Lyrik und Prosa sowie Fragen zur Kultur und Literatur der Banater Schwaben sind Thema der Literarischen Lesung auf dem „grünen Sofa“ beim Heimattag der Banater Schwaben in Ulm. Die Banater Literaturstunde, die von einer PowerPoint-Präsentation umrahmt wird, findet am Sonntag, dem 8. Juni, um 13 Uhr im Konferenzraum statt. Gäste der von Katharina Kilzer und Walter Roth moderierten Veranstaltung sind die aus dem Banat stammenden Schriftsteller Ilse Hehn, Horst Samson und Julia Schiff.
Horst Samson liest aus seinem zuletzt erschienenen Gedichtband „Kein Schweigen bleibt ungehört“ (Pop Verlag Ludwigsburg, 2013). Der Lyriker und Publizist wurde 1954 im Weiler Salcâmi in der Bărăgansteppe geboren, wohin seine aus Albrechtsflor stammenden Eltern 1951 deportiert worden waren. Er besuchte das Pädagogische Gymnasium in Hermannstadt, war danach als Grundschullehrer in Busiasch, als Redakteur der „Neuen Banater Zeitung“ in Temeswar und der Bukarester Zeitschrift „Neue Literatur“ tätig. 1987 siedelte er mit seiner Familie in die Bundes-republik Deutschland aus. Er lebt derzeit in Neuberg bei Frankfurt am Main, arbeitet als Chefredakteur einer Zeitungsgruppe in Bad Vilbel und wirkt als Generalsekretär des Exil-P.E.N. deutschsprachiger Länder. Horst Samson veröffentlichte neun Lyrikbände und gab 2013 den Band „Heimat – gerettete Zunge“ heraus, eine Anthologie deutschsprachiger Autoren aus Rumänien.
Ilse Hehn stellt ihr neues Buch „Heimat zum Anfassen oder: Das Gedächtnis der Dinge“ vor. Das zweibändige Werk dokumentiert in Bild und Wort banatschwäbiche dingliche Kulturgüter. Ilse Hehn wurde 1943 in Lovrin geboren, studierte Bildende Kunst in Temeswar und war danach als Gymnasiallehrerin in Mediasch tätig. Seit ihrer Aussiedlung in die Bundesrepublik Deutschland 1992 lebt Ilse Hehn in Ulm und wirkt als Schriftstellerin, bildende Künstlerin und Kunstdozentin. Sie veröffentlichte zehn Gedicht- und zwei Prosabände, zwei Kinderbücher, einen Kunstkatalog und ein Sachbuch. Ilse Hehn ist Vizepräsidentin des Exil-P.E.N. deutschsprachiger Länder.
Als dritte im Bunde liest die Schriftstellerin Julia Schiff aus ihrem 2013 im Ludwigsburger Pop-Verlag erschienenen autobiografisch gefärbten Roman „Verschiebungen“. Julia Schiff, 1940 in Detta geboren, wurde 1951 mit ihrer Familie in die Bărăgansteppe deportiert. Nach ihrer Rückkehr besuchte sie die Lehrerbildungsanstalt, studierte romanische Philologie in Temeswar und war danach als Gymnasiallehrerin und Diplomübersetzerin tätig. 1981 wanderte sie mit ihrer Familie in die Bundesrepublik Deutschland aus. Bis zu ihrer Pensionierung arbeitete sie als Lehrstuhlsekretärin am Institut für Romanische Philologie in München. Julia Schiff veröffentlichte drei Prosa- und einen Gedichtband. Zudem hat sie sich als Übersetzerin aus dem Ungarischen und Rumänischen einen Namen gemacht.
Anschließend liest Walter Roth ein Fragment aus dem neuen Roman von Franz Heinz „Kriegerdenkmal 1914 – Hundert Jahre später“ (Anthea Verlag Berlin, 2014), der insbesondere die großen politischen und kulturellen Brüche im südosteuropäischen Raum am Beginn des 20. Jahrhunderts reflektiert.
Die beiden Moderatoren der Literaturstunde stammen ebenfalls aus dem Banat. Katharina Kilzer wurde 1959 in Jahrmarkt geboren. Sie besuchte die Lenauschule in Temeswar und studierte Germanistik und Anglistik in Jassy. Nach ihrer Ausreise in die Bundesrepublik Deutschland arbeitete sie als Fremdsprachensekretärin und Reiseleiterin. Seit 1990 ist sie Mitarbeiterin der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Katharina Kilzer ist Mitglied der von der Schriftstellerin Ana Blandiana geleiteten Stiftung „Academia Civică“ und engagiert sich für das Projekt „Memorial Sighet“. Anlässlich des zwanzigjährigen Bestehens der Gedenkstätte gab sie 2013 den Sammelband „Geist hinter Gittern“ (Frank & Timme Verlag, Berlin) mit heraus.
Walter Roth, 1959 in Bruckenau geboren, besuchte die Theaterhochschule in Bukarest und wirkte bis zu seiner Flucht aus Rumänien 1987 als Schauspieler am Deutschen Staatstheater Temeswar. Nach einem viersemestrigen Architekturstudium an der Fachhochschule München arbeitete er als Bauzeichner. 2004 gründete er den WaRo-Verlag, in dem unter anderem mehrere eigene Prosabände erschienen sind. Seit 2006 lebt er in Heidelberg und hat seine Schauspielertätigkeit durch ein Engagement am Sandkorn-Theater in Karlsruhe wieder aufgenommen.