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Temeswar, das kulturelle Zentrum der Deutschen im Banat

Einen Kunstgenuss bot das Abendkonzert unter Mitwirkung von Leonore Laabs (Sopran), Wilfried Michl (Bariton), Karl W. Agatsy (Violine) und Franz Metz (Klavier).

Blick in den Saal.

Beim Vortrag über das Temeswarer Deutsche Staatstheater. Fotos: Karin Bohnenschuh

Grußwort des baden-württembergischen Innenministeriums überbrachte Dr. Sibylle Müller.

Gespräche in der Pause bei Kaffee und Kuchen.

Nach dem ersten Tag der Kulturtagung: Anregende Gespräche zwischen Teilnehmern und Referenten. Fotos: Juergen Schneider

47. Kulturtagung des Landesverbandes Baden-Württemberg der Landsmannschaft

Thematisch an die letzte Tagung anknüpfend, widmete sich die 47. Kulturtagung des Landesverbandes Baden-Württemberg der Landsmannschaft der Banater Schwaben am 19./20. November erneut der Banater Stadtkultur, wobei diesmal Temeswar als kulturelles Zentrum der Banater Deutschen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Mittelpunkt stand. Der Landesvorsitzende Josef Prunkl konnte als Ehren-gäste begrüßen: Ministerialrätin Dr. Sibylle Müller vom Innenministerium des Patenlandes Baden-Württemberg, den Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft, Peter-Dietmar Leber, die Geschäftsführerin des Vereins Haus der Donauschwaben, Henriette Mojem, sowie die Kulturreferentin für Südosteuropa am Donauschwäbischen Zentralmuseum, Dr. Swantje Volkmann. Er dankte Dr. Walter Engel für die Konzeption und Vorbereitung der Tagung sowie der Landesgeschäftsstelle für die organisatorischen Vorarbeiten.

In ihrem Grußwort wies Henriette Mojem darauf hin, dass das seit über vierzig Jahren bestehende Haus der Donauschwaben in Sindelfingen als internationales donauschwäbisches Kultur- und Begegnungszentrum und als Forschungsstätte im Bewusstsein der Öffentlichkeit fest verankert sei. Es biete den Donauschwaben weltweit eine geistig-kulturelle und emotionale Heimat und sei ein Ort, an dem das kulturelle Herz der Donauschwaben schlage. Davon zeugten die Fülle und die Vielfalt der Veranstaltungen mit über 20 000 Besuchern im Jahr.

Ein Grußwort des baden-württembergischen Innenministeriums überbrachte Dr. Sibylle Müller. Sie würdigte das stete Bemühen der Banater Schwaben, ihre Kultur und die Gemeinschaft auch in der neuen Heimat zu pflegen. Die Landeskulturtagung sei jedes Jahr aufs Neue ein beeindruckendes Bekenntnis der Banater Schwaben zu ihrer Geschichte, zu ihrer Kultur, zu ihrer Heimat. Die Rednerin zitierte den Religionsphilosophen Romano Guardini mit dem Satz: „Erinnerung ist die Dankbarkeit des Herzens.“ Indem die Banater Schwaben mit der diesjährigen Tagung an das kulturelle Zentrum Temeswar erinnern, stellen sie unter Beweis, dass ihnen diese Stadt und das Banat ein Herzensanliegen sei.

Grußworte an die Teilnehmer der Tagung richtete auch der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft, Peter-Dietmar Leber. Er unterstrich die Bedeutung der Sindelfinger Kulturtagung, die nicht nur die traditionsreichste Veranstaltung der Landsmannschaft im kulturellen Bereich sei, sondern auch stets ein Gradmesser der Situation unseres Verbandes war, abzulesen am Wandel der von ihr angesetzten Schwerpunkte. In Bezug auf das Tagungsthema machte der Redner auf eine Besonderheit aufmerksam: Temeswar sei nach wie vor auch ein deutsches kulturelles Zentrum, da sich hier zahlreiche Kultureinrichtungen durch Wandel und Anpassung behaupten konnten, auch durch deren Annahme seitens der Mehrheitsbevölkerung. Wie Dr. Sibylle Müller zeigte sich auch unser Bundesvorsitzender erfreut über den Erhalt des deutschen Konsulats in Temeswar.

