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Stadtfest mit viel Kultur, Sport und Unterhaltung

HOG-Vorsitzender Sepp Koch überreichte Hannelore Hepp und Maria Cazacu je eine Erinnerungskarte an die Baragan-Deportation.

Bei der Wiedereröffnung der ethnografischen Räume im Stefan-Jäger-Haus

Viel Freude bereitete auch in diesem Jahr der Begegnungsnachmittag beim Deutschen Forum in Hatzfeld. Fotos: HOG

Die Stadtkapelle Hatzfeld

Nach nunmehr 14 Jahren haben die Hatzfelder Tage eine echte Tradition und sind nicht mehr aus dem jährlichen Veranstaltungskalender unseres Heimatortes und unserer HOG wegzudenken. Ebenso auch bei unseren Landsleuten, die wieder einmal, obwohl das Stadtfest in diesem Jahr schon am ersten August-Wochenende (5.–7. August) stattfand, aus allen Herren Ländern ins sommerliche Hatzfeld strömten. Diese drei Tage werden immer mehr auch zu einem Fest des Wiedersehens mit Freunden, Bekannten, ehemaligen Mitarbeitern und Nachbarn.

Eröffnet wurde das Stadtfest am Freitagvormittag, diesmal im renovierten und teilweise umgebauten Kulturheim, unserem ehemaligem „Bauernheim“. So gut wie alle, die an der Eröffnung teilgenommen haben, staunten nicht schlecht, als sie den neuen Saal betraten. Deckengewölbe herabgesenkt, Bühne, Sanitäranlagen und Fußböden sind neu, Wände und Balkon erhielten einen passenden Farbanstrich, und die neuen gepolsterten Klappstühle sind nun fest im Fußboden verankert. So wurde aus dem uns bekannten ehemaligen Bauernheimsaal ein Raum, der nun nur mehr für kulturelle Veranstaltungen geeignet ist. Das Wetter zeigte sich in diesen Tagen wieder einmal von seiner besten Seite und lockte schon recht früh viele Menschen ins Stadtzentrum, vorbei an Verkaufsbuden, Sprungburgen und Karussels. Für weitere gute Stimmung sorgte die junge Stadtkapelle, die vor dem Kulturhaus Aufstellung genommen hatte und mit bekannten Melodien und Märschen die Menschen zur Eröffnungsfeier ins Kulturheim einlud. Pünktlich um 10 Uhr eröffnete Bürgermeister Kaba Gabor das Stadtfest, begrüßte alle Anwesenden und gab kurz das Programm dieser drei Tage bekannt. Besonders wichtig war ihm dabei der Hinweis, dass diesmal einige besonders attraktive kulturelle Höhepunkte das Stadtfest prägen werden. So machte er auch gleich darauf aufmerksam, dass die im Vorraum ausgestellten Tonarbeiten, von jungen Künstlern stammend, die im Rahmen eines gemeinsamen zwischenstaatlichen Projektes entstanden sind. Anschließend bedankte sich der HOG-Vorsitzende Josef Koch bei Bürgermeister Kaba und der Stadtverwaltung für die auch diesmal gute Zusammenarbeit, die schon bei der Planung des Programms maßgeblich war. Ebenso wiesen beide Redner darauf hin, dass es auch diesmal nur Dank der guten Zusammenarbeit mit dem DZM Ulm und dem Banater Museum in Temeswar möglich war, zwei weitere Räume im Stefan-Jäger-Haus zu renovieren.

Für eine echte Überraschung sorgte der HOG-Vorsitzende, als er aus Anlass der sechzigjährigen Wiederkehr der Baragan-Verschleppung zwei ehemalige Deportierte, Hannelore Hepp und Maria Cazacu, stellvertretend für alle noch in Hatzfeld lebenden Betroffenen nach vorne bat und ihnen je eine von der Heimatortsgemeinschaft herausgebrachten Postkarte überreichte mit Motiven aus den fünf Deportationsdörfern, in denen Hatzfelder waren. Im Laufe der folgenden Tage erhielten auch die anderen Deportierten – soweit bekannt – je eine Baragan-Postkarte mit einem kurzen Begleitschreiben. Alle Empfänger bedankten sich herzlich für dieses Erinnerungsgeschenk, auch weil sie von der HOG nicht vergessen wurden. Nicht anwesend, da mit den Eltern noch in Urlaub, war die Lyzealschülerin Oana Rotaru, die die von Josef Koch ausgeschriebene Prämie für gute schulische Leistungen und außerschulisches soziales Engagement erhalten hat. Überreicht wurde die Prämie erst zwei Tage später, am Sonntagvormittag im Bürgermeisteramt.

