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Die Botschaft bleibt aktuell

Die Gedenkveranstaltung "Vor 70 Jahren. Deportation der Deutschen aus Südosteuropa in die Sowjetunion" am 17. Januar im Ulmer "Haus der Begegnung" war sehr gut besucht. Foto: Walter Tonta

Es ist eine der großen Merkwürdigkeiten unserer jüngsten Geschichte: Erst 1995, zum 50. Jahrestag der Deportation von 120 000 Deutschen aus Südosteuropa zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion, fand ein erstes öffentliches Treffen der ehemaligen Deportierten statt. Mehr als 3000 Überlebende der Arbeitslager und ihre Angehörige kamen auf Einladung ihrer Landsmannschaften in München zusammen. Sie trauerten um verstorbene Leidensgenossen, hörten Beiträge von Wissenschaftlern zur Vorbereitung und zum Verlauf der Deportation sowie Solidaritätsbekundungen und Entschuldigungen von Politikern für das Handeln von Amtsvorgängern. Im Mittelpunkt standen die Betroffenen selbst. Ihr Leid wurde zum ersten Mal öffentlich wahrgenommen, wurde anerkannt, sie konnten und wollten darüber reden. Es folgten zahlreiche Treffen nach Lagerorten, Reisen in die Deportationsgebiete, eine umfangreiche Erinnerungsliteratur und eine weitere große Veranstaltung zum 60. Jahrestag 2005 in Ulm. Die Reihen hatten sich bereits gelichtet.

Anlässlich des 70. Jahrestages der Deportation haben sich die letzten Überlebenden mit ihren Angehörigen und Nachkommen auf Einladung des Donauschwäbischen Zentralmuseums Ulm, der Kulturreferentin für Südosteuropa, des Hauses der Begegnung Ulm, des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas München und der Landsmannschaften am 17. Januar 2015 noch einmal in der Stadt an der Donau getroffen. Im Mittelpunkt der Begegnung standen – neben dem Suchen nach einem bekannten Gesicht oder Namen – Fragen des Umgangs mit dieser historischen Hypothek: in der Familiengeschichte, in der Literatur, in der Erinnerungskultur, in der politischen Arbeit.

„Wir wollen sogleich bitten, Allmächtiger, bewahre unsere Kinder und alle Völker vor dem gleichen Schicksal, versöhne alle Völker und lass Frieden in der Welt sein“, schrieb der aus Blumenthal im Banat stammende Peter Altenbach 1945 aus der Deportation an seine in der Heimat zurückgebliebenen Angehörigen. Die Botschaft hat nichts von ihrer Aktualität und Relevanz verloren.