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Protest gegen Schließung des Deutschen Konsulats in Temeswar

Das Deutsche Konsulat in Temeswar (im Bild) ist in Frage gestellt (Foto: Zoltán Pázmány)

Die Absicht des Auswärtigen Amtes in Berlin, das Deutsche Konsulat in Temeswar zu schließen bzw. dessen Aufgaben einem Honorarkonsul zu übertragen, ist auf entschiedene Ablehnung vieler Verbände, Politiker und Landsleute gestoßen. Der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Peter-Dietmar Leber, hat in einem Brief an Bundesaußenminister Westerwelle gegen die geplante Schließung protestiert und eine Revision dieser Entscheidung verlangt.

Das Banat sei die Region mit den meisten deutschen Wirtschaftsinvestitionen in Rumänien, die Region mit den meisten Deutschen innerhalb des Landes, in Temeswar gäbe es nach wie vor ein deutschsprachiges Gymnasium, an der Schüler ein bundesdeutsches Abitur ablegen können, Gastlehrer aus Deutschland unterrichten, an vielen Fakultäten der Hochschulen der Stadt würden deutschsprachige Studiengänge angeboten, finde eine intensive Zusammenarbeit mit Hochschulen und Firmen in Deutschland statt (Praktika, Auslandssemester). Ein deutschsprachiges staatliches Theater, ein deutschsprachiger Rundfunk, eine deutschsprachige Zeitung, ein deutsches Kulturzentrum sorgten für und begleiteten ein reges deutschsprachiges kulturelles Leben. Temeswar liege nahe an der Grenze zu Ungarn und zu Serbien. Während z. B. Italien und Frankreich in Temeswar – ohne den oben erwähnten historischen Hintergrund und ohne die entsprechende sprachliche Kompetenz der Bevölkerung – Generalkonsulate unterhielten, sei Deutschland dabei, seines abzuschaffen. „Die Bundesregierung hat diese Auslandsvertretung auch in Verantwortung vor den Angehörigen der deutschen Minderheit in Rumänien eröffnet und unterhalten. Durch das starke wirtschaftliche, kulturelle und soziale Engagement der Bundesrepublik Deutschland, vieler Unternehmer, Hochschulen, Kommunen und Verbände nach 1989 im Banat ist dieser diplomatischen Vertretung eine weitere wichtige Aufgabe der Vermittlung deutscher Interessen zugewachsen, von der auch die deutsche Minderheit im Banat profitiert. Das soll nicht aufgegeben werden“, heißt es in dem Brief weiter. Ähnliche Briefe wurden an mehrere Abgeordnete und namhafte Vertreter der Bundes- und mehrerer Landesregierungen verschickt.

Kritisch wird diese Entscheidung auch vom deutschsprachigen Wirtschaftsclub Banat gesehen. Dessen Vorsitzender Peter Hochmuth weist darauf hin, dass deutsche Firmen über 40 Prozent des Bruttosozialprodukts dieser Region erwirtschafteten und eine konsularische Anlaufstelle in Temeswar benötigten. Hochmuth weist darauf hin, dass Temeswar durch die Anbindung an das europäische Autobahnnetz im nächsten Jahr durch den zweitgrößten internationalen Flughafen Rumäniens und als Sitz des Verwaltungszentrums für Westrumänien nach der geplanten Verwaltungsreform für deutsche Investoren an Bedeutung gewinne. Mit einem Honorarkonsulat begebe sich Deutschland auf eine Stufe mit Tunesien und Peru; Staaten, die für Temeswar und Westrumänien eine wesentlich geringere Bedeutung haben. Auch der ehemalige Deutsche Konsul in Temeswar, Klaus-Peter Marte, während dessen Amtszeit der Deutsche Wirtschaftsclub in Temeswar ins Leben gerufen worden ist und der Motor der Restaurierung der ehemaligen deutschen Ackerbauschule in Wojteg war, hat sich in mehreren Briefen an Regierung und Parlament äußerst kritisch mit der geplanten Schließung des Deutschen Konsulats in Temeswar auseinandergesetzt, vor allem weil er eine bevorzugte Behandlung des Standortes Hermannstadt mit dem Deutschen Generalkonsulat sieht, das von den Sparmaßnahmen nicht tangiert werden soll. Marte weist darauf hin, dass zwei Konsulate als Außenstellen der Botschaft die deutsche Präsenz „in der Fläche“ erhalten. Man sollte nicht eines schließen oder durch ein Honorakonsulat ersetzen und das andere unangetastet lassen. „Ich kann sie nur dringend bitten, diese Entscheidung im Interesse unserer Beziehungen zu Rumänien, der dort lebenden deutschen Minderheit und den Investitionen der deutschen Wirtschaft im Banat nochmals zu überprüfen“, schreibt der ehemalige Beamte des Auswärtigen Amtes an Bundesaußenminister Westerwelle.

Gegen die Schließung des Deutschen Konsulats in Temeswar haben auch mehrere Gliederungen der Landsmannschaft Widerspruch angemeldet. Der Vorsitzende der HOG Lenauheim, Werner Griebel, hat in einem Brief an Bundesaußenminister Westerwelle unterstrichen, dass auch die von ihm geführte Heimatortsgemeinschaft die Unterstützung des Konsulats bei den Aktivitäten im Heimatort in Anspruch genommen hat. „Die EU-Mitgliedschaft hat Rumänien erlangt, aber es gibt noch viel zu tun.“ Dafür benötige man professionelle Unterstützung vor Ort.