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Freikauf bedeutete "Kauf von Freiheit"

An der von Johann Schöpf moderierten Podiumsdiskussion zum Thema Freikauf der Deutschen aus Rumänien nahmen der Rundfunkjournalist Ernst Meinhardt (Deutsche Welle Berlin) und der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Peter-Dietmar Leber, teil. Foto: Judith Bilger

Buchvorstellung und Podiumsdiskussion in Berlin. Zwischen 1968 und 1989 sind fast eine Viertelmillion Rumäniendeutsche in die Bundesrepublik Deutschland gekommen. Dass sie ausreisen durften, verdanken sie den geheimen Vereinbarungen, die der bundesdeutsche Rechtsanwalt und CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Heinz-Günther Hüsch in diesen mehr als zwei Jahrzehnten mit der rumänischen Seite aushandelte. 2013 ist im Hermann-städter Honterus-Verlag ein Buch erschienen, das die Rechercheergebnisse der beiden Journalisten Hannelore Baier (Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien) und Ernst Meinhardt (Deutsche Welle Berlin) zu diesem Thema zusammenträgt. Das Buch mit dem Titel „Kauf von Freiheit“ wurde am 28. Januar 2014 in Berlin in der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde vorgestellt. Durch dieses Notaufnahmelager im einstigen West-Berlin gingen in den Jahren der deutschen Teilung über 1,3 Millionen Flüchtlinge und Übersieder aus der DDR sowie fast 100.000 Aussiedler aus dem Ostblock.

Dr. Maria Nooke, die stellvertretende Direktorin der Stiftung Berliner Mauer, wies in ihrem Grußwort darauf hin, dass in der Erinnerungsstätte auch in den Vorjahren Veranstaltungen zum „Freikauf Rumänien“ stattfanden. Auf dem Symposium 2011 stand erstmals der Rechtsanwalt Dr. Ewald Garlepp im Mittelpunkt. Er war der Vorgänger von Dr. Heinz-Günther Hüsch, arbeitete aber auf ganz anderer Basis. Auf der Folge-Veranstaltung 2012 ging es um den Vergleich „Freikauf DDR – Freikauf Rumänien“.

Die Erinnerungsstätte gehört zur Stiftung Berliner Mauer. Aufgabe der Erinnerungsstätte ist es, die Geschichte der deutschen Teilung sowie die Fluchtbewegung aus der DDR und den Neuanfang in der Bundesrepublik Deutschland zu dokumentieren und der Öffentlichkeit zu vermitteln. Mit einer Dauerausstellung  zu Ursachen, Verlauf und Folgen der deutsch-deutschen Fluchtbewegung, einem vielfältigen Bildungs- und Veranstaltungsprogramm, Sonderausstellungen und Forschungsprojekten lädt die Erinnerungsstätte ein, mehr über die Flucht und Ausreise im geteilten Deutschland zu erfahren. Unterstützt wird ihre Arbeit durch einen Förderverein, der bereits vor mehr als zwanzig Jahren gegründet wurde und der auch eigene Projekte initiiert.

Eines dieser Projekte war jetzt die Vorstellung des Buchs „Kauf von Freiheit. Dr. Heinz-Günther Hüsch im Interview mit Hannelore Baier und Ernst Meinhardt“. In seiner Begrüßung sagte Dr. Helge Heidemeyer, Leiter der Abteilung Bildung und Forschung  in der Stasi-Akten-Behörde in Berlin und Vorsitzender des Fördervereins Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde, dass man in Deutschland beim Stichwort „Freikauf“ zuerst an den Freikauf von Ostdeutschen aus den Gefängnissen der DDR denke. „Doch aus Bonn ist auch Geld nach Rumänien geflossen. Das ist weniger bekannt. Aber auch diese Tatsache ist jüngst deutlicher ins Bewusstsein gerückt – durch einen Fernsehfilm und durch die Arbeiten von Hannelore Baier und Ernst Meinhardt.“

Organisiert und moderiert wurde die diesjährige Veranstaltung – wie auch die von 2011 und 2012 – von Johann Schöpf. Der Diplom-Sozialpädagoge, der im siebenbürgischen Stolzenburg geboren wurde, ist Vorstandsmitglied des Fördervereins Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde und langjähriger Vorsitzender des Berliner Landesverbandes der Siebenbürger Sachsen in Berlin/ Neue Bundesländer e.V.

An die Buchvorstellung schloss sich eine Podiumsdiskussion an, an der Ernst Meinhardt, Rundfunkjournalist und Buchkoautor, sowie Peter Dietmar-Leber, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Banater Schwaben, teilnahmen, der aufgrund von Unterlagen aus dem Archiv der Landsmannschaft bisher unbekannte Fakten zur Ausreise aus Rumänien präsentierte. (Fortsetzung folgt)