„Komm, was auch immer kommen mag,/ Zeit und Stunde laufen durch den rauesten Tag.“ (William Shakespeare, „Macbeth“)
Der Vorname genügt – und schon wissen alle, von wem die Rede ist. Es gibt nicht viele Personen mit diesem Privileg. Zu ihnen gehört Nadia Comăneci. Wenn ihr Vorname fällt, erinnert sich nicht nur die Kunstturn-Welt an grandiose, einzigartige, fabelhafte Leistungen eines kleinen Mädchens, das mit seiner Eleganz, Grazie, Ausdauer und Willenskraft alle in ihren Bann gezogen hat. Bescheiden, zurückhaltend, schüchtern, voll konzentriert und fokussiert auf Stufenbarren, Schwebebalken, Sprung und Boden. Erst wenn sie ihre Übungen beendet hatte, huschte manchmal ein flüchtiges Lächeln über ihr hübsches Gesicht. Es drückte den Stolz aus, den sie nach einer gelungenen Landung empfand, die von Bewegungsverhalten und Muskelkraft abhängig war.
Auch viele Banater Mädchen wollten so werden wie sie, obwohl Nadia selten in diese Gegend kam. Bei einem dieser wenigen Besuche habe ich sie in Temeswar kennengelernt und für die „Neue Banater Zeitung“ interviewt. Aus jener Zeit existiert ein Foto von uns beiden.
Das Banat sollte ein paar Jahre später ihrem Leben die entscheidende Wende geben. Von hier flüchtete sie nach Ungarn, gelangte über Österreich in die USA, wo sie heute lebt und in diesem Jahr ein dreifaches Jubiläum begeht: ihren 60. Geburtstag, 45 Jahre seit der ersten Note 10 in der Turngeschichte und ihre Silberhochzeit.
Das Talent wurde ihr in die Wiege gelegt. Sie stand in Oneşti im Kreis Bacău, wo Nadia Comăneci am 12. November 1961 das Licht der Welt erblickte. Den Vornamen Nadia erhielt sie aus der Kurzgeschichte „Dunkle Alleen“ des ersten russischen Literaturnobelpreisträgers Iwan Bunin aus dem Jahre 1938, in der die ehemalige Magd Nadeshda ihrem einstigen adligen Verführer im Alter vorwirft: „Die Jugend vergeht bei jedem Menschen – aber die Liebe, das ist eine andere Sache.“ Diese Geschichte mit Zügen von Tragik und Entsagung wurde verfilmt. Nadias Eltern sahen den Spielfilm und entschlossen sich, ihre Tochter nach Nadeshda zu benennen, was im Russischen „Hoffnung“ bedeutet. Und so wurde aus Nadeshda Nadia. Die Hoffnung der Eltern hatte einen Namen erhalten.
„Niemand weiß, was er kann, bevor er’s versucht“, sagte der römische Mimenautor Publilius Syrus im 1. Jahrhundert v. Chr. Eine gute Gelegenheit dazu bot Nadia das Kunstturnen. Im Kindergartenalter von fünf Jahren fing sie damit bei AS Flacăra Oneşti an. Dort in der Moldau wurde 1968 die erste rumänische Turnschule gegründet, die später zum wichtigsten Leistungszentrum des Landes werden sollte. Damals war Nadia sieben und nur ein Jahr später nahm sie an ihren ersten nationalen Wettkämpfen teil.
Ab 1971 wurde sie von den später weltberühmt gewordenen Martha und Béla Károlyi trainiert. Sie machte schnell Fortschritte. So gewann sie mit zehn Jahren alle fünf Goldmedaillen (vier Einzel-Gerätefinals plus Mehrkampf) im Rumänienpokal für Kinder und ein Jahr später ihren ersten Landesmeistertitel bei den „Erwachsenen“. Schon mit elfeinhalb Jahren gelang ihr eine Weltpremiere: der berühmte Tsukahara-Sprung, ein Überschlag seitwärts mit einer Vierteldrehung und Salto rückwärts gehockt. 1973 errang sie bei den Internationalen Meisterschaften Rumäniens ebenfalls fünfmal Gold. Den ersten ausländischen Erfolg verbuchte sie 1974 beim Freundschaftspokal in Gera, wo sie Mehrkampfsiegerin wurde.
