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Den Segen der Gnadenmutter von Radna empfangen

Feierlicher Einzug der Geistlichen in die dicht mit Menschen gefüllte Wallfahrtsbasilika. Hauptzelebrant und Prediger war Weihbischof Dr. Reinhard Hauke aus Erfurt.

Die diesjährige deutsche Wallfahrt in Maria Radna verzeichnete eine hohe Teilnehmerzahl von Pilgern aus nah und fern.

Nach der Wallfahrtsmesse begaben sich die Pilger in Begleitung der Geistlichen und der Blaskapelle der Heimatortsgemeinschaft Sanktanna auf den Kalvarienberg hinter der Basilika, um betend und singend die Kreuzwegandacht zu feiern. Fotos: Walther Konschitzky

Vierte deutsche Wallfahrt in Maria Radna mit Weihbischof Dr. Reinhard Hauke aus Erfurt - „So reisen wir all mit großem Verlangen / Nach Radna, unser Mutter zu empfangen, / Und fallen Ihr zu Füßen / Und sie von Herzen grüßen“. Mit diesen Versen aus einem alten Wallfahrtslied luden die Dözese Temeswar, die Pfarrei Maria Radna, die Landsmannschaft der Banater Schwaben sowie das Gerhardsforum Banater Schwaben zur vierten deutschen Wallfahrt nach Maria Radna ein, die jährlich am 2. August, dem Portiunkula-Tag, stattfindet. Und die Pilger kamen in Scharen aus nah und fern: aus allen Teilen des Temeswarer Bistums, aus Deutschland und anderen Ländern, sodass sich die diesjährige Wallfahrt einer deutlich höheren Teilnehmerzahl erfreute. Unübersehbar groß war wieder die Beteiligung seitens der ausgewanderten Banater Landsleute. Die Landsmannschaft der Banater Schwaben war durch die stellvertretende Bundesvorsitzende Christine Neu sowie etliche HOG- und Kreisverbandsvorsitzende vertreten. Zu den Teilnehmern der diesjährigen Wallfahrt zählten auch der Abgeordnete der deutschen Minderheit im rumänischen Parlament, Ovidiu Ganţ, der Vorsitzende des Demokratischen
Forums der Deutschen im Banat, Dr. Karl Singer, sowie der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen, Erwin Josef Ţigla.

Derzeit sind bekanntlich umfassende Renovierungsarbeiten in Gange, was die „Banater Zeitung“ dazu veranlasste zu titeln: „Deutsche Wallfahrt mitten auf der Großbaustelle“. In ihrem Bericht beschreibt Astrid Weisz das ungewohnte Bild der Wallfahrtsbasilika treffend: „Für einen treuen Wallfahrer bot Maria Radna vom Fuß des Hügels ein Bild, das ihm alles andere als vertraut war. Weder von der Kirche noch von den Stufen zu ihr hinauf oder dem Kloster ist wegen des Holzgerüsts bis hinauf zu den Kirchtürmen etwas zu sehen. Nachdem man aber an der Absperrung, den Baumaterialien und dem Bauholz vorbei seitlich eine Betontreppe gefunden hat, geht es unterm Holzgerüst durch in die Kirche, die einen dann doch wieder ganz heimisch empfängt.“

Ab 10.30 Uhr erklangen altbekannte deutsche Marienlieder in der Wallfahrtsbasilika. Alle Bänke waren gefüllt und auch die Stufen an den Seitenaltären als Sitzgelegenheiten genutzt, als eine halbe Stunde später der feierliche Einzug der Geistlichen samt liturgischem Dienst erfolgte. Hauptzelebrant war dieses Jahr Weihbischof Dr. Reinhard Hauke, Diözesanadministrator des Bistums Erfurt und Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge. Neben dem Temeswarer Diözesan-bischof Dr. h.c. Martin Roos konzelebrierten zehn Priester der Diözese, darunter Domkapitular Andreas Reinholz, Pfarrer des Wallfahrtsortes, Pfarrer Mates Dirschl (Neuarad), Pfarrer Josef Hollschwandtner (Nadrag), Pfarrer Martin Jäger (Steierdorf-Anina) und Pater Josef Wilfing SDS (Temeswar-Elisabethstadt) sowie drei aus Deutschland angereiste Priester: Pfarrer Peter Zillich (Kleinbetschkerek/Regensburg), Präses des St. Gerhards-Werkes und bischöflicher Beauftragter für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge in der Diözese Regensburg, Pfarrer Robert Dürbach (Hatzfeld/Uhingen) und Pfarrer Karl Zirmer (Sanktanna / Ginsheim-Gustavsburg).

