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Annehmen und vermitteln

Der Bundesvorsitzende Peter-Dietmar Leber

Das vergangene Jahr hat hohe Anforderungen an uns gestellt. Mehr als 65 Jahre seitdem die ersten Landsleute innerhalb unserer Gemeinschaft das Banat verlassen haben und fast 20 Jahre nachdem der Strom der Aussiedlung versiegt ist, konnte unsere Landsmannschaft sich nach wie vor als eine lebendige Gemeinschaft ausweisen.

Es ist viel geschehen innerhalb dieser Gemeinschaft: Brauchtumsveranstaltungen wurden organisiert, Kulturveranstaltungen abgehalten, Klassen- und Jahrgangstreffen fanden statt, Bücher, Heimatblätter, Zeitungen, Tonträger wurden herausgegeben, Seminare und Tagungen abgehalten, Zelt- und Ferienlager organisiert, Kontakte gepflegt und geschaffen, ja, es ist viel geschehen. Das ist um so mehr hervorzuheben, als alle Verantwortungsträger der Landsmannschaft auch in eine neue Gemeinschaft vor Ort eingebunden sind: an ihrem Arbeitsplatz, in den Kirchengemeinden, in anderen Vereinen. Dass sie es darüber hinaus noch schaffen, auch die „alten“ Banater Gemeinschaften mit Leben zu erfüllen, ist eine große Leistung.

Hierzu möchte ich Ihnen eine kleine Beobachtung schildern. Viele von Ihnen haben die Ausstellung „Heimatsachen“ gesehen, die das Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde in Tübingen gemeinsam mit dem Donauschwäbischen Zentralmuseum Ulm unter starker Beteiligung unserer Heimatortsgemeinschaften erarbeitet hat. Die Geschenke der Heimatortsgemeinschaften wurden ganz nüchtern auf Paletten ausgestellt. Sie standen dort recht steril, nackt, entzaubert, ihres Zusammenhanges in der jeweiligen Dorfgeschichte, der Geschichte des Spenders entrissen, und luden den Betrachter dazu ein, sie mit einer eigenen Geschichte wieder zu verbinden. Das schien nicht immer einfach zu sein. Jüngere Betrachter konnten mit alten Gegenständen nicht mehr viel anfangen, die zwei oder drei Generationen vorher zu unserem Alltag gehörten. Sie schauten hin, lasen die Beschreibung, zogen die Stirn in Falten, nickten oder schüttelten den Kopf und gingen weiter. Nun ist das in unserer schnelllebigen Zeit auch hier in Deutschland oft der Fall, aber bei uns kommt mehr hinzu. Wir sind bald die alleinigen Träger dieser Geschichten, dieser historischen Zusammenhänge, und wir allein entscheiden darüber, was mit diesem unsichtbaren Erbe geschieht. Diejenigen, die Mitglied unserer Landsmannschaft sind, die durch ein Amt in diesem Verband über Verantwortung verfügen, haben sich dafür entschieden, dieses Erbe anzunehmen, zu pflegen und zu vermitteln. Sowohl der nächsten Generation, als auch unserem neuen Umfeld, in dem wir heute leben.

Hierfür benötigen wir das Engagement der jungen Generation, die sich ganz bewusst für unsere Geschichte und Kultur interessiert, hierfür bedarf es aber auch der älteren Generation, für die unsere Landsmannschaft ein äußerst wichtiger Bezugspunkt ist. Wir brauchen alle: Die Älteren, die sich mitteilen, wie auch die Jüngeren, die sich das aneignen.

Wir haben uns auch für 2013 viel vorgenommen: Innerhalb unseres Verbandes und überall dort, wo unser Verband unsere Gemeinschaft in der Öffentlichkeit vertritt. Dabei bauen wir auch auf Ihre Mitarbeit!

Peter-Dietmar Leber