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Banater Schwaben feiern Jubiläum in Nürnberg

Musik und Tanz auf dem Nürnberger Hallplatz

Kirchweihstimmung auf dem Sebaldusplatz

Mit Blasmusik durch die Nürnberger Altstadt

Kranzniederlegung am Denkmal der Vertriebenen

Fahnenabordnungen der Landsmannschaft (Fotos: Walter Wolf)

16. Kultur- und Heimattage der Banater Schwaben in Bayern

Die Kultur- und Heimattage in Bayern gehören seit mehr als drei Jahrzehnten zum festen Bestandteil des Veranstaltungskalenders der Landsmannschaft. Es sind stets stimmungsvolle Begegnungsfeste der Landsleute mit vielen kulturellen Höhepunkten. Ausstellungen, Dichterlesungen, Vorträge, Trachtenumzüge sowie Brauchtumsveranstaltungen und nicht zuletzt die geselligen Begegnungen der Landsleute vermitteln stets einen repräsentativen Einblick in das Hier und Heute der Banater Schwaben.

Als Publikumsmagnet entpuppte sich die Ausstellung „Das Banat, eine Reise nach Europa“, die am 7. Mai im Nürnberger Frankenzentrum eröffnet wurde. Nachdem Stadträtin Helmine Buchsbaum die zahlreichen Gäste begrüßt hatte, stellte Dr. Swantje Volkmann, Kulturreferentin für die Südostdeutschen Landsmannschaften beim Donauschwäbischen Zentralmuseum in Ulm, die von ihr konzipierte Ausstellung vor und wies auf die Rolle der Banater Schwaben hin  bei der Entwicklung der multiethnisch geprägten Region Banat. Die Fotoausstellung präsentiert auf eindrucksvolle Weise das reiche Kulturerbe des Banats, die abwechslungsreiche und schöne Landschaft sowie die architektonischen Zeugnisse einer Region, die über Jahrhunderte hinweg als ein „Europa in Miniatur“ bezeichnet werden könne, besonders was das Zusammenleben der dort ansässigen Völkerschaften betrifft.

Der große Festtag am 14. Mai wurde mit einer Feierstunde am Zentralen Denkmal für Flucht und Vertreibung in Bayern (Hall-Platz) eröffnet. Die Jugend- und Trachtengruppen Nürnberg, Spaichingen und Singen hielten hier die Zuschauer mit ihren Tänzen seit den Morgenstunden im Bann. Das herrliche Frühlingswetter wie auch die flotten Tänze und die vielen bunten Trachten bewogen so manchen Spaziergänger, seinen Stadtrundgang zu ändern und in der Fuß-gängerzone zu verweilen.

Helmine Buchsbaum, die Vorsitzende des Kreisverbandes Nürnberg, begrüßte als Ehrengäste Bürgermeister Klemens Gsell, den Nürnberger CSU-Bundestagsabgeordneten Michael Frieser, den Bundesgeschäftsführer des BdV,   Walter Föllmer, den Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft, Peter-Dietmar Leber, den vollständigen Landesverband Bayern der Landsmannschaft und zahlreiche Vorsitzende der Kreisverbände und Heimatortsgemeinschaften.

Der Nürnberger CSU-Bundestagsabgeordnete Michael Frieser gratulierte in seiner Ansprache am Denkmal der Landsmannschaft nicht nur zu sechzig Jahren erfolgreicher Integrationsarbeit, sondern hob auch den Beitrag der Heimatvertriebenen insgesamt beim Wiederaufbau und der Entwicklung der Bundesrepublik seit 1945 hervor. „Wenn Sie heute zurückblicken, haben Sie eine gewiss wechselvolle Geschichte vor Augen, aber auch ein jahrzehntelanges erfolgreiches Wirken. Die Banater Schwaben, die nach Flucht und Vertreibung hierher kamen, haben ihr Schicksal gemeistert und sind schon seit langem bei uns fest verankert. Sie sind als Deutsche in Deutschland willkommen und aus unserem Gemeinwesen – gerade hier in Nürnberg – nicht mehr wegzudenken“, so Frieser, der auch Integrationsbeauftragter der CDU/ CSU-Bundestagsfraktion ist, in seiner Grußbotschaft. Der Verband habe seinen Mitgliedern viel zu bieten: Information und Zusammenhalt, aber auch Pflege des Kulturguts und des Brauchtums der Banater Schwaben. Namen wie Dr. Ernst Christian sowie Helmine Buchsbaum und Edda Probst hier in Nürnberg, stünden dafür. „Ihre Traditionen zu bewahren, war selbstverständliches Anliegen der Flüchtlinge der ersten Generation. Etwas über Heimatregion und Brauchtum der Eltern und Großeltern zu erfahren, ist Anliegen der nachfolgenden Generationen. Zweifellos sind sie hier verankert und zuhause, aber ein Teil der Wurzeln liegt woanders, und auch damit möchten sie sich auseinandersetzen. Das Haus der Heimat – Ihr Haus der Heimat – ist dafür seit Jahren eine hervorragende Plattform geworden“, so Frieser weiter.

