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Zweite deutsche Wallfahrt nach Maria Radna

Die Außenrenovierung der Wallfahrtskirche Maria Radna wird in nächster Zeit mit umfangreichen Arbeiten an den beiden Türmen beginnen. Foto: Katharina Ortinau

Mit dem Schwabenkreuz und mit Geistlichen ziehen die Pilger zum

Kreuzweg hinter der Basilika.

Marienmädchen aus Sanktanna mit der Muttergottesstatue.

Mit dem 2. August hat es eine  besondere Bewandtnis: Es ist nämlich der Tag des sogenannten Portiunkula-Ablasses. Dieser geht auf den Hl. Franz von Assisi zurück, der im Jahr 1216 von Papst Honorius III. für den gläubigen  Besuch der Portiunkula – einer Marienkapelle unweit von Assisi – den vollkommenen Ablass erwirkt hatte. Später wurde dieser Ablass, der mit dem Empfang des Bußsakraments und der hl. Eucharistie verbunden ist, auf alle franziskanischen Kirchen ausgeweitet. Laut heute geltenden Bestimmungen kann der Ablass auch durch  den Besuch einer Pfarrkirche,  Bischofskirche oder Basilika gewonnen werden. Die Portiunkula-Kapelle wurde als Wirkungs- und Sterbeort des Hl. Franziskus und als Gründungsort des Franziskanerordens berühmt und entwickelte sich zu einem wichtigen Wallfahrtsort. Später wurde hier die Kathedrale Santa Maria degli Angeli errichtet.

Auf den Portiunkula-Tag war im vergangenen Jahr zum ersten Mal eine deutsche Wallfahrt nach  Maria Radna angesetzt, die nun, am 2. August 2012, eine Neuauflage erfuhr. Hierzu aufgerufen hatten die Landsmannschaft der Banater Schwaben, das Gerhardsforum Banater Schwaben und  die römisch-katholische Diözese Temeswar. Über 600 in Deutschland lebende Banater sowie  deutsche Gläubige aus verschiedenen Ortschaften der Diözese – unter anderem aus Billed, Kleinbetschkerek, Neuarad, Reschitza, Sanktanna (mit der größten  Pilgergruppe) und Temeswar – sind dem Aufruf gefolgt und haben sich auf den Weg nach Maria  Radna in die uns so vertraute  Basilika gemacht. Zu dem Erfolg dieser Wallfahrt hat auch die Tatsache beigetragen, dass gleichzeitig die Kulturtage in Sanktanna und Hatzfeld stattfanden, was natürlich die Anzahl der aus Deutschland angereisten Wallfahrer erhöht hat. Die Landsmannschaft der Banater Schwaben war durch die stellvertretenden Bundesvorsitzenden Johann Metzger und Richard Jäger sowie den Sprecher der Banater Heimatortsgemeinschaften, Josef Koch, vertreten. Vom Vorstand des Landesverbandes Bayern haben Gerhard Kappler und Stefan Mlynarzek an  der Wallfahrt teilgenommen. Anwesend waren auch die HOG-Vorsitzenden Wilhelm Kuhn (Deutschbentschek), Gerlinde Bohn (Kreuzstätten), Katharina Ortinau (Sackel-hausen), Josef Goschy (Sanktandres), Josef Lutz (Sanktanna), Pauline Huschitt (Tschanad), die Kreisvorsitzenden Christian Lay (Freiburg), Johann Kerner (Neumarkt) und Horst Redl (Singen/ Konstanz) sowie die Leiterin der Banater Tanzgruppe Singen, Hilde Redl. Das Deutsche Forum aus  Temeswar war leider nicht vertreten, dafür aber das Demokratische Forum der Banater Berglanddeutschen mit seinem Vorsitzenden Erwin Josef Tigla.

Schon am Vormittag versammelten sich viele Banater Schwaben auf einem Busparkplatz kurz vor Lippa, um anschließend gemeinsam in Bussen nach Minisch zu fahren, dem Ausgangspunkt der Fußwallfahrt. Hier stieß eine größere Gruppe aus Sanktanna dazu. Rund hundert Personen  nahmen, wie einst ihre Eltern und Vorfahren, die Strapazen der etwa dreistündigen Fußwallfahrt auf sich, die bei sommerlichen Temperaturen über Berg und Tal bis zum Marienbild vor Radna führte. Die Pilger beteten und sangen gemeinsam Marienlieder. Am Marienbild angekommen, wurde die Pilgergruppe mit Bussen zur Wallfahrtskirche Maria Radna gebracht, wo sie auf hunderte Landsleute aus dem gesamten Banat und aus Deutschland traf. Bei der Lourdes-Kapelle am Fuße des Kirchenhügels wurden die Wallfahrer von Domkapitular Andreas Reinholz – dem Pfarrer von Maria Radna – begrüßt. In Begleitung weiterer  Priester schritten sie sodann mit Pfarrer Peter Zillich betend den Kreuzweg auf dem Hügel hinter der Basilika ab. An den Kreuzwegstationen sangen drei Frauen aus Deutschpereg, die dort ihre Kirche pflegen, Lieder, die in ihrem  Heimatort bei solchen Prozessionen gesungen wurden. Zwei Lieder wurden von der Sopranistin Ildikó Hajtmann vorgetragen.