Nadias internationaler Stern ging bei den Europameisterschaften 1975 im norwegischen Skien auf, an denen 20 Länder teilnahmen. Dank ihr konnte die rumänische Auswahl erstmals Goldmedaillen im Turnen gewinnen. Es war fast ein Alleingang von Nadia: Gold im Mehrkampf, Sprung, Stufenbarren und Schwebebalken sowie Silber am Boden. Rumänien belegte Rang eins im Medaillenspiegel. Mit dreizehneinhalb Jahren war Nadia jüngste EM-Mehrkampfsiegerin aller Zeiten.
Unsterblich wurde sie ein Jahr später bei den Olympischen Sommerspielen im kanadischen Montreal. Unter der Überschrift „Die 10 ist eine Zicke“ schrieb der bekannte Kolumnist Oskar Beck 2016 in den „Stuttgarter Nachrichten“: „Nadia Comăneci stieg an jenem 18. Juli 1976 in Montreal in die von einem großen US-Magazin verwaltete Göttergalerie der 100 wichtigsten Frauen des 20. Jahrhunderts auf.“ Ebenso ins berühmte Guinness Buch der Rekorde. Beck weiter: „Die 14-jährige Rumänin hüpfte in Montreal glücklich vom Stufenbarren – und traute beim Aufleuchten der Wertung ihren Augen nicht. Eine glatte Eins ist perfekt in der Schule. Aber im Turnen bei den Olympischen Spielen ist eine glatte Eins der perfekte Grund, Rotz und Wasser zu heulen, aus der Halle zu rennen und auf die Peitschenhiebe des Trainers zu warten. Die kleine Nadia war völlig verwirrt. Eines der rumänischen Mädchen sagte: ‚Sie meinen eine Zehn, aber der Computer kriegt es nicht hin.‘ Dann, endlich, wurde der grässliche Irrtum korrigiert – und die Sportgeschichte hatte ihren magischen Moment. 10,0 rief der Lautsprecher. Die erste perfekte Zehn. Ein Wunderkind hatte das Unmögliche vollbracht. Jahre danach traf die Göttliche den Chef der Firma, welche die Anzeigetafel damals gebaut hatte, und der verriet ihr: ‚Zwei Monate vor Montreal hatten wir dem Turnverband Modelle mit zwei Stellen vor dem Komma angeboten. Aber alle winkten ab. Nicht nötig, kein Mensch bringt es fertig, eine 10 zu turnen.‘ Denn der Widerstand der 10 war zäh. Wie eine Zicke hat diese Zahl sich geziert nach dem Motto: Mich kriegt nicht jeder. Die 10 war Besseres gewohnt als eine kleine Rumänin, die 10 war eine verwöhnte Diva – sie hatte bis dahin den Königen des Fußballs den Rücken verschönt.“ Wie jenen des donauschwäbischen Zauberkünstlers Ferenc Puskás (Purczeld), des dreifachen brasilianischen Weltmeisters Pele, der argentinischen Hand Gottes Diego Maradona und des Karpatenmaradona Gheorghe Hagi.
Später erzählte Nadia lachend: „Nach Montreal hat die Firma vor den Wettkämpfen den Veranstalter immer gefragt, ob ich dabei bin – sie nahmen dann die größere Anzeigetafel.“
Bei der Olympiade in Kanada bekam Nadia insgesamt siebenmal die Note 10, holte dreimal Gold, je einmal Silber und Bronze. Mit der höchsten Punktzahl 20 am Stufenbarren stellte sie einen absoluten Rekord auf. Der Stern, der ein Jahr zuvor bei den EM in Norwegen aufgegangen war, strahlte jetzt heller als je zuvor. Nadia wurde zur Turn-Fee, die die Welt verzaubert hat, und 1976 zu Europas Sportlerin des Jahres gewählt.
Kein Wunder, dass sie mit dem höchsten Orden der Rumänischen Kommunistischen Partei „Held der sozialistischen Arbeit“ ausgezeichnet wurde – als jüngste Rumänin und einziger Sportler überhaupt. Überreicht wurde er von Staatschef Nicolae Ceauşescu höchstpersönlich. Er hatte sich in der Sitzung des Politischen Exekutivkomitees der Partei genau ein Monat nach Nadias erster Zehn durchgesetzt, obwohl der hohe Würdenträger Leonte Răutu wegen ihres Alters von nur 14 Jahren Bedenken hatte. „Nicht das Alter entscheidet, sondern die Leistung“, so Ceauşescu. „Ich besitze die Auszeichnung immer noch. Sie ist aus Gold“, sagte Comăneci. Die Ordensträger genossen Steuerfreiheit.
