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Ein Tag der Erinnerung und Mahnung

Ministerpräsident Horst Seehofer gedachte beim Festakt in der Bayerischen Staatskanzlei der Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation.

Banater Trachtenpaare der DBJT aus München und Nürnberg bereicherten den Festakt mit einer Volkstanzdarbietung. Fotos: StMAS

Bayerischer Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation - Der Freistaat Bayern beging am 14. September erstmals einen landesweiten Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation. Der zentrale Festakt fand im Kuppelsaal der Bayerischen Staatskanzlei in München statt. Der Einladung von Ministerpräsident Horst Seehofer waren Mitglieder der Bayerischen Staatsregierung, Bundestags- und Landtagsabgeordnete sowie Vertreter des Bundes der Vertriebenen und der Landsmannschaften gefolgt. Seitens der Landsmannschaft der Banater Schwaben nahmen der Bundes- und Landesvorsitzende Peter-Dietmar Leber, der Münchner Kreisvorsitzende und stellvertretende Landesvorsitzende Bernhard Fackelmann sowie der DBJT-Vorsitzende Harald Schlapansky an dem Festakt teil.

Wenn Bayern zum ersten Mal der Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation gedenke und an die schrecklichen Schicksale, an das Unrecht und große Leid erinnere, das Millionen Menschen aus den historischen deutschen Ost- und Siedlungsgebieten zum Ende des Zweiten Weltkriegs widerfahren sei, so wisse man auch um die ganze Geschichte des 20. Jahrhunderts, sagte Ministerpräsident Horst Seehofer bei der Gedenkfeier. Es sei und bleibe unser Auftrag, die Erinnerung an den Holocaust und die Verbrechen des Nationalsozialismus wach zu halten: „Wir werden nicht vergessen, nicht verdrängen, nicht relativieren, was in deutschem Namen geschah. (…) Wir sagen Nein zu Unrecht und Gewalt.“ Zur historischen Wahrheit zähle aber genauso: „Vertreibung war Unrecht, ist Unrecht und bleibt Unrecht. Dieses Bekenntnis sind wir Ihnen, den vertriebenen Deutschen schuldig. Ihr Schicksal und Ihre Lebensleistung sind Auftrag und Erbe für die Zukunft.“

Der Ministerpräsident dankte den Heimatvertriebenen für ihr großartiges Versöhnungswerk: „Sie haben nach Krieg und Vertreibung beschlossen: Nie wieder! Nie wieder Entrechtung, nie wieder Gewalt. Sie haben die Hände ausgestreckt. Seit jeher lautet Ihr Credo: Versöhnung statt Vergeltung.“ Die in der Charta der deutschen Heimatvertriebenen von 1950 verkündete Vision eines geeinten Europa, in dem die Völker ohne Furcht und Zwang leben können, sei heute Realität. Und dies sei auch ein Verdienst der Heimatvertriebenen. „Wir ernten heute die Saat Ihres Versöhnungswerks“, so Seehofer.

Angesichts der Tatsache, dass heute mehr als 50 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht sind, unterstrich Seehofer die Gegenwärtigkeit von Flucht und Vertreibung: „Schaut man auf die Krisenherde überall in der Welt, gewinnt dieser Tag der Erinnerung und der Mahnung zur Wahrung der Menschenrechte, für Frieden und Freiheit eine ganz besondere Aktualität. Unsere Botschaft lautet: Wir müssen Vertreibungen weltweit ächten!“

Bayern stehe aus tiefer Überzeugung zu dem Auftrag, das gesamtgesellschaftliche Bewusstsein für das Schicksal der Heimatvertriebenen, Aussiedler und Spätaussiedler lebendig zu halten, versicherte Seehofer. Er sei froh, dass nun endlich auch der Bund einen nationalen Gedenktag gegen Vertreibung beschlossen habe: „Wir Bayern haben den Stein ins Rollen gebracht. Unser beharrlicher Einsatz hat sich gelohnt.“

Zum Rahmenprogramm des durch den Augsburger Chor der Deutschen aus Russland musikalisch umrahmten Festaktes gehörten ein von Sigmund Gottlieb, Chefredakteur des Bayerischen Fernsehens, moderiertes Gespräch mit Zeitzeugen und Vertretern der Jugend, Volkstanzvorführungen der Deutschen Banater Jugend- und Trachtengruppen, vertreten durch Mitglieder der Tanzgruppen aus München und Nürnberg und der siebenbürgisch-sächsischen Jugendtanzgruppen aus München und Geretsried, sowie eine ebenfalls von Sigmund Gottlieb moderierte Diskussionsrunde mit Vertretern der Fraktionen im Bayerischen Landtag: Thomas Kreuzer, Vorsitzender der CSU-Fraktion; Volkmar Halbleib, Parlamentarischer Geschäftsführer und vertriebenenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion; Dr. Hans Jürgen Fahn, Sprecher für Vertriebene und Flüchtlings- bzw. Asylfragen der Fraktion der Freien Wähler; Margarete Bause, Fraktionsvorsitzende der Grünen. Zum Schluss sprach der Landesvorsitzende des Bundes der Vertriebenen, Christian Knauer. Im Anschluss an die Kranzniederlegung an der Gedenktafel in der Bayerischen Staatskanzlei lud Ministerpräsident Seehofer zu einem Empfang ein.

Unser Dank gilt den Banater schwäbischen Trachtenpaaren der DBJT aus München und Nürnberg unter der Leitung von Harald Schlapansky für den flotten Auftritt in der Bayerischen Staatskanzlei. Nach den ersten Tanzschritten zur Polka „Veilchenblaue Augen“ schaute Ministerpräsident Seehofer in das Programmheft und nickte anerkennend, so als wollte er sagen: Gut gemacht!