zur Druckansicht

Große Lücke in der Banater Familienforschung geschlossen

Hatzfeld im Banat ist auch in der Familienforschung das, was es in der realen Welt ist: ein Zentrum an der Kreuzung wichtiger Verkehrsrouten, eine Art „Verteiler“ für die ganze Banater Heide. Jeder, der dort Genealogie betreibt, wird früher oder später auf Hatzfeld stoßen. Die Hatzfelder Kirchenbücher mit ihren Einträgen sind daher für die Banater Familienforschung von größter Bedeutung.

Helga und Anton Hornung haben nun mit dem sechsbändigen Familienbuch der katholischen Pfarrgemeinde Hatzfeld samt ihrer Filialen eine komplette und vollständige Aufarbeitung der Hatzfelder Kirchenmatrikeln von der Ansiedlung 1766 bis zum Jahr 1920 vorgelegt und damit eine große Lücke geschlossen. Auf mehr als 4000 Seiten haben sie mit großer Sorgfalt 26394 Familien und Einzelpersonen erfasst. Ursprünglich war nur eine Fortsetzung des Familienbuches ab 1866 geplant, denn für den Zeitraum 1766-1866 hatte 1998 bereits Emmerich Henz, ein sehr aktiver Hatzfelder Heimatforscher, ein erstes Familienbuch vorgelegt. Es stellte sich jedoch bald heraus, dass ein nahtloser Anschluss an das erste Familienbuch aus verschiedenen Gründen nicht machbar war. Hinzu kam noch, dass in dem Familienbuch von Emmerich Henz offenbar nicht alle Personen aufgenommen worden waren – Taufpaten und Trauzeugen fehlten gänzlich –, ein Umstand, der wahrscheinlich
darauf zurückzuführen ist, dass die Arbeit nicht nur unter erschwerten Bedingungen (die Archive waren der Forschung damals versperrt), sondern auch zu einem Zeitpunkt entstand, als für die Familienforschung noch andere Maßstabe galten als heute: So war es früher durchaus Usus, Einzelpersonen ohne familiäre Bindungen vor Ort oder gar ledig gebliebene Kinder als für die Familienforschung nicht weiter relevant einfach wegzulassen.

Die Grundlage für das Familienbuch bilden die Kirchenbücher der katholischen Pfarrei. Die daraus gewonnenen Daten werden mit Angaben aus anderen Kirchen- bzw. Familienbüchern sowie weiteren Werken unter Angabe der jeweiligen Quelle ergänzt. Neben den Informationen zu den Familien – Namen, Geburts- und Sterbedaten, Eltern, Berufsangaben, Kinder – werden sowohl Trauzeugen, Taufpaten, Todesursachen wie auch alle anderen in den Matrikeln enthaltenen Angaben durchgehend erfasst. So wird zum Beispiel bei den Eheschließungen auch immer, sofern dies aus der Quelle hervorgeht, vermerkt, ob die Brautleute ledig oder verwitwet waren. Diesem scheinbar nebensächlichen Aspekt kommt vor allem in großen Orten, wo Namensgleichheiten mit zeitlicher Überschneidung sehr häufig sind, eine große Bedeutung zu, denn er kann die entscheidende Hilfe sein, eine Person richtig zuzuordnen. Durch die umfassende Auswertung der Matrikeln und die Ergänzung mit anderen Daten ist ein überaus reicher Fundus an Informationen entstanden, der den Rahmen der
reinen Familienforschung überschreitet und anderen Zweigen der Geschichtsforschung interessantes Material bieten kann.

Dem Familienbuch ist ein historischer Abriss der Hatzfelder Geschichte aus der Feder von Walter Tonţa vorangestellt; auch die Kirchengeschichte wird kurz gestreift. Die Angaben zu den Quellen, die
Benutzungsanleitung sowie das Abkürzungsverzeichnis werden im letzten Band durch die Register der Orte, der Ehefrauen sowie der Berufe und Funktionen ergänzt.

Selbst das umfangreichste Werk lässt immer noch Wünsche offen, und so sei hier angemerkt, dass zum Beispiel eine Übersetzung der einleitenden Kapitel ins Englische die Rezeption des Buches sicher noch weiter fördern hätte können. Bei der Vorstellung der Primärquellen hätte man sich genauere Angaben, idealer Weise auch eine kurze Beschreibung der Kirchenmatrikeln gewünscht (Zustand, Anzahl der Bände, Verwahrort, ggf. Signatur).

Helga und Anton Hornung haben mit ihrem „Familienbuch Hatzfeld“ der Forschung ein umfassendes, gut recherchiertes Werk an die Hand gegeben, das sicher sehr häufig zu Rate gezogen werden wird. Es ist ein gelungenes und wichtiges Werk, das die Banater Familienforschung merklich beeinflussen wird und daher in keiner familienkundlichen Bibliothek fehlen darf.    

Helga und Anton Hornung: Familienbuch der katholischen Pfarrgemeinde Hatzfeld im Banat mit den Filialen Klari, Tschene, Ketscha, Deutsch-Zerne und den herrschaftlichen Domänen, 1766-1920. Hrsg. von der Arbeitsgemeinschaft für Veröffentlichung Banater Familienbücher. St. Georgen 2015. 6 Bände, 4408 Seiten (Schriftenreihe zur donauschwäbischen Herkunftsforschung; Bd. 198 / Deutsche Ortssippenbücher; OFB-Nr. 00.922). Preis: 180 Euro, zuzüglich Versand. Bezug: Josef Michels, Spittelbergstraße 11, 78112 St. Georgen. Tel. 07724 / 7122, E-Mail jomichels@gmx.de