In die Tagung einführend, umriss Walter Tonta, der für den verhinderten Dr. Walter Engel die Moderation übernommen hatte, die gesellschaftspolitischen Voraussetzungen für das kulturelle Leben in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg, das in einem staatlich institutionalisierten, ideologisch diktierten und – je nach politischer Wetterlage – mehr oder weniger streng kontrollierten Rahmen stattfand. Unter diesen Bedingungen galt es, alle sich bietenden Möglichkeiten zur Bewahrung der eigenen Identität, der Muttersprache, des kulturellen Erbes, des Brauchtums und der Traditionen zu nutzen. Die Banater Schwaben, die Rumäniendeutschen im Allgemeinen, hätten es verstanden, so der Redner, jeden noch so engen Spielraum und jeden noch so kleinen Freiraum auszuschöpfen, wovon das reichhaltige und niveauvolle deutsche Kulturleben in den sechziger und siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts zeugt. Eine wichtige Rolle kam hierbei den in Temeswar angesiedelten Kultur- und
Bildungseinrichtungen zu, deren Rolle und Leistungen ebenso Gegenstand der Tagung seien wie die Entwicklung in einzelnen Bereichen des kulturellen und künstlerischen Lebens.

Im Einführungsvortrag mit dem Titel „Die Banater Hauptstadt nach dem Zweiten Weltkrieg. Schwerpunkt: Zentrum der Revolte gegen die kommunistische Diktatur und die Folgen“ ging Manfred Engelmann weniger auf die Gesamtentwicklung Temeswars in der zweiten Jahrhunderthälfte ein, sondern vielmehr auf die von hier im Dezember 1989 ausgegangene Revolte, die sich binnen weniger Tage zu einer Revolution ausweitete und schließlich zum Sturz des verhassten Ceausescu-Regimes führte. Der Referent, einer der Koautoren des 1992 erschienenden Bandes „Temeswar – Symbol der Freiheit“, schilderte die Umstände, die zum Volksaufstand von Temeswar führten, wie auch den Ablauf der dramatischen, zum Teil blutigen Ereignisse, die sich zwischen dem 15. und 22. Dezember 1989 in dieser Stadt abspielten. Mittels einer Bildpräsentation veranschaulichte er die urbane Entwicklung und die Veränderungen des Stadtbildes in den beiden Jahrzehnten nach der Revolution.

Das Thema „Schule und Lehrerausbildung“ nahm im Tagungsprogramm größeren Raum ein. Zunächst referierten Irmhild Feketics und Dr. Cornell Frank über „Die Bedeutung der Lenau-Schule im Spiegel des Absolventenjahrgangs 1957“. Als Grundlage der Darstellung diente das von ihnen herausgegebene 400 Seiten starke Erinnerungsbuch dieses Abiturjahrgangs, das neben den Schüler- und Lehrerbiographien und zahlreichen Berichten aus der Schulzeit auch eine kultur- und zeitgeschichtliche Momentaufnahme aus der Mitte und zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bietet. Nachdem vorerst die wechselvolle 140-jährige Geschichte der LenauSchule nachgezeichnet wurde, kristallisierten die Vortragenden deren Bedeutung heraus. Diese manifestierte sich in einem soliden und effektiven Unterricht, ablesbar an dem beruflichen Werdegang der Absolventen, in dem identitätsstiftenden Charakter der Schule, der durch die Pflege der Muttersprache und die Begegnung mit der deutschen Kultur gegeben war, sowie in der Förderung des Gemeinschaftssinnes mittels einer Vielzahl von Einrichtungen und Aktivitäten. Neben diesen kulturhistorisch relevanten Aspekten spürten die Referenten auch den zeitgeschichtlichen Gegebenheiten nach, wie sie sich vor allem in den Lehrer- und Schülerbiographien widerspiegeln. Die Lenau-Schule war und bleibt im Leben ihrer Absolventen ein wichtiger Bezugspunkt, eine Institution, „von der Impulse ausgingen, die bis in unser Alter wirksam geblieben sind“, wie es Dr. Herbert Bockel – auch er ein Absolvent des Jahrgangs 1957 – formuliert hat.

