Das zur Tradition gewordene Hatzfelder Stadtfest, die sogenannten „Hatzfelder Tage“, fand, wie in den Jahren davor, am letzten Juli-Wochenende (am 25., 26. und 27. Juli) statt. Erfreulicherweise wird dieses schon zum 26. Male stattfindende Fest immer mehr zu einem beliebten Treffpunkt vieler Hatzfelder aus dem In- und Ausland, egal ob Rumänen, Ungarn oder Sinti und Roma, aber auch für unsere, hier in Deutschland lebenden Hatzfelder Landsleute.
So waren auch diesmal recht viele Landsleute in der alten Heimat, darunter auch die HOG-Vorstandsmitglieder Heidi Volk, Anita Patruti, Udo Friedmann, Karl Volk, Günther Schöps und Josef Koch. Bieten diese Tage doch auch die Gelegenheit, nicht nur die alte Heimat wieder zu sehen, sondern sich auch mit ehemaligen Nachbarn, Freundinnen, Freunden oder auch mit einstmaligen Arbeitskolleginnen und -kollegen zu treffen. Und dies ist immer ein Erlebnis, ganz egal, ob während der vielen Veranstaltungen oder im privaten Kreis.
Und wie in all den bisherigen Jahren, war auch diesmal unsere HOG wieder aktiv mit dabei und – schon fast selbstverständlich – in guter und enger Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung, mit unserer Heimatkirche und auch mit dem Deutschen Demokratischem Forum.
Eröffnung der Hatzfelder Tage
Dass in Hatzfeld ein besonderes Fest bevorstand, konnte schon zwei Tage vor dem Eröffnungstag beobachtet werden. Das Stadtzentrum war für den Verkehr gesperrt, da nicht nur die große Freilichtbühne, sondern auch viele Verkaufsstände und Hüpfburgen, Karussells und Rutschen für Groß und Klein aufgebaut wurden.
Eröffnet wurde das Stadtfest am Freitagvormittag im Kulturhaus, dem einstmaligen Bauernheim, vom Hatzfelder Bürgermeister Darius Adrian Postelnicu, der zuerst kurz über die wirtschaftliche und kulturelle Lage der Stadt berichtete und danach die Bevölkerung dazu einlud, an den unterschiedlichsten der anstehenden Veranstaltungen teilzunehmen.
Anschließend wurde der Lyzealschüler Alin Gherghescu geehrt, der in Mathematik und Physik im Laufe des Schuljahres nur Bestnoten erzielt hatte und als Teilnehmer an den Mathematik- und Physik-Olympiaden auf Kreisebene mit mehreren Preisen und Urkunden ausgezeichnet worden ist. Als Anerkennung wurde ihm die von Prof. Dr. Franz Quint im letzten Jahr ausgelobte finanzielle Prämie überreicht.
Des Weiteren wurde das von dem Banat stammenden Journalisten und Autor Marcel Tolcea geschriebene und kurz davor erschienene Buch „Ultimul avangardist. Misterele lui Ionathan X. Uranus, serafim și boxeur“ („Der letzte Avantgardist“), über den in den 1960er und 1970er Jahren in Hatzfeld wirkenden orthodoxen Pfarrer Mihail Avramescu vorgestellt.
Enthüllung der Gedenktafel
Als letzter Redner bedankte sich Josef Koch (HOG-Ehrenvorsitzender), der als Vertreter der Heimatortsgemeinschaft an den Hatzfelder Tagen teilnahm, bei der Stadtverwaltung und bei dem Bürgermeister für die Einladung und auch für die stets gute Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren. Dank dieser wurde es möglich, dass auf Initiative der HOG Hatzfeld ein Gedenkstein in mahnender Erinnerung an die vor 80 Jahren erfolgte Verschleppung der Deutschen in die Sowjetunion aufgestellt werden konnte.
Josef Koch wies darauf hin, dass die 750 deutschen Mädchen, Frauen und Männer, die in den frühen Morgenstunden des 14. Januar 1945 festgenommen und vor ihrer Einwaggonierung und dem Abtransport in die Sowjetunion vier Tage lang im jetzigen Kulturheim, dem ehemaligen Bauernheim, gefangen gehalten wurden. Dies sei der Grund, warum der Gedenkstein genau vor diesem Gebäude aufgestellt wird. Da der Großteil der Anwesenden bei dieser Eröffnungsfeier von der sogenannten „Russland-Verschleppung“ so gut wie nichts wusste, ergänzte er noch kurz, dass die Hatzfelder Verschleppten nach ihrer Ankunft in der Sowjetunion in drei großen Arbeitslagern, zwei in Djnepropetrowsk und eines in Djeprodzerzinsk, eingewiesen und rund um die Uhr strengstens bewacht wurden. Schwerstarbeit, Krankheit, Hunger und Sehnsucht nach den Liebsten daheim führten dazu, dass 111 der Hatzfelder Deportierten dieses Inferno nicht überlebten und dort zumeist in Massengräbern verscharrt wurden. Nach diesen bewegenden Worten wurden die Anwesenden eingeladen, an der Enthüllung und Segnung der Gedenktafel vor dem Gebäude teilzunehmen.
