Unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Stefen Weigel fand am 19. Oktober in Wendlingen am Neckar das 56. Landesfest der Landsmannschaft der Banater Schwaben Baden-Württemberg statt. Neben der Trachtengruppe des Kreisverbandes Esslingen und den Trachtengruppen der Banater Schwaben aus Crailsheim, Karlsruhe, Rastatt, Singen, Spaichingen, Freiburg und Mannheim – zusammen über 80 Trachtenträgerinnen und Trachtenträger der DBJT aus ganz Baden-Württemberg – wirkte auch die Trachtengruppe der Egerländer Gmoi aus Stuttgart und Wendlingen an diesem Fest mit.
Wendlingen am Neckar gilt inzwischen als Hochburg in Sachen „Bewahrung von Brauchtum“. Der Sitz des Südwestgauverbandes für die Pflege von Trachten und Tänzen hat eine Patenschaft über die Egerländer Gmoi in Baden-Württemberg und auch die Trachtengruppe des Kreisverbandes Esslingen/Wendlingen hat bereits seit 34 Jahre hier Wurzeln geschlagen. Selbstverständlich waren deshalb Reinhold Frank, Vorsitzender des Landesverbandes der Heimat- und Trachtenverbände, Gunter Dlabal, Vorsitzender des Südwestdeutschen Gauverbandes der Heimat- und Trachtenvereine, Volker Jobst, Bundesvorsteher des Bundes der Egerländer und Mathias Rödl, Vorsitzender des Landes- und des Ortsverbandes Wendlingen der Egerländer Gmoi Ehrengäste des Landesfestes.
„T3“ als Motto der Gemeinschaft
Der stellvertretende Bundesvorsitzende der DBJT Lukas Krispin moderierte gemeinsam mit Ann-Kathrin Masen den Kulturnachmittag. Er eröffnete das Landesfest mit der Erklärung für das neue Motto des beliebten Tanzfestivals: „T³ – Tanz, Tracht und Tradition“. Es enthalte die Elemente, „die unsere Arbeit hier in Baden-Württemberg und bundesweit beschreiben“ und solle als Impulsgeber für die traditionsreiche Veranstaltung dienen, die alle zwei Jahre auf Landesebene stattfindet. Dabei stehe „Tanz“ für die Tänze, die aus der alten Heimat nach Deutschland gebracht wurden und auch für jene, die hier choreographiert wurden und werden; „Tracht“ für unsere vielfältigen Trachten, die aus den verschiedenen Banater Gemeinden überliefert sind oder sich daran orientieren und „Tradition“ sei repräsentativ für die vielen Brauchtumselemente, die sich im Banat entwickelt haben und die wir erhalten. Dabei gehe es aber auch um die Traditionen, die wir hier in Deutschland pflegen - die Heimattage, aber auch die Bälle in den vielen Städten, wo wir vertreten sind.
Das Programm wurde von der „Original Banater Schwaben Kapelle Göppingen“ unter der Leitung von Peter Pohl musikalisch umrahmt. Nach dem Einmarsch der schmucken Trachtenpaare begrüßte Herbert Volk, Vorsitzender des Kreisverbandes Esslingen, die Anwesenden und Mitwirkenden. Banater Brauchtum und Traditionen leben und erlebbar machen sowie diesen kulturellen Schatz überall in Baden-Württemberg zu präsentieren, sei das erste Ziel und Sinn des Landesfestes der hier lebenden Banater Schwaben. Er dankte dem Landesvorstand, der dem Kreisverband Esslingen die Ausrichtung dieser Veranstaltung übertragen hat. An das Innenministerium Baden-Württemberg und das Kultur- und Dokumentationszentrum unserer Landsmannschaft in Ulm ging ein Dank für die Förderung des Landesfestes.
Als erster Ehrengast wurde der Schirmherr, Bürgermeister Steffen Weigel, begrüßt. Ein Dank ging dabei auch an die Mitarbeiter der Stadtverwaltung Wendlingen für die geleistete Unterstützung. Als Vertreter des Bundesvorstandes der Landsmannschaft der Banater Schwaben war der stellvertretende Bundesvorsitzende Jürgen Griebel gekommen, vom Landesvorstand Baden-Württemberg die stellvertretenden Vorsitzenden Ingrid Röhrich und Erich Furak und die Beisitzer Herbert Wild, Miriam Österreicher, Lukas Krispin und Cornel Simionescu-Gruber. Der Kreisvorsitzende zeigte sich ganz besonders erfreut, dass mit der Kulturreferentin für den Donauraum Dr. Swantje Volkmann eine langjährige Förderin unserer Aktivitäten anwesend war. Als Vertreter der Politik begrüßte Herbert Volk Markus Grübel, Bundestagsabgeordneter der CDU und Dr. David Preisendanz aus dem CDU-Kreisverband, dabei äußerte er seine Freude über deren Interesse an unserer Banater Kultur- und Verbandsarbeit.