Die Ausführungen von Radegunde Täuber zum Thema „Sprachlich-kultureller Fortbestand der Rumäniendeutschen dank ihrer Schulen. Schwerpunkt Banat: die Rolle der Deutschen Pädagogischen Lehranstalt Temeswar“ wurden von einer von Katharina Schmidt erarbeiteten Power-Point-Präsentation und einer von der Referentin realisierten Ausstellung über das Banater Schulwesen unterstützt. Die ehemalige Germanistik-Hochschullehrerin zeigte beispielhaft auf, dass der ständige Kampf um den Erhalt der deutschen Schule eine Konstante der Banater Schulgeschichte vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis in die unmittelbare Nachkriegszeit darstellte. Die Erkenntnis, wonach der muttersprachliche Unterricht das wichtigste Instrument zur Bewahrung der Identität ist, habe sich schon früh durchgesetzt und immer wieder glühende Verfechter gefunden, unterstrich die Referentin. Für die nach 1944 entrechtete und diskriminierte deutsche Minder-heit sei die Schulreform von 1948, auf deren Grundlage die Gründung der Deutschen Pädagogischen Lehranstalt in Temeswar erfolgte, ein Lichtblick gewesen. Radegunde Täuber, wie Katharina Schmidt eine Absolventin dieser Schule, hob die von menschlicher Wärme und Verständnis geprägte Haltung des Lehrerkollegiums, dessen hohe Qualifikation und das von engem Zusammenhalt und ausgeprägtem Gemeinschaftssinn bestimmte Lehrer-Schüler-Verhältnis hervor. Sie verdeutlichte anhand der gezeigten Bilder die Rolle der Pädagogischen Lehranstalt als Brennpunkt des Temeswarer kulturellen Lebens. Der Aufschwung der kulturellen Tätigkeiten in den sechziger und siebziger Jahren sei in hohem Maße den „Päda“-Absolventen zu verdanken, die überall im Banat als Kulturmultiplikatoren wirkten. Für die Qualität und Effizienz der an der „Päda“ genossenen Ausbildung spreche auch die erfolgreiche berufliche Eingliederung vieler Lehrer in Deutschland, wovon nicht wenige zu den Kulturträgern unserer Gemeinschaft zählen.

In seinem Beitrag „Die Neue Banater Zeitung – Aspekte der Berichterstattung und kultureller Auftrag“ bot Luzian Geier, lang-jähriger Redakteur dieser Zeitung, zunächst einen Abriss des Banater deutschen Pressewesens von 1944 bis zum Erscheinen der Zentralzeitung „Neuer Weg“ im März 1949, beleuchtete sodann den allgemeinen Medienkontext, in dem die Temeswarer Regionalzeitung „Die Wahrheit“ 1957 gegründet wurde, und skizzierte deren Entwicklung bis zu der 1968 erfolgten Umbenennung in „Neue Banater Zeitung“. Als entscheidend für die weitere Entwicklung des Blattes erwies sich die Ernennung des energischen Vollblutjournalisten Nikolaus Berwanger zum Chefredakteur im August 1969. Der Referent machte dann Angaben zur Redaktionsstruktur, den Ressorts, dem Personal und der Gliederung der Zeitung, die Mitte der siebziger Jahre mit knapp über 20 000 Exemplaren die höchste Auflage erreichte. Die Bemühungen um die Professionalisierung und Verjüngung der Redaktion, um die qualitative Verbesserung der Publikation, um Lesernähe und Glaubwürdigkeit einerseits, das Engagement und die hohe Motivation der Mitarbeiter andererseits seien ein Garant für den Erfolg der Zeitung bei der Leserschaft gewesen. Als das Besondere an der NBZ als Minderheitenzeitung hob Luzian Geier die „interne“, der Gemeinschaft verpflichtete Grundlinie der Redaktion hervor, die sich vor allem in den Bereichen Information und Kultur und in der Einrichtung vieler Sonderseiten und Rubriken widerspiegelte. Es lag am Mut und an den Initiativen der Schriftleitung und des Redaktionsteams, unter den vorgegebenen Rahmenbedingungen den engen Spielraum auszuloten und einfallsreich auszuschöpfen. Dies sei durch die Verlagerung der Bestrebungen im Interesse der Gemeinschaft auf die Bereiche Bildung, Kultur, Literatur, Kunst und kulturelles Erbe weitgehend gelungen. Trotz aller Zwänge und Engen wäre der Alltag der Banater Deutschen damals ohne die NBZ ärmer und trister gewesen, so das Fazit des Referenten.