Am Freitagnachmittag standen noch zwei weitere interessante Veranstaltungen auf dem Programm: Um 15 Uhr war das Pressemuseum und um 16 Uhr das Deutsche Forum Gastgeber.

Pressemuseum Sever Bocu

Nach einer kurzen Begrüßung führte Museumsleiter Vali Corduneanu die Besucher in die Ausstellung „Die Geschichte Hatzfelds im Spiegel der Presse“ ein und wies auf einige besonders interessante Zeitungen, Artikel und bekannte Reporter hin. Der Großteil der ausgestellten Exponate waren, neben einigen regionalen Ausgaben, die bis 1945 in Hatzfeld erschienenen deutschen Zeitungen. Anschließend bedankte er sich bei allen, die im letzten Jahr dem Museum weitere interessante Druckerzeugnisse spendeten. Daraufhin überreichte ihm Josef Koch das neueste Hatzfelder Heimatblatt (18. Ausgabe 2011) und sechs wertvolle Druckerzeugnisse (Grafica romanesca) aus den Jahren 1926 bios 1927, die von Ing. Manfred Jakobi gespendet wurden.

Begegnungsnachmittag

Seit es die Hatzfelder Tage gibt, gibt es auch den Begegnungsnachmittag beim Forum. Er wird nicht nur von unseren noch in Hatzfeld lebenden Landsleuten, sondern auch von jenen, die zu Besuch kommen, Jahr für Jahr regelrecht herbeigesehnt. So war es auch nicht verwunderlich, dass die ersten schon gut eine halbe Stunde vor Beginn der Veranstaltung kamen und sich die besten Plätze aussuchten. Da auch diesmal der Wettergott ein Freund der Hatzfelder war, fand die Veranstaltung wieder im Hof, im Schatten des großen Nussbaumes statt. Eröffnet wurde das Begegnungsfest von Hans Jirkowsky, dem Vorsitzenden des Forums, der sich über die zahlreichen Besucher freute und allen ein herzliches Willkommen entbat. Grußworte sprachen noch Bürgermeister Kaba und der HOG-Vorsitzende Josef Koch. Im Namen aller, die am Begegnungsnachmittag teilgenommen haben, soll hier den Verantwortlichen des Deutschen Forums gedankt werden. Nicht nur für Kaffee, Kuchen und Getränke, sondern in erster Linie für die herzliche Gastfreundschaft. Hier kann man sich so richtig wohlfühlen, einander begegnen, sich freuen und gemeinsam feiern.

Am Freitagabend verwandelte sich unsere Heimatkirche in einen Konzertsaal. Die außergewöhnliche Akustik der Kirche ermöglichte es den Künstlern (Klavier- und Geigenvirtuosen, Sängerinnen und Sängern), die vielen Zuhörer mit klassischer Musik zu erfreuen. Im Anschluss an das Konzert wurde das Buch „Rumänische Rapsodien von George Enescu“, eine Neuerscheinung, vorgestellt.

Neueröffnung im Stefan-Jäger-Haus

Erfreulich viele Kunstliebhaber, darunter auch einige aus den umliegenden Nachbardörfern, eine kleinere Gruppe sogar aus Sanktanna, wollten am Samstagnachmittag bei der Wiedereröffnung der zwei neugestalteten ethnografischen Räume dabei sein. Maria Schulz, die Leiterin des Jäger-Hauses, Bürgermeister Kaba und der HOG-Vorsitzende Josef Koch legten in ihren kurzen Reden großen Wert auf die Tatsache, dass diese ethnografischen Räume nur Dank der guten Zusammenarbeit zwischen dem Stefan-Jäger-Haus, der Stadt Hatzfeld, dem DZM Ulm, dem Banater Museum und der HOG Hatzfeld renoviert und neu gestaltet werden konnten. Die zwei Räume wurden rechtzeitig renoviert, gesäubert und gestrichen, alle Exponate ausgebessert und gründlich gereinigt und danach wieder ausgestellt. Die erklärenden Texte sind jetzt alle einheitlich und zweisprachig (rumänisch und deutsch) gestaltet und gut sichtbar angebracht. Viele ältere Besucher fühlten sich im sogenannten „Paradizimmer“, der guten Stube, in ihre Kindheit zurückversetzt. Möbelstücke und ihre Anordnung im Raum ließen schöne, längst vergessen geglaubte Erinnerungen wach werden. Im breiten Korridorbereich des Jäger-Hauses war eine Austellung junger Maler und mehrere von Kindern gemalte typisch rumänische Heiligenbilder, die sogenannten „Icoane“, zu bestaunen. Diese stammten von Mitgliedern der Kinderkunstschule „Chip de Inger“ (Engelsgesicht). So gut wie alle Anwesenden nutzten die Gelegenheit und besichtigten im Anschluss an die Neueröffnung die Stefan-Jäger-Ausstellung im ehemaligen Atelier des Künstlers.