In jener Zeit dürfte der berüchtigte Geheimdienst Securitate mit der Beobachtung von Nadia begonnen haben. Denn für Diktator Ceauşescu war sie das beste Mittel zum Zweck. Durch ihre Erfolge konnte er die Überlegenheit des kommunistischen Systems demonstrieren. Deshalb durfte ihr kein Haar gekrümmt werden. Es galt, alles zu verhindern, was ihrer Gesundheit hätte schaden können: Unfälle, Entführungen, Attentate.
Ceauşescu hatte wegen Nadias Erfolgen einen Narren am Kunstturnen gefressen. Er schaute sich alle Wettkämpfe im Fernsehen an, und wenn etwas nicht nach seinem Wunsch lief, flippte er völlig aus. Wie 1977 bei den Europameisterschaften in Prag, wo er die Benotung Nadias beim Sprung bemängelte. Deshalb gab er den Befehl, dass sich die rumänische Mannschaft zurückziehen muss. Ein Skandal, der die Turnwelt erschütterte. Aber auch Ceauşescus Frau Elena mischte mit. Sie plante, wie viele Medaillen gewonnen werden mussten. Bei Nadia sprach sie von „ungefähr zwei bis drei Goldmedaillen“ pro Meisterschaft.
Ein schwieriges Unterfangen. Denn ein Jahr wie 1976 ließ sich nicht mehr überbieten. Nadia wurde älter, größer – und schwerer. Bei den WM 1978 in Straßburg fiel sie vom Stufenbarren. Zwei Jahre später nahm sie an den Olympischen Spielen in Moskau teil, wo sie am Boden und Stufenbarren siegte. Bei ihren zwei Olympiateilnahmen gewann sie neun Medaillen, davon sechs aus Gold und drei aus Silber. Die erfolgreichste rumänische Olympiabilanz aller Zeiten!
All ihre Erfolge aufzuzählen würde den Rahmen dieser Kolumne sprengen. Sie hat insgesamt 25 Medaillen bei Olympiaden, Welt- und Europameisterschaften errungen, davon 16 aus Gold. Und alle sind vor Diebstahl geschützt. „Sie befinden sich in einem Banksafe“, verriet Nadia.
Vor der Sommerolympiade 1984 beendete Comăneci ihre glanzvolle Karriere. Ausgelöst durch den Beschluss des Regimes, sie nicht mehr ins Ausland reisen zu lassen. Drei Jahre zuvor hatten sich ihre Trainer Martha und Béla Károlyi, die Nadia zehn Jahre lang trainiert und für all ihre Erfolge verantwortlich waren, in die USA abgesetzt. Das wollten die Kommunisten im Falle von Comăneci unbedingt verhindern.
1984 absolvierte sie das Institut für Körpererziehung und Sport in Bukarest und wurde Nationaltrainerin der Juniorinnen, ein Jahr zuvor auch Kampfrichterin. Als Auswahltrainerin traf ich Nadia am 18. November 1987 in Temeswar, wo in der Olympiahalle die Endphase des Landeswettbewerbes für Junioren stattfand. Ich erinnere mich noch ganz gut an unsere einzige Begegnung. Nadia war so, wie ich sie vom Fernsehen her in Erinnerung hatte – voller Anmut und mit einem gewinnbringenden, spitzbübischen Lächeln. Ich interviewte sie für meinen damaligen Arbeitgeber „Neue Banater Zeitung“. Gut gelaunt stand Nadia Rede und Antwort. Das Interview trug den Titel „Für Heiraten habe ich noch Zeit“. Auf meine Frage, ob sie ihr Herz schon vergeben habe, antwortete sie keck: „Das geht niemand etwas an.“ Als ihr Lieblingsgerät bezeichnete sie den Schwebebalken und als ihre Lieblingsmedaille – man höre und staune – nicht jene mit der ersten Zehn der Sportgeschichte am Stufenbarren, sondern die drei Jahre später bei den Weltmeisterschaften im texanischen Fort Worth im Mannschaftswettbewerb errungene Goldmedaille. „Weil es das erste WM-Gold einer rumänischen Turnauswahl war“, erklärte sie.
