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Der tote Baron kommt ins UTA-Stadion

Im Herbst wird eine lebensgroße Statue des Barons Franz von Neumann im Arader UTA-Stadion, das seinen Namen trägt, Platz nehmen. Quelle: Huc Cristian, Suporter Club UTA

Baron Franz von Neumann. Quelle: https://arad360.ro

Ohne ihn würde es den Fußballklub UTA Arad nicht geben. Er hat ihn vor 76 Jahren gegründet und zu einem der erfolgreichsten in Rumänien gemacht. Obwohl Baron Franz von Neumann seit 25 Jahren tot ist, kommt er ins Stadion, das seinen Namen trägt. Ein Stammplatz ist bereits für ihn reserviert – auf der Gegengeraden, Sektor N, Reihe 7, Platz 2. Der Adelige wird in einem Kostüm aus feinem englischem Zwirn in der Arena sitzen. Er hatte früher in England studiert und sich in Arsenal London verliebt. Zurück in Arad, gründete er UTA nach dem Vorbild des britischen Traditionsklubs.

Im Herbst nimmt aber nicht der echte Baron im Stadion Platz, sondern seine Statue. Sie wird in Lebensgröße und aus Bronze sein, 25000 Euro kosten, bezahlt von der Stadt Arad. Eine nette Geste für einen ganz Großen, der breitbeinig durchs Leben ging.

Viel weniger stabil und selbstbewusst treten seine jetzigen Nachfolger auf. Zwei wegen Bestechung Angeklagte sind aus dem UTA-Vorstand geflogen. Vom Präsidenten selbst war noch nie etwas zu hören oder zu sehen. Dafür hat jemand ohne offizielle Funktion im Verein das Sagen. Die Arader Medien bezeichnen ihn als „Vater“ oder „Mentor des Projektes UTA“. Das verstehe, wer will oder kann. „Verstehen ist Slalom durch Irrtümer“, schrieb der Journalist Manfred Hinrich.

Die Statue des Barons soll auf einem Sitz gut sichtbar für alle Zuschauer platziert werden. Sie wird lächeln, weil der Adelige zu Lebzeiten ein lustiger Mensch mit viel Humor war. Gut, dass er nicht schon letzte Saison in die Arena zurückgekehrt ist. Sonst wäre ihm bei so vielen UTA-Heimniederlagen wie nie in der 1. Liga das Lachen vergangen. Wehe, wenn sich so was wiederholen sollte! Dann dürfte es den Baron nicht mehr auf seinem Platz halten...

Insgesamt setzte UTA in der vergangenen Meisterschaft in 39 Punkt- und zwei Pokalspielen 34 Fußballer ein. Das waren drei Mannschaften. Viele Spieler für wenige Punkte: 1,29 pro Partie. „Ein Punkt ist wie leere Hände“, meinte der frühere KSC-Manager Rolf Dohmen. Zum Sterben zu viel, zum Leben zu wenig. Dazu passt der folgende Witz. Der Trainer von UTA wird nach dem Einkauf an der Supermarktkasse gefragt: „Sammeln Sie Punkte?“ Er antwortet: „Nein.“

Trotzdem schrieb die Arader Presse von der besten Erstliga-Platzierung seit 46 Jahren. Um es mit Trainer Felix Magath zu beschreiben: „Das war europäische Weltklasse.“ So etwas gibt’s genauso wenig wie diese beste Platzierung. Denn: Von den 46 Jahren war UTA nur zehn Jahre lang erstklassig, aber 36 nicht. So lügt man sich in die eigene Tasche. Wie sagte der britische Politiker Winston Churchill: „Ich traue keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe.“

Die Geldschatulle wie früher kann der Baron zum Leidwesen von UTA nicht mehr öffnen. Der Verein musste in der abgelaufenen Spielzeit mit einem Etat von drei Millionen Euro auskommen. Genauso viel oder wenig wie die Stuttgarter Kickers. Nur spielen die nicht wie UTA im Ober-Haus, sondern in der Ober-Liga. Das ist die 5. Liga in Baden-Württemberg. Viel tiefer geht’s nicht mehr. Für die Kickers, nicht für die alte Dame UTA.

Die unterzieht sich gerade einer Frischzellenkur für die Mitte Juli beginnende Saison. Und trennte sich von elf Spielern, einer kompletten Mannschaft. Dadurch ist kein einziger Arader mehr im Aufgebot. Aber: UTA ohne Arader ist wie 2. Bundesliga ohne HSV...

Es könnte sein, dass Franz von Neumann in der in elf Tagen beginnenden Meisterschaft die wegen Bestechung Angeklagten noch im Stadion sehen wird. Ihr Prozess vorm Gericht in Suceava wurde bisher nicht terminiert. Sie ahnten nicht, welchen Beruf der zu bestechende Schiedsrichter ausübt. Sonst hätten sie die Finger davon gelassen. Er ist Polizist! Da sollte der Bock zum Gärtner gemacht werden. Der Ordnungshüter meldete den Bestechungsversuch seinen Vorgesetzten. Die Antikorruptionsbehörde nahm die Verdächtigen ins Visier, hörte ihre Gespräche ab, filmte und überführte sie nach vierjährigen Ermittlungen.

Jetzt hat die Justiz das letzte Wort. Bei einem Schuldspruch droht UTA der Rausschmiss aus Liga 1. Und mit der guten Laune des Adeligen dürfte es vorbei sein. Sollten die Angeklagten freigesprochen werden, könnte er es mit dem früheren Leverkusener Manager Reiner Calmund halten. Der sagte: „Mir ist ein Felsen vom Körper gefallen.“ Beim Baron wäre es Bronze statt Felsen...