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Zweihundertjahrfeier filmisch dokumentiert

Schwäbische Mädchen in Festtracht

Historischer Festwagen. Die sechtsteilige Ansichtskartenreihe „Vom Schwabenfestzug in Temesvar (9. September 1923)“ wurde vom Kulturamt des Verbandes der Deutschen in Großrumänien herausgegeben. Je drei Aufnahmen stammen von den bekannten Temeswarer Fotografen Josef Szenetra und Josef Kossak. Karten aus der Sammlung des Autors

Festmesse auf dem Domplatz

Im Jahr 1923 fand in Temeswar die große Zweihundertjahrfeier der Ansiedlung der Deutschen im Banat statt. Darüber hat der Tübinger Historiker Josef Wolf geschrieben, auch in dieser Zeitung. Ausführlich dokumentiert und analysiert wird die Feier in Wolfs Aufsätzen „Die Zweihundertjahrfeier der Ansiedlung 1923 im Spannungsfeld zwischen Politik und Erinnerungskultur“ (in: Banatica. Beiträge zur deutschen Kultur, XII. Jg., 1995, Heft 3, Seite 8-30) und „Selbstrepräsentation und Festkultur. Zur Identitätsbildung der Banater Deutschen 1918-1925“ (in: Rudolf Gräf / Daniela Stanciu (Hrsg.): Loyalitätswechsel und institutioneller Wandel. Die regionalen deutschen Minderheiten in Rumänien 1918-1928, Klausenburg 2018, Seite 271-371). Letztere Arbeit untersucht diese Feier im Kontext anderer identitätsstiftender Veranstaltungen im Banat. Beide Arbeiten stützen sich auf Presseberichte der Zeit, die Archivbestände der Organisatoren dieser einzigartigen Großveranstaltung, die Deutsch-Schwäbische Volksgemeinschaft, sind nicht auffindbar. 

In zwei Jahren steht der 300. Jahrestag der Ansiedlung der Vorfahren der Banater Schwaben an. Dies gilt aber nur dann, wenn wir den Organisatoren der Veranstaltung von 1923 folgen. Diese hatten eine Entscheidung des ungarischen Reichstages von 1723, dünn bewohnte Güter zu besiedeln, als rechtliche Geburtsstunde der Ansiedlung zwecks Begründung der Veranstaltung herangezogen. Tatsächlich hatte die Ansiedlung schon früher eingesetzt. Was aber unumstößlich näher rückt, ist der 100. Jahrestag der großen Zweihundertjahrfeier in Temeswar, an der sich damals bis zu 60000 Banater Schwaben beteiligt haben sollen. Das alles kann und sollte nachgelesen werden.

Die beiden Jahrestage lenken mit dem entsprechenden zeitlichen Vorlauf den Blick auf eine Besonderheit im Zusammenhang mit diesen Ereignissen. Es ist ein wichtiges Dokument in unserem medialen Zeitalter, leider bis heute verschollen: der Film von der Zweihundertjahrfeier. Ja, dieses große Ereignis wurde als Film dokumentiert. Er wurde im Banat gezeigt, in Deutschland vorgeführt, ebenso in den USA. Jetzt folgt ein Aber: Er ist bis heute nicht mehr aufgefunden worden. Unternehmen wir einen neuen Anlauf, um ihn vielleicht doch noch zu finden. Journalisten, Forscher in Archiven, Kontaktpersonen in den USA, sie alle sind uns willkommen, um vielleicht doch noch das Unmögliche möglich zu machen, nämlich den Film wiederzufinden. 

Eine erste Hilfe bei der Suche stellt die zwölf Seiten schmale Broschüre „Erläuterung zum Film: Die Zweihundertjahrfeier der Schwaben im Banat 1723 -1923“ dar. Sie wurde 1923 in der Druckerei „Der Land-bote“ in Temeswar gedruckt. Aus der Schrift geht hervor, dass die Filmaufnahmen und die Ausarbeitung des Films durch die Firma I. Basil & Cie in Temeswar im Auftrag der Deutsch-Schwäbischen Volksgemeinschaft vorgenommen wurden. Über die Firma selbst ist nur bekannt, dass sie ihren Sitz in der Griselini-Straße 1 in Temeswar hatte. Die Straße zu Ehren des italienischen Gelehrten Franceso Griselini (1717-1787) durfte ihren Namen auch während der grünen und roten Diktatur behalten. Die Firma betrieb einen Fachhandel für die Kinoindustrie, vertrieb komplette Kino-Einrichtungen, unterhielt ein Filmlabor und machte Filmaufnahmen. 

