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Von und nach Ulm

Das Auswandererdenkmal am Donauufer in Ulm

In diesem Jahr wird die Stadt Ulm an den 300. Jahrestag des Beginns der Auswanderung auf der Donau im 18. Jahrhundert erinnern. Nun wird sich mancher Banater  Schwabe fragen, warum das für uns so wichtig sei, zumal das  Banat damals noch Teil des Osmanischen Reiches war. Aber da jede Geschichte ihre Vorgeschichte hat, lohnt es sich, auch hier  genauer hinzuschauen. 1712 machten sich vor allem Deutsche aus Oberschwaben auf Einladung ungarischer Grundherren von  Ulm aus auf den Weg, um in der Region um Sathmar zu siedeln. Sie zogen auf der zum Symbol der Auswanderung gewordenen Ulmer Zille auf der Donau von Ulm bis Wien und von dort dann weiter auf dem Landweg. Dass diese erste Siedlungswelle in der Katastrophe endete, ist bekannt. Im folgenden Jahr kam ein Schiff mit Über- lebenden wieder in Ulm an. Nichtsdestotrotz sollte der Weg von Ulm in den Südosten Europas im gesamten 18. Jahrhundert Verheißung auf Freiheit, Selbstbestimmung und Wohlergehen bleiben – auch für die Vorfahren der Banater Schwaben einige  Jahre später.

Natürlich haben auch andere  Städte entlang der Donau bei der Auswanderung im 18. Jahrhundert eine bedeutende Rolle gespielt. Sie ist jedoch in Vergessenheit geraten. Ulm hat mit der Errichtung des Donauschwäbischen Zentralmuseums, der Patenschaft über die Banater Schwaben, den großen Treffen der Donauschwaben und der Banater Schwaben, aber auch mit zahlreichen in die Zukunft  weisenden Konzepten wie einem Donau-Büro und der Mitarbeit an einer länderübergreifenden Donau-strategie dafür gesorgt, dass Vergangenheit stets auch eines Ausblickes in die Zukunft bedarf und dass Projekte besser entwickelt werden können, wenn die Beteiligten sich der Vergangenheit bewusst sind.

Wenn an Pfingsten wieder tausende Banater Schwaben nach Ulm kommen, so werden sie an zahlreichen öffentlichen Plätzen und im Donauschwäbischen Zentralmuseum mit der Auswanderung  ihrer Vorfahren konfrontiert werden. Sie werden in den gleichen Straßen wie diese gehen, an den gleichen Plätzen stehen und auf den gleichen Fluss schauen. Anders als diese werden sie dabei aber nicht mit einem hoffnungsvollen Blick auf eine bessere  Zukunft in diesen Fluss schauen, sondern darin eher die Vergangenheit einfangen. Jenen Teil ihrer Geschichte, der nach wie vor wichtiger Teil ihrer Identität ist, derer sie sich am Pfingstsonntag in der Donauhalle vergewissern. Sie kommen an diesem Tag aus sämtlichen Teilen Deutschlands, aus den USA und Kanada, aus Brasilien, Österreich und aus dem Banat nach Ulm und erleben hier die Gemeinschaft, die am Ende des Weges auf der Donau entstand.