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»Zukunft mit Tradition« Heimattag 2012 (IV)

Hauptkundgebung in der Donauhalle. Fotos: Walter Wolf

Bundesvorsitzender Peter-Dietmar Leber überreicht Innenminister Reinhold Gall ein Buchgeschenk. Foto: Walter Wolf

Hauptkundgebung zum Heimattag

Mit der Banater Heimathymne wurde die Hauptkundgebung zum Heimattag 2012 eingeleitet. Der Bundesvorsitzende Peter-Dietmar Leber begrüßte die zahlreichen Ehrengäste, allen voran den Innenminister des Patenlandes Baden-Württemberg, Reinhold Gall, als Festredner, die Vertreter der für die Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa zuständigen Fachabteilung im Stuttgarter Innenministerium, die Repräsentanten der Stadt Ulm mit Oberbürgermeister Ivo Gönner an der Spitze, die offizielle Vertreterin Rumäniens, Generalkonsulin Brandusa Predescu, die Gäste aus dem Banat, die Geistlichkeit, die Vertreter der befreundeten Verbände sowie die Vorsitzenden der landsmannschaftlichen Gliederungen. Die Anwesenheit so vieler Landsleute beim Heimattag sei, so Leber, ein Beweis dafür, dass unsere banatschwäbische Gemeinschaft über Grenzen und Generationen besteht; und „sie besteht solange wir dies wollen, solange sie es uns wert ist, dass wir etwas dafür tun“.

Oberbürgermeister Ivo Gönner hieß die Banater Schwaben in ihrer Patenstadt herzlich willkommen und wies darauf hin, dass die Stadt Ulm in besonderer Weise an den Aufbruch entlang der Donau vor 300 Jahren erinnere. Damals, im Jahr 1712, seien viele Menschen hierhergekommen, um sich auf den Ulmer Zillen, die man verächtlich Ulmer Schachteln nannte, einzuschiffen und die Reise Richtung Südosteuropa anzutreten, wo sie ihr Glück suchten. Es sei alles andere als eine Vergnügungsfahrt gewesen; es war eine Fahrt in eine ungewisse Zukunft, die oft genug in Enttäuschungen endete und viele Auswanderer zurückkehren ließ. Sich zu erinnern, sich zu vergegenwärtigen, wo man herkommt und wo man hingehört, sei auch Sinn und Zweck der Banater Heimattage. Das Ulmer Stadtoberhaupt wies darauf hin, dass das Treffen in zwei Jahren ein Jubiläumstreffen sein wird. Dann werde man nämlich „vierzig Jahre Banater Heimattreffen in Ulm“ feiern.

Brandusa Predescu, die Generalkonsulin Rumäniens in München, würdigte in ihrem Grußwort den Beitrag der Banater Schwaben, die aus dem Banat eine wohlhabende Region Europas gemacht haben. Für Rumänien sei ihre Aussiedlung „ein großer, nicht wieder gutzumachender Verlust“. Das spüre man in den ehemaligen banatschwäbischen Dörfern sehr deutlich. Die Vertreterin unseres Herkunftslandes versicherte, dass in Rumänien an der Wiedergutmachung des während der kommunistischen Diktatur begangenen Unrechts mit Nachdruck gearbeitet werde. Beeindruckt zeigte sich der Ehrengast von den Bemühungen der Banater Schwaben, ihre Bräuche und Traditionen, ihr Kulturgut und ihren Glauben weiter zu pflegen und lebendig zu halten, aber auch von der Art und Weise, wie sich die Jugend diesbezüglich einbringt. Ihr Engagement sei Gewähr dafür, dass die Gemeinschaft der Banater Schwaben, aber auch die Verbundenheit mit dem Banat eine Zukunft hat. Die Generalkonsulin fand anerkennende Worte für das Engagement vieler Heimatortsgemeinschaften und Privatpersonen im Banat, die durch ihre Initiativen und Projekte nicht nur zum Erhalt der banatschwäbischen Kultur, sondern auch zur Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Lage in Rumänien beitragen. Die Banater Schwaben seien die besten Brückenbauer zwischen Deutschland und Rumänien, so Predescu.

