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Schöpferisches Wirken für die Gemeinschaft und ihren Verband

Grußwort des Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft der Banater Schwaben

Liebe Landsleute, in den letzten Wochen fanden in unseren Orts- und Kreisverbänden zahlreiche Adventsfeiern statt. Diese Feiern sind innerhalb unseres Verbandes zu einer Tradition geworden, obwohl sie nicht an vergleichbare Veranstaltungen im Banat anknüpfen. Ihnen zugrunde liegt das Bedürfnis vieler Landsleute nach Vertrautheit und Geborgenheit in der Gemeinschaft, der Wunsch, in dieser Gemeinschaft eine Bestätigung der Erinnerungen an Kindheit und Jugendzeit im Banat zu finden. Mit allen Sinnen werden sie gesucht und vielerorts auch gefunden in den Krippenspielen, den Gedicht- und Liedbeiträgen der Kinder und Enkel, dem Duft und Geschmack der heimatlichen Kuchenspenden und der vertrauten Mundart der Freunde, Bekannten und Tischnachbarn. Es ist ein schönes Beispiel dafür, wie Tradition begründet und ihren Platz in unserem Verbandsleben gefunden hat.

Das vergangene Jahr war in vielfacher Hinsicht ein ereignisreiches Jahr innerhalb unserer Landsmannschaft. Der Bundesvorstand konnte bei der Tagung der Kreis- und HOG-Vorsitzenden in Frankenthal den lange erwarteten Band 5 der Buchreihe „Das Banat und die Banater Schwaben“ vorlegen, der auf eindrucksvolle Art und Weise die Siedlungs- und Entwicklungsgeschichte der Deutschen im Banat dokumentiert. Fast alle Heimatortsgemeinschaften unseres Verbandes haben einen Beitrag zur Fertigstellung dieses Bandes und zu dessen Finanzierung geleistet, wofür ihnen auch an dieser Stelle nochmals gedankt sei.

In einer Sitzung des erweiterten Bundesvorstandes mit Persönlichkeiten aus unserer Gemeinschaft im April in Würzburg wurde ein offener Informationsaustausch über Arbeitsschwerpunkte der einzelnen Gliederungen, verschiedener verbandsnaher Institutionen und Einrichtungen, aber auch von Einzelpersonen geführt. Auch hier bewahrheitete sich die Behauptung, dass mehr gemacht wird, als es seinen Niederschlag in unserer banatschwäbischen Öffentlichkeit findet. Die deutsche Öffentlichkeit konnte 2011 jedoch gleich bei vier großen Veranstaltungen mit starker Präsenz der Banater Schwaben mehr über uns, unser Brauchtum und unsere Geschichte erfahren: Beim Landestrachtenfest des Landesverbandes Baden-Württemberg in Göppingen, bei den Kultur- und Heimattagen der Banater Schwaben Bayern in Nürnberg, beim Festzug zur Eröffnung des Volksfestes auf dem Cannstatter Wasen in Stuttgart und beim Trachtenfestzug am Oktoberfest in München, der über viele Fernsehkanäle in die ganze Welt ausgestrahlt worden ist.

Wir haben uns als Bundesverband der Landsmannschaft im vergangenen Jahr gleich an drei Veranstaltungen im Banat beteiligt: Wir haben eine Studienfahrt mit dem Oberbürgermeister und Stadträten der Stadt Ingolstadt in das Banat durchgeführt, haben uns an der Tagung über Vergangenheit und Zukunft von Maria Radna sowie an der Deutschen Wallfahrt beteiligt sowie an der Mundarttagung in Temeswar mitgewirkt. Unvergessen bleibt für mich dabei eine Begegnung mit einer deutschen Familie in Sanktanna. Drei Generationen, fest verwurzelt im Ort, in der Kirche, in der verbliebenen Gemeinschaft, pflanzen hier, symbolisch, jedes Jahr ihren Apfelbaum. Was ich mir noch mitgenommen habe von diesen Begegnungen: Wir sollten nicht so sehr auf uns schauen und Vergleiche zu früher ziehen, sondern eher darauf, was dieses Gemeinschaftsleben den im Banat verbliebenen Landsleuten bedeutet und wie sie, obwohl mittlerweile klein an der Zahl, daran festhalten.

In diesem Zusammenhang muss auch die Arbeit des Hilfswerks der Banater Schwaben, der Adam-Müller-Guttenbrunn-Stiftung und der Deutschen Foren im Banat in der sozialen Fürsorge für unsere im Banat verbliebenen Landsleute angesprochen werden. Sie werden im Alter von einem nach wie vor tragfähigen Netz aufgefangen; einem Netz, an dem viele gewebt haben und heute noch weben.

