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Überwältigendes Bekenntnis zu Herkunft und Tradition

Vor großem Publikum führen die am diesjährigen Volkstanzfestival mitwirkenden Banater Trachtengruppen aus Baden-Württemberg vor dem Neuen Rathaus der Schwarzwaldstadt Freiburg im Breisgau Volkstänze vor. Das vom Landesverband Baden-Württemberg der Landsmannschaft der Banater Schwaben seit 1996 alljährlich veranstaltete Festival dient auch und vor allem der Präsentation von Banater Brauchtum im öffentlichen Raum. Einen Bericht hierzu und weitere Fotos veröffentlichen wir auf Seite 2 und 3. Foto: Cornel Simionescu-Gruber

In Vertretung des Freiburger Oberbürgermeisters empfing Stadtrat Bernhard Schätzle eine Abordnung der Banater Schwaben im Rathaus.

Der stattliche Trachtenzug Richtung Rathausplatz zog viele bewundernde Blicke auf sich. Fotos: Cornel Simionescu-Gruber

Das vom Landesverband Baden-Württemberg und vom Kreisverband Freiburg der Landsmannschaft der Banater Schwaben gemeinsam organisierte Volkstanzfestival 2014, das am 13. September in Freiburg stattfand, war zweifellos ein besonderes Ereignis für die Freiburger Bevölkerung und die Gäste von nah und fern. Bereits in der Vorbereitungsphase wurde klar, dass dies ein schönes Fest werden wird. 78 Trachtenpaare aus Baden-Württemberg und aus Philadelphia, die sich mit besonderer Sorgfalt auf das Festival vorbereiteten, waren angemeldet. Besonders erfreulich war, dass unsere Freunde aus Philadelphia, die wir im vergangenen Jahr auf unserer Tournee durch die Staaten kennenlernten, eigens nach Freiburg kamen, um an diesem Festival teilzunehmen.

Pünktlich um 16 Uhr standen die Trachtenpaare zum Abmarsch bereit und zogen unter musikalischer Begleitung der Eisenbahner-Musikanten aus Freiburg zur Straßenbahnhaltestelle. Eine Sonderfahrt, die bei den Teilnehmern besondere Begeisterung auslöste, brachte sie zur Stadtmitte, von wo aus sich der Trachtenzug mit Marschmusikbegleitung Richtung Rathaus bewegte. Viele Passanten säumten die Straße; dieser schöne Anblick war ihnen in Freiburg das letzte Mal vor vier Jahren vergönnt.

Eine fast unübersehbare Menschenmenge stand bereits wartend vor dem Rathaus. Die Zuschauer applaudierten begeistert, als der Trachtenzug sich näherte und vor dem Rathaus einen riesigen Kreis bildete. Die Musikkapelle lud mit ihren gekonnt gespielten Stücken die Paare zum Tanz ein, und so verwandelte sich der Platz vor dem Rathaus im Nu in eine große Tanzfläche.

Stadtrat Bernhard Schätzle begrüßte in Vertretung des Freiburger Oberbürgermeisters Dr. Dieter Salomon die Trachtenträger und die anwesenden Funktionsträger der Landsmannschaft. Für die Tänzer hatte er aus seinem Weingut ein paar Flaschen edlen Weines mitgebracht. Schätzle war sehr überrascht und sichtlich begeistert von dem herrlichen Anblick, den die wunderschönen Trachten boten. Eine Abordnung der Trachtenpaare lud er in den historischen alten Rathaussaal ein, eine besondere Ehre, die einige Tage zuvor Bundestrainer Joachim Löw zuteil geworden war.

Stadtrat Schätzle fand sehr freundliche Worte, aus denen großes Lob für das Wirken der Trachtengruppen herauszuhören war. Der Landesvorsitzende Josef Prunkl dankte dem Stadtrat für den besonders herzlichen Empfang. Er wies kurz auf die gemeinsame Geschichte hin und verlieh seiner Freude Ausdruck, diesen wunderbaren Tag in Freiburg erleben zu können.

Nachdem die Gäste im Rathaus mit Wein und Saft verwöhnt wurden und einen herrlichen Blick über den Rathausbalkon auf die Stadt werfen konnten, mussten sich die Trachtenträger – mit Blick auf die Uhr – schnell wieder zum Abmarsch aufstellen, um die Straßenbahnsonderfahrt pünktlich antreten zu können. Wieder setzte sich der stattliche, bunte Trachtenzug unter musikalischer Begleitung in Bewegung, immer darauf achtend, nicht in die berühmten Freiburger „Bächle“ zu treten. Man sagt, der Mann, der dort reintrete, müsse eine Freiburgerin heiraten. Welches Glück – niemand bekam nasse Füße!

Im Bürgerhaus am Seepark waren längst schon viele Besucher und
Ehrengäste versammelt, als pünktlich um 19 Uhr der Einmarsch der 78 Paare begann. Diese kamen von den Trachtengruppen Esslingen, Karlsruhe, Reutlingen und Singen, von den „Banater Schwabenkindern“ und der Tanzgruppe aus Philadelphia. 156 Personen in herrlichen Trachten nahmen Aufstellung auf der Tanzfläche – ein schöner Anblick für die Zuschauer, deren Kameras um die Wette klickten.

