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Pastoralbesuch des Heiligen Vaters in Rumänien

Rumänien und die Vatikanstadt gaben anlässlich des Besuchs von Papst Franziskus in Rumänien einen Briefmarkenblock heraus, auf dem die Stationen der Reise verzeichnet sind.

Papst Franziskus wurde bei seinem Besuch in Jassy begeistert empfangen. Foto: Anita Maurer

Die Diözese Temeswar schenkte dem Heiligen Vater eine personalisierte Faksimile-Ausgabe der „Deliberatio“ des heiligen Gerhard von Tschanad. Foto: Diözese Temeswar

Der dreitägige Besuch (31. Mai - 2. Juni) des Nachfolgers des Heiligen Petrus, Papst Franziskus I., in Rumänien stellte ein geistiges und zugleich historisches Ereignis dar. Während dieser Pastoralreise besuchte der Pontifex nicht nur die Bukarester Gläubigen, sondern alle katholischen Gläubigen dieses Landes. Deshalb reiste er auch nach Şumuleu Ciuc (deutsch: Schomlenberg, ungarisch: Csíksomlyó), wo er den Gläubigen der römischen innerkarpatischen Diözesen (die Erzdiözese Karlsburg/Alba Iulia und die Diözesen Temeswar, Großwardein und Sathmar) begegnete. Desgleichen war der Papst in Jassy und in Blasendorf/Blaj. In diesem geschichtsträchtigem Ort wurde er von den rumänischen griechisch-katholischen Gläubigen erwartet, die an der Seligsprechung ihrer sieben Märtyrerbischöfe teilnahmen, die in kommunistischen Gefängnissen bzw. durch Verfolgung und Not starben.

Der Heilige Vater landete am 31. Mai auf dem Flughafen Bukarest-Otopeni, wo er vom Präsidenten Rumäniens Klaus Johannis mit Gattin Carmen und der gesamten katholischen Bischofskonferenz Rumäniens empfangen wurde. Unter den römisch- und griechisch-katholischen Bischöfen, die den Papst am Flughafen empfingen, war auch der Temeswarer Bischof Josef Csaba Pál. Der Temeswarer Oberhirte begleitete den Papst auch von Bukarest nach Şumuleu Ciuc und Blasendorf. Beim Empfang des Papstes auf dem Flughafen war auch ein Vertreter der Orthodoxen Kirche anwesend. Der Papst verbrachte den ersten Tag in Bukarest. Am zweiten Tag reiste er nach Şumuleu Ciuc und Jassy und am dritten Tag nach Blasendorf. Von hier begab er sich nach Hermannstadt, von wo er nach Rom zurückreiste.

An diesem historischen Ereignis nahmen mit großer Begeisterung auch römisch-katholische Gläubige der Diözese Temeswar und griechisch-katholische der Diözese Lugosch teil. Beide Diözesen eint nicht nur das Gebiet, ihre Geschichte und die erduldeten Leiden, sondern auch die Augenblicke geistiger Freuden. Am 31. Mai nahm an der Papstmesse in Bukarest auch eine Abordnung mit Domherrn Nikola Lauš, Direktor der bischöflichen Kanzlei, teil. Das Römisch-Katholische Bistum Temeswar hatte über die Temeswarer Regionaldirektion der Rumänischen Eisenbahn einen Sonderzug für die rund tausend Pilger organisiert, die nach Șumuleu Ciuc reisen wollten. Außerdem wurden Autobusse eingesetzt und auch zahlreiche private Pkws fuhren nach Siebenbürgen. Ähnlich hatte das Bistum Lugosch für die griechisch-katholischen wie auch für die interessierten römisch-katholischen Gläubigen Busfahrten nach Blasendorf organisiert, wo sie gemeinsam an der feierlichen Messe und an der Seligsprechung der Märtyrerbischöfe teilnahmen. In Jassy und in Blasendorf waren auch einige Banater Aussiedler aus Deutschland anwesend, die eigens zu diesem Anlass nach Rumänien gereist waren, unter anderen die Vorsitzende der HOG Schöndorf Anita Maurer und der stellvertretende Vorsitzende der HOG Lovrin Helmuth Kierer. Insgesamt nahmen aus der Diözese Temeswar am Papstbesuch etwa 1500 römisch-katholische Pilger teil: Ungarn, Rumänen, Deutsche, Bulgaren, Kroaten, Tschechen, Slowaken und Italiener.