Zwei Jahre und zehn Tage nach dem Interview flüchtete Nadia Comăneci in der Nacht vom 27. auf den 28. November 1989 aus dem Banat über Ungarn und Österreich in die USA. Während der Recherche hat sich mein Eindruck verstärkt, dass es eine perfekt inszenierte Flucht war, deren Details bis heute von allen Beteiligten verschleiert werden. Genauso wie 32 Jahre nach dem Umsturz in Rumänien dessen Hintergründe immer noch nicht geklärt sind. Alle schweigen. Auch Nadia hat bis heute keine Details ihrer Flucht genannt. „Ich wollte ein besseres Leben führen“, nannte sie als Grund. Obwohl sie als Star zu den Privilegierten des kommunistischen Systems gehörte, genauso wie die Eiskunstläuferin Katarina Witt aus der ehemaligen DDR, die im Gegensatz zu Nadia heute noch dazu steht.
Die Flucht von Comăneci gleicht einem Agententhriller. Mal hieß es, abtrünnige Securitate-Agenten hätten ihr geholfen, dann der US-Geheimdienst CIA, was als wahrscheinlicher gilt. Eine dubiöse Geschichte. Bis zu meinem Interview mit ihr war sie nur zweimal in Temeswar, damals zweitgrößte Stadt Rumäniens, die ihr wegen „der vielen Grünanlagen und gastfreundlichen Menschen“ sehr gut gefallen hat. Um nur zwei Jahre später im Vorfeld ihrer Flucht innerhalb kürzester Zeit gleich mehrmals in Großsanktnikolaus und Tschanad aufzutauchen, wo sie angeblich Bekannte besuchte und Partys feierte. Wohlgemerkt: In einer Grenzzone, in der jeder streng kontrolliert wurde. Ich kenne das aus meiner Lyzeumszeit in Hatzfeld. Doch niemand hat sich gefragt: Was sucht eine solch hochkarätige Prominente plötzlich in Ortschaften, die schon damals nicht der Nabel der rumänischen Welt waren?
In Tschanad wurde ein Schwein geschlachtet und am Vorabend ihrer Flucht im Haus eines Schafhirten Sautanz gefeiert – mittendrin Nadia und der Milizchef des Ortes sowie eine Gruppe Volksmusikanten. Unglaublich, aber wahr! Ebenfalls mit dabei zwei Exilrumänen aus den USA, die in Autos mit Wiener Kennzeichen ins Banat gekommen waren. Der Schafhirte mit Pelzmantel und Lammfellmütze führte Nadia und fünf andere Personen auf der Gemarkung des Dorfes Pordeanu (deutsch: Porgau) bei Altbeba problemlos über die Grenze. Nicht überliefert ist, ob er auch seinen Hirtenstab mithatte.
Von Ungarn fuhren die Exilrumänen Nadia nach Österreich zur amerikanischen Botschaft in Wien. Diese organisierte nur zwei Stunden (!) später einen Flieger, der sie in die USA brachte. Am 1. Dezember 1989, also vier Tage nach ihrer Flucht, landete sie auf dem Kennedy-Flughafen in New York, wo sie von zwei Agenten des Diplomatic Security Service in Empfang genommen wurde.
Alles war ruckzuck gegangen. Demnach spricht viel für eine Verwicklung der CIA, um dem Image des Diktators Ceauşescu einen weiteren schweren Schlag zu versetzen nach jenem durch den hochrangigen Geheimdienstoffizier Ion Mihai Pacepa, der 1978 in den Westen geflohen war. Gut möglich, dass Nadias Flucht im Kontext der antikommunistischen Umwälzungen organisiert wurde. Knapp drei Wochen nach ihrem Grenzübertritt wurde Ceauşescu gestürzt.