Beim Gedenkstein sprachen Bürgermeister Postelnicu und Josef Koch noch einige Worte. Er wurde enthüllt und anschließend vom Hatzfelder römisch-katholischen Pfarrer Daniel Pozsonyi gesegnet. Anschließend versammelten sich die Anwesenden am Gedenkstein und lasen den in zwei Sprachen (deutsch und rumänisch) verfassten Text auf der Gedenktafel, die auf einem aus BOHN-Ziegelsteinen errichteten Sockel angebracht ist.
Begegnung beim Deutschen Forum
Am Nachmittag des gleichen Tages veranstalteten sowohl das Ungarische als auch das Deutsche Demokratische Forum an verschiedenen Orten für ihre Mitglieder und Freunde Begegnungen, die jeweils recht gut besucht waren. Der Begegnungsnachmittag beim Deutschen Forum fand, wie auch in den letzten Jahren, im Hof, im Schatten des großen Nussbaums, statt. Erwähnenswert ist die große Anzahl der Teilnehmer sowie die freundschaftlichen Gespräche und die gute Vorbereitung durch die Forumsmitglieder, die sich nicht nur auf die große Auswahl an Kuchen und Getränken beschränkte.
Eröffnet wurde dieses Begegnungsfest durch den Forumsvorsitzenden Dr. Hademar Böss, der alle Anwesenden herzlichst begrüßte und auch kurz über die Arbeit des Forums berichtete. Danach sprach Josef Koch als Vertreter der HOG noch einige Grußworte und überreichte Dr. Böss das aktuelle Heimatblatt, verbunden mit dem Wunsch, die bisherigen reibungslosen Beziehungen weiterhin zu pflegen und aufrecht zu erhalten. Für Abwechslung sorgten danach die Tanzgruppen der „Hatzfelder Pipatsche“, die in ihren schönen Trachten mehrere schwäbische Volkstänze zeigten. Die große Zahl an Anwesenden, die freundschaftlichen Gespräche und die gute Stimmung führten sogar dazu, dass sich dieser Begegnungsnachmittag weit über das geplante Ende hinauszog.
Buchvorstellung und Ausstellung
Am Abend des gleichen Tages wurde im Hof des Petre Stoica Gedächnishauses (Lorena / Lothringer-Str. 21) eine interessante Gemälde-Ausstellung von Laura Pleşa, einer Hatzfelder Malerin, präsentiert. Hier fand auch die Buchvorstellung des neu erschienenen, sehr lesenswerten Gedichtbandes „Memento“ von Ioan Mitruț statt.
Eine weitere Buchvorstellung gab es am Tag darauf, diesmal im Hof des Hatzfelder CFR-Museums in der Nähe des Bahnhofs. Hier stellte Valerică Niculescu sein eben erschienenes Buch: „Povestea Cartierului Jimbolian Futok“ („Die Geschichte des Hatzfelder Stadtteils Futok“) vor. Die auf gut vierzig Seiten aufgelisteten geschichtlichen Daten und Fakten machen das Buch besonders für ehemalige und gegenwärtige Futoker auf alle Fälle lesenswert.
Eine besondere Ausstellung war während dieser Tage auch im Stefan-Jäger-Museum zu sehen. Ausgestellt waren Arbeiten aus Ton, die während eines Künstlertreffs, einige Wochen davor hergestellt worden sind. Durch die Ausstellung führte Kulturheimdirektor Sergiu Dema, der die einzelnen Arbeiten vorstellte und einige Worte zu den Künstlerinnen und Künstlern sagte.
Sportliche Begegnungen, Musik und Tanz
Während des Hatzfelder Stadtfestes fanden auch in diesem Jahr einige sportliche Veranstaltungen statt: So am Freitagvormittag ein Handballturnier in der Dr.-Hans-Wiesenmayer-Sporthalle und am Samstag ein Fußballturnier im Arpad-Thierjung-Stadion. An beiden Turnieren waren diesmal allerdings nur Hatzfelder Mannschaften beteiligt. Erwähnenswert ist auch die „Rotary Dog Show“, eine Hunde-Show, die im Stadtpark stattfand und vom Hatzfelder Rotary-Club organisiert und durchgeführt wurde.