In Temeswar selbst gab es zu dieser Zeit schon zwei Kinos, eines 1907 am Boulevard König Ferdinand in der Inneren Stadt erbaut, mit einem Sommergarten, in etwa auf dem Platz des heutigen „Capitol“, und eines, „Apollo“, am Boulevard Königin Maria in der Fabrikstadt. Erbaut wurden sie von Josef Ecker jun. und Georg Pflum auf städtischen Grundstücken. Dafür mussten sie 25 Prozent des Bruttoertrages an den städtischen Armenfonds abgeben. Die Einnahmen sprudelten so gut, dass die Stadt nach zehn Jahren die Kinos käuflich erwarb und selbst „Jugendvorstellungen, Erzählnachmittage, wissenschaftliche Vorträge mit Bildern“ organisierte, so Alt-Bürgermeister Josef Geml (1858-1929) in seinem Werk „Alt-Temeswar im letzten Jahrhundert 1870-1920“. Sozialpolitik – arme Schüler, Waisenkinder, verwundete Soldaten hatten freien Eintritt – und Kulturpolitik ergänzten sich. Bis zu 30000 Besucher verzeichneten die beiden Kinos in einem Jahr. Die erste Filmvorführung in Temeswar fand übrigens am 11. Januar 1897 im Redoutensaal (heute Saal des deutschen und des ungarischen Theaters) statt. Franz Liebhard (das ist Robert Reiter) hatte 1970 zum ersten Mal in der „Neuen Banater Zeitung“ in Temeswar ausführlich darüber geschrieben. Für Geml waren die Kinos „volkserziehende Kulturstätten“. In diesen beiden Kinos wird am 13. Januar 1924 zum ersten Mal der Film „Die Zweijahrhundertfeier der Schwaben im Banat“ vorgeführt, um 10.30 Uhr im Kino in der Inneren Stadt und um 11.00 Uhr im „Apollo“ in der Fabrikstadt. Die Eintrittskarten kosteten im Vorverkauf zwischen fünf und zwanzig Lei. 

Die eingangs erwähnten Erläuterungen vermitteln wichtige Hinweise zu den Bildaufnahmen. Es ist davon auszugehen, dass sie bei jeder Aufführung vorgetragen wurden. Die beiden zentralen Bereiche des Films sind die Festversammlung am 8. September 1923 im städtischen Sommerkino und der Festzug am folgenden Tag. Nach einer kurzen historischen, anlassbezogenen Einleitung im Stil der Zeit wird der Domplatz mit der Domkirche als würdiger Rahmen für die Feierlichkeit gezeigt. Es folgen der Hinweis auf Adam Müller-Guttenbrunn (1852-1923), der in diesem Jahr in Wien verstorben war, und Bilder aus Guttenbrunn. Ein alter Bauer mit einem Holzpflug, ein Eisenpflug mit Egge, sodann ein Motorpflug sollen den landwirtschaftlichen Fortschritt zeigen. Danach werden die Persönlichkeiten der Banater Schwaben im Volksrat der Volksgemeinschaft, die deutschen Parlamentarier in Rumänien, der Schwäbische Landwirtschaftsverein unter Prälat Franz Blaskovics (1864-1937) vorgestellt. Die Zusammenarbeit mit den Siebenbürger Sachsen wird durch den Handschlag von Dr. Kaspar Muth (1876-1966), dem Obmann der Schwäbischen Volksgemeinschaft, und dem siebenbürgisch-sächsischen Abgeordneten Rudolf Brandsch (1880-1953) unterstrichen. Ebenso werden der Abgeordnete Dr. Hans Otto Roth (1890-1953), der Präfekt des Komitats Temesch-Torontal Dr. Iuliu Coste (1876-1967) und der Bürgermeister vor Temeswar Dr. Lucian Georgevici (1875-1940) vorgestellt, die bei der Feier zugegen waren.  