Die Mehrheit der Pilger fuhr in Begleitung zahlreicher Priester, darunter auch der Generalvikar der Diözese Temeswar, Monsignore Johann Dirschl, am frühen Nachmittag des 31. Mai mit dem Zug nach Şumuleu Ciuc. Die Pilger kamen aus der gesamten Diözese: aus Arad, Petschka, Iratoş, Zimandul Nou, Mailat, Vinga, Temeswar, Dumbrăvița, Busiasch, Perjamosch, Detta, Gattaja, Tschakowa, Orawitza, Reschitza, Lugosch, Karansebesch, Breştea, Altbeschenowa, Großsanktnikolaus, Tschanad, Pankota und Maria Radna. Der Sonderzug aus Temeswar hielt in Vinga, Arad und Maria Radna, damit auch die Pilger aus den umliegenden Gebieten zusteigen konnten.

Die Pilger kamen am frühen Morgen des 1. Juni in Miercurea Ciuc an und stiegen – trotz des Schlechtwetters, mit Regen und Nebel – freudig und erwartungsvoll den Hang nach Şumuleu Ciuc hoch, auf dem der Heilige Vater später das Pontifikalamt zelebrierte.

Vor der heiligen Messe wurde dem Heiligen Vater von jeder Diözese ein symbolischer Gegenstand mit besonderer geistiger und gefühlsmäßiger Bedeutung für die jeweilige Kirche übergeben. Von der Diözese Temeswar erhielt Papst Franziskus ein Stück Sandstein, als Relikt der Kirche des heiligen Gerhard in Tschanad. Der alte Bischofssitz der Diözese Temeswar ist ein Ort, in dem Geschichte und Glaube tief verwurzelt sind.

Die Feier der Papstmesse begann um 11.30 Uhr am Freialtar auf dem Sattel des Berges Şumuleu. Der Altar wurde 1996 errichtet. Hier wird jährlich zu Pfingsten die Herabkunft des Heiligen Geistes in einer Eucharistie gefeiert, an der stets mehr als 100000 Gläubige teilnehmen, die zur Jungfrau Maria gepilgert kommen.

„Diese jährliche Wallfahrt gehört zum Erbe Siebenbürgens; doch sie ehrt zugleich die rumänische wie die ungarische Tradition. Sie achtet auch die Gläubigen anderer Konfessionen und ist ein Symbol des Dialogs, der Einheit und der Brüderlichkeit. Sie ruft dazu auf, erneut einen Glauben zu bezeugen, der Leben geworden ist, und ein Leben, das sich zur Hoffnung macht. Auf Pilgerschaft sein heißt zu wissen, dass wir als Volk zu unserem Haus kommen. Wir kommen als Volk, dessen Reichtum seine tausend Gesichter, Kulturen, Sprachen und Traditionen sind. Es ist das heilige gläubige Volk Gottes, das mit Maria pilgernd unterwegs ist und die Barmherzigkeit Gottes besingt.“ Das waren die Worte des Heiligen Vaters bei der Eucharistiefeier im Marienheiligtum von Şumuleu Ciuc.

Bei der Papstmesse in Şumuleu trug Georgiana Radulov als erste die Lesung in rumänischer Sprache vor. Die Jugendliche aus der Pfarrei Breştea, Kreis Temesch, war in der Tracht der Banater Bulgaren gekleidet. Sie ist Schülerin des Theologischen römisch-katholischen Lyzeums „Gerhardinum“ in Temeswar und vertrat die Jugend der Diözese Temeswar vor dem Heiligen Vater.

Nach der Feierlichkeit schenkte Papst Franziskus der Heiligen Jungfrau Maria von Şumuleu Ciuc als Zeichen der Dankbarkeit eine goldene Rose. Diese besteht aus goldbeschlagenem Silber 925, 24-karätiges Gold bedeckt den Stängel und die Blätter. Die Rose steht in einer Silbervase mit goldenem Papstwappen. Beide Blüten bestehen aus Bernstein, die Vase steht auf einem Podest aus rosa Marmor. György Miklós Jakubinyi, römisch-katholischer Erzbischof von Alba Iulia und Apostolischer Administrator der katholischen Armenier aus Rumänien, dankte anschließend dem Heiligen Vater im Namen der vier historischen Diözesen Karlsburg, Großwardein, Sathmar und Temeswar für seinen Besuch in Şumuleu Ciuc und sein gemeinsames Gebet mit den angereisten Gläubigen.

