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Margarete Grawisch zum 100. Geburtstag: Lehrerin, Mentorin und Vorbild

Margarete Grawisch war Lehrerin, Mentorin und Vorbild für viele Generationen von Schülerinnen und Schülern. Foto: privat

Am 8. Mai 2025 feierte Margarete Grawisch im Kreise ihrer Familie in Heilbronn ihren 100. Geburtstag. Ein beeindruckender Meilenstein, der die nötige Würdigung für eine Frau finden soll, die nicht nur als Lehrerin, sondern auch als Mentorin und Vorbild für viele Generationen von Schülern und Schülerinnen gewirkt hat. Ebenso hat sie sich stets fürsorglich für ihre Familie eingesetzt und den Alltag mit ihrer Wärme und Liebe erleuchtet. Noch im hohen Alter vermittelt sie die positive Haltung, mit der sie trotz gesundheitlichen Herausforderungen ihr Leben mit Güte und Wärme annimmt sowie mit Dankbarkeit auf das Dagewesene blickt.
Geboren wurde Margarete in Alexanderhausen als Tochter von Christine und Johann Kratochwill und sie wuchs in einer Zeit auf, die von Herausforderungen und Umbrüchen geprägt war. In ihrem Heimatort besuchte sie den Kindergarten und die Volksschule. Ihre Lehrer, Margarete und Heinrich Backes (die Eltern des bekannten Moderators Wieland Backes, Begründer der SWR-Talkshow Nachtcafé) hinterließen bei ihr einen bleibenden Eindruck und förderten ihre Liebe zur Bildung. Im Anschluss besuchte sie das Gymnasium in Temeswar, wo sie von den Notre-Dame Schwestern unterrichtet wurde. Ihre Ausbildung an der Lehrerbildungsanstalt Banatia von 1940 bis 1944 legte den Grundstein für ihre spätere Laufbahn als Lehrerin.
Aufgrund der politischen Umwälzungen floh sie mit ihrer Mutter, Tante und Kusine nach Österreich, konnte schon 1944 in Ertl (Niederösterreich) ihre Schultätigkeit beginnen. 1945 wurde sie auf Anordnung der sowjetischen Besatzung ins Banat repatriiert und kehrte mit den Familienangehörigen in die Heimat zurück. 1946 trat sie eine Stelle als Grundschullehrerin in Alexanderhausen an. Im selben Jahr heiratete sie Hans Grawisch aus Neuburg, ebenfalls Lehrer. Aus dieser Ehe gingen zwei Kinder hervor: 1947 der Sohn Richard und 1950 die Tochter Isolde. Aufgrund der Verfolgung und des Zonenwechsels musste die junge Familie 1951 nach Rekasch umziehen. Vier Jahre danach kehrten sie wieder nach Alexanderhausen zurück, wo Margarete vorübergehend mangels freier Lehrerstelle im Kindergarten tätig war, danach jedoch wieder an der Schule unterrichtete. Über viele Jahrzehnte hinweg prägte Margarete Grawisch das Leben unzähliger Kinder. Sie vermittelte Wissen, förderte aber auch Werte und Gemeinschaftsgefühl. Viele ihrer ehemaligen Schüler erinnern sich noch heute an die unvergesslichen Erlebnisse im Klassenzimmer und schwärmen von „unserer Grawisch-Tante“ oder „unserer Grawisch-Lehrerin“.
Mit großem Engagement setzten sich Margarete und ihr Ehemann Hans neben ihrer Lehrtätigkeit auch dafür ein, die kulturellen Traditionen der Banater Schwaben zu bewahren. Sie gründeten einen Chor, eine Laienspielgruppe und eine Volkstanzgruppe, die auf Landesebene sogar den ersten Preis erhielt. Durch die politischen Umstände mit der einsetzenden Auswanderungswelle der Deutschen verloren die beiden ihre Lehrerstellen und widmeten sich dem Gemüseanbau, um ihren Lebensunterhalt zu sichern.
1977 erfolgte ihre Ausreise in die Bundesrepublik Deutschland. Sie ließen sich im Raum Göppingen nieder, wo ihre Tochter mit Ehemann bereits seit 1972 lebte. Margarete wurde in Göppingen in den Schuldienst übernommen und sie folgte bis zu ihrem Ruhestand im Jahr 1988 mit Herz und Seele weiterhin ihrer Berufung. Nach dem Tod ihres Ehemanns Hans im Jahr 2004 lebte Margarete zunächst in der Nähe ihres Sohnes Richard und dessen Familie, die sie voller Hingabe, Fürsorge und Liebe unterstützte. Wegen der nachlassenden Gesundheit musste sie 2018 in ein Heim nach Donzdorf umziehen. Ihre Einsamkeit während der Pandemie führte dazu, dass die Tochter sie zu sich nach Heilbronn nahm. Der enge Familienanschluss spendete ihr in dieser Zeit Trost und Halt. Im November 2024 musste sie wieder in ein Heim in der Nähe ziehen, genießt aber weiter die Fürsorge und Nähe der Familie. Ihre fünf Enkel und elf Urenkel bringen ihr Freude und Trost und sind eine wichtige Stütze in ihrem Leben.
Rückblickend war ihr Leben stets geprägt von familiärem Zusammenhalt, gegenseitiger Unterstützung unvergesslichen Momenten und vielen schönen Erinnerungen. Die Herausforderungen, insbesondere während der politischen Umbrüche und der Auswanderung, zeugen von ihrer Stärke und Resilienz. Trotz aller Widrigkeiten blieb sie ihrer Berufung treu und fand immer wieder Wege, um ihre Leidenschaft für das Lehren und Lernen zu leben.
Zum 100. Geburtstag erinnern wir uns voller Anerkennung an ihre bedeutenden Beiträge zur Bildung und zur Gemeinschaft. Die HOG Alexanderhausen wünscht der Jubilarin von Herzen alles Gute, vor allem Gesundheit, viele schöne Momente im Kreise ihrer Familie und Gottes Segen.