Die von „Tausenden besuchte“ Festversammlung wurde „bei prachtvollem Spätsommerwetter“ vom Bergknappenchor aus Steierdorf mit der „Königshymne“ eingeleitet, es folgte das Lied „Das ist der Tag des Herrn“. Eröffnet wurde die Versammlung von Kaspar Muth, nach ihm sprach Präfekt Iuliu Coste: „Das rumänische Volk kennt die vornehmen Eigenschaften des deutschen Volkes. Ich wünsche im Namen der Regierung Glück und Gedeihen.“ Abgeordneter Dr. Franz Kräuter (1885-1969) zeichnete ein Bild der Heimatfindung durch den „großen, deutschen Friedhof, der Banat heißt“. „Wir haben in diesem Boden Wurzeln geschlagen durch unsere Toten“, sagte Kräuter. Senator Karl von Möller (1876-1943) trug sein „Schwäbisches Nibelungenlied“ vor, das Kolonistenschicksal wird überhöht und verklärt. Grußbotschaften kamen von den Siebenbürger Sachsen, aber auch von den Deutschen in Estland, den Schwaben in Amerika, die ebenfalls vertreten waren. Letztere, in Amerika zu Wohlstand gelangt, überreichten durch Herrn Schock aus Detroit einen Scheck in Höhe von 400 Dollar für schwäbische Schulzwecke. Mit „Heil dir mein Heimatland“, der damaligen Hymne der Deutschen in Großrumänien, „von allen Anwesenden stehend gesungen“, fand die Festveranstaltung ihren Abschluss. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden diese Hymne von den Banater Schwaben in Deutschland weiterhin gesungen, sie wurde im Laufe der Jahre zu ihrer Hymne. Und sie vereint auch 100 Jahre später, ob bei der HOG-Tagung in Frankenthal oder beim Heimattag in Ulm, die Vertreter und Angehörigen aller Heimatorts-gemeinschaften aus dem Banat oder den Kreisverbänden in Deutschland. 

Aufschlussreich beschrieben wird in der Broschüre der Festzug, an dem mehr als 50000 Menschen teilgenommen haben. Im Urteil fremder Gäste soll er dem Festzug beim Münchner Oktoberfest „ebenbürtig zur Seite“ gestanden sein. Die Zahlen sind imposant: 40 Musikkapellen, 30 Gesangvereine, 100 Gemeinden beteiligten sich an dem Zug. Angeführt wurde er von der Orzydorfer Musikapelle, der eine Reitergruppe mit 400 Reitern folgte. Die Ortsgemeinschaft Marienfeld stellte eine Einwanderergruppe auf mit Bauernwagen aus dem 18. Jahrhundert, Szenen aus dem Alltag, Personen in „altschwäbischer Tracht“. Vertreten war die Temeswarer Bürgerschaft mit einer „Biedermeier-Gruppe“ als Hochzeitgesellschaft mit blumengeschmückten Hochzeitskutschen. Die Gruppe wird als ein „Märchen aus vergangenen Tagen“ beschrieben.

Es folgten Gesangvereine, angeführt vom Hermannstädter deutschen Männergesangsverein mit Fahnen und Standarten, „ethnographische Gruppen“ und Bauernkapellen. Namentlich erwähnt werden die Neuarader, welche ihre Trachten während der 50 Kilometer langen Wagenfahrt nach Temeswar vorsichtig in den Händen gehalten haben sollen, um sie nicht zu zerdrücken; Beachtung finden die „dicken Silberknöpfe“ an den Westen der Männer. Aus Keglewichhausen kam die Jugend „in Zweierreihen“, die Mädchen „in halbstädtischen, lichten Seidenkleidern“. Liebling beteiligte sich mit 700 Personen, einem Brautzug, dem der evangelische Pfarrer Michael Wolf voranschritt. Ihm folgte „der Ortssitte gemäß allein die Braut“. Eine weitere Gruppe bildeten der deutsche Sportklub „Rapid“ und die schwäbischen Hochschüler. Ihnen folgten die Neupetscher mit Festwagen und Festgruppen, die „wohl zu den schönsten des ganzen Festzuges zählten“. Erwähnt wird ein Schnitterwagen, das Schützenkorps der Gemeinde „in malerischer Tracht“, eine lustige Kirchweihgruppe. Fast die gesamte Einwohnerschaft von Neupetsch soll sich am Festzug beteiligt haben. 

Die Guttenbrunner, die mit 1200 Personen an den Feierlichkeiten teilgenommen haben, hielten auf einem Festwagen ein Bild von Adam Müller-Guttenbrunn hoch, der im gleichen Jahr verstorben war. Sein Sohn Roderich Müller-Guttenbrunn zählte zu den Besuchern der Feier in Temeswar. Kleine Modelle der Ulmer Schachteln, auf Räder gestellt, führten die Bürger von Sackelhausen mit. 2000 Ortsbewohner sollen an den Feierlichkeiten teilgenommen haben. Sie neckten die „Herrischen“ in der Stadt mit einer Tafel, auf der „Staadbahn“ stand, womit sie die langsame Fahrt der Bahn aufs Korn nahmen. 

