Zum Auftakt der 22. Kultur- und Heimattage des Landesverbandes in Bayern lud der Kreisverband Augsburg mit seinem sehr aktiven Vorstand unter dem Vorsitz von Dr. Hella Gerber aus Nitzkydorf, die auch Augsburger Stadträtin ist, zu einem Kulturabend in den Barbara-Saal ein. Die große Nachfrage überstieg bei weitem die Platzkapazität: Aus Gründen des Brandschutzes durfte der Saal mit maximal 200 Personen belegt werden. Dennoch konnten die Kreisvorsitzende und der Landesvorsitzende schon an diesem Abend zahlreiche Ehrengäste begrüßen. Vor allem die Aussiedlerbeauftragte Dr. Petra Loibl, die am Samstag einen anderen Termin hatte, nutzte den Freitag, um den Banater Schwaben mit einem Grußwort ihre Wertschätzung zu zeigen. Doch im Mittelpunkt stand das Kulturprogramm, dargeboten von den verschiedenen Gruppen des vielseitig aufgestellten Augsburger Kreisverbandes. Als flotte Moderatorinnen stellten sich die Schwestern Sarah und Samia Sobotta vor, 17 bzw. 11 Jahre alt und Mitglieder der Jugendtanzgruppe, die mit frischen Texten und einigem Augenzwinkern durch das Programm führten.
Der Augsburger Chor
Zu den Klängen der Musikkapelle marschierte zunächst der Chor auf die Bühne. Seit 40 Jahren begleitet er in Augsburg (lange unter der Leitung von Werner Zippel) vor allem Gottesdienste, Maiandachten, Beerdigungen oder Wallfahrten und tritt auch bei der Weihnachtsfeier stets in Erscheinung. Die Möglichkeit zu einem richtigen Bühnenprogramm bietet sich nur selten – etwa beim Banater Chortreffen, wo die Augsburger auch im letzten Jahr wieder dabei waren. Die Sängerinnen und Sänger genossen es beim Kulturabend sichtlich, einmal ein ganz anderes Repertoire zu zeigen – Volkslieder, Walzer und nicht zuletzt auch Komisches. Das entspricht auch der Neigung von Aniko Oster, die den Chor nun schon seit sieben Jahren leitet und mit ihrem Akkordeon begleitet. Die Ansage des zweiteiligen Chorauftritts erfolgte jeweils in Versform und „auf schwowisch“. Mit viel Herzblut wurden flotte Lieder „Vun der Jugend, vun der Lieb“ (und was da alles so dranhängt) gesungen. Höhepunkt war ein eigens gedichtetes schwowisches Lied, „Mir sin do“. Für den Liedtext und auch für die schwowischen Ansagetexte hatte das rührige Chormitglied Edith Achim gesorgt. Sie kommt aus Neubeschenowa, ist in Augsburg für ihre Reimfreudigkeit bestens bekannt und auch Mitglied der Theatergruppe. Zum Vergnügen des Publikums trug sie noch ein lustiges Gedicht über „schwowische Befindlichkeiten“ vor: „Gschichte gebts“.
Die Tanzgruppe
Mit dem Auftritt der Jugendtanzgruppe, die von den Gästen der Busiascher Tanzgruppe „Vergissmeinnicht“ verstärkt wurde, sank der Altersdurchschnitt auf der Bühne drastisch. „Heute sind wir die Jüngsten auf der Bühne, aber unser Augsburger Trachtenverein ist der zweitälteste schwowische Verein in Bayern, gegründet 1952“, verkündete Sarah in der Moderation nicht ohne Stolz. Die beiden Tanzgruppen hatten getrennt in Busiasch und Augsburg geprobt und tanzten nun zusammen den „Sehnsuchtswalzer“ und die Polka „Schöne Margarethe“. Der gemeinsame Auftritt stand an diesem Abend wieder beispielhaft für den regen kulturellen Austausch zwischen den Banater Schwaben in der alten und der neuen Heimat. Die Verbundenheit mit Bayern wurde wiederum zum Ausdruck gebracht, indem die Mädchen ausnahmsweise bayerische Dirndl statt der schwowischen Tracht trugen, die Buben aber das schwowische „Leiwl“ und den geschmückten Kirchweihhut.
Die Theatergruppe
Die nach dem kurzen Grußwort des Bundesvorsitzenden auftretende Theatergruppe des Kreisverbandes wurde als „jüngstes Kind“ des Vereins vorgestellt, 2019 gegründet. Sie wird derzeit von Günther Krepil und Ferdinand Eichinger geleitet, weil die ursprüngliche Leiterin Christa Eichinger aus beruflichen Gründen in die zweite Reihe treten musste. Mit viel Engagement hat die Gruppe bereits zwei abendfüllende Stücke in schwowischer Mundart aufgeführt und tritt auch bei der Weihnachtsfeier oder anderen Anlässen mit kürzeren Sketchen in Erscheinung. Für den Kulturabend hatte sie ein Zwei-Personen-Stück von Franz Keller ausgewählt: „Kuschmucki“. Schauplatz ist die Portiersloge eines Temeswarer Spitals mit dem „Portier“ Günther Krepil und der „Kathi aus Blumenthal“ (Karin Metzler). Der Dialog voller Missverständnisse und komischer Verwicklungen hat noch die Besonderheit, dass der Portier „Temeswarerisch“ redet, während die „Kathi“ in ihrer Blumenthaler Mundart kontert, was die Komik noch verstärkte und für kräftige Lacher im Publikum sorgte.
Die Blaskapelle
Der Schlusspart gehörte der Musikkapelle der Banater Schwaben Augsburg, die die ganze Zeit über im Hintergrund auf der Bühne platziert war, und nun in den Mittelpunkt treten durfte. Seit 2023 wird sie von Gerhard Hipp aus Nitzkydorf geleitet, davor stand ihr 13 Jahre lang Werner Zippel vor. In Augsburg begleiten sie Bälle, das Kirchweihfest und sind auch sonst immer da, wenn sie gebraucht werden. Seit Jahren sind sie auch den Nicht-Banatern bekannt: So als Teil des Plärrer-Umzugs und auch durch Auftritte im Bierzelt. Sie sind diejenigen, so die Moderation von Sarah, „mit denen egal bei welchem Fest gute Stimmung aufkommt.“ Davon konnte sich der Saal umgehend überzeugen, denn kaum ertönten die ersten Klänge, drehten sich bereits Paare der Tanzgruppe wie selbstverständlich im Kreis und viele aus dem Publikum gesellten sich nach und nach dazu.
Dem Landesvorsitzenden Harald Schlapansky blieb in seinem Schlusswort nicht mehr viel übrig, als der Hinweis darauf, dass auch die Gruppe „Kochen und Backen“ mit Verstärkung weiterer Helferinnen und Helfer ihren Beitrag zum Gelingen des Kulturabends geleistet hatte: Im Foyer warteten reichlich Kipfel, lecker belegte Brote und Kuchenschnitte auf die hungrigen Gäste, zu deren Genuss die Kreisvorsitzende Hella Gerber alle freundlich einlud.