zur Druckansicht

22. Kultur- und Heimattage Bayern: Markus Söder als Ehrengast in Augsburg

Ministerpräsident Markus Söder mit seinem Kirchweihhut beim Festakt in der Kongresshalle, links neben ihm die Augsburger Oberbürgermeisterin Eva Weber. Foto: Nikolaus Dornstauder

Der Bayerische Ministerpräsident, zahlreiche Ehrengäste aus dem Landtag, der Stadtpolitik und von befreundeten Institutionen fühlten sich in der Kongresshalle sichtlich wohl im Kreise der zahlreichen Teilnehmer in Banater Tracht. Foto: Karin Bohnenschuh

Rund 200 Trachtenträgerinnen und Trachtenträger, die Musikkapelle der Banater Schwaben Augsburg und die Fahnenabordnungen beeindruckten die Augsburger mit einem Festzug von der Kirche St. Ulrich und Afra durch die Innenstadt zum Rathausplatz und nach einer Tanzeinlage weiter zur Kongresshalle. Fotos: Nikolaus Dornstauder

Heimatpfarrer Josef Palfi zelebrierte den gut besuchten Festgottesdienst in der prächtigen Augsburger Basilika St. Ulrich und Afra, acht Fahnenabordnungen flankierten ihn.

Harald Schlapansky überreicht der Oberbürgermeisterin von Augsburg Eva Weber einen Blumenstrauß.

Der Nachwuchs steht schon mit Kipfeln bereit.

Der Landesverband Bayern der Landsmannschaft der Banater Schwaben feierte am 16. und 17. Mai zum 22. Mal seine Kultur- und Heimattage und gleichzeitig auch das 75. Jubiläum des Landesverbandes. Nicht zufällig war Augsburg als Austragungsort gewählt worden, denn hier hatte der Landesverband gleichzeitig mit dem Bundesverband vor 75 Jahren seinen Ausgangspunkt. In Augsburg hatten die Kultur- und Heimattage Bayern zuletzt 2009 stattgefunden.

Die Feier begann am Freitag mit einem Kulturabend im Barbarasaal, für den der Kreisverband Augsburg, mit rund 630 Mitgliedern zur Zeit der mitgliederstärkste aller Kreisverbände, verantwortlich zeichnete. Als besonderen Ehrengast konnte der Bayerische Landesvorsitzende Harald Schlapansky die Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene Dr. Petra Loibl begrüßen, die in ihrem Grußwort die zahlreichen kulturellen Aktivitäten der Banater Schwaben in Bayern lobte und der Landsmannschaft zu ihrem 75-jährigen Jubiläum bescheinigte, „lebendiger denn je“ zu sein. Durch Tatkraft und Fleiß hätten es die Banater Schwaben, die sie mittlerweile gut kenne, geschafft, in Bayern zuhause zu sein. „Sie tun Bayern gut!“, war ihr Fazit. Dass die Banater Schwaben parteienübergreifend in Bayern geschätzt werden, zeigte auch die Anwesenheit der Landtagsabgeordneten Andreas Jäckel (CSU, als Augsburger und BdV-Bezirksvorsitzender stets präsent bei den lokalen Veranstaltungen der Banater Schwaben) und Volkmar Halbleib, Sprecher für Heimatvertriebene und Aussiedler der SPD-Fraktion. Stadträte der CSU, der SPD und der Grünen waren anwesend, auch der städtische Kulturreferent Jürgen K. Enninger und die Migrationsbeauftragte der Stadt Dr. Margret Spohn.

Das Bühnenprogramm wurde von den verschiedenen Gruppen des Kreisverbandes gestaltet – Musikkapelle, Chor, Theatergruppe und Tanzgruppe, wobei letztere von Gästen der Gruppe „Vergissmeinnicht“ aus Busiasch verstärkt wurde. (Siehe eigener Bericht)