Die Begrüßung des Gastes aus Erfurt übernahm zu Beginn des Pontifikalamtes Pfarrer Peter Zillich. Die Lesungen wurden von Anni Fay (Sanktanna/Schwabach) und Erwin Josef Țigla aus Reschitza vorgetragen. Das Evangelium wurde in deutscher Sprache von Ion Cădărean (aus Temeswar stammend) gesungen, der in diesem Jahr die Diakonweihe empfangen hat.

In seiner Predigt erzählte Weihbischof Dr. Reinhard Hauke zunächst kurz von der Vertreibung seiner Familie aus Schlesien, da konnten die Banater Schwaben gut mitfühlen. In der ehemaligen DDR, also in offiziell gottloser Umgebung, erfuhr er seine Berufung zum Priestertum. Er erzählt dann aber auch von den Chancen der Christus-Verkündigung in Erfurt, in unserer Zeit und unserer Welt. Die Kirche könne sich heute, so der Weihbischof, nicht mehr so sehr auf gewachsene volkskirchliche Traditionen stützen, die Kirche müsse sich einfach und bescheiden dem Menschen zuwenden und ihm die Frohbotschaft von Jesus Christus bringen. Eine solche Botschaft würde sowohl in Erfurt als auch anderswo verstanden. Weihbischof Dr. Hauke bezog auch das Gnadenbild der Muttergottes von Radna in seine Predigt mit ein und unterstrich die besondere Rolle der Heiligen Jungfrau Maria im Leben des Menschen und in der Geschichte der Menschheit.

Einen besonders feierlichen Charakter erhielt die Wallfahrtsmesse auch durch die vorzügliche musikalische Umrahmung. Die Orgel spielte Dr. Franz Metz (Darowa/München). Zur musikalischen Gestaltung der Messe trugen zudem die Blaskapelle der Heimatortsgemeinschaft Sankt-anna unter der Leitung von Josef Wunderlich, der Bariton Wilfried Michl (Orzydorf/München) und die Radnaer Kantorin Andreea Bodroghi bei. Das Besondere an der Messe waren das Kyrie und Agnus Dei aus der „Banater Gemeinschaftsmesse“ des Lugoscher Kirchenmusikers Martin Metz sowie ein Marienlied von Kantorlehrer Josef Schweininger aus Schag, und zwar aus dessen „Wallfahrtsmesse“, die er 1930 komponiert und der Gnadenmutter von Maria Radna gewidmet hatte.

Zum Schluss des Pontifikalamtes überreichte Bischof Martin Roos dem hohen Gast aus Erfurt eine Silber-medaille mit der Abbildung der Heiligen Jungfrau Maria von Radna als Souvenir und Dankeschön. Der Temeswarer Oberhirte dankte allen aus nah und fern gekommenen Wallfahrern für die Teilnahme sowie allen Gläubigen, die sowohl im Gebet als auch materiell dazu beigetragen haben und nach wie vor beitragen, dass das groß angelegte Sanierungsprojekt der Wallfahrtskirche und des ehemaligen Klosters von Maria Radna realisiert werden kann.

Groß war die Freude der Pilgerschar, als Bischof Roos verkündete, dass die Renovierungsarbeiten in weniger als einem Jahr abgeschlossen sein werden und man bereits die Neueinweihung auf den 2. August 2015 – anlässlich der fünften deutschen Wallfahrt – festgelegt habe. Er rief alle Anwesenden sowie alle Marienverehrer auf, im nächsten Jahr diesem feierlichen Ereignis beizuwohnen.

An die heilige Messe schloss sich die Kreuzwegandacht auf dem hinter der Basilika gelegenen Kalvarienberg an. Betend und singend folgten Priester und Pilger den Stationen des Kreuzwegs. Musikalisch umrahmt wurde die Andacht von der Sankt-annaer Blaskapelle.

Die Pilger nahmen auch in diesem Jahr den Segen der Gnadenmutter von Maria Radna mit nach Hause und die Hoffnung, recht bald ihre Banater Wallfahrtskirche in neuem Glanz zu sehen.