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Eine Reise für die Seele

Die Rekascher Reisegruppe. (Foto: Franz Bertram)

Am 16. September startete eine vom Vorstand der HOG Rekasch schon lange geplante Reise in die alte Heimat. Auf der Fahrt ins Banat wurden Heimatlieder gesungen, die unser Landsmann Erwin Birnstill mit dem Akkordeon begleitete. Am Sonntagfrüh ging unsere Reise dann nach Maria Radna. Es ist der Wallfahrtsort, mit dem uns alle schöne Erinnerungen aus früheren Zeiten verbinden. Auf der Fahrt nach Radna wurde wie in alten Zeiten, als wir noch zu Fuß von Rekasch aus dorthin pilgerten, gebetet und gesungen. In der Wallfahrtskirche wohnten wir einem Gottesdienst bei, der dreisprachig zelebriert wurde. Über Arad, wo wir ein landestypisches Mittagessen eingenommen haben, ging es wieder zurück ins Hotel nach Temeschburg. Ein Rundgang durch die Stadt führte uns an verschiedene vertraute Stätten.

Am Montag war es soweit: Wir fuhren nach Rekasch. An der Kirche wurden wir von vielen Rekascher Bewohnern, ehemaligen Nachbarn, Freunden und Bekannten empfangen. Es waren Deutsche, Rumänen, Ungarn und Schokatzen. Nachdem Pfarrer Anton Budnaru die Mitglieder des HOG-Vorstands empfangen hatte, begann um 10 Uhr die eigens für die Reisegruppe in deutscher Sprache anberaumte hl. Messe. Die Orgel spielte Dan Pelics. Auf Wunsch der Reisegesellschaft wurde zum Abschluss das Lied „Großer Gott, wir loben Dich“ gesungen. Dabei hat uns unser aus Neubeschenowa stammender Busfahrer Werner Zippel auf der Orgel begleitet.

Stimmungsvoll gestaltete sich der Besuch im Weinkeller „Cramele Recas“. Hier wurden wir von Direktor Gheorghe Iova empfangen, der uns bei der anschließenden Ansprache über den Werdegang der Kellerei informierte. Dabei betonte er immer wieder, dass die Rekascher Schwaben den Grundstein für die Erfolge und den Status des jetzigen Unternehmens gelegt haben. Besonders hervorgehoben hat er den „Schwaben-Wein“, der eine Hommage auf die Rekascher deutsche Bevölkerung ist, die hier rund 270 Jahre lebte, arbeitete und Weinbau betrieben hat. Im Verlaufe der Jahre hat die Weinkellerei über hundert Gold- und Silbermedaillen bei verschiedenen Wettbewerben gewonnen. Bei einem Rundgang mit PR-Direktor Marius Pasca durch die riesigen Hallen und Gewölbekeller mit Tanks aus Edelstahl und den Barrique-Fässern aus Eichenholz konnten wir uns ein Bild von diesem großen und modernen Betrieb machen. Das i-Tüpfelchen wurde jedoch gesetzt, als wir zur Weinverkostung im alten Keller neun Meter unter der Erde eingetroffen waren, wo sich die Vinothek mit den besten Weinen der letzten fünfzig Jahre befindet.

Am Nachmittag fuhren wir zum katholischen Friedhof, wo unsere Vorfahren ihre letzte Ruhestätte gefunden haben und wo wir als erstes den neuen Friedhofszaun begutachten konnten, der auch mit Spenden aus Deutschland errichtet worden war. Beim Besuch der Gräber unserer Angehörigen konnten wir uns auch von der Sauberkeit und Ordnung im Friedhof überzeugen. Als Höhepunkt des Friedhofsbesuchs spielte unser Landsmann Franz Betschner auf der Trompete das Lied „Still ruht dein Herz“. An dieser Stelle sei auch der Familie Josef Steinhart und Frau Elisabeth Szablyar gedankt, die sich besonders um den Erhalt des Friedhofs kümmern. Als Zeichen der Anerkennung erhielten sie den Wimpel der HOG und ein Exemplar des Rekascher Familienbuchs.

Auch am folgenden Tag weilten wir in Rekasch. Vera Andruseac führte uns durch die Räume des Heimatmuseums, das sich im ehemaligen Wohnhaus don Dr. Stitzl befindet. Das 1987 gegründete und 2002 umgestaltete und wieder eröffnete Museum gewährt Einblick in die Geschichte und Kultur von der Besiedlung bis heute. Wir haben Bilder von Angehörigen und zum Teil von uns selbst entdeckt. All die ausgestellten Fotos und Alltagsgegenstände ließen Erinnerungen aus der Vergangenheit wach werden. Unser Dank gebührt Vera Andruseac, die uns auch bei der Reiseplanung unterstützt und uns als Andenken an diese Reise eine eingravierte Plakette überreicht hat. Ihr wurde ein Wimpel der HOG Rekasch überreicht.

Nach dem Museumsbesuch war Gelegenheit, unsere ehemaligen Häuser, Bekannten usw. zu besuchen. Da standen wir nun und staunten. Freude, aber auch so manche Enttäuschung war zu vernehmen, denn vieles, das wir von früher in Erinnerung hatten, war jetzt anders oder gar nicht mehr vorhanden.

Eine Überraschung hatten auch der Bürgermeister und der Stadtrat von Rekasch für unsere Reisegruppe. Sie luden uns zu einem opulenten Mittagessen in das Kulturhaus ein. Nach der Ansprache von Bürgermeister Marinel Pasca, der uns alle willkommen hieß und die Plakette „Fostilor nostri recaseni stabilititi in Germania“ überreichte, hat Erwin Lehretter, Vorsitzender der HOG Rekasch, dem Bürgermeister eine Ausgabe des Buches „Erinnerungen an Rekasch“ ausgehändigt. Schweren Herzens und mit Tränen in den Augen verabschiedeten wir uns sodann am späten Nachmittag von unserem ehemaligen Heimatdorf. Den Abend verbrachten wir in unserem Lieblingslokal „Banateana“.

Am letzten Tag unserer Reise machten wir einen Stadtbummel durch Temeschburg, besuchten Sehenswürdigkeiten und nützten die Zeit zum Einkaufen. Mit vielen Eindrücken und in Hochstimmung ging es dann am späten Nachmittag wieder in Richtung neue Heimat. Der Vorstand der HOG bedankt sich bei allen Mitreisenden für das Vertrauen und die angenehme Atmosphäre während der Reise. Das gilt auch für unseren Busfahrer Werner Zippel von der Firma Feil in Augsburg, der nicht nur für eine sichere, sondern auch für eine kurzweilige Fahrt gesorgt hat.