Am 25. Juni 2025 wurde der Organist und Musikwissenschaftler Dr. Franz Metz in Berlin in der Botschaft von Rumänien mit dem rumänischen Kulturverdienstorden geehrt. Die hohe Auszeichnung überreichte ihm Botschafterin Adriana-Loreta Stănescu. Rumänien, wo Dr. Metz 1955 geboren wurde, würdigt damit seine herausragenden Leistungen auf dem Gebiet der Erforschung, Bewahrung und Einspielung der Musik deutscher Komponisten aus Südosteuropa.
Bei der Ordensverleihung anwesend waren Dr. Metz‘ Ehefrau Maria, der Stellvertreter der rumänischen Botschafterin Michael Fernbach, Dr. Bernd Fabritius, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, die Berliner Landesvorsitzenden der Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben, Ecaterina-Luise von Simons und Ernst Meinhardt, der Vizepräsident der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft Dr. János Brenner, Wanda Klee, die Tochter des Komponisten Hermann Klee, Heimatpfarrer Paul Kollar aus dem Bistum Mainz sowie viele Banater Schwaben, Siebenbürger Sachsen und in Berlin lebende Rumänen.
Mit der Musik der Banater Deutschen ist Dr. Franz Metz schon in früher Kindheit durch seinen Vater in Berührung gekommen. Martin Metz war 30 Jahre lang Kirchenmusiker in Lugosch und komponierte sowohl geistliche als auch weltliche Musik, darunter die „Banater Gemeinschaftsmesse“, die „Kurze deutsche Messe“ und Lieder zur Verschleppung der Rumäniendeutschen in die Sowjetunion, z. B. „Aus Elend, Not und Leiden“.
Die Suche, Bewahrung und Erforschung der Musik Banater, donauschwäbischer, siebenbürgischer aber auch anderer südosteuropäischer Komponisten machte sich Dr. Metz zur Lebensaufgabe. Die wiederentdeckten Notenbestände gibt er in dem eigens dafür gegründeten Verlag „Edition Musik Südost“ heraus. Viele Musikwerke stellt er in Konzerten vor, bzw. spielt sie auf CDs ein. Über seine Arbeit berichtet er auf Symposien, in Vorträgen und in musikwissenschaftlichen Zeitschriften und Büchern. Wichtig ist ihm, dass bereits existierende Materialien aufbewahrt, inventarisiert und digitalisiert werden. Denn solange sie nicht inventarisiert sind, sind sie unzugänglich.
Lebensaufgabe mit Zukunftssorgen
Wie Dr. Metz in seinem Vortrag nach seiner Auszeichnung sagte, ist die Musikwissenschaft eine der jüngeren Wissenschaften. Erst vor hundert Jahren sei sie als solche anerkannt worden. Nach den Verdrehungen und Entstellungen sowie der Zensur in der Zeit des Kommunismus habe sie im ersten Jahrzehnt nach 1989 in den Ländern Südosteuropas einen starken Aufschwung erlebt, was sich positiv auch auf die Erforschung der deutschen Musikgeschichte auswirkte. Wertvolle Notensammlungen, die nach 1944/45 in Orgelgehäusen oder auf Dachböden von Kirchen versteckt worden waren und dann in Vergessenheit gerieten, wurden nach 1989 wiederentdeckt, gesichert und erforscht. Das sei sowohl in Rumänien als auch in Ungarn und Serbien immer in Absprache mit den jeweiligen staatlichen Stellen geschehen, z. B. mit Kulturministerien, Kirchen, Museen oder Bibliotheken. Auch 35 Jahre nach der Wende werden immer noch Sammlungen deutscher Musik- und Gesangsvereine, Handschriften und Partituren entdeckt. Hier besteht leider die Schwierigkeit, dass junge Wissenschaftler fehlen, die die alte deutsche Kurrent- bzw. Sütterlinschrift lesen können.
Für sehr wichtig hält Dr. Metz, dass Nachlässe von deutschen Komponisten, die in der Musikgeschichte Südosteuropas eine Rolle spielten, digitalisiert und erforscht werden. Dazu zählt z. B. der Nachlass von Hermann Klee (Rendsburg 1883 – 1970 Temeswar). Im Herbst 1979, zweieinhalb Jahre vor ihrer Ausreise nach Deutschland, schenkte dessen Witwe Rosel Klee seinen Nachlass dem Banater Nationalmuseum in Temeswar. Dort liege er nun in sieben oder acht Kisten, derzeit unzugänglich, weil das Museum seit Jahrzehnten geschlossen sei, berichtete Dr. Metz.
Durch die Auswanderung der Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen ist einiges an Musikmaterial aus privaten Sammlungen nach Deutschland gelangt. Nachlässe aus Siebenbürgen seien nach Gundelsheim in das Siebenbürgische Museum gekommen. Dort fehle aber eine musikwissenschaftliche Aufarbeitung. In München gibt es seit 25 Jahren das private Südosteuropäische Musikarchiv. Es bewahrt das musikalische Erbe der Donauschwaben auf. Die Zukunft des Archivs sei aber vor allem aus finanziellen Gründen ungewiss, beklagte Dr. Metz.
Weil kein deutscher Verlag die wiederentdeckten Noten herausbringen wollte, hat Dr. Metz im Jahre 2000 in München den bereits oben erwähnten „Verlag Edition Musik Südost“ gegründet. Er habe bisher über 400 Werke südosteuropäischer, vor allem deutscher und rumänischer Komponisten, veröffentlicht. 1997 gründete Dr. Metz zusammen mit einigen Musikern und Musikerinnen die „Gesellschaft für deutsche Musikkultur im südöstlichen Europa e. V.“. Ihre wichtigste Aufgabe ist die Organisation der „Löwensteiner Musikwoche“. Diese findet seit 1986 jedes Jahr in dem Städtchen Löwenstein im Landkreis Heilbronn statt. Unter den mehr als 150 Teilnehmern sind immer viele Jugendliche, Großeltern mit ihren Enkeln und Studenten. Es werden immer auch Musiker aus Rumänien eingeladen. Musikalischer Leiter ist seit zwei Jahren Andreas Schein, derzeit Dirigent der Oper Galatz. Er ist 28 Jahre alt und stammt aus Temeswar. Leider ist auch die Zukunft der „Löwensteiner Musikwoche“ ab 2027 ungewiss, weil die Miete für die Veranstaltungsstätte stark gestiegen ist.
Aufgelockert wurde der Vortrag von Dr. Metz durch sehr schöne Lieder der beiden in Deutschland geborenen Komponisten Hermann Klee und Heinrich Weidt (Coburg 1824 – 1901 Graz) und des Rumänen Gheorghe Dima (Kronstadt 1847 – 1925 Klausenburg). Gesungen wurden die Lieder vom Tenor Hans-Beatus Straub, der am Klavier von Johannes Dasch begleitet wurde. Beide leben und arbeiten in Berlin und widmen sich seit vielen Jahren der Musik aus dem Südosten Europas. In Liederabenden in Berlin und München und in Konzerten im Rahmen der „Löwensteiner Musikwoche“ haben sie sie bereits vorgetragen. Bei rumänischem Rot- und Weißwein ging der schöne, lehrreiche Abend mit Gesprächen im kleinen Kreis zu Ende.









