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Viele Gäste zum Jubiläum

Vor der katholischen Kirche wurde ein Denkmal zum

200-jährigen Dorfjubiläum eingeweiht.

Am 29. September, einem Herbsttag mit sommerlichen Temperaturen, erwartete das Dorf Tirol/Königsgnad in Rumänien seine Gäste in festlichem Glanz. Der Anlass war ein besonderer: Auf den Tag genau vor 200 Jahren wurde die neue Ortschaft offiziell eingeweiht, und das Dorfjubiläum sollte gebührend gefeiert werden. Die Initiative dazu war vom Verfasser der jüngsten und bislang komplettesten Monografie des Ortes, Günther Friedmann, gleichzeitig Vorsitzender der HOG Königsgnad/Tirol, ausgegangen, dem sowohl die Leitung der Gemeinde Doclin (Tirol ist Doclin eingemeindet) als auch das Demokratische Forum der Banater Berglanddeutschen und viele Helfer vor Ort und aus Deutschland zur Hand gingen. Der Einladung waren zahlreiche Gäste aus dem In- und Ausland gefolgt. Neben Günther Friedmann waren seitens der Heimatortsgemeinschaft Königsgnad/Tirol auch der zweite Vorsitzende Johann Sauer sowie die Beisitzer Christine Zawilla (geb. Mowatz) und Alfred Klein angereist. Auch viele Landsleute aus Deutschland und aus Österreich ließen es sich nicht nehmen, an diesem großen Fest ihres Heimatortes teilzunehmen.

Das Fest begann um 10 Uhr mit einem Festzug, der sich vom Dorfeingang (aus Richtung Fisesch) aus in Bewegung setzte. Voraus marschierten die Fahnenträger mit den Flaggen Österreichs, Deutschlands, Italiens, Rumäniens und der Europäischen Union, denen verschiedene Gruppen aus dem Banater Bergland folgten: Schüler und die Fußballmannschaft der örtlichen Schule sowie die deutschen Volkstanzgruppen aus Tirol-Königsgnad, Bokschan und Reschitza. Dann reihten sich die Gastgruppen aus dem Ausland in den Festzug ein: eine Abordnung der Tiroler Kaiserjäger, Ortsgruppe Jenbach/Tirol, die Blaskapelle Tiroler Dorfmusikanten und das Oberauer Männergesangsquartett aus Tirol sowie eine gemischte Volkstanzgruppe aus Tirol und Südtirol. Es folgten die Ehrengäste aus Österreich, Deutschland und Rumänien, die einheimischen Landwirte mit einem festlich geschmückten Traktor, die Feuerwehr mit zwei Löschfahrzeugen und viele Dorfbewohner. Unter den Klängen der Blasmusikkapelle aus Karansebesch zog die Festgesellschaft in die festlich geschmückte katholische Kirche „Mariä Geburt“. Die Jubiläums-Festmesse wurde im Auftrag der Temeswarer Diözese von Pfarrer József Csaba Pál zelebriert, Erzdechant des Banater Berglands. Ihm zur Seite standen der auch für die Filiale Tirol/Königsgnad zuständige römisch-katholische Pfarrer von Bokschan, Károly Nagy, und der griechisch-katholische Pfarrer von Bokschan, Nicolae Tutas. An der Messe nahm auch der rumänisch-orthodoxe Pfarrer von Fisesch, Gheorghe Dobre, teil. Die Festmesse wurde von der örtlichen katholischen Musikgruppe Amadea, den Tiroler Dorfmusikanten, dem Oberauer Männergesangsquartett sowie dem Sänger Marius Manyov von der Temeswarer Philharmonie musikalisch umrahmt.

Im Rahmen eines Festaktes, der nach der Messe in der vollbesetzten Kirche stattfand, begrüßte Danut Oana, Bürgermeister der Gemeinde Doclin, die zahlreichen Ehrengäste. In Würdigung seines Einsatzes zugunsten seines Heimatortes Tirol/Königsgnad überreichte er dem Initiator und Hauptorganisator der 200-Jahr-Feier, Günther Friedmann, die Ehrenbürgerschaftsurkunde der Gemeinde. Anschließend gab der Geehrte einen kurzen Überblick über die Geschichte des Ortes in deutscher Sprache. Seine Rede wurde von Nora Rebejila ins Rumänische gedolmetscht. Grußworte an die Festversammlung richteten auch Dr. Michael Schwarzinger, Botschafter der Republik Österreich in Bukarest, Siegfried Geilhausen, Attaché des Konsulats der Bundesrepublik Deutschland in Temeswar, sowie Dr. Alois Leitner, der Vorsitzende des Hilfsvereins „Tirol für Tirol“. Zu den Festlichkeiten waren außerdem noch Militärattaché Oberst Mag. Christian Smutek vom Verteidigungsministerium in Wien, der Honorarkonsul Österreichs in Temeswar, Dr. Vasile Onofrei, sowie Honoratioren aus Reschitza angereist. Beim Verlassen der Kirche wurde den Teilnehmern zur Erinnerung an die 200-Jahr-Feier eine zweisprachige, deutsch-rumänische Broschüre mit einem Abriss der Ortsgeschichte, eine Anstecknadel sowie eine CD überreicht, auf der neben dem Marsch „Tiroler Jubiläumsgrüße“ weitere heimatliche Kompositionen von Günther Friedmann zu finden sind. Diese Erinnerungsstücke wurden von Familie Friedmann aus privaten Mitteln als Zeichen der Verbundenheit mit dem Heimatdorf Tirol gesponsert.

