Seit 25 Jahren steht das Donauschwäbische Zentralmuseum schon in Ulm, die Landsmannschaft der Banater Schwaben in Deutschland gibt es gar schon seit 75 Jahren. Die gute Zusammenarbeit der beiden Jubilare war Anlass für ein einträchtiges Konzertereignis zum Beginn des Jubiläumsjahrs. Mit im Boot und auch Initiatorin des „musikalischen Blumenstraußes“ für die beiden Jubilierenden war die beim Museum angesiedelte Kulturreferentin für den Donauraum Dr. Swantje Volkmann, die als Gastgeberin im gut gefüllten Saal willkommen hieß. Sie erinnerte an die Vorgeschichte des Museums: 190 Objekte mit Bezug zur Geschichte und Kultur der Donauschwaben waren von deren Patenland Baden-Württemberg gesammelt und aufgekauft worden. Sie fanden ein museales Zuhause im zwei Jahre später gegründeten Museum, das heute über mehr als 50000 Exponate verfügt und der zentrale Sammelort für Sachspenden und Nachlässe von Donauschwaben und deren Nachkommen in ganz Deutschland geworden ist. Dennoch ist das DZM kein „Heimatmuseum“. Das Haus in der Nähe des Donauufers fühlt sich einerseits dem gesamten Donauraum verpflichtet, ist aber auch in Ulm verwurzelt und lebt von seinen vielfältigen Kontakten in die Region. Die Objekte sind professionellen Ausstellungskonzepten unterworfen. Mit ihnen werden, auch die dazugehörigen Geschichten und Biografien dokumentiert. In diesem Sinn wird das Haus zum „kulturellen Gedächtnis der Donauschwaben“.
Das zweite Geburtstagskind, die Landsmannschaft der Banater Schwaben, hat seit seiner Gründung schon ein reifes Alter von 75 Jahren erreicht. Der Bundesvorsitzende Peter-Dietmar Leber erinnerte an die Anfänge in einer unsicheren Nachkriegszeit, als sich die Gemeinschaft vor allem dem „Suchen und Finden“ von überall verstreuten Angehörigen widmete. Es folgte ein Aufbau des Vereins mit Kreis- und Landesverbänden gemäß den Strukturen der Bundesrepublik. Von Anfang an spielten aber die Herkunftsorte der Mitglieder eine bedeutende Rolle, es entstanden die „Heimatortsgemeinschaften“ – deren Wirken sich auch heute noch auf die Heimatkirchen und Heimatfriedhöfe als Identitätsstätten des Ortes fokussiert. Der Bundesvorsitzende erinnerte auch an die Themen Familienzusammenführung und Ausreise, die während der Zeit des Kalten Krieges neben der Pflege von Brauchtum und Kultur im Fokus der Landsmannschaft standen. Mit der politischen Wende und der Zugehörigkeit Rumäniens zur EU taten sich ganz neue Perspektiven für die landsmannschaftliche Arbeit auf, auch wenn uns Zeitzeugen eine „endliche Zeit“ gegeben ist. Mit dem Seitenblick auf das Donauschwäbische Zentralmuseum, das „uns im Abstand zweier Generationen“ folgt, schlug er den Bogen zum Jubiläum: „Noch sind wir da, nicht reif für das Museum, aber es tut wirklich gut zu wissen, dass hier hochqualifizierte Kräfte sind, die sammeln, bewahren, die Fragen stellen und Antworten geben“.
Danach folgte der musikalische Geburtstagsgruß. Nicht zum ersten Mal trat das Lehár-Ensemble unter der bewährten Leitung von Franz Metz im Donauschwäbischen Zentralmuseum auf: 2023 zum Auftakt der Kulturhauptstadt Temeswar und 2024 mit Bezug auf die Kulturhauptstadt-Region um Bad Ischl gab es bereits gut besuchte Konzerte im Haus.
Zu den beiden Geburtstagsjubiläen dieses Jahres fanden die Musiker noch ein weiteres: Johann Strauss, der Wiener Walzerkönig, ist vor genau 200 Jahren geboren, weshalb das Operettenkonzert die Überschrift „Strauss/200“ trug. In bewährter Manier gestaltete Franz Metz das Programm mit bekannten und weniger bekannten Werken und wie immer gelang es ihm, Bogen zu schlagen zum Temeswarer Musikleben von anno dazumal – zum Philharmonischen Verein, der sich am Wiener Philharmonischen Verein orientierte, mit dem wiederum Strauss eng verbunden war, oder zu den Bezugspunkten der Operette „Der Zigeunerbaron“ in Großsanktnikolaus. Das eingespielte Ensemble ist den Fans der Metz-Konzerte inzwischen wohlbekannt: Die charmante Sopranistin Nina Laubenthal wird flankiert von Willy Michl senior (Bariton), dessen komödiantisches Talent immer wieder zum Einsatz kommt, und Willy Michl junior (Tenor), mit dem tenoralen „Schmelz“, der vor allem die Herzen der weiblichen Zuhörerschaft zum Schmelzen bringt. Hermina Szabó entlockt der Geige virtuose Klänge der Leidenschaft und Franz Metz begleitet souverän am Klavier. Die feststehenden (und vom Publikum erwarteten) Säulen – von „Grüß euch Gott, alle miteinander“ über den Csárdás von Monty bis zum finalen „Dein ist mein ganzes Herz“ – wurden diesmal umrankt von Schmankerln aus dem „Zigeunerbaron“, aus der „Fledermaus“, von Zeller, Lehár und Kálmán, aber auch von Banatspezifischem wie einer Romanze von Rudolf Novacek oder, natürlich, aus Emmerich Bartzers Operette „Grüßt mein Banat“.
Mit Leichtigkeit und komödiantischem Geschick beglückte das Ensemble das zum Schluss heftig applaudierende Publikum. „Wie es sich gehört bei einem Geburtstag“ lud Swantje Volkmann alle im Anschluss zu Kaffee und Kuchen im DZM-Foyer ein.