Preisträger: Tomislav Ketig, Angela Korb, Richard Wagner. Zentrales Element des Bekenntnisses zu den Donauschwaben: „Das Patenland Baden-Württemberg bringt mit dem Kulturpreis seine Wertschätzung gegenüber der donauschwäbischen Kultur und deren Repräsentanten zum Ausdruck.“ Das sagte Innenminister Reinhold Gall bei der Verleihung des Donauschwäbischen Kulturpreises am 1. Dezember 2011 im Haus der Donauschwaben in Sindelfingen. Dieser Preis ist ein bedeutendes Element des Bekenntnisses zu den Donauschwaben und wird bereits seit 45 Jahren vergeben. In diesem Jahr wurde der Kulturpreis in der Sparte Literatur und Literaturwissenschaften vergeben.
Den mit 5000 Euro dotierten Hauptpreis erhielt der in Neusatz (Novi Sad, Serbien) lebende Schriftsteller und Enzyklopädist Tomislav Ketig. Mit einer Ehrengabe für sein Gesamtwerk in Höhe von 2500 Euro wurde der in Lovrin im Banat geborene und in Deutschland durch seine zahlreichen Veröffentlichungen bekannte Schriftsteller Richard Wagner ausgezeichnet. Einen mit 2500 Euro dotierten Förderpreis für Nachwuchskünstler erhielt die in Budapest lebende Journalistin Angela Korb.
In seiner Festrede bei der Preisverleihung unterstrich Innenminister Reinhold Gall die engen Beziehungen zwischen dem Land Baden-Württemberg und der Volksgruppe der Donauschwaben: „Viele Siedler sind vor fast drei Jahrhunderten mit den Ulmer Schachteln die Donau hinabgefahren, um ein neues Leben in Südosteuropa zu beginnen. Viele von ihnen kamen aus unserem Raum. Im nächsten Jahr ist dieses Ereignis genau dreihundert Jahre her, und so wird die Stadt Ulm das Jubiläum der Auswanderung von Ulm aus im Jahr 2012 groß feiern. Viele Flüchtlinge und Vertriebene mit donauschwäbischen Wurzeln sind unmittelbar nach dem Krieg oder in späteren Jahren als Aussiedler aus dem heutigen Serbien, Kroatien, Rumänien oder Ungarn wieder in die Heimat ihrer Vorfahren gekommen. Sie haben sich im deutschen Südwesten nach dem Krieg eine neue Existenz aufgebaut. Sie haben ihre Schicksale, ihre Geschichte, ihre Kultur mitgebracht und sind uns wertvolle Mitbürger geworden. In ihrer neuen Heimat, in Baden-Württemberg, haben sie das kulturelle Leben in vielfacher Weise bereichert. Sie haben einen wertvollen Beitrag zum geistig-kulturellen Zusammenwachsen des neuen Südweststaates geleistet.“ Als Zeichen der Verbundenheit mit den Donauschwaben habe das Land bereits 1954 die Patenschaft über die Volksgruppe der Donauschwaben übernommen. Die Patenschaft über die Banater Schwaben folgte im Jahr 1998. Daraus ergebe sich ein besondere Verpflichtung, so Innenminister Gall: „Unser Land hat sich dazu bereit erklärt, Mitverantwortung zu übernehmen und die Geschicke der Landsleute mit zu lenken. Es hat sich bereit erklärt, mitzuhelfen, die Fremde zur Heimat zu machen. Gleichzeitig hat es sich dazu verpflichtet, die Kulturleistungen seiner Patenkinder vor dem Vergessen zu bewahren.“ Diese Verpflichtung stehe im Einklang mit den Vorgaben des Bundesvertriebenengesetzes, dass die Pflege des Kulturgutes der Vertriebenen eine gesamtdeutsche Aufgabe sei.
Der vom Land Baden-Württemberg gestiftete Donauschwäbische Kulturpreis ist nicht nur eine hohe Auszeichnung für herausragende kulturelle Leistungen, sondern auch Anreiz und Impuls für alle Kulturschaffenden, die mit ihren Werken zum Erhalt und zur Pflege der donauschwäbischen Kultur beizutragen.
Die Landsmannschaft der Banater Schwaben war bei der Preisverleihung in Sindelfingen vertreten durch ihren Bundesvorsitzenden Peter-Dietmar Leber, durch den Landesgeschäftsführer Baden-Württemberg, Johann Georg Mojem, und den Kreisvorsitzenden Böblingen, Hans Metz. Der Bundesvorsitzende dankte bei dieser Gelegenheit Innenminister Reinhold Gall für seine letztlich erfolgreichen Bemühungen zwecks Erhalt des Deutschen Konsulats in Temeswar. Minister Gall betonte, dass es für ihn auch ein persönliches Anliegen gewesen sei, die Haltung des Innenministeriums Baden-Württemberg, Patenland der Banater Schwaben, den Entscheidungsträgern auf Bundesebene aufzuzeigen. Beim Empfang danach konnten aktuelle Anliegen besprochen werden mit dem Leiter des Instituts für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde in Tübingen, Prof. Dr. Reinhard Johler, dem Direktor des Donau-schwäbischen Zentralmuseums, Christian Glass, den Vorsitzenden der Landsmannschaften der Deutschen aus Ungarn, Klaus Loderer, und der Donauschwaben, Hans Supritz.
Ein Grußwort an die zahlreichen Teilnehmer der Festveranstaltung, darunter der Oberbürgermeister von Sindelfingen, Dr. Bernd Vöhringer, richteten Otto Welker, Vorsitzender des Vereins Haus der Donauschwaben.
Anton Bleiziffer, Vorsitzender der Wettbewerbsjury, kam die ehrenvolle Aufgabe zu, das Schaffen der drei Preisträger vorzustellen. Dabei hob er die menschenverbindene und grenzenüberwindende Funktion der Literatur hervor. Die wesentlichen Merkmale des donau-schwäbischen Literaturschaffens umschreibt er wie folgt: „Die Literaten-Liga der Donauschwaben widerspiegelt im Großteil ihrer Werke Selbsterlebtes, minutiös Recherchiertes, leiblich erfahrenes, mit eigenen Augen gesehenes Unrecht, aber auch schöne Erinnerungen. Traumwelten, historische Tatsachen und Phantasien werden zu Literatur, um die Leser zu einem Puzzlespiel zu animieren und um Neugierde zu wecken“.