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Umfassende Generalüberholung der Domkirche

Bei der Besichtigung der Baustelle konnten sich Journalisten und Interessierte ein Bild vom Stand der Arbeiten im Innenbereich des Doms machen.

Bei den Renovierungs- und Restaurierungsarbeiten wird Wert auf jedes Detail gelegt. Fotos: Enikő Sipos/Bischöfliches Ordinariat Temeswar

Am 27. Januar 2019 wurden im Hohen Dom zu Temeswar zum letzten Mal heilige Messen zelebriert. Seitdem wird die Sankt-Georgs-Kathedrale einer umfassenden Generalüberholung unterzogen. Der Finanzierungsvertrag für die Reparatur-, Konservierungs- und Erneuerungsarbeiten an der Domkirche war im Mai 2017 vom damaligen Bischof der Diözese Temeswar Martin Roos und dem Generaldirektor der Agentur für Regionale Entwicklung West (ADR Vest) Sorin Maxim unterzeichnet worden. Das großangelegte Projekt wird über das Regionale Operationsprogramm (POR) 2014-2020, Prioritätsachse 5 – Verbesserung des städtischen Umfelds und nachhaltige Konservierung, Wahrung und Entwicklung des Kulturerbes – finanziert. Dessen Gesamtwert beläuft sich auf rund 21,77 Millionen Lei (fast 5 Millionen Euro), wobei 21,32 Millionen Lei nicht rückzahlpflichtige EU-Mittel darstellen.

Die Sanierungsarbeiten starteten im Februar 2019. Während die Bauarbeiten an dem denkmalgeschützten, 1450 Quadratmeter großen Gotteshaus von der Temeswarer Baufirma Constructim AG durchgeführt werden, ist die Bukarester Firma Danart Import Export für die fachgerechte Restaurierung sämtlicher Kunstobjekte und -elemente zuständig. Das komplexe Vorhaben sieht Eingriffe sowohl im Inneren der Kirche als auch im Außenbereich und in der Domkrypta vor. Ziel dieser umfangreichen Generalüberholung ist, die Sankt-Georgs-Kathedrale in den nationalen und internationalen Tourismuskreislauf einzubinden.

Am 12. Februar, zwei Jahre nach dem Start der Sanierungsmaßnahmen, luden das Römisch-Katholische Bistum Temeswar und die Entwicklungsagentur ADR Vest zu einer Pressekonferenz ein, auf der über den Stand der Renovierungs- und Restaurierungsarbeiten informiert wurde. Den anwesenden Pressevertretern und sonstigen Interessenten standen seitens der Diözese Kanzleidirektor Nikola Lauš, die Projektmanagerin Karina Cistelecan, Dr. Ioan Darida, Fachmann für Restaurierung und Konservierung von Wandmalerei, und Dr. Luminița-Dana Postolache, Spezialistin für Restaurierung von Holzmalereien und Skulpturen, Rede und Antwort. 

Laut ADR Vest machten die Arbeiten gute Fortschritte, bisher sei mehr als die Hälfte (55 Prozent) geschafft. Dieses Großprojekt – das bisher größte in der Stadt Temeswar in Vorbereitung auf das Kulturhauptstadtjahr 2023 – habe zum Glück weder die hierzulande üblichen Finanzierungsschwierigkeiten noch die während der Pandemie allerorts aufgetauchten Personalmängel gekannt, sagte Kanzleidirektor Nikola Lauš, der seitens des bischöflichen Ordinariats die Arbeiten begleitet. Derzeit konzentriere man sich ausschließlich auf die Innenrestaurierung, was trotz des guten Fachteams als eine der schwierigsten Etappen des Projekts angesehen werde. „Die Malereien an den Säulen und den Gewölben wurden gesäubert und aufgefrischt, kleine Reparaturen getätigt, die zahlreichen Statuen wurden restauriert, wobei wir hier, wie auch an den Gemälden, viel größere Schäden vorfanden als zunächst erwartet, was auch zu Verzögerungen geführt hat“, berichtete Domherr Lauš. Man treffe sich mindestens einmal wöchentlich, oft aber auch täglich mit den Verantwortlichen der Baufirma Constructim und den Mitarbeitern der Restaurierungsfirma Danart, um gemeinsam mit den Experten der Diözese die optimalsten Lösungen für die einzelnen Maßnahmen zur Generalüberholung des historischen Baus zu finden. Diese beträfen zwei große Bereiche: zum einen die Restaurierung und Konservierung der Kunstwerke und der künstlerischen Dekoration und zum anderen bauliche Maßnahmen.

Nachdem er einige historische Daten über die Domkirche präsentiert und einen Überblick über die im Laufe der Zeit durchgeführten Renovierungen gegeben hatte, wies Dr. Ioan Darida auf die Vielzahl und Vielfalt der Kunstobjekte hin, die einer Restaurierung unterzogen wurden. Dazu zählten die Wandmalerei, Altarbilder (Öl auf Leinwand), Stuckmarmor, bemalte Holzteile, etwa 22 Statuen aus Holz in Naturgröße, aber auch zahlreiche kleinere geschnitzte und vergoldete Holzobjekte, Buntglasfenster, Manufakturglas, kunstvolle Elemente aus Schmiedeeisen usw. Die Arbeiten seien aufwändig, zumal der eigentlichen Restaurierung eingehende Untersuchungen und Analysen vorausgehen. Dr. Luminița-Dana Postolache stellte anschließend die Restaurierungsarbeiten der Statuen, des Domherrenchorgestühls und der kunstvoll geschnitzten Kirchentüren vor. Letztere sollen als Brandschutzmaßnahme nicht mehr nach innen, sondern nach außen aufgehen. Auch die Buntglasfenster, die Fenster mit Manufakturglas und die Schmiedeeisenverzierungen werden derzeit restauriert. Daran arbeiten Angela Horvath und Răzvan Gavrilă.

Bezüglich der noch anstehenden Arbeiten gab Kanzleidirektor Nikola Lauš bekannt, dass neben der Weiterführung der Sanierungsmaßnahmen im Dominneren in nächster Zeit vor allem der Außenbereich im Fokus stehen werde. Er zeigte sich zuversichtlich, dass man mit den Arbeiten an den Fassaden und auf dem Areal um die Kathedrale schon im März beginnen könne. Was die Domkrypta anbelangt, teilte Lauš mit, dass die Grablege der Bischöfe, Domherren und anderer Würdenträger einer kompletten Sanierung unterzogen worden sei, wobei die Arbeiten zu 90 Prozent fertiggestellt seien. „Nach Abschluss des Projekts wird die Krypta erstmals auch für die Besucher des Doms und die zahlreichen Touristen aus dem In- und Ausland zugänglich sein“, ließ der Kanzleidirektor wissen.

Als vertragsmäßige Abschlussfrist des Sanierungsprojekts gilt der 1. Juli 2021. Es sei aber absehbar, dass dieser Termin nicht eingehalten werden könne, so Pfarrer Lauš. Man gehe davon aus, dass die Innenarbeiten bis Ende August beendet werden, sodass ab September im Dom wieder Messen zelebriert werden könnten. Das Gesamtprojekt soll bis Ende dieses Jahres zum Abschluss gebracht werden.