Zahleiche Vertreter der Kreisverbände und der Heimatortsgemeinschaften waren der Einladung des Landesverbandes gefolgt. Stellvertretend wurden der Vorsitzende des KV Karlsruhe Werner Gilde und der Vorsitzende der HOG Traunau Eckhardt Petendra begrüßt. Ein besonderer Gruß ging an den Ehrenvorsitzenden des Kreisverbandes Esslingen Dr. Reinhold Appel.
Silberne Ehrennadel für Herbert Volk
Nach der Deutschen Nationalhymne und der Banater Hymne folgte das Grußwort des Landesvorsitzenden Baden-Württemberg Richard Jäger. Er hob den Standort Wendlingen als „kulturelles Zentrum“ und treuen Partner der Heimatvertriebenen hervor. An Renate Krispin ging eine Gratulation für die kürzlich erhaltene Auszeichnung mit der Heimatmedaille Baden-Württemberg. Höhepunkt seiner Ansprache war die Auszeichnung des Esslinger Kreisvorsitzenden Herbert Volk mit der Silbernen Ehrennadel des Bundes der Vertriebenen für „seine besonderen Verdienste um die Erinnerung an die Banater Heimat, den Erhalt der deutschen Kultur und die Betreuung der Banater Gemeinschaft in Esslingen“.
Der Schirmherr Steffen Weigel, Bürgermeister der Stadt Wendlingen, bekräftigte in seinem Grußwort, dass die Stadt Wendlingen am Neckar seit Jahrzehnten ein enger Partner und Unterstützer der Vereinsarbeit der Banater Schwaben sei. Für eine gute Partnerschaft müssten alle „mit ganzem Herzen dabei“ sein, und das gelte für das Team um Bürgermeister Weigel auf jeden Fall. Wendlingen sehe sich als eine Hochburg der Vertriebenenorganisationen und der Heimat und Trachtenverbände in Baden-Württemberg. In diesem Zusammenhang wies er darauf hin, dass kulturelle Arbeit langfristig nur funktionieren kann, wenn das Wissen und die Verantwortung stückweise an die nächste Generation weitergetragen werden. Auch Stiftungen wie die Donauschwäbische Kulturstiftung sollten neben dem Erhalt der Kultur in den ehemaligen Siedlungsgebieten auch die Vereine und Organisationen für den Kulturerhalt in der neuen Heimat unterstützen.
Das Grußwort des Vorsitzenden der Deutschen Banater Jugend und Trachtengruppen (DBJT) Patrick Polling wurde in dessen Abwesenheit von Lukas Krispin vorgetragen. Er würdigte darin die Arbeit der Jugendlichen. Ihr Interesse am Brauchtum, das Einbringen neuer Ideen und ihr jugendlicher Enthusiasmus sei etwas Gewinnbringendes. Diese Jugendlichen bräuchten jedoch noch mehr die Unterstützung der „mittleren Generation“: Diese, meist selbst noch Erlebnisgeneration, könne eine Brücke zu den in Deutschland geborenen Jugendlichen schlagen. Er wünsche sich, dass die Jugendlichen von den heute Aktiven der Erlebnisgeneration in Vorständen noch mehr an die Hand genommen und in ihrem Denken und Handeln bekräftigt würden. Das Spüren und Erleben der Gemeinschaft sei für alle Beteiligten etwas Besonderes.
Trachtengruppen als Kulturträger
Der ganze Stolz des Landesverbandes Baden-Württemberg sind die zahlreichen aktiven Trachtengruppen, die durch ihre Präsenz die Wahrnehmung unserer Vereinsarbeit bei Vertretern der Kommunal-, Kreis- und Landespolitik auf sich lenken. Die Repräsentation der Kulturarbeit im öffentlichen Leben ist eine der wichtigen Säulen für die Förderung und Unterstützung unserer Arbeit mit öffentlichen Mitteln. Um die Präsenz im Land zu verstärken, haben sich die Trachtengruppen für gemeinsame Auftritte zu einer „Landestanzgruppe DBJT Baden-Württemberg“ zusammengeschlossen. Beim Landesfest tanzten sie gemeinsam den „Donauschwabenwalzer“, „Mein Banater Land“ sowie den Walzer „Die alte Linde“ - der jüngste Gemeinschaftstanz der DBJT, der bei den Heimattagen zur Kulturhauptstadt 2023 in Temeswar seine Premiere hatte. „Veilchenblaue Augen“, der Lieblingstanz vieler DBJTler, der auf keiner Veranstaltung fehlen darf, war selbstverständlich auch dabei.