„Die Kulturarbeit muss auf die Zukunft ausgerichtet werden. Als Ihr Ansprechpartner in der Landesregierung will ich mit Ihnen gemeinsam diese Herausforderungen angehen.“ Das sagte Innenminister Reinhold Gall in seiner Festansprache. An den Heimattagen zeigten die Banater Schwaben mit den vielen Teilnehmern ihre große Verbundenheit mit ihrer Volksgruppe und ihrer Kultur. Aus nah und fern und natürlich auch aus der alten Heimat seien Banater Schwaben nach Ulm gekommen. Dies sei ein beeindruckendes Bekenntnis zu ihren Wurzeln, ihrer Herkunft und ihrer alten Heimat, mit der sie bis heute sehr verbunden sind. „Besonders beeindruckt bin ich von den vielen jungen Besuchern und Teilnehmern. Viele von ihnen übernehmen eine aktive Rolle bei der Gestaltung der Heimattage“, so der Minister. Es sei gelungen, der jungen Generation die Freude daran zu vermitteln, ein Teil dieser Kultur der Banater Schwaben zu sein, die Kultur zu leben und sie zu erhalten. Diese Leistung würde sich auch im Motto des diesjährigen Heimattages „Banater Schwaben – Zukunft mit Tradition“ widerspiegeln.

Im Jahr 2012 jähre sich der Aufbruch vieler Siedler von Ulm entlang der Donau zum 300. Mal. Auch die Banater Schwaben hätten einige Jahre später diesen Weg eingeschlagen und sich in eine neue Heimat aufgemacht. Die Donau verbinde also nicht nur Ost und West, sondern auch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Heute wie damals habe sich der Fluss zu einem Synonym für einen Lebensraum entwickelt, der nach Wachstum und Wohlstand strebe. Nicht zuletzt für die Friedenssicherung innerhalb Europas nehme der Donauraum eine zentrale Rolle ein. „Das friedliche Zusammenleben der Donauschwaben mit ihren serbischen, rumänischen, ungarischen und kroatischen Nachbarn bis hin zu den schrecklichen Ereignissen des Zweiten Weltkrieges wird heute völlig zu Recht als eine Vorschau auf das Zusammenleben im nunmehr vereinten Europa gesehen“, betonte Gall. So könne man mit Fug und Recht sagen, dass die 2011 von der EU beschlossene Donauraum-Strategie, zu der sich die Landesregierung von Baden-Württemberg nachdrücklich bekenne, der Vergangenheit auch der Banater Schwaben Rechnung trage. Mit der Ausreise haben wir unser Brauchtum, unsere Wertvorstellungen, unsere Tracht, unser Selbstverständnis als Banater Schwaben nicht an der Grenze abgegeben. Es liege allein an uns, wie wir damit umgehen, wie wir dieses Erbe pflegen, wie wir es an die nächste Generation weitergeben, betonte der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Peter-Dietmar Leber. Unsere Kultur sei das Wertvollste, was wir als Gemeinschaft haben. Sie werde in Museen und Heimatstuben dokumentiert und präsentiert und von der Wissenschaft untersucht; sie bedürfe aber auch der Pflege und der Vermittlung in der Gemeinschaft. Das kulturelle Erbe solle der nächsten Generation als etwas Wertvolles, etwas Besonderes angeboten werden. Der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft rief dazu auf, es zu hüten und lebendig zu halten.

Die Anwesenheit von Vertretern der Politik nutzend, ging Peter-Dietmar Leber auf zwei Problemfelder ein: die Einführung eines Gedenktages für die Opfer von Flucht, Vertreibung, Aussiedlung und die Gewährung einer Entschädigungsleistung für die ehemaligen Russland-Deportierten. Ein Gedenktag wäre ein geeignetes Mittel dafür, an Unrecht zu erinnern und immer wieder darauf hinzuweisen, dass Menschen-rechte nicht gottgegeben sind und dass wir uns dafür jeden Tag einsetzen müssen. Die 1945 zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion deportierten Deutschen aus Rumänien, von denen nicht mehr viele leben, seien alleingelassen worden, da sie mit ihrer Biografie in keine Entschädigungsmuster passten. Die Gewährung einer Entschädigungsleistung sei ein Zeichen dafür, dass eine Gemeinschaft mit denen solidarisch ist, die unschuldig für andere büßen mussten. Der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft bat die Landesregierung von Baden-Württemberg, die beiden Initiativen zu unterstützen.

Zum Schluss der Kundgebung, die mit dem Deutschlandlied endete, überreichte der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben dem Oberbürgermeister der Stadt Ulm, Ivo Gönner, als Ausdruck der Dankbarkeit und Anerkennung für seine herausragenden Leistungen um die Banater Schwaben die Adam-Müller-Guttenbrunn-Medaille unseres Verbandes. Damit solle zugleich, so Peter-Dietmar Leber in seiner Laudatio, seine Verbundenheit mit den Banater Schwaben sinnfällig gemacht werden.

 

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