heiligen Josef, von Domherr Ludwig Kayser geweiht.

1941 enden die Aufzeichnungen von Pfarrer Walaskievicz in der „Historia Domus“. Der Schematismus der Diözese Temeswar für das Jahr 1948, der letzte, der nach Installation des kommunistischen Regimes noch erscheinen konnte, verzeichnet 376 Katholiken, 1050 Orthodoxe und 19 Bewohner anderen Glaubens.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Neroer Pfarrei wieder Filiale von Marienfeld und seit 1992 wird sie offiziell als Filiale von Großsanktnikolaus geführt. Infolge der in den 1960-er Jahren einsetzenden Aussiedlung schrumpfte die deutsche katholische Gemeinde Nero immer mehr. 1992 lebten nur noch 14 Deutsche im Ort.

Es gab und gibt immer wieder Renovierungsarbeiten an der Neroer katholischen Kirche, so wie zur Zeit.

Die vor 150 Jahren errichtete katholische Kirche in Nero ist ein Wahrzeichen dieses Ortes und ein dauerhafter Zeuge des Glaubenslebens vieler Generationen Deutscher, für die Nero Heimat war.