Peter Krier, Ehrenvorsitzender des Landesverbandes Bayern und Vorsitzender des Hilfswerks der Banater Schwaben, richtete in seiner Festansprache den Blick zurück und schilderte kurz den Schicksalsweg der Banater Schwaben. Dabei erinnerte er an die großen, einschneidenden Ereignisse im zwanzigsten Jahrhundert, die letztlich auch zu Flucht und Vertreibung führten. Das Vertriebenendenkmal, das ein offenes Tor darstellt, könne, so der Festredner, in zweifacher Weise als Symbol gesehen werden: Einmal als Zeichen des Weggangs aus der alten Heimat und einmal als Symbol für die Aufnahme in Deutschland. Gerade Nürnberg habe für alle Banater Schwaben eine besondere Bedeutung, da hier die meisten Aussiedler zum ersten Mal bei ihrer Rückkehr deutschen Boden betreten haben. Im weiteren Verlauf seiner Ansprache gedachte Peter Krier der Toten der beiden Weltkriege, der Opfer der Russland- und Barganverschleppung sowie der Verfolgten in der Zeit der kommunistischen  Diktatur. Der Redner schloss mit einem optimistischen Blick in die Zukunft und mit einem Aufruf zum Zusammenhalt. Zum Abschluss der Gedenkfeier wurde seitens der Landsmannschaft und der Stadt Nürnberg am Denkmal je ein Kranz niedergelegt. Ein Gebet sprachen Pfarrer Peter Zillich, Bischöflicher Beauftragter für die Vertriebenenseelsorge in der Diözese Regensburg, und Diakon Luzian Mot.

Unter den Klängen der Kapelle „Original Banater Echo“ aus Spaichingen unter der Leitung von Manfred Ehmann zogen die Trachtenträger durch die Nürnberger Altstadt in Richtung Weißer Turm. Hier unterhielten bereits seit dem frühen Vormittag die Trachtengruppen aus Würzburg und München die Zuschauer mit Musik und Tanz. Es spielten die „Original Banater Dorfmusikanten München“ unter der Leitung Helmut Baumgärtner. Der nun auf mehr als fünfzig Paare angewachsene Trachtenzug setzte seinen Weg durch die Innenstadt fort und landete schließlich an der Sebalduskirche unweit vom Rathaus, wo bereits die Trachtengruppe und die Banater Blaskapelle aus Waldkraiburg unter Leitung von Gerd Streibelt warteten. Hier zogen die Trachtenträger zusammen mit den Fahnenabordnungen aus Ingolstadt, München, Waldkraiburg, Neuarad, Sanktanna und Nürnberg in die Kirche. Die ökumenische  Andacht wurde von  Pfarrer Peter Zillich und Diakon Luzian Mot gestaltet. Zillich erinnerte an die Bedeutung von Brauchtum und Tradition im Leben der Menschen und daran, dass es wichtig sei, dass in die großen Feste – wie diese Heimattage der Banater Schwaben  auch kirchliche Feiern eingebunden sind. Eine lebendige Gemeinschaft, so der Geistliche, hat nur Bestand, wenn sie auf Vertrauen aufbaut, auf Vertrauen der einzelnen Menschen zueinander und zu Gott. Eine Glanzleistung bot auch diesmal die Gruppe „Sunnereen“, die die Andacht musikalisch umrahmte. Richtige Festtagsstimmung machte sich anschließend auf dem Sebaldusplatz breit, als sich die Trachtenpaare im Polkaschritt drehten und sich für den Zug zum Rathaus aufstellten. Dort erwartete sie im historischen Rathaussaal Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly zum Festakt und Empfang.

Locker und lustig ging es dann am Abend in der Kleinen Meistersingerhalle weiter. Hier hatten die Gäste die Qual der Wahl. In dem einen Saal spielten die „Primtaler“ (Leitung: Manfred Ehmann) die neuesten Rhythmen für Junge und Junggebliebene, und im Saal daneben luden die Banater Dorfmusikanten aus München (Leitung: Helmut Baumgärtner)  zu Walzer und Polka ein. Zwischen den beiden Sälen gab es auch immer wieder einen Gästewechsel. Gedränge gab es dabei nicht, da leider nicht so viele Nürnberger wie erwartet von diesem großzügigen Unterhaltungsangebot der Organisatoren Gebrauch machten. Dennoch war die Stimmung in
beiden Sälen großartig, und die Tanzlustigen kamen ganz auf ihre Kosten. Auch für die Freunde der Trachten und Volkstänze gab es im Laufe des Abends eine Attraktion: der Auftritt der Jugendtrachtengruppen aus Singen, Nürnberg und München. Eine stimmungsvolle Tanzeinlage bot die Kindergruppe der Nürnberger Karnevalsgesellschaft „Noris Banatoris“. Auf Wunsch des Publikums wurde ihr Auftritt sogar wiederholt. Mit Musik und Tanz klangen die 16. Kultur- und Heimattage aus; eine Großveranstaltung, die wieder einmal gezeigt hat, über welch großes kulturelles Potential die Gemeinschaft der Banater Schwaben verfügt und was mit vereinten Kräften möglich ist. Den Organisatoren und besonders dem Kreisverband Nürnberg sei an dieser Stelle ein großes Lob ausgesprochen. Es ist nicht möglich, alle beim Namen zu nennen, die sich für das Gelingen der einzelnen Veranstaltungen eingesetzt haben. Team-Arbeit war auch diesmal der Schlüssel zum Erfolg.