Im neu gestalteten Kirchenpark (die Arbeiten waren von der Gemeinde durchgeführt worden) fand anschließend die Einweihung eines Denkmals zum 200-jährigen Dorfjubiläum statt. Die Inschrift in Deutsch und Rumänisch lautet: „Zur Erinnerung an das 200jährige Jubiläum Königsgnad-Tirol, 29. 9. 1812 – 29. 9. 2012. Errichtet von: Gemeinde Doclin, HOG Königsgnad/Tirol, Land Tirol, Land Südtirol“. Nach der Einweihung erklang der Marsch „Tiroler Jubiläumsgrüße“, von der Karansebescher Blaskapelle erstaufgeführt. Günther Friedmann hatte den seinem Heimatdorf Tirol gewidmeten Marsch komponiert und die Aufführung am Akkordeon begleitet. Oberst Magister Christian Smutek legte anschließend zusammen mit Dr. Michael Schwarzinger am Kriegerdenkmal im Park einen Kranz nieder. Mitwirkende des Kulturprogramms am Nachmittag waren die rumänische Volkstanzgruppe Bocsana aus Bokschan sowie die deutschen Volkstanzgruppen aus Tirol / Königsgnad, Bokschan (Freundschaft) und Reschitza (Enzian), die gemischte Volkstanzgruppe aus Tirol und Südtirol, die Tiroler Dorfmusikanten und das Oberauer Männergesangsquartett aus Tirol (Österreich). Die Tanz- und Musikformationen haben ein abwechslungsreiches Programm dargeboten, das zudem Gedichtvorträge umfasste. Die Blaskapelle aus Karansebesch unter der Leitung von Marius Fratila erfreute das Publikum mit ihrem vielseitigen Repertoire. Erwin Josef Tigla, der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen, überreichte im Rahmen des Kulturprogramms Günther Friedmann die Urkunde über die Ehrenmitgliedschaft des Kultur- und Erwachsenenbildungsvereins „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“. Zum 200-jährigen Jubiläumsfest von Tirol brachte dieser Verein auch einen von Gustav Hlinka entworfenen Sonder-briefumschlag mit Sonderstempel heraus. Die in Tirol/Königsgnad ansässigen, der österreichischen Provinz der Missionsschwestern vom Kostbaren Blute zugehörigen Schwestern Gertrud Petschan, Katharina Pinzhoffer und Hiltrud Frühholz haben mit den Schülern ein Quizspiel mit Fragen zur Lokalhistorie veranstaltet.

Für das leibliche Wohl der zahlreichen Gäste sorgte bestens der örtliche Gastronom Nicu Graur, der in Reschitza ein großes Restaurant betreibt. An Verkaufsständen wurden verschiedene lokale Produkte wie selbstgebackene Kuchen, Weintrauben, Traubenmost, Honig usw. angeboten. Zum Jubiläumsfest hatten die lokalen Winzereien auch eine limitierte Auflage des weitbekannten köstlichen Tiroler Weins in den Sorten Cabernet Sauvignon und Sauvignon Blanc auf den Markt gebracht. Am späten Nachmittag verwandelte sich der Dorfplatz in eine Tanzfläche, und die Jugend setzte die Unterhaltung zu moderner Musik bis nach Mitternacht fort. Von den Dorfbewohnern und Gästen hörte man am Ende: „Dieser Festtag wird uns ein Leben lang in Erinnerung bleiben.“

Ausführliche Informationen über das Dorf Tirol/Königsgnad und seine Geschichte sind zu finden in der 2012 im Berenkamp-Verlag erschienenen Monographie „Tirol in Rumänien. Gründung und Entwicklung. Geschichte eines Dorfes, das seine Existenz dem Tiroler Freiheitskampf von 1809 verdankt“ von Günther Friedmann (ISBN 978-3-85093-286-8).