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Bundeskanzlerin würdigt Arbeit der Vertriebenenverbände

Beim Jahresempfang des BdV im Kronprinzenpalais (von links): Die Präsidentin des BdV, Erika Steinbach MdB (Preisträgerin der Ehrenplakette des BdV), Prof. Dr. Rudolf Grulich vom Institut für Kirchengeschichte Böhmen-Mähren-Schlesien, BdV-Vizepräsident und OMV-Bundesvorsitzender Helmut Sauer, Geschäftsführer des Hauses der deutsch-polnischen Zusammenarbeit in Oppeln/Gleiwitz, Rafal Bartek, Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel und der Vorsitzende der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien, Norbert Rasch.

Bundeskanzlerin Angela Merkel nahm am 20. März im Berliner Kronprinzenpalais am Jahresempfang des Bundes der Vertriebenen (BdV) teil. An dem Empfang, der in diesem Jahr mit der Eröffnung einer von der Stiftung „Zentrum gegen Vertreibungen“ organisierten Ausstellung zum Thema Vertreibung und Integration verbunden war, nahmen auch Bundesinnenminister Dr. Hans-Peter Friedrich, der Aussiedlerbeauftragte der Bundesregierung, Dr. Christoph Bergner, sowie weitere Vertreter der Bundespolitik teil. Der Jahresempfang des BdV dient traditionell dem zwanglosen Meinungsaustausch der Vertreter der Vertriebenenverbände mit Politik und Medien. Unsere Landsmannschaft war durch ihren Bundesvorsitzenden Peter-Dietmar Leber vertreten, der bei dieser Gelegenheit auch an einer Sitzung des Landesvorstandes Berlin / Neue Bundesländer der Banater Schwaben teilgenommen hat.

Beim Jahresempfang würdigte die Bundeskanzlerin insbesondere die Leistungen der Vertriebenen. Sie gab ein klares Bekenntnis zu Anliegen der deutschen Vertriebenen und Aussiedler ab. So erinnerte sie an das den Vertriebenen zugefügte Unrecht und mahnte als Lehre „menschenverachtende Entwicklungen – auch in ihren Ansätzen und wo auch immer auf der Welt – entgegenzuwirken und Vertreibung für alle Zeit zu ächten“. Sie betonte die Bedeutung der Vertriebenen und ihrer Organisationen für die europäische Integration und als Brückenbauer in vielen Bereichen. Dabei nannte sie ausdrücklich den BdV-Vizepräsidenten und Bundesvorsitzenden der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung der CDU/CSU (OMV), Helmut Sauer (Salzgitter), „der exemplarisch für viele andere stehe, die lange Zeit ihres Lebens als Brückenbauer unterwegs seien und dabei wunderschöne und manchmal auch schwierige Erfahrungen gemacht haben, sich aber niemals davon haben abbringen lassen“. Weiterhin würdigte sie den Beitrag in Anwesenheit von Vertretern deutscher Volksgruppen und Minderheiten in Mittel- und Osteuropa als Vermittler und Bindeglieder zwischen den Völkern. Sie erinnerte daran, dass das reichhaltige kulturelle Erbe der Vertriebenen Teil unserer deutschen Identität sei, die es zu erforschen, weiterzuvermitteln und zu entwickeln gelte. Diese Bedeutung der Aufgabe werde durch die entsprechende Förderung des Bundes und der Länder besonders hervorgehoben. Die Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ als sichtbares Zeichen der Erinnerung und Aufarbeitung des Unrechts von Vertreibungen gewinne weiter an Kontur. Die Bundeskanzlerin sagte zu, dass die Bundesregierung aufpassen werde, dass die Arbeit daran auch wirklich Schritt für Schritt weitergehe. Durch ihre klaren Aussagen hat die Bundeskanzlerin deutlich gemacht, dass für sie die Anliegen und Sorgen der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Volksgruppen eine Herzensangelegenheit sind.

In den mit Vertretern der Politik geführten Unterredungen wurde seitens des BdV auch ein seit
Jahren immer wieder zur Sprache gebrachtes Anliegen erörtert: die Entschädigung der in die ehemalige Sowjetunion verschleppten Zwangsarbeiter. Die vom BdV seit Jahren geforderte innerdeutsche Entschädigungsregelung für deutsche Zwangsarbeiter werde, so Bundesinnenminister Friedrich, für die Verantwortlichen der Politik auch künftig eine Angelegenheit sein, der man sich verantwortungsvoll widmen werde.

Die Ausstellungstrilogie HeimatWEH umreißt in einem großen Bogen die weitgehend unbekannte Heimat der deutschen Volksgruppen außerhalb des Deutschen Reiches mit ihrer Siedlungsgeschichte, die Flucht und Vertreibungen im Europa des 20. Jahrhunderts sowie die Integration der Vertriebenen und Aussiedler seit 1945. Sie verknüpft drei Ausstellungen des Zentrums gegen Vertreibungen, die seit 2006 innerhalb von fünf Jahren erarbeitet und jeweils einzeln in Berlin vorgestellt worden sind: „Erzwungene Wege“, „Die Gerufenen“, und „Angekommen“. Damit wird jetzt für drei Monate ein bislang singulärer Gesamtüberblick gegeben. Neu sind Darstellungen bekannter Persönlichkeiten mit persönlichem oder familiärem Bezug hierzu und Collagen, die den vielfältigen Aspekten des Heimatbegriffs emotional nachspüren. Heimat und Heimatverlust durch Vertreibungen unterschiedlichster Art sowie der mühsame Neuanfang in einer abwehrenden, oft gar feindseligen Umgebung sind zentrale Themen dieser Trilogie. Die Ausstellung zeigt nicht nur deutsche Schicksale, sondern in Solidarität und Anteilnahme auch die Vertreibungsschicksale anderer europäischer Völker. Sie setzt damit das Signal, dass Vertreibung immer ein menschenrechtswidriges Verbrechen ist. Bis zu 15 Millionen Deutsche kamen bis 1945 aus den östlichen Gebieten, die früher zum Deutschen Reich gehörten. Noch einmal viereinhalb Millionen Deutsche aus Mittel-, Ost- und Südosteuropa
sowie aus der ehemaligen Sowjetunion fanden nach 1950 als Spätaussiedler Aufnahme in Deutschland.

Bei der Eröffnung der Ausstellung betonte die Bundeskanzlerin die nationale Bedeutung der Bundesvertriebenenstiftung, die mit ihrer Dokumentationsstätte zum Schicksal der deutschen Heimatvertriebenen eine Lücke in der deutschen Geschichtsschreibung schließen werde. Das reiche deutsche Kulturerbe im Osten, so die Kanzlerin, sei Teil deutscher Identität und habe eine einzigartige Bindekraft für Europa.

Die Ausstellung ist bis zum 24. Juni täglich von 10 bis 20 Uhr im Kronprinzenpalais (Unter den Linden 3, 10117 Berlin) zu sehen.