Wer war Ossi Ferch? Für uns war Oskar, zusammen mit seiner Ehefrau Karoline, Gründer der Tanz- und Trachtengruppe Leimen. Doch seine Aktivitäten gingen weit darüber hinaus.
Er wurde am 1. Dezember 1929 in Guttenbrunn geboren. Mit seiner Schwester Lieselotte und dem Bruder Emil wuchs er in einem gutbürgerlichen Elternhaus auf. Nach dem Besuch der Grundschule in Guttenbrunn kam er nach Temeswar ins deutsche Lyzeum. 1950 studierte er an der Technischen Universität in Bukarest das Fachgebiet Hochöfen-Stahlwerk-Gießereien und absolvierte 1955 mit Bravour als Diplom-Ingenieur. Während der Studienzeit lernte er Karoline Kreiling kennen. Die beiden heirateten 1954 und führten 70 Jahre lang eine glückliche Ehe. 1956 wurde ihre Tochter Brigitte geboren. Als frischgebackener Ingenieur kam Oskar nach Reschitza, wo seine Frau Karoline eine Stelle als Erzieherin im deutschen Kindergarten antrat. Seinen Guttenbrunner Landsleuten ist er immer treu geblieben, gleichzeitig sind ihm aber auch die Berglanddeutschen ans Herz gewachsen. Neben seiner Tätigkeit als Abteilungsleiter im Metallurgischen Kombinat war Oskar auch als Lehrer an der Betriebsingenieurschule in Reschitza tätig. Oskar und Karoline waren sehr kontaktfreudige Menschen und haben in Reschitza sehr schnell Anschluss gefunden. Oskars musische Veranlagung und seine Begabung als Organisator führten ihn in die Reschitzaer Kulturlandschaft, wo er recht bald die Leitung des Operettenensembles übernahm. Mit tatkräftiger Unterstützung seiner Frau hat er dieses Ensemble zu großem Erfolg geführt, es wurde über Reschitza hinaus durch Tourneen bekannt und beliebt beim deutschsprachigen Publikum im Banat und auch in Siebenbürgen. In Reschitza hat Oskar zu dieser Zeit auch den alljährlichen Faschingsball sowie den Herbstball organisiert.
1987 gelang Familie Ferch die Übersiedlung nach Heidelberg, wo Oskars Mutter und seine Schwester lebten. Auch in Deutschland hätte Oskar gerne seine Schaffenskraft, sein Wissen und seine langjährige Erfahrung einem deutschen Unternehmen zur Verfügung gestellt, hätte ihn das Alter nicht daran gehindert. Aber tatenlos in den Tag zu leben, auf der Terrasse Däumchen drehen, entsprach nicht Oskars Lebenseinstellung. Mit immer größerer Freude, Hingabe und wachsender Begeisterung wandte er sich der landsmannschaftlichen Tätigkeit zu. Unter dem Vorstandsvorsitz von Josef Prunkl wurde Oskar geschäftsführender Vorsitzender des Kreisverbandes Rhein-Neckar-Heidelberg der Landsmannschaft der Banater Schwaben. Hier und auch im BdV war Oskar für organisatorische Fragen zur Eingliederung, zur Rente und zum Lastenausgleich verantwortlich. Anlässlich seines 70. Geburtstags wurde ihm die Verdienstmedaille in Gold für seine außerordentlichen Verdienste im Verband überreicht. Er organisierte Kulturnachmittage, Dia-Vorträge, Theatervorstellungen, Unterhaltungsabende und vieles mehr.
In der von Familie Ferch gegründeten Tanz- und Trachtengruppe übernahm Oskar das Management. Dank seiner unermüdlichen Tätigkeit wurde diese Gruppe unter der Leitung seiner Ehefrau recht bald im In- und Ausland bekannt und kann auch heute noch Erfolge verbuchen. Oskar war immer der Mann im Hintergrund, unser „Knopfdrücker“. Er stand bei jeder Vorstellung bereit, auf dem Recorder die richtigen Knöpfe zu drücken, damit nichts durcheinanderkommt.
Oskars größtes Steckenpferd war das Organisieren von Gruppenreisen. Zusammen mit dem Busunternehmen Mayer hat Oskar jedes Jahr, sehr zur Freude der Banater Schwaben, Reisen im In- und Ausland organisiert. Die Diapräsentationen von diesen Reisen gehörten zu den Höhepunkten der alljährlichen Weihnachtsfeiern im Rosensaal in Leimen. Wer einmal an einer Reise teilgenommen hatte, wollte immer wieder dabei sein, doch die Teilnehmerzahl war begrenzt und die Plätze schnell vergriffen.
Auch nachdem Karoline die Leitung der Tanz- und Trachtengruppe abgegeben hatte, blieben beide dem Verein weiterhin treu. Sie besuchten die Veranstaltungen der Banater Schwaben und gaben ihre Erfahrungen gern an die den Jüngeren weiter. Erst als in den letzten Jahren Oskars Sehvermögen immer schlechter wurde, musste er den Veranstaltungen fern bleiben. Doch er hat sich bis zuletzt immer wieder telefonisch nach dem Wohlbefinden der Tanzgruppenmitglieder erkundigt.
Still und leise, wie es seine Art war, hat Oskar in der Nacht zum 31. Januar 2025 diese Welt verlassen. Die Tanz- und Trachtengruppe wird ihrem Gründer und Manager stets ein ehrendes Andenken bewahren. Die Mitglieder der Tanzgruppe sowie der Vorstand des Kreisverbandes Rhein-Neckar Heidelberg bekunden der hinterbliebenen Familie auf diesem Weg ihr tiefes Mitgefühl.