Orgelkonzert

Traditionell beendet die HOG ihre Veranstaltungen bei den Hatzfelder Tagen immer mit einem Gottesdienst am Sonntagvormittag. Diesmal ausnahmsweise jedoch erst am frühen Abend, als sich eine kleinere Gruppe am Grab von Peter Jung einfand und aus Anlass seines 45. Todestages einen Kranz niederlegte. Davor würdigten Pfarrer Robert Dürbach und Josef Koch in wenigen Sätzen den Menschen und Heimatdichter Peter Jung. Der Gottesdienst um 10 Uhr mit Pfarrer Robert Dürbach gestaltete sich zu einem Fest für Geist und Seele, wobei die Predigt unter dem Motto stand „Glaube macht stark und gibt Hoffnung“. Musikalisch begleitet wurde die
feierliche und gut besuchte hl. Messe von Franz Müller an der Orgel, dem Bratschisten Herbert Christoff und dem bekannten Sänger Vogel Laszlo; einem Tenor, der auf fast allen größeren Opernbühnen der Welt seine Auftritte hatte. Nur wenige der Gläubigen verließen nach dem Gottesdienst die Kirche. Alle waren auch auf das anschließende Konzert neugierig. Die drei Musiker verwöhnten die Zuhörer mit Werken von Beethoven, Schubert, Mozart, Liszt, Mendelsson-Bartholdy, Franck, Purcell, Marcello und Veracini. Stehender und nicht endenwollender Applaus war der verdiente Lohn für eine große Leistung.

In der kurzen Pause zwischen der hl. Messe und dem Konzert bedankte sich Bürgermeister Kaba bei allen aktiv Beteiligten und anwesenden Ehrengästen und überreichte ihnen je ein kleines Erinnerungsgeschenk. Geehrt wurden: Pfarrer Robert Dürbach, Franz Müller, der wieder einige Tage früher nach Hatzfeld kam, um notwendig gewordene Reparaturen an der Kirchenorgel durchzuführen, Sänger Vogel Laszlo, Bratschist Herbert Christoff, der Vorsitzende des Billeder Deutschen Forums, Adam Csonti, und das Billeder HOG-Vorstandsmitglied Sepp Herbst. Danach trafen sich die Gläubigen im Hof der Kirche zu einem Empfang. Gesprächsstoff waren natürlich die drei Tage Stadtfest mit ihren vielen kulturellen Höhepunkten, den freundschaftlichen Begegnungen und guten Gesprächen. Aber auch über den schlechten baulichen Zustand unserer Heimatkirche wurde diskutiert.

Die Hatzfelder Tage hatten selbstverständlich noch einige weitere Höhepunkte zu bieten. So wurden in der Dr.-Hans-Wiesenmayer-Sporthalle spannende Frauen- und Männerhandballspiele sowie ein Tennis- und Tischtennisturniere ausgetragen. Die Stadtbibliothek warb mit einer M.-Sadoveanu-Ausstellung und einer Buchvorstellung. Vorgestellt wurde das von Dragomir Ciobanu herausgebrachte Buch „Personalitati din Panteonul Jimboliei“, in dem 18 schon verstorbene Hatzfelder Persönlichkeiten vorgestellt werden, darunter auch die Deutschen Emmerich und Richard Bartzer, Stefan Jäger, Hans Schulz und Johann Vastag. Die zwei größten Veranstaltungen fanden jedoch am Samstag und Sonntagabend im Freien statt. Unzählige Musikliebhaber füllten das Stadtzentrum, um den künstlerischen Darbietungen auf der großen vor dem Floriani-Denkmal aufgebauten Bühne beizuwohnen. Stefan Banica jun., der Star der rumänischen Unterhaltungsmusik, begeisterte am Samstag die Massen und brachte die Stadt zum Beben. Und zum Abschluss des Stadtfestes tanzten und sangen einige der bekanntesten rumänischen Volksmusiker und Tanzgruppen.

Im kommenden Jahr gibt es ein kleines Jubiläum zu feiern. Die 15. Ausgabe der Hatzfelder Tage wird bestimmt wieder ein besonderes Ereignis, zu dem schon jetzt alle unsere Landsleute eingeladen sind.