An zwei Tagen, Freitag und Samstag, standen auch die Kinder im Mittelpunkt. Für sie wurden verschiedene Aktivitäten im Kinderklub, dem ehemaligen Pionierhaus, angeboten.
Gut besucht waren die an jedem dieser drei Abende ab 18 Uhr auf der, vor dem Rathaus aufgebauten großen Freilichtbühne organisierten kulturellen Veranstaltungen. Hier wirkten bekannte Musiker, Sängerinnen, Sänger, Orchester, die Trachtentanzgruppe „Hatzfelder Pipatsche“ mit, und nicht zuletzt auch die Deutschgruppe der Lehrerin Roswita Kovacs, die einen schönen Tango tanzte.
Sonntagsgottesdienst und Treffen
Für die Hatzfelder Katholiken begann der Sonntag mit der Heiligen Messe und da recht viele unserer Landsleute, die in diesen Tagen zu Besuch in der alten Heimat weilten, auch am Gottesdienst teilnahmen, war die Kirche doch einigermaßen gut besucht.
Da diesmal leider schlechtes Wetter herrschte, trafen sich die anwesenden Kirchenbesucher nach dem Gottesdienst nicht wie sonst im Hof der Kirche, sondern im Religionsraum. Hier geht ein Dank an Pfarrer Pozsonyi wie auch an den Vorstand des Deutschen Forums, die gemeinsam schon vorab alle Vorbereitungen getroffen hatten. Dabei kam zur Sprache, dass sich die vielen aus Deutschland angereisten ehemaligen Hatzfelder einen Gottesdienst in deutscher Sprache gewünscht hätten. Pfarrer Pozsonyi versprach, die Sonntagsmesse während der Hatzfelder Tage im kommenden Jahr in deutscher Sprache zu halten.
Konzertabend und Kirchweihfest
Erfreulich, dass das aus Hatzfeld stammende Geschwisterpaar Aida und Antoniu Marc mit drei weiteren Solistinnen auch in diesem Jahr, am Abend des 2. August, einen der Musikerfamilie Bartzer gewidmeten Konzertabend veranstaltete. Ihre besonders schönen musikalischen Darbietungen wurden von den vielen Zuhörern mit viel Applaus gewürdigt.
Drei Wochen nach dem Hatzfelder Stadtfest, am 16. August, wurde das Hatzfelder Kirchweihfest gefeiert. Da waren leider nur noch ganz wenige unserer Landsleute in der alten Heimat. Veranstalter der Feier waren die römisch-katholische Kirche mit Pfarrer Pozsonyi, der Trachtenverein „Hatzfelder Pipatsche“ und das Deutsche Forum. Gut 40 Trachtenpaare aus Hatzfeld, aber auch aus anderen Banater Orten, marschierten unter den Klängen der Banater Musikanten zuerst zum Vortänzerpaar. Von dort begaben sie sich zu Familie Oswald Zachari, zu Familie Dr. Hademar Böss und ins Rathaus zu Bürgermeister Postelnicu, um alle offiziell zur Kirchweih einzuladen. Als Zeichen der Gemeinschaft erhielten die Ehrengäste einen mit einem bunten Band und einem kleinen Rosmarinzweig geschmückten Apfel überreicht. Vom Rathaus ging es danach zur Kirche, wo die Kirchweihpaare von Pfarrer Daniel Pozsonyi und Kaplan Branko Marian empfangen wurden. Nachdem auch den beiden Geistlichen je ein geschmückter Kirchweihapfel überreicht wurde, zogen alle gemeinsam in die Kirche ein.
Hier fand ein feierlicher Kirchweihgottesdienst statt, danach zogen die Paare aus der Kirche aus und versammelten sich um den vor der Kirche aufgestellten Kirchweihbaum. Hier wurde getanzt und nach altem Brauch ein Hut, ein Tuch und der Kirchweihstrauß versteigert.
Der abschließende Kirchweihball wurde am Abend, mit vielen „Kerweihgäscht“ (diesmal und auch erstmals unter freiem Himmel) im Freilichttheater, dem ehemaligen Sommerkino, gefeiert. Es war ein gelungener Abschluss des Kirchweihfestes und unser Dank geht an die Mitglieder des Deutschen Forums, die diesen Abend bestens organisiert hatten.
Rückblickend kann festgestellt werden, dass auch die diesjährigen Hatzfelder Tage wieder ein erfolgreiches Stadtfest mit vielen Gästen und gelungenen Veranstaltungen waren. Sie werden den Teilnehmern noch lange in Erinnerung bleiben.