Trachtenzug durch die Innenstadt
Der Samstag startete mit einem Festgottesdienst in der Kirche St. Ulrich und Afra, eindrucksvoll zelebriert von Heimatpfarrer Josef Palfi und in traditioneller Banater Weise musikalisch begleitet vom Chor der Banater Schwaben Augsburg unter der Leitung von Aniko Oster. Rund 200 Trachtenträger und neun Fahnenabordnungen zogen danach mit Begleitung der Musikkapelle der Banater Schwaben durch die Innenstadt zum Rathausplatz und die zehn Banater Tanzgruppen aus Bayern und Baden-Württemberg sowie die Busiascher Gastgruppe boten den Passanten und Gästen des Heimattags einige Gemeinschaftstänze dar. Die Begrüßung durch den Augsburger dritten Bürgermeister Bernd Kränzle war ohne Mikro leider nur schwer verständlich, doch das tat der guten Stimmung keinen Abbruch.
Festakt in der Kongresshalle
Der Festzug machte sich danach auf den recht langen Weg zur Kongresshalle am Wittelsbacher Park, wo der Festakt stattfand. Schon kurz darauf traf mit dem Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder der wichtigste Ehrengast der Veranstaltung ein. Sichtlich erfreut schritt er durch das Spalier der Trachtenpaare zum Rednerpult und rief den Festbesuchern gut gelaunt zu: „Ihre seid Freunde!“ Er würdigte die Banater Schwaben, die er nun schon seit vielen Jahren gut kenne, als Brückenbauer zwischen ihrer alten und ihrer neuen Heimat. Durch ihre Integrationsfähigkeit hätten sie dazu beigetragen, dass Bayern stark dastehe. Gleichzeitig schätze er, dass sie auch ihre alte Heimat nicht vergessen haben. „Nur wenn man weiß, woher man kommt, weiß man, wo man steht und wohin man geht.“, zeigte er sich überzeugt. Durch die Banater Schwaben und die Siebenbürger Sachsen habe Bayern eine besondere Beziehung zu Rumänien. Bei deren Veranstaltungen habe er schon „kiloweise Mici gegessen“, gestand er. Die beiden Gruppen wisse er aber sehr wohl zu unterscheiden, denn die Banater seien „lebenslustig“, die Siebenbürger dagegen „ein bisschen ernster“. Er hob auch in diesem Rahmen wieder hervor, dass er für seine Kenntnis über die Banater Schwaben und ihre Lebensart in Nürnberg verlässliche Gewährspersonen habe, seine „zwei Damen“ – die Stadträtin Helmine Buchsbaum und seine langjährige Büroleiterin Edda Probst. Er sei längst „ein halber Banater Schwabe“, witzelte er und selbstverständlich schon seit 30 Jahren Mitglied unserer Landsmannschaft. Er sei sehr froh, dass als Zeichen der Wertschätzung für die Vertriebenen und Aussiedler Bernd Fabritius in der neuen Bundesregierung wieder zum Beauftragten berufen worden ist und deren Interessen auf Bundesebene vertreten kann. Die Bayerische Staatsregierung, so der Ministerpräsident, unterstütze die Banater Schwaben schon seit vielen Jahren sehr gerne, seit einigen Jahren auch mit Hilfe des Kulturwerks Bayern, das mit Geldern des Arbeits- und Sozialministeriums die Kulturarbeit der landsmannschaftlichen Gruppen fördert. „Die Banater Schwaben sind lebensfrohe Optimisten, sie jammern nicht“, stellte Söder klar. Deshalb werde man sie auch weiterhin nach Kräften unterstützen. „Ich bin ein Schwob“, zitierte Markus Söder frei nach John F. Kennedy zum Abschluss seiner Rede. Passenderweise überreichte ihm Harald Schlapansky einen geschmückten Kerweihhut – natürlich mit weiß-blauen Bändern. Auch ein Kochbuch bekam der Ministerpräsident dazu, das er etwas zögerlicher annahm: „Ich hätte auch das fertige Essen genommen“, scherzte er.