Die anschließende Bildpräsentation „Temeswar heute“ von Georg Schmidt nahm die Tagungsteilnehmer mit auf einen spannenden Stadtrundgang, der von der Innenstadt in die Fabrikstadt, dann in die Elisabethstadt und schließlich in die Josefstadt führte. Die 2010 entstandenen Aufnahmen zeigten allbekannte Plätze und Straßen, Baudenkmäler und Einrichtungen, offenbarten aber auch weniger bekannte Facetten der Banater Hauptstadt.

Den krönenden Abschluss des ersten Veranstaltungstages bildeten die Vernissage der Kunstausstellung von Dr. W. Alfred Zawadzki und das traditionelle Konzert unter der Leitung von Dr. Franz Metz. Der Maler Fred Zawadzki, im Hauptberuf Zahnarzt und ehrenamtlicher Vorsitzender der HOG Temeschburg-Temeswar, zeigte Gouache-Bilder und Computergrafiken, die architektonische Monumente seiner Heimatstadt festhalten. Seine ausdrucksstarken, fesselnden Werke stellen den Versuch dar, der Erinnerung künstlerischen Ausdruck zu verleihen. Einen Kunstgenuss der besonderen Art bot das Konzert unter der Mitwirkung von Leonore Laabs (Sopran), Wilfried Michl (Bariton), Karl W. Agatsy (Violine) und Franz Metz (Klavier). Es war bereits der zehnte Konzertabend in dieser Form, und auch diesmal ist es den Künstlern und dem Moderator gelungen, einen wunderbaren, mit detailreichen Informationen gespickten Querschnitt durch die Banater und europäische Musikkultur zu bieten. Zur Aufführung gelangten Stücke der Banater Komponisten Conrad Paul Wusching, Jakob Hillier, Wilhelm Schwach und Sofia Vlad, bekannte Lieder und Arien aus Operetten von Johann Strauß, Franz Lehár und Emmerich Kálmán, „Die drei Zigeuner“ von Franz Liszt (nach Nikolaus Lenau) sowie das „Lied der Köchin“ aus Paul Burkhards „Feuerwerk“.

Am zweiten Tagungstag standen die Bereiche Kunst, Literatur und Theater im Vordergrund. „Zwischen Auftrag und Verweigerung. Franz Ferch und Walter Andreas Kirchner – Markierungen in der Temeswarer Kunstszene vor der Wende“ lautete der Titel des Beitrags von Franz Heinz. Der bekannte Schriftsteller und Publizist ging der Frage nach, wie unsere Banater Künstler auf den verordneten „sozialistischen Realismus“ reagierten, auf ihn zu- und zugleich an ihm vorbeimalten, sich gefügig gaben und doch aus der Isolation des Diktats auszubrechen versuchten. Ferchs ideologisch angehauchte Bilder, die einen geringen Anteil an dessen Gesamtwerk ausmachen, haben den Maler in der damaligen Temeswarer Kunstszene und darüber hinaus bekanntgemacht und seine Stellung als Vorsitzender der Banater Filiale des Künstlerverbandes (1959–1969) ermöglicht. Sein in den fünfziger und sechziger Jahren entstandenes Werk sei dank der naturalistischen Darstellungsweise eher dem modernen Realismus verpflichtet, befand der Referent. Ferch habe mit Vorliebe geschichtliche Motive aufgegriffen und sich als Maler-Reporter seiner Banater Heimat erwiesen, wobei das schwäbische Element immer präsent war. Heinz erwähnte Ferchs Bekenntnisbilder und zeichnete sodann dessen weitere künstlerische Entwicklung nach. Stellvertretend für die jüngere Künstlergeneration, die sich vom „sozialistischen Realismus“ abgesagt und den Anschluss an die moderne Kunst des Westens vollzogen haben – auch durch die Hinwendung zur abstrakten Kunst – wurde Walter Andreas Kirchner vorgestellt. Der 1941 geborene Bildhauer, Maler und Grafiker, der schon 1967, noch als Student, mit seiner ersten Ausstellung große Aufmerksamkeit erlangte, habe binnen weniger Jahre zu einer beachtlichen Reife in allen wichtigen Techniken der Gestaltung gefunden und abstrakte Formen ausgelotet, die er in den Dienst der künstlerischen Aussage stellte. Seine Arbeiten zu Banater Themen, beispielsweise die Holzschnitte und Radierungen zum banatdeutschen Volksgut, stellten ein vorbehaltloses Bekenntnis zu seiner Gruppe dar.