Auf dem Domplatz standen verschiedene Festwagen, wie die Winzerwagen der Bakowaer und Bruckenauer, ein Maiswagen der Warjascher, ein Schnitterwagen der Jahrmarkter. Temeswarer Gewerbetreibende hatten Erzeugnisse ihrer Werkstätten ausgestellt. Die müden Festzugsteilnehmer stärkten sich „mit den mitgebrachten Lebensmitteln“, die „durstigen Seelen“ labten sich am Brunnen. 

Die Festmesse auf dem Domplatz unter freiem Himmel hielt der Apostolische Administrator der Diözese Augustin Pacha. Zitiert werden folgende Sätze: „Herr und Gott! Nach Deinem ewigen Ratschlusse sind wir seit zweihundert Jahren hier und wenn Du willst, wollen wir da verbleiben. Was wir durch der Ahnen Schweiß und Arbeit ererbt haben, das wollen wir ehrlich behaupten und unseren Mindern und Kindeskindern vererben“. Zum Ende der Festmesse rief Senator Karl von Möller die Festversammlung auf, „sich durch Taten der schweren Opfer der Väter würdig zu erweisen“. Die evangelischen Gläubigen waren in der evangelischen Kirche. 

Es folgen Aufnahmen vom Volksfest im Temeswarer Scudierpark, von den „Temeswarer Notabilitäten“, erwähnt wird auch eine „Schwarzwäldergruppe“.

Weil auch ein Eindruck vom Alltag der Banater Schwaben, von ihrem Schaffen in den Dörfern und Städten vermittelt werden sollte, folgen Aufnahmen aus einzelnen Gemeinden. In Lenauheim wird das Geburtshaus von Nikolaus Lenau gezeigt, in Lovrin die Bauernwirtschaft Pauli und die Ziegelei. Es gibt Bilder eines Familienausfluges auf dem Flußdampfer „Banat“ auf dem Bega-Kanal. Aufnahmen aus Saderlach zeigen die Hutweide, einen Bauern, der mit Familie und Gesinde in der Früh mit Wagen auf sein Feld fährt, und ein Kirchweihfest mit Trachtenpaaren und der Feuerwehr, die eine Übung abhält. In Warjasch werden der Hof des Landwirts Franz Reb gezeigt, der maschinelle Drusch des Getreides, das „mannshohe“ Maisfeld, auf dem eine Rekordernte von 25 Meterzentnern pro Joch erzielt wurde. Gezeigt wird das Kriegerdenkmal, erinnert wird an die Wiener und Württemberger Kinder, die seit Jahren in vielen schwäbischen Gemeinden gastfreundlich über den Sommer aufgenommen wurden. Letztere werden in Perjamosch „bei Lautenspiel“ gezeigt, und, sie darf nicht fehlen, die Marosch, die zum Baden einlädt. Von Warjasch ging es nach Deutschsanktpeter, wo am Kirchweihtag die Gäste aus den Nachbargemeinden, „oft in vierspännigen Wagen“, heranziehen. Mit Aufnahmen vom Kirchweihfest in Neupetsch und den Versen des österreichischen Dichters Johann Nepomuk Vogl (1802-1866) „Ob höh`rer Glanz und Schimmer / Die Fremde gleicht erhellt, / Die Heimat bleibt doch immer/ Der schönste Fleck der Welt!“ enden Film und Begleitheft.

Soweit die „Erläuterung zum Film“. Angaben zur Zahl der teilnehmenden Personen und der beteiligten Gemeinden variieren in der Berichterstattung der Presse und den Erinnerungen der beteiligten Personen. Über die Archive des Initiators des Festes, des Bundes deutscher Hochschüler mit Sitz in Klausenburg, der Organisatoren der Veranstaltung, des Deutsch-Schwäbischen Volksrates mit dem beteiligten Kulturverband, dem Frauenverein, Schwäbischen Landwirtschaftsverein, Sängerbund und anderen ist nichts bekannt. Ebenso wenig über den Verbleib des eingangs erwähnten Films. 