Um 14 Uhr begann das Pontifikalamt in der vollbesetzten  Kirche. Mit Diözesanbischof Martin Roos konzelebrierten weitere fünfzehn Priester, darunter die aus Deutschland angereisten Geistlichen Msgr. Andreas Straub   (emeritierter Visitator der Donau-schwaben und Deutschen aus  Südosteuropa), Peter Zillich und Robert Dürbach sowie Domkapitular Andreas Reinholz, Msgr. Johann Dirschl (Generalvikar der Diözese Temeswar), P. Josef  Wilfing SDS (Superior der Salvatorianergemeinschaft in Temeswar-Elisabethstadt), P. Berno Rupp SDS sowie etliche Domkapitulare und Diözesanpriester. Dem festlichen Gottesdienst beigewohnt haben auch die Franziskanerschwestern aus den Kongregationen der Töchter der heiligen  Herzen Jesu und Mariä und der Töchter des Hl. Franz von Assisi. Mit dabei waren auch diesmal – wie schon seit Jahren bei solchen kirchlichen Feiern –- die Marienmädchen aus Sanktanna unter der Leitung der Lehrerin Theresia  Höniges. Und auch das Schwabenkreuz durfte bei dieser deutschen Wallfahrt nicht fehlen. Die Festpredigt wurde von Msgr. Andreas Straub gehalten. Er überbrachte den Gruß des Erzbischofs von Bamberg, Dr. Ludwig Schick, der an der Radna-Wallfahrt im vorigen Jahren teilgenommen hat. In schlichten, aber schönen Worten sprach der Prediger von der  mütterlichen Liebe und Fürsorge, die die Jungfrau und Gottesmutter Maria jeder menschlichen Seele entgegenbringt, ganz gleich wo  ihre irdische Heimat liegt, aber auch vom letztendlichen Ziel  unserer Erdenreise, nämlich die Erlangung des Seelenheils und des ewigen Lebens in der Herrlichkeit des Himmels. Das Leitmotiv der Predigt – unter Zitierung des griechisch-katholischen Großerzbischofs und Kardinals Lucian  Muresan –  lautete „Kinder, kommt zur Mutter”, wobei Msgr. Straub auch auf das Wunder des Zusammenbruchs des gottlosen kommunistischen Systems und der Auferstehung der Kirche in unserer Heimat hinwies – ein Wunder, das größtenteils der heiligen Jungfrau Maria zu verdanken sei. An der musikalischen Gestaltung des Pontifikalamtes haben der Organist Dr. Franz Metz und die Eisenbahner-Musikanten aus Freiburg unter der Leitung von Josef Zippel mitgewirkt. Auch diesmal sangen die Gottesdienstbesucher kräftig mit, handelte es sich doch größtenteils um wohlbekannte, überlieferte Lieder.

Nachdem Bischof Martin Roos zu Beginn des Hochamtes die Wallfahrer aus nah und fern begrüßt hatte, dankte er am Schluss für die Mitfeier der Liturgie. Der  Banater Oberhirte stellte die derzeitige Lage des Wallfahrtsortes dar und berichtete über die vorgesehene umfassende Renovierung, die in Kürze beginnen soll. Er rief alle Anwesenden auf, Maria Radna nicht zu vergessen. „Es ist uns nicht gestattet, Maria Radna zu vergessen”, mahnte Bischof Roos. Vor dem bischöflichen Segen überreichte der stellvertretende Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Johann Metzger, dem Diözesanbischof einen symbolischen Scheck über 4000 Euro – das  Ergebnis der Kollekte beim diesjährigen Heimattag der Banater Schwaben in Ulm, die von der Landsmannschaft aufgerundet wurde. Sichtlich überrascht dankte Bischof Roos für die Spende zugunsten der Renovierung der Wallfahrtskirche Maria Radna und des angrenzenden Klosters.

Mit ihrer starken Präsenz stellten die Banater Schwaben, ganz gleich wo sie heute leben, ihre  Verbundenheit mit dem Gnadenort Maria Radna unter Beweis. Die Wallfahrtskirche mit ihrem Gnaden-bild und die Verehrung der Muttergottes, die sie seit jeher durch Wallfahrten nach Maria Radna zum Ausdruck gebracht haben, sind Teil ihrer religiösen und kulturellen Identität. So ist auch die Spendenbereitschaft vieler Landsleute aus Deutschland zu erklären, die ihr Scherflein zur Renovierung dieses bedeutenden marianischen Wallfahrtsortes in Südosteuropa beisteuern. Die deutsche Wallfahrt nach Maria Radna hat sich mittlerweile etabliert und kann zu einer schönen Tradition werden.  

Nach Zuschriften von Claudiu  Calin, Katharina Emeneth und  Johann Schüssler