Hauptakteurin war die Trachtengruppe des Kreisverbandes Esslingen/Wendlingen, die einerseits eine Kindergruppe (17 Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren) umfasst, andererseits aus einer Jugendgruppe mit mehr als 20 Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 17 und Mitte 30 besteht. Die Kinder zeigten eine bunte Mischung aus Singspiel, Gedichten und Tänzen. Musikalisch wurden sie aus den eigenen Reihen mit Geige (Johanna Koch), Gitarre (Johannes Krispin) und Akkordeon (Lukas Krispin) begleitet. Die Jugendgruppe zeigte mit den beiden Tänzen „Urlauberpolka“ und „Lissi-Walzer“ aus der Tanzsammlung der DBJT „Unser Stamm“ ihr Können. Seit Jahren pflegt die Trachtengruppe Esslingen/Wendlingen eine enge Beziehung zu der Egerländer Gmoi Wendlingen und der Familie Rödl. Dazu gehören unter anderem gemeinsame Auftritte am Vinzenzifest und die Unterstützung bei der Maibaumaufstellung. Als Gäste bei unserem Landesfest zeigten die Egerländer mit ihren farbenfrohen Trachten, ein lebendiges Symbol ihrer Heimatverbundenheit, Tänze aus ihrem Repertoire, wie den „73er Egerländer Marsch“, und Lieder wie „Bild da neks a“ in Egerländer Mundart. Zum Abschluss tanzten die Gruppen der Banater Schwaben und Egerländer gemeinsam die Sternpolka. Bei dieser Gelegenheit wurden die Gäste des Landesfestes auch über das Projekt „DBJTours“ informiert: Im August waren Jugendliche aus verschiedenen Trachtengruppen aus Baden- Württemberg und Bayern über Wien und Budapest nach Temeswar und dann weiter nach Tirgu-Mures gefahren, wo sie mit ihren Trachten an einem Folklore-Festival teilnahmen.
Verstärkt wurde die Zusammenarbeit in der DBJT im letzten Jahr auch durch die Gründung von zwei neuen Arbeitsgemeinschaften, erfuhren die Besucher des Landesfestes. Über die AG Tanz berichtete Dagmar Österreicher. Swantje Volkmann, die in der AG Geschichte mitwirkt, sprach über deren Aufgaben. Gleichzeitig warb sie auch für die aktuelle Ausstellung im Donauschwäbischen Zentralmuseum: „Schwerer Stoff. Frauen -Trachten - Lebensgeschichten“.
Zum Abschluss des Festakts wurde das in der DBJT zur Tradition gehörende Lied „Wahre Freundschaft”, begleitet von Gitarre und Akkordeon, gesungen. Lukas Krispin forderte mit dem Hinweis auf die „offene Gemeinschaft“ DBJT alle zum Mitsingen auf. Ann-Kathrin Masen bedankte sich bei allen Mitwirkenden vor und hinter der Bühne sowie bei allen Helfern und Förderern bei diesem Landesfest, besonders beim Bundesverband der Landsmannschaft der Banater Schwaben, der diese Veranstaltung gefördert hat
Ein herzliches Dankeschön geht an die „Original Banater Schwaben Kapelle Göppingen“, insbesondere an Peter Pohl, für die Bereitschaft, das ganze Tanzprogramm der Gruppen live zu begleiten. In der Kapelle, die im letzten Jahr ihr 40-jähriges Bestehen feiern konnte, spielen Neupetscher, Siebenbürger Sachsen und einheimische Göppinger mit. Ab 20 Uhr wurde sie von der „Akustik 3“ Band abgelöst, welche die gute Stimmung unter den tanzfreudigen Gästen bis spät in die Nacht aufrecht hielt. Die Kindergruppe des KV Esslingen/Wendlingen zeigte in der Pause vor dem Ball unter großem Applaus noch einen neu einstudierten Rock’n Roll.
Ein besonderer Dank geht an Cornel Simionescu-Gruber für die zahlreichen tollen Fotos zur Veranstaltung und den Videofilm auf seinem YouTube-Kanal. Ein weiterer unterhaltsamer Videoclip wurde von Hansi Pappernek erstellt, er kann ebenfalls auf YouTube abgerufen werden.
Der Landesverband dankt allen Vorstandskollegen und allen Helfern für die tatkräftige Mithilfe bei der Durchführung dieses Festes. Neben Renate und Lukas Krispin, die gemeinsam mit Herbert Volk die Planung des Festaktes gestemmt haben, sorgten zahlreiche Helfer hinter den Kulissen für den reibungslosen Ablauf und die Versorgung der Gäste. Schön war es mal wieder!