Landesvorsitzender Josef Prunkl ergriff das Wort, um die angereisten Trachtenpaare sowie alle Ehrengäste zu begrüßen, unter ihnen der Präsident des Weltdachverbandes der Donauschwaben, Stefan Ihas mit Lebensgefährtin, die stellvertretende Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Christine Neu, der Vorsitzende der DBJT, Harald Schlapansky, sowie die Freiburger Stadträte Gerlinde Schrempp, Vorsitzende des Vereins „Freiburg Lebenswert“, und Bernhard Schätzle von der CDU. Prunkl zeigte sich erfreut darüber, dass Freiburg wieder Gastgeber des Volkstanzfestivals ist.

Im Anschluss begrüßte der Kreisvorsitzende Christian Lay die Gäste aus nah und fern. Der wunderbare Satz in seiner Rede „Nur der ist seiner Ahnen wert, der ihre Sitten treu verehrt“ hätte als Motto des Abends fungieren können, denn durch nichts kann mehr an seine Wurzeln erinnert werden als durch die überlieferten Traditionen und kulturellen Werte der Ahnen. Musik und Tanz seien ein wesentlicher Teil davon und Ausdruck dessen, woran man sich gerne erinnere und was man weitergeben möchte, so Lay.

In seinem Grußwort ließ Stadtrat Schätzle durchblicken, dass er – bedingt durch angeheiratete Verwandtschaft – mit den Sitten und Gebräuchen der Banater Schwaben bestens vertraut sei. Deshalb freue er sich sehr darüber, dass dieses schöne Fest in Freiburg abgehalten werde.

Herzliche, verbindende Worte fand die Brauchtumsbeauftragte des Landesverbandes, Theresia Teichert. Sie verdeutlichte besonders, warum unsere jungen Menschen an den Bräuchen und Traditionen der
Ahnen festhalten. Sie hätten nämlich erkannt, dass Gemeinschaft und
Geselligkeit verbinden, dass gemeinsame Treffen Freude bereiten und den Gemeinschaftssinn der Gruppe fördern. Teichert dankte allen Mitwirkenden und übergab das Wort an die beiden jungen Moderatorinnen Stefanie Timmler aus Singen und Melanie Müller aus Karlsruhe.

Gekonnt und mit viel Charme kündigten die beiden die Abfolge der einzelnen Gruppen an, die über das gesamte Programm von den Eisenbahner-Musikanten unter der Leitung von Josef Zippel musikalisch begleitet wurden. Das Auftaktstück des Abends „Einmal noch die alte Heimat sehn“, von Helga Salm und Josef Zippel auch gesanglich untermalt, ging manch einem so nahe, dass Tränen der Rührung in den Augen zu sehen waren. Ein Stück Erinnerung an die Heimat wurde wach. Beinahe zwei Stunden lang wechselten die Gruppen auf der Tanzfläche und jede Einzelne glänzte durch ihre gekonnt vorgeführten Tänze, deren Ankündigung durch eine perfekte Moderation von Melanie und Stefanie ergänzt wurde.

Ein Highlight des Abends war zweifellos die Darbietung der Gäste aus Philadelphia. Sie legten eine Mischung aus Volkstanz und Squaredance auf das Parkett, und ihre Darbietung wurde von dem frenetischen Beifall der Gäste im Saal übertönt. Die Gastgruppe zeigte zwei Tänze, die sie eigens für diesen Auftritt perfektioniert hatte. Ein extra herzliches Dankeschön für ihren Besuch in Freiburg!

Eine wunderbare Ergänzung des Abends war der gemeinsame Tanz der Gäste aus Philadelphia und der Tanzgruppen Esslingen und Singen, die im vergangenen Jahr gemeinsam mit den Eisenbahner-Musikanten in Amerika waren. Dort lernten sie auch den bei den Donauschwaben überall bekannten Tanz „Drah di um“ – ein fröhlicher Tanz, der durch Abwechslung bei den Paaren und durch heitere Musik ein lustiges Treiben auf die Tanzfläche zauberte. Ein Tanz, der durch die gemeinsame Darbietung so vieler Paare aus verschiedenen Gruppen aufs Eindringlichste zeigte: Es war eine völkerverbindende Veranstaltung, die man nicht hoch genug bewerten kann. So viele junge Menschen fröhlich versammelt geben Hoffnung. Hoffnung, dass Tradition und Brauchtum erhalten bleiben.

Nach den Tanzvorführungen wurde die Blasmusik durch das „Duo Popcorn“ abgelöst, das hauptsächlich mit Schlagermusik die Besucher prächtig unterhielt. Es war ein schönes Fest, das weit nach Mitternacht mit zufriedenen Gesichtern zu Ende ging. Ein Wiedersehen gibt es am 20. Juni 2015 in Göppingen, wo das Landestrachtenfest zusammen mit dem 20. Volkstanzfestival stattfinden wird.