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Klassisch - Schwowiswch - Modern. Kultur- und Brauchtumsnachmittag der DBJT

Die Moderatoren: Sandra Keller uns Patrick Polling.

Die Trachtengruppe der DBJT führt die »Donauschwäbische Tanzfolge« vor. Foto: Cornel Gruber-Simionescu

Die Münchner Gruppe führt den Sketch "E Musikstund wie frieher" auf. Foto: Walter Wolf

Die DBJT-Band mit ihren Sängerinnen. Foto: Cornel Gruber-Simionescu

Die Kindertanzgruppe tanzt "Nossa, nossa". Foto: Cornel Gruber-Simionescu

 

„Mir hoffe, es hat Eich gfall.“ Mit diesen Worten verabschiedeten sich von ihrem Publikum Sandra Keller und Patrick Polling, die gekonnt und mit jugendlichem
Charme durch das auf der Bühne der Donauhalle vom Banater Jugendverband DBJT dargebotene Nachmittagsprogramm geführt hatten. Nach dem begeisterten Applaus zu urteilen, mit dem sowohl die einzelnen Darbietungen als auch die gesamte Schau zum Schluss bedacht wurden, kam das Programm unter dem Motto „Klassisch – Schwowisch – Modern“ bei den Hunderten von Zu-
schauern sehr gut an. Geboten wurde ihnen nicht nur eine abwechslungsreiche, sondern auch eine vor jugendlicher Lebendigkeit und Frische sprühende Schau.

Nicht allein die klassischen und modernen Instrumental- und Gesangsdarbietungen, die Volkstänze, Sketche und Gedichte beeindruckten; es waren auch die vielen mitwirkenden Kinder und Jugendlichen, die einzelnen Talente, die ihren Part meisterhaft beherrschten, die neugegründete DBJT-Band, deren vielversprechendes Debüt berechtigte Zukunftshoffnungen weckt, das „Schwowische“, das sich als verbindendes Element durch alle drei Programmteile zog, und nicht zuletzt das anerkennenswerte Bemühen der jungen Darsteller, wichtige Elemente unserer Identität – die Mundart, die Tracht, den Volkstanz, die kulturellen Überlieferungen – zu pflegen, zu erhalten und in die Zukunft hinüberzuretten. Aufgefallen ist zudem das starke Band der Gemeinschaft, das die Jugendlichen miteinander verbindet, und das darüber hinaus motivierend wirkt und zu besonderen Leistungen befähigt. Als Zuschauer fühlte man sich dieser Gemeinschaft zugehörig und als Teil der großen banatschwäbischen Familie.

Der erste Teil des Programms – der Klassik gewidmet – machte die Bühne frei für junge Talente. Die meisten haben schon früh ihre musikalische Ausbildung begonnen, an etlichen Wettbewerben teilgenommen und erste Plätze belegt – so auch Sebastian Henzl, der auf dem Flügel das „Ständchen“ von Franz Liszt spielte. Seine Klavierausbildung begann er mit sechs Jahren. Er besuchte ein musisches Gymnasium und belegte den Leistungskurs Musik; zurzeit ist er Student an der Popakademie Baden-Württemberg. Er ging beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ viermal als Sieger hervor und absolvierte schon viele Auftritte mit Bravour.

Die 13-jährige Sarah Klamm, die seit ihrem siebenten Lebensjahr klassische Gitarre spielt, entführte die Zuschauer mit den Stücken „Sons de carrilhões (Glockenklänge)“ von J. Pernambuco und Milonga ins ferne Südamerika. Sie hat des öfteren erfolgreich an Wettbewerben teilgenommen; so gewann sie den ersten Preis beim Jugendwettbewerb des Tonkünstler-verbandes Baden-Württemberg 2010 und beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ des Regionalausschusses Südpfalz in diesem Jahr.

Mit dem von Manfred Ehmann zusammengestellten Stück „Zeitreise“ nahm das Akkordeonduett Lukas Krispin und Patrick Polling die Zuhörer mit auf eine Reise durch verschiedene Epochen der Musikgeschichte. Obwohl beide schon seit langem Akkordeon spielen – Lukas seit elf und Patrick seit sieben Jahren – war ihr gemeinsamer Auftritt eine Premiere. Der 16-jährige Lukas Krispin ist Mitglied im Akkordeonverein, spielt bei Konzerten mit und hat mehrere Wettbewerbe des Deutschen Harmonika-Verbandes auf Bezirks- und Landesebene gewonnen. Der zwei Jahre ältere Patrick Polling spielt Akkordeon in der Musik-
schule Ehmann und ist zudem Mitglied der Blaskapelle Original Banater Echo.

Zwischen den einzelnen musikalischen Einlagen wurden Sketche aufgeführt und Gedichte vorgetragen – alles in banatschwäbischer Mundart. Zur Aufführung gelangten die Stücke „No’m Konzert“ von Hans Wolfram Hockl und „E Musikstund wie frieher“, letzteres von Mitgliedern der Münchner Tanzgruppe umgeschrieben und gespielt. Das Gedicht „Nach der Schrift“ von Catherine Filippi Großkopf wurde von einer Kindergruppe ebenfalls aus München vorgetragen.