Am Sonntag, den 2. Juli, vor seiner Abreise nach Blasendorf, erhielt der Heilige Vater in der Bukarester Nuntiatur als Geschenk der Diözese Temeswar ein Exemplar der Faksimile-Ausgabe des Buches „Deliberatio supra hymnum trium puerorum“ des heiligen Gerhard, Märtyrer und erster Bischof der Diözese Tschanad. Das Buch wurde voriges Jahr vom emeritierten Bischof Martin Roos herausgegeben und zusammen mit Diözesanbischof Josef Csaba Pál in feierlichem Rahmen vorgestellt. Das Prachtexemplar enthält eine spezielle, kalligraphierte Widmung für den Pontifex und ist in eine besondere Schutzkassette eingesteckt. Die Kassette ist schlicht geschmückt und mit dem Papstwappen versehen.

Am letzten Tag seines apostolischen Besuchs reiste Papst Franziskus nach Blasendorf – auch als Klein-Rom bekannt –, wo er die sieben griechisch-katholischen Märtyrerbischöfe seligsprach und zwar: Valeriu Traian Frenţiu (geb. in Reschitza, 1875-1952), Vasile Aftenie (1899-1950), Ioan Suciu (1907-1953), Alexandru Rusu (1884-1963), Ioan Bălan (1880-1959, Bischof von Lugosch), Tit Liviu Chinezu (1904-1955) und Iuliu Hossu (1885-1970, Kardinal). Sie alle starben während des Kommunismus in Gefängnissen oder durch Verfolgung und Entbehrungen. Die Göttliche Liturgie zur Seligsprechung wurde in orthodoxem Ritus zelebriert und endete mit dem Gebet „Regina Coeli“ (Himmelskönigin), das vom Freiheitsfeld in Blasendorf über Radio und Fernsehen in die ganze Welt ausgestrahlt wurde.

Danach verabschiedete sich der Pontifex von Rumänien und allen Gläubigen, denen er in diesen Tagen begegnet war, mit diesen Worten: „Liebe Brüder und Schwestern, vor der Beendigung dieser Göttlichen
Liturgie grüße ich Euch noch einmal alle, die hier anwesend sind und die ich in diesen Tagen getroffen habe, und ich danke euch für die herzliche Aufnahme. Ich grüße hochachtungsvoll den Präsidenten der Republik und die übrigen Autoritäten. Zugleich danke ich für die fruchtbare Zusammenarbeit in der Vorbereitung und Durchführung dieses Besuchs. Ich danke dem Patriarchen Daniel und dem Heiligen Synod, dem Klerus und den Gläubigen der orthodoxen Kirche Rumäniens für ihre geschwisterliche Aufnahme. Der Herr möge diese altehrwürdige Kirche segnen und in ihrer Sendung bestärken. Euch allen brüderlichen Beifall. Ich grüße herzlichst und dankbar Kardinal Lucian Mureșan. Ich grüße die Gläubigen der katholischen Kirche, Bischöfe, Priester, geweihte Personen und Laiengläubige aus Bukarest und Jassy sowie die vielen Pilger, die nach Şumuleu Ciuc gekommen sind. Ich danke Gott für die Möglichkeit, mit euch zu beten und euch in eurem Bemühen für die Evangelisierung und Barmherzigkeit zu bestärken. Hier in Blasendorf, auf einem Boden des Märtyriums, der Freiheit und der Barmherzigkeit, würdige ich euch, die Glieder der griechisch-katholischen Kirche, die seit drei Jahrhunderten ihren Glauben mit apostolischem Eifer bezeugen.

Die selige Jungfrau Maria gewähre ihren mütterlichen Schutz allen Bürgern Rumäniens, die sich im Verlauf der Jahrhunderte immer ihrer Fürsprache anvertrauten. Auch ich vertraue Euch allen der Gottesmutter Maria an, damit ihr auf dem Weg eines authentischen Fortschritts und Friedens weitergeht und zum Aufbau eines immer gerechteren, harmonischeren und brüderlichen Vaterlands beitragt.“

Dank der Organisatoren des Papstbesuches in Blasendorf gab es auf dem Freiheitsplatz einen Informationsstand zum Heiligtum von Maria Radna, wo den Gläubigen katholische Literatur und Presserezeugnisse aus der Diözese Temeswar zur Verfügung gestellt wurden, zudem dreisprachige Informationen über die Banater Pilgerstätte und ihre Geschichte sowie Kultgegenstände und Erinnerungsstücke. An der Papstmesse in Blasendorf nahmen viele Banater Pilger aus Temeswar, Reschitza, Wolfsberg, Gattaja, Lovrin, Slatina Timiş, Ferdinandsberg, Vinga und anderen Ortschaften teil.

Am Nachmittag des 2. Juni flog der Heilige Vater von Hermannstadt zurück nach Rom. Er wurde von Präsident Klaus Johannis zum Flugzeug begleitet und verabschiedet.

Übersetzung: Dr. Hans Gehl