Dr. Kaspar Muth, einer der bedeutendsten politischen Persönlichkeiten der Banater Schwaben, nimmt in seinen „Betrachtungen über die Entwicklung des Banater deutschen Volks“, 1959 in Temeswar niedergeschrieben und 1978/1979 in 22 Folgen in der Wochenzeitung „Der Donauschwabe“ veröffentlicht, ausführlich Bezug zur Zweihundertjahrfeier 1923. Er wertet sie als „Krönungsfest“ der mühsamen Arbeit, aber auch der Einigkeit, als die „schönste und erhebendste Feierlichkeit“, die Temeswar je erlebt hatte. Muth spricht von der Beteiligung von 60000 Banater Schwaben aus 100 Gemeinden im Banat und von 25000 Menschen im Festzug. Den Film erwähnt er nicht. In dem Band „Deutsches Volkswerden im Banat“, der auf mehr als 300 Seiten Reden und Aufsätze von Kaspar Muth enthält und 1935 von Josef Rieß in Temeswar herausgegeben worden ist, sind drei Bilder von der Zweihundertjahrfeier abgedruckt, ebenso ein Beitrag Muths zur Feier, zuerst erschienen in der „Temesvarer Zeitung“. 

Einen späteren Hinweis auf den Film findet man in der Festschrift „Banatia. Erlebnisse und Erinnerungen“, 1976 herausgegeben von Hans Weresch (1902-1986). Weresch berichtet von einem Banater Studenten, hinter dem sich seine Person verbirgt, der in Marburg an der Lahn Germanistik studierte und der zwei Jahre lang „fast jeden Samstag und Sonntag, in den Ferien auch an Wochentagen mit diesem Film von Ort zu Ort“ fuhr, um in Schulen und Kinos ein Bild von der Existenz und der Lebensweise der Deutschen im Banat zu vermitteln sowie Geld für den Bau der Banatia in Temeswar zu sammeln. Dies konnte durch den Erwerb von symbolischen Bausteinen als auch durch die Zeichnung von Aktien der Banatia-Hausbau-AG erfolgen. 

Interessant und möglicherweise eine erste Spur zum Auffinden des Filmes in Deutschland ist eine andere Aussage von Weresch. Er schreibt, dass die Landesgruppe Hessen-Nassau des Vereins für das Deutschtum im Ausland (VDA) den Film vom Volksrat der Deutsch-Schwäbischen Volksgemeinschaft für einen „hohen Betrag“ gekauft habe, der ausschließlich für den Bau der Banatia verwendet worden sei. Zugleich erwähnt er, dass der Film „von Fachleuten aus Deutschland“ gemacht worden sei. In der zeitgenössischen Presse war darüber nichts zu lesen. Im Jahr 1922 weilten Dr. Kaspar Muth und Prälat Franz Blaskovics in den USA, besuchten ausgewanderte Schwaben aus dem Banat in mehreren amerikanischen Städten, knüpften Kontakte zu deren Verbänden. Drei Jahre später warben sie in den USA für die Zeichnung von Aktien zum Bau der Banatia, und es ist nicht ausgeschlossen, dass auch dort der Film von der Zweihundertjahrfeier gezeigt worden ist, nachdem damit in Deutschland so viele Spenden gesammelt wurden. 

Der VDA wurde 1881 als Allgemeiner Deutscher Schulverein zur Erhaltung des Deutschtums im Ausland gegründet und verstand sich als Mittler zu den Millionen im Ausland lebenden Deutschen. 1908 wurde er in Verein für das Deutschtum im Ausland, Schulverein e. V. umbenannt, 1933 erhielt er den Namen Volksbund für das Deutschtum im Ausland. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte ein Neustart unter dem Namen Verein für das Deutschtum im Ausland, 1970 wurde er in VDA – Gesellschaft für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland umbenannt und schließlich erhielt er 1998 den Namen Verein für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland e. V. (VDA). Es war aber zu spät. Trotz Umbenennung strich ihm die rot-grüne Bundesregierung Fördermittel für den Kulturaustausch in Millionenhöhe zusammen. Die Folgen sind bekannt. Vor zwei Jahren meldete der Verein Insolvenz an. Neben dem Bundesverband hatte der VDA starke Landesverbände. Der VDA Landesverband Saar unterstützte Anfang der 1990er Jahre mit mehreren Aktionen die Deutschen im Banat, der VDA Bayern engagierte sich in Siebenbürgen. Einer der letzten Chefredakteure der VDA-Zeitschrift „Globus“ war der aus Billed stammende Journalist Hans Frick (1938-2013). Archivbestände des VDA befinden sich im Bundesarchiv in Koblenz, darunter auch solche vom Landesverband Hessen. Hinweise auf den Film der Zweihundertjahrfeier konnte ich jedoch nicht finden, auch nicht in anderen Filmarchiven in Deutschland. 

Die Suche wird fortgesetzt, Hinweise sind willkommen.