Erfolgreich haben wir unseren politischen Einfluss zum Erhalt des deutschen Konsulats in Temeswar geltend gemacht und indirekt damit auch eine neue Solidarisierung unserer Patenstädte, unseres Patenlandes sowie uns wohlgesonnener Politiker mit uns und unserer Landsmannschaft erreicht. Der Innenminister des Landes Baden-Württemberg formulierte dies in einem Schreiben so: „Für mich war es ein persönliches Anliegen, die Haltung des Innenministeriums Baden-Württemberg, des Patenlandes der Banater Schwaben, den Entscheidungsträgern auf Bundesebene aufzuzeigen und für unser gemeinsames Anliegen einzutreten.“

Im Mittelpunkt unseres Wirkens in diesem Jahr wird der Heimattag 2012 an Pfingsten in Ulm stehen, der unter dem Motto „Banater Schwaben – Zukunft mit Tradition“ stattfindet. Der Heimattag wird Teil mehrerer Veranstaltungen in Ulm sein, mit denen unsere Patenstadt an den Beginn der Auswanderung auf den Ulmer Schachteln nach Südosteuropa erinnern wird. Hierzu wird auch ein historischer Lehrpfad in der Altstadt eingerichtet. Traditionell werden wieder viele Trachtenträger in der Fußgängerzone auftreten und Kapellen aufspielen, wird uns der Oberbürgermeister im Rathaus empfangen, werden wir unserer Vorfahren am Donauschwabenufer – der Ablegestelle der Ulmer Schachteln – gedenken. Der Pfingstsonntag wird im Zeichen der Begegnung der alten Gemeinschaften und der Generationen stehen. Die DBJT wird ein interessantes und buntes Begleitprogramm vorbereiten, das Donauschwäbische Zentralmuseum in Ulm eine Ausstellung über unseren Banater Heimatmaler Stefan Jäger. Interessenten werden in die Kunst der banat-schwäbischen Familienforschung eingewiesen, Freunde der Banater Literatur und Musik kommen auf ihre Kosten, ein neu gegründeter Verband Banater Unternehmer in Deutschland wird sich und seine Ziele vorstellen, und viele weitere attraktive Programmpunkte wollen die Veranstalter anbieten.

Die Mitglieder des Bundesvorstandes und ich persönlich haben im vergangenen Jahr vielen Treffen der Kreisverbände und der Heimatortsgemeinschaften beigewohnt. Es waren Treffen mit 1000 Teilnehmern, 700 Teilnehmern und 35 Trachtenpaaren, aber auch Treffen mit nur 80 Teilnehmern. Als übergreifende Gemeinsamkeit lässt sich aber überall die Freude über das Wiedersehen und die Gewissheit vieler Anwesenden festmachen, dass diese Gemeinschaft nach wie vor doch etwas ganz Besonderes geblieben ist: „Man schaut sich an, und dem Gegenüber eröffnet sich die ganze Geschichte einer Person, der Familie, der Sippe und – damit verwoben – des ganzen Dorfes“, formulierte es ein Besucher.

Ich danke den Landsleuten, die im vergangenen Jahr ihre Vorstandsarbeit eingestellt haben, für ihr Engagement, und heiße alle willkommen, die Verantwortung in einem Kreisverband und einer Heimatortsgemeinschaft übernommen haben. Ich appelliere an alle Verantwortlichen, rechtzeitig die mittlere und jüngere Generation in die Vorstandsarbeit mit einzubinden und ihr Verantwortung zu übertragen. Nur so kann eine Fortsetzung der Arbeit ohne Brüche stattfinden. Bitte berichten Sie über Ihre Arbeit in der Banater Post, bringen Sie sich ein, üben Sie keine falsche Bescheidenheit; jedes schöpferische Wirken bewegt die Gemeinschaft und ihre Landsmannschaft!

Jeder von Ihnen, liebe Landsleute, hat in der einen oder anderen Form einen Beitrag zur Entwicklung unserer Gemeinschaft geleistet und somit zu deren Festigung beigetragen. Durch hohen Einsatz kompensieren Sie, was uns durch Aussiedlung und Zerfall der alten Gemeinschaften verlorengegangen ist. Vieles ist unwiderruflich vorbei, aber in vielen Gliederungen konnte man auch in diesem Jahr die starke regenerative Kraft unserer Gemeinschaft bewundern. Meistens dort, wo Kinder und Enkel in diese Arbeit mit eingebunden waren.

Ich wünsche den Verantwortlichen in den landsmannschaftlichen Gliederungen und allen Mitgliedern unseres Verbandes viel Freude in der Arbeit für unsere Gemeinschaft und unsere Landsmannschaft. Gemeinsam können wir viel bewegen.

In landsmannschaftlicher Verbundenheit:
Peter-Dietmar Leber