Zu den langlebigsten und wichtigen Jahrbüchern der Rumäniendeutschen der Nachkriegs- und Nachwendezeit zählen die Kalender der Bukarester Tageszeitung Neuer Weg (40 Jahrgänge) beziehungsweise jetzt Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien (20. Jahrgang). Die Ausgabe für 2021 ist der letzte unter der Redaktion von Rohtraut Wittstock, die nach 44 Jahren Dienst bei diesen Bukarester Publikationen mit 70 in den verdienten Ruhestand getreten ist. Ein Rückblick auf diese Jahre erscheint im Kalender in einem Gespräch mit der Nachfolgerin Nina May, die nun auch die Herausgabe der nächsten Jahrgänge des Jahrbuchs übernehmen wird.
Herausgeber des Almanachs ist das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien, das sein 30-jähriges Bestehen feiern konnte. Das reich illustrierte Buch wird im Land über die Foren an Mitglieder und Interessenten kostenlos vertrieben und kann über die ADZ-Redaktion bestellt werden. Einführend wird dementsprechend vom Spitzenvertreter des Landesforums, dem wiedergewählten Vorsitzenden Dr. Paul-Jürgen Porr, und dem Parlamentsabgeordneten für die Rumäniendeutschen Ovidiu Ganţ über ihre politische Tätigkeit berichtet. Mit am Anfang steht ein Grußwort des in diesem Jahr scheidenden Botschafters der Bundesrepublik Deutschland in Rumänien Cord Meier-Klodt. Chefredakteurin Nina May schreibt über das Vereinsleben in den deutschen Gemeinschaften im Corona-Jahr 2020, aus dem Leben der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien bietet Bischof Reinhart Guib einen Rückblick, aus dem Banat hatte May dazu beim Regional-Vorsitzenden des Banater Forums Johann Fernbach und bei Erwin Josef Ţigla, dem Vorsitzenden des Vereins der Berglanddeutschen, nachgefragt.
Traditionsgemäß nehmen Beiträge zur Geschichte der deutschen Minderheit, zur Kultur und zum Kulturerbe aller Gruppen großen Raum ein. So verfasste Thomas Şindilariu beispielsweise einen Text über Pest, Glaube und Reformation in der siebenbürgisch-sächsischen Geschichte, der Publizist Wolfgang Wittstock erinnert an ein landesweit wichtiges Ereignis von vor 100 Jahren, nämlich an die Agrarreform von 1921 in Rumänien, unter dem Titel „Die Enteignungen waren eine hochpolitische Angelegenheit“, während Martin Bottesch einen aussagekräftigen statistischen Vergleich zum Thema deutschsprachiger Unterricht in Rumänien in den Jahren 1977 und 2019 erarbeitete.
Ein ausführliches Gespräch mit Rück- und Vorschau führte Raluca Nelepcu für den Kalender mit Peter-Dietmar Leber, dem Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft der Banater Schwaben, wobei bis auf die Gründung des Verbandes vor 70 Jahren eingegangen wird.
Die Bukowina ist mit drei Mitarbeiten vertreten. Luzian Geier stellte eine Dokumentation zum Thema „Wer sind die Buchenlanddeutschen heute?“ zur Verfügung, einen Überblick von den Anfängen deutscher Zuwanderung in die Region bis in die Gegenwart, in der die absolute Mehrheit der Deutschen aus der Bukowina nun in aller Welt zerstreut leben. Dr. Markus Fischer stellt ein von Barbara Wiedemann herausgegebenes Buch mit 691 kommentierten Briefen Paul Celans aus 36 Lebensjahren vor, Cristina Scărlătescu behandelt biographische und literarische Gemeinsamkeiten von Selma Meerbaum-Eisinger mit Paul Celan. Zwei größere Beiträge berichten über die Sathmarer Schwaben.
Dem Kapitel „Aus Stadt und Land“ sind zwei Banat-Artikel vorangestellt, ein Gespräch mit dem Temeswarer Bürgermeister Dominic Fritz und ein Plädoyer des emeritieren Hochschulprofessors und Lenauschule-Absolventen Radu Băncilă über historische Brücken im Banat als „Zeugen der Vergangenheit“.
Im Kapitel „Kultur, Kulturerbe“ sind unter anderem ein Lebensbild des siebenbürgischen Gouverneurs Samuel von Brukenthal zu dessen 300. Geburtstag von Manfred Wittstock, ein würdigender Beitrag von Prof. Dr. em. Mariana-Virginia Lăzărescu über das Kulturverständnis des Schriftstellers Hans Bergel sowie – unter dem Titel „Abenteuer mit der Biene Mariechen“ – Ausführungen von Hans Fink über ein Märchen, das gemeinsames Gut der in Siebenbürgen beheimateten Völkerschaften ist.
In der Aufstellung literarischer Texte sind unter anderem Auszüge aus den zuletzt erschienenen Prosabänden von Balthasar Waitz aufgenommen. Das in einen Kalender gehörende Kapitel „Heimat, Brauchtum und Mundart“ beschließt das Jahrbuch (316 Seiten). Von Werner Griebel ist hier über das Museum in Lenauheim zu lesen, in die Aufstellung Texte in banatschwäbischer Mundart wurden Beiträge von Helene Alba-Kling, Amalia Singer und Niki Schmidt aufgenommen.
Im Anhang werden die Anschriften aller deutschen Foren des Landes mit Ansprechpartnern und Rufnummern veröffentlicht, darunter auch die deutschen Vereine in den Banater Verwaltungskreisen.
Deutsches Jahrbuch für Rumänien. Herausgegeben vom Demokratischen Forum der Deutschen in Rumänien. Bukarest: ADZ, 2020. 316 Seiten. Preis: 18,50 Euro. Bestellung über www.buechercafe.ro