Der Schriftsteller Johann Lippet beleuchtete in seinem Beitrag „Wir werden wie im Märchen sterben ... Streiflichter zur Temeswarer deutschen Literaturszene in den siebziger und achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts“ zwei im rumäniendeutschen Literaturbetrieb einmalige Gruppierungen, denen er selbst angehört hat: die „Aktionsgruppe Banat“ und der Literaturkreis „Adam Müller-Guttenbrunn“. Er schilderte die Entstehung der literarischen Solidargemeinschaft, die unter dem Namen „Aktionsgruppe Banat“ für Furore sorgen sollte, deren Aktivitäten und publizistisches Wirken sowie die Umstände, die im Herbst 1975, nach nur dreieinhalbjährigem Bestehen, zur Zerschlagung der Gruppe führten. Mit ihren modernen, engagierten Texten und ihrem provokativen Auftreten haben sich die jungen Autoren auf einen Husarenritt eingelassen, dem die Geheimpolizei Securitate ein Ende bereitete, so Lippet. Im zweiten Teil seines Vortrags ging er auf den von Nikolaus Berwanger geleiteten AMG-Literaturkreis ein, innerhalb dessen in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre eine Gruppe junger Autoren zusammenfand, der neben den ehemaligen Mitgliedern der Aktionsgruppe Johann Lippet, William Totok und Richard Wagner auch Herta Müller, Horst Samson und Helmut Frauendorfer angehörten. Der Referent zeigte auf, wie sich der AMG-Kreis zu einem festen Bestandteil des kulturellen Lebens von Temeswar entwickelte und auch über das Banat hinaus an Gewicht gewann. Als einmalig im Literaturbetrieb Rumäniens bezeichnete er den aus Beiträgen der Mitglieder gestifteten AMG-Preis und die mit der Preisverleihung verbundenen Feiern, ebenso die vielfältigen Publikationsmöglichkeiten, die sich den Autoren eröffneten. Ohne das Durchsetzungsvermögen und die taktischen Winkelzüge des Machers Berwanger wäre all dies nicht möglich gewesen, betonte Lippet.

Der letzte Beitrag der Tagung war dem „Stellenwert des Deutschen Staatstheaters im Temeswarer und Banater Kulturleben“ gewidmet. Die Germanistin und Theaterfachfrau Dr. Eleonora Ringler-Pascu, Leiterin des Instituts für Schauspielkunst an der Temeswarer West-Universität, präsentierte die Eckdaten der mittlerweile gut dokumentierten Geschichte des Deutschen Staatstheaters Temeswar (DSTT), wobei sie den Schwerpunkt auf die Anfänge der Berufsbühne im Jahr 1953, die krisengeschüttelten achtziger und neunziger Jahre und die nach 1990 erfolgte Neuorientierung des DSTT legte. Gleichzeitig unterstrich sie die ungeheuer wichtige identitätserhaltende Funktion des Theaters, das – gerade in schwierigen Zeiten – maßgeblich zur Sprach- und Kulturpflege des Banater Deutschtums beigetragen und sich als eine kulturelle Bastion dieser Gemeinschaft erwiesen hat. Eindringlich schilderte die Referentin die Schwierigkeiten, mit denen das DSTT in den achtziger Jahren und unmittelbar nach der Wende von 1989 konfrontiert war, und die von der damaligen Intendantin Ildiko Jarcsek-Zamfirescu unternommenen Anstrengungen, das Überleben des Theaters zu sichern. Nach 1990 galt es, neue Wege zu gehen mit dem Hauptziel, die Einrichtung als qualitätsbewussten Theaterproduzenten in deutscher Sprache zu etablieren und damit den Stellenwert der deutschen Sprache und Kultur in dieser Region zu stärken.

Die 47. Kulturtagung ging mit einer Aussprache zu Ende, bei der die Teilnehmer Gelegenheit hatten, sich zu den Referaten zu äußern und Vorschläge zur inhaltlichen Ausrichtung der nächsten Tagung zu unterbreiten. Die Beiträge sollen wieder in einem Band publiziert werden.