Der Einmarsch der Trachtentanzgruppe der DBJT und des Jugendtrachtenvereins „Banater Rosmarein“ aus Temeswar leitete den volkstümlichen Teil des Programms ein. Zunächst präsentierten die Gäste aus dem Banat ihr tänzerisches Können. Von der eigenen Kapelle begleitet, führten sie die „Banater Tanzfolge“ vor. Die 1992 gegründete Gruppe, die schon mehrfach an den Heimattagen in Ulm teilgenommen hat, überzeugte auch diesmal durch ihre Professionalität und die gelungene Kombination von banatschwäbischen Volkstänzen.

Der anschließende Auftritt der DBJ-Tanzgruppe erfolgte zu den Klängen der Weinbergmusikanten unter Leitung von Johann Wetzler. Seit ihrer Gründung im Jahr 1997 konzertierte die Blaskapelle in einigen Ländern Europas und in den Vereinigten Staaten. Die Trachtengruppe der DBJT, der Tänzerinnen und Tänzer aus den verschiedenen Jugendgruppen der Kreisverbände angehören, hat die
von der Trachtengruppe München choreografierte „Donauschwäbische Tanzfolge“ vorgeführt. Die vier aus verschiedenen donauschwäbischen Siedlungsgebieten stammenden Tänze wurden von sämtlichen Banater Tanzgruppen einstudiert, so dass sie überall dort, wo mehrere dieser Gruppen
auftreten, gemeinsam vorgeführt werden können. Wenn auch nicht jeder Schritt und jede Figur bei allen Mitgliedern der Tanzformation perfekt „saß“, erzielte sie dennoch mit ihrer „Donauschwäbischen Tanzfolge“ einen beachtlichen Erfolg.

Den Schluss des volkstümlichen Programmteils, in den auch die Gedichte „Mei Heimat“ und „De Kerweihbu“ von Josef Gabriel integriert waren, bestritt die neugegründete DBJT-Band unter der Leitung von Günther Kaupa. Sie spielte das Volkslied „Zum Tanze, da geht ein Mädel“, das von Ann-Kathrin Kobsa und Johannes Krispin gesungen wurde.

Im dritten Teil des Programms, das mit „Modern“ überschrieben war, ging es dann so richtig zur Sache. Die Mitwirkenden fühlten sich in ihrem Element, und ihr stimmungsvolles Musizieren, Singen und Tanzen übertrug sich auch auf die Zuschauer. Gefragt war nun vor allem die Band, die folgende Stücke spielte: „Vom selben Stern“ (vom gleichnamigen Album der Gruppe der Berliner Gruppe Ich & Ich), „Que sera, sera“ (1956 von Ray Evans und Jay Livingston für den Hitchcock-Film „Der Mann, der zuviel wusste“ geschrieben) und „Tes mit uns, tes is so scheen“ (Song „Dragostea din tei“ der moldawischen Boygroup O-Zone; Text in banatschwäbischer Mundart von Günther Kaupa). Dazu sang das Trio Ingrid Frombach, Melanie Furak und Ann-Kathrin Kobsa.

Zwischendurch wurde von den Crailsheimern der Sketch „De erschte Strofzettl“ aufgeführt und von den Münchnern das Gedicht „Mei Mottersproch“ von Nikolaus Schmidt vorgetragen. Viel Beifall erntete der kleine Aaron Hermann für sein „Hänschen klein“ auf der Mundharmonika, ebenso die Kinder und Jugendlichen, die unter der Leitung von Laura Moos eine moderne Choreografie („Nossa, Nossa“ von Michel Teló) präsentierten.

Gegen Ende der Veranstaltung trat der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft, Peter-Dietmar Leber, auf die Bühne. Er zeigte sich begeistert von den Darbietungen der Kinder und Jugendlichen und brachte seine Anerkennung zum Ausdruck mit den Worten: „Glücklich kann sich eine Landsmannschaft schätzen, in der eine solche Kinder- und Jugendarbeit statt-
findet“. Die Jugendorganisation sei auf einem richtigen Weg, und das sei gut so, denn: „Die DBJT von heute ist die Landsmannschaft von morgen“.

Ein bewegender Moment war die anschließende Ehrung von Theresia Teichert und Stefan Ruttner. Beide haben sich über viele Jahre aktiv in die Jugendarbeit eingebracht, beide haben verantwortungsvolle Aufgaben in der Landsmannschaft auf Landes- und Bundesebene wahrgenommen. Als Ausdruck der Dankbarkeit und Anerkennung für herausragende Verdienste um die Banater Schwaben verlieh ihnen der Bundesvorstand die Adam-Müller-Guttenbrunn-Medaille des Verbandes. Der Bundesvorsitzende überreichte die Auszeichnung und dankte für das engagierte Mitwirken. Auf eine ganz besondere Weise, mit einem Rock-Applaus, bedankte sich auch die Jugend. Anschließend sang Lukas Krispin auf die Melodie von „We will rock you“ ein dem DBJT-Jubiläum gewidmetes Lied.

Für das Finale ließen sich die Organisatoren etwas Besonderes einfallen: Die Mitwirkenden auf der Bühne reichen sich die Hände, bilden eine Kette und singen gemeinsam, am Flügel von Sebastian Henzl begleitet, „Wahre Freundschaft“. Die Kette wird immer länger, sie erfasst schließlich auch die Zuschauer, die in einen großen Banater Chor einstimmen. Ein beeindruckendes Abschlussbild, das von einer lebendigen Gemeinschaft zeugt, in der alle – jung
wie alt – ihren Platz haben.