Banater Schwaben immer dabei
Nach dem Ministerpräsidenten gehörte das Rednerpult der Augsburger Oberbürgermeisterin Eva Weber, die die Schirmherrschaft über die 22. Kultur- und Heimattage der Banater Schwaben aus Bayern in Augsburg übernommen hatte. Auch sie kennt die Banater Schwaben gut und ist stets gern gesehener Gast bei den Veranstaltungen des Kreisverbandes. Längst habe sie gelernt, dass man bei den Banater Schwaben „nie vorher gegessen haben und nicht auf Diät sein darf.“ Sie habe volle Bewunderung für den Gemeinschaftssinn der Banater Schwaben und „wie ihr das Leben feiert.“ Gemeinschaft entstehe, „wo Menschen ihre Geschichten teilen.“ Das könnten die Banater Schwaben gut und die Kultur sei die Sprache dafür. Sie würdigte auch die Präsenz der Banater Schwaben bei den städtischen Festen und Veranstaltungen. Die Friedensstadt Augsburg sei schon historisch ein Beispiel dafür, dass trotz Unterschieden stets ein Miteinander möglich ist. Das passe auch zu den Banater Schwaben. Auch die Oberbürgermeisterin erhielt ein Banater Kochbuch als Geschenk, worüber sie sich sehr freute. Mit einem Seitenblick auf den Ministerpräsidenten scherzte sie: „Ich kann nämlich kochen.“

Förderung aus Überzeugung
Josef Zellmeier, der Vorsitzende des Haushaltsausschusses im Bayerischen Landtag und auch Vorsitzender der Karpatendeutschen Landsmannschaft, erinnerte in seinem Grußwort an die Verdienste der fast 5 Millionen Menschen, die im Laufe der Jahre als Vertriebene, Aussiedler und Spätaussiedler nach Bayern gekommen sind und betonte die Bereitschaft der Staatsregierung, die Kultur- und Brauchtumsarbeit der Verbände weiterhin „aus Überzeugung“ zu fördern.

Banater Schwaben gehören dazu
Der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben Peter-Dietmar Leber erinnerte an die Anfänge des Verbandes und die unterschiedlichen Aufgaben und Herausforderungen in den 75 Jahren seines Bestehens. Inzwischen seien drei bis vier Generationen vergangen und im Rückblick könne man sagen: „Wir Banater Schwaben haben unseren Platz in dieser Gesellschaft gefunden. Wir gehören dazu.“ Man habe sich aktiv eingebracht und seine kulturellen Erfahrungen  mit eingebracht. Aber man habe auch Anerkennung gefunden von den Menschen in Bayern und in Deutschland und auch von der Politik. Er bedanke sich daher für die gute Aufnahme und die Unterstützung der Politik und Zusammenarbeit mit den Behörden und der Staatsregierung. Die Integration der Banater Schwaben, die mit Fluchtgepäck oder der 70-Kilo-Kiste angekommen sind, sei eine „Erfolgsgeschichte.“ Die „europäische Dimension“ des Verbandes habe sich selbst in Zeiten der europäischen Spaltung bewährt, komme seit der Wende aber immer mehr in den Fokus der Aktivitäten in den beiden EU-Ländern Deutschland und Rumänien. Die Landsmannschaften der Banater Schwaben und der Siebenbürger Sachsen seien „feste Pfeiler der Zusammenarbeit“ zwischen den beiden Ländern. Da wir mit der alten und der neuen Heimat gleichermaßen vertraut sind, ergibt sich die Brückenfunktion von selbst. „Wir wissen, was wir der Heimat unserer Eltern und Großeltern schuldig sind“, resümierte der Bundesvorsitzende. Indem wir das Brauchtum und die Kultur des Banats pflegen, sind wir „die Hüter eines besonderen Schatzes“, der „zu diesem schönen Zuhause in Bayern“ beiträgt und es bereichert.
Die Vorsitzende des Kreisverbandes Augsburg und auch Augsburger Stadträtin Dr. Hella Gerber nahm das Jubiläum zum Anlass, den Gemeinschaftssinn der Banater Schwaben zu würdigen: „Uns gibt es immer noch! Weil wir etwas tun! Weil viele im Ehrenamt mitmachen, viele dabei sind.“ Sie wies aber auch darauf hin, wie wichtig Flexibilität und Offenheit für Neues für die Integration in die Stadtgesellschaft sind. „Zu unseren Stärken gehören Gastfreundschaft, Hilfsbereitschaft, Zusammenhalt.“ Diese sollten wir weiterhin pflegen, erhalten und der Öffentlichkeit zeigen.

Gastfreundschaft und Zusammenhalt machten sich auch im weiteren Verlauf des Abends bemerkbar, der zu den Klängen der Band „Schlagerzeit“ auch die Tanzfreudigen nicht zu kurz kommen ließ.