Ioan Haţegan, ein bekannter Temeswarer Historiker, der in Tschanad geboren ist und die Monographie des Ortes geschrieben hat, meint: „Die Wahrheit ist bekannt, wird aber nicht gesagt, um Nadia zu schützen. Dass ihr geholfen wurde, ist klar. Ihre Flucht war erwünscht. In Tschanad sind viele Menschen in diese Geschichte verwickelt.“
Nach ihrer Ankunft in den USA beherrschte Nadia wochenlang die Schlagzeilen und wurde auf dem Präsentierteller herumgereicht. Bei der ersten Talkshow mit ihr im Fernsehsender CBS gab’s eine Überraschung. Der ehemalige amerikanische Kunstturner Bart Conner kam mit einem roten Rosenstrauß ins Studio. Nadia und er hatten sich 1976 beim Amerikacup in New York kennen-, aber nicht lieben gelernt. Der zweifache Olympiasieger kümmerte sich fortan rührend um sie. Und aus Freundschaft wurde Liebe.
1994 kam Nadia erstmals auf Besuch nach Rumänien. Mit dabei ihr Verlobter Conner. Zwei Jahre später heirateten sie in Bukarest. Die Hochzeitsfeier fand am 27. April 1996 mit 700 Gästen im Snagov-Palast statt. Trauzeugen waren der damalige rumänische Ministerpräsident Adrian Năstase mit Ehefrau Dana. Auf den Straßen jubelten 10000 Menschen dem Brautpaar zu. Viele waren nicht zur Arbeit gegangen, um es zu sehen.
Vor Bart Conner soll es einen anderen Mann in Nadias Leben gegeben haben – Diktatorensohn Nicu Ceauşescu, was von Nadia vehement bestritten wird. Im französischen Dokumentarfilm „Die Gymnastin und der Diktator“ von 2016 sagte sie: „Ich hatte keine Beziehung zu Nicu.“
Nadia und Bart leben in Norman (123000 Einwohner) im US-Bundestaat Oklahoma, wo sie eine Turnakademie und mehrere Läden besitzen sowie eine Turnzeitschrift herausgeben. Sohn Dylan Paul kam 2006 zur Welt. An seiner Taufe nahmen unter anderen Placido Domingo, Arnold Schwarzenegger und George Clooney teil.
Nadia und ihre Familie lassen es sich gutgehen in den USA und handhaben es so, wie der italienische Philosoph Tomasso Campanella im Mittelalter sagte: „Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum“. Für ihre Erfolge bekommt Comăneci vom rumänischen Staat eine monatliche Sonderrente von 3100 Dollar.
Bei all den phänomenalen Leistungen von Nadia darf nicht vergessen werden, dass auch Rumäniendeutsche zum Ruhm des rumänischen Turnens beigetragen haben wie die Banater Schwäbin Gertrude Emilia Eberle aus Arad, die 1979 WM-Gold mit der Mannschaft gewann. Ich habe Trudi 1985 für die NBZ interviewt. Im Mai 1989 floh sie nach Ungarn und gelangte später in die USA, wo sie mit ihrem Mann Frank Kollar und dem gemeinsamen Sohn in Kalifornien lebt. Dem rumänischen Goldteam bei der WM 1979 gehörte auch die Hermannstädterin Melitta Rühn an. Lange vorher hat die Siebenbürger Sächsin Uta Schland mit Rumänien bei Olympia 1956 in Melbourne und 1960 in Rom Bronze errungen.
Der Name von Nadia Comăneci wird für immer mit Montreal 1976 verbunden bleiben. Das sieht sie genauso: „Ich bin selbst überrascht, weil mir nicht klar war, dass das so lange anhält. Je erfahrener ich werde, desto mehr kann ich wertschätzen, was ich damals geleistet habe. Es wird viel wertvoller, weil ich das aus einem anderen Blickwinkel erlebe.“
Während einer Rundreise durch Kanada vor sieben Jahren besuchten wir Montreal – und machten am Olympiastadion halt. Meine Gedanken flogen blitzschnell in die Vergangenheit zurück. Sie landeten bei einem kleinen Mädchen, das damals im zehn Kilometer entfernten Montreal Forum die große Welt im Handstreich erobert hat. Und das zu einer lebenden Legende geworden ist. Ihre Eltern hatten den richtigen Vornamen für sie ausgewählt: Nadia von Nadeshda. Die Hoffnung ist in Erfüllung gegangen. Der Kreis hat sich geschlossen.
Kommen Sie gut durch die Zeit!