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Was zählt, ist die Freude an der Musik

Aufmerksam verfolgten die Zuschauer die Darbietungen der elf Chöre und Singgruppen

14. Bundestreffen der Banater Chöre und Singgruppen - Alle Jahre wieder, regelmäßig in der zweiten oder dritten Oktoberwoche, treffen sich die Banater Chöre und Singruppen – und das schon seit 14 Jahren. War es in der Anfangszeit jeweils eine andere Stadt, in der man zum großen Sängerfest zusammenkam, so ist seit 2001 immer wieder die große und moderne Stadthalle von Gersthofen bei Augsburg Austragungsort des „Sängerstreites“. Hier fühlen sich die Teilnehmer bereits wie zu Hause. Man kennt nicht nur die Örtlichkeiten, sondern auch die Sängerkollegen der einzelnen Chöre, die Dirigenten, Solisten und auch das Publikum. Bei so einer fast familiären Atmosphäre kann natürlich nicht von einem Sängerwettbewerb gesprochen werden, denn schließlich weiß jeder Chor, dass die „Anderen“ auch nur mit Wasser kochen und dass die Zahl der Sänger bei ihnen genauso rückläufig ist und auch die Altersstruktur aller Chöre nicht gerade optimistisch stimmt. Und dennoch: Man kommt gern nach Gersthofen, als Sänger und auch als Zuhörer des großen Chorkonzertes. Dies auch, weil neben den bekannten Liedern, Vortragsweisen und Interpreten immer wieder auch etwas dabei ist, das aufhorchen lässt, das dem Treffen eine besondere Note verleiht. So war es auch diesmal.

Zum ersten Mal dabei war in diesem Jahr der Ulmbacher Chor aus Rechberghausen unter der Leitung von Winfried Janke. Mit dem „Schilflied“ Nr. 5 (Musik R. Oschanitzky, Text Nikolaus Lenau), der Arie „Treue Heimat“ aus der Oper Nabucco von G. Verdi, dem bekannte „Ännchen von Tharau“ (Musik H. Albert, Text S. Dach) und „Schäfers Sonntagslied“ (Musik V. Kreutzer, Text Ludwig Uhland) lieferte dieser Chor den Beweis dafür, dass es im Bereich der Banater Chorbewegung sogar noch verborgene Schätze gibt, die zu heben es sich lohnt. Der Ulmbacher Chor jedenfalls hat seine Feuerprobe bestens bestanden und wurde mit viel Beifall für seinen Auftritt belohnt. Neu war in diesem Jahr auch die Präsentation der einzelnen Chöre. Die Organisatoren verzichteten auf die klassische Anmoderation und ließen die einzelnen Chorleiter ihre Singgemeinschaften selbst vorstellen. Diese Idee erwies sich als hervorragend, denn wer kennt die Chöre und auch ihre Probleme besser als die Chorleiter selbst?

Eine weitere Neuheit war die Anwesenheit eines Chores außerhalb der Banater Gemeinschaft. Die Sängerrunde der Gersthofener Naturfreunde unter der Leitung von Norbert Kraus war in gewissem Sinne Gast und Gastgeber zugleich. Dieser Männerchor wurde 1983 gegründet und besteht aus 22 Sängern, die allesamt Laien sind. Ihr Hauptziel ist die Pflege des traditionellen Liedguts, angefangen von Berg- und Wanderliedern über weltliche und kirchliche Männerchorliteratur bis hin zu Opernmelodien. Der Auftritt der Gersthofener „Sängerrunde“ verlieh dem diesjährigen Chortreffen nicht nur zusätzlichen Glanz, sondern weckte auch das Interesse an weiteren Gastvorträgen. Das Chortreffen wird vom Bundesvorstand der Landsmannschaft der Banater Schwaben veranstaltet und finanziell unterstützt durch die beim Donauschwäbischen Zentralmuseum tätige Kulturreferentin für Südosteuropa, Dr. Swantje Volkmann.

Am 14. Bundestreffen der Banater Chöre nahmen diesmal elf Singgemeinschaften teil: der Rastatter Chor (Leitung: Walter Berberich), der Banater Chor aus Traunreut (Susanne Ballmann), die Sängerrunde der Gersthofener Naturfreunde (Norbert Kraus), der Darowaer Kirchenchor (Leitung: Erich Meixner, Dirigent: Dr. Franz Metz), der Banater Chor und Kirchenchor Sankt Pius München (Dr. Franz Metz), der Banater Seniorenchor Ingolstadt (Niki Huss), der Ulmbacher Chor aus Rechberghausen (Winfried Janke), der Banater Chor aus Reutlingen (Hans Neu), der Banater Chor Frankenthal (Katharina Eicher-Müller), die Banater Männersinggruppe (Peter Helmut Meinhardt), und der Banater Chor aus Karlsruhe (Hannelore Slavik).

Das gebotene Repertoire reichte vom einfachen Volkslied über Vertonungen nach bekannten Gedichten und Liedern aus Operetten bis hin zu Stücken aus der Kirchenmusik sowie der klassischen Chorliteratur. Das auf diese Weise zustande gekommene Konzert war nicht nur abwechslungsreich, sondern stellenweise auch anspruchsvoll. Jeder Chor gab sein Bestes. Auf der Bühne herrschte keine Konkurrenzstimmung. Das ist auch bei der Verschiedenheit der Chöre und Singgruppen unvorstellbar. Es ging nicht darum, wer besser singt, es ging um die Freude, dabeizusein, um die Freude an der Musik.

Hin und wieder gab es auch Höhepunkte, wie der Auftritt der Solistinnen Irmgard Holzinger-Fröhr und Melitta Giel, begleitet am Klavier von Bruno Scarambone. Ihr Vortrag, ein Medley aus der Operette „Im weißen Rössl am Wolfgangsee“ (Musik: Ralph Benatzky), kam beim Publikum besonders gut an. Ein weiteres Highlight war der Instrumentalvortrag von Karl-Wilhelm Agatsy (Violine) und Dr. Franz Metz (Klavier). Die beiden Musikinterpreten spielten hauptsächlich Stücke von Banater Komponisten, so „Schwäbische Dorfmusik“ von Franz Ferch und „Myrtenblütenwalzer“ von Wilhelm Schwach. Das vierstündige Konzert endete mit dem gemeinsam von allen Chören gesungenen Schlusslied „Herr, bleib bei uns (Musik: Stefan Ochaba) unter der Stabführung von Dr. Franz Metz. Abschließend dankte der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Peter-Dietmar Leber, allen mitwirkenden Sängern und Chorleitern für ihr Bemühen, die Banater Chortradition auch in der neuen Heimat lebendig zu erhalten.

Die Anstrengungen um den Erhalt und die Pflege des traditionellen Liedgutes der Deutschen aus dem Osten würdigte auch der Augsburger Stadtrat und Ehrengast der Veranstaltung, Juri Heiser, in seinem Grußwort. Ausgehend von seinen Erfahrungen als Russlanddeutscher ging er auf Schwerpunkte der von den Landsmannschaften geleisteten Kulturarbeit ein und ermutigte, den eingeschlagenen Weg weiter zu befolgen.