Landsmannschaft der Banater Schwaben e.V.

25 Jahre Banater Heimathaus in Würzburg (I)

Die bayerische Landtagspräsidentin Barbara Stamm war Festrednerin der Jubiläumsveranstaltung in Würzburg.

Von Anna Luise Mecher war 1986 die Initiative ausgegangen, eine umfangreiche Trachtenpuppensammlung anzulegen, mittels derer die Vielfalt und Schönheit der banatschwäbischen Trachten dokumentiert werden sollte. Die gebürtige Komloscherin hatte die Deutsche Pädagogische Lehranstalt in Temeswar besucht, wechselte aber alsbald in einen Bereich, in dem sie ihre Berufung fand. Gut zwei Jahrzehnte arbeitete sie als Sachverständige für Volkskunst- und Kunsthandwerksfragen in Temeswar. 1983 nach Deutschland ausgesiedelt, schloss sie sich sofort der Landsmannschaft der Banater Schwaben an und wurde zum Motor der Kulturarbeit in ihrer neuen Heimat Würzburg. Anni Mechers Initiative fand die Unterstützung des Kreisverbandes Würzburg, an dessen Spitze damals Michael Pfeiffauf stand, und des Bundesvorstandes unserer Landsmannschaft.

Der im Februar 1986 gestartete Aufruf zur Anfertigung von originalgetreuen Trachten für die Puppenpaare stieß auf ein breites Echo, und die Sammlung wurde immer größer. Die Suche nach einer Heimstätte für die Unterbringung und Präsentation der Sammlung führte im Dezember 1986 dank der Unterstützung durch die Stadt Würzburg zum Erfolg. Sie stellte dafür ein Fachwerkhaus im Stadtteil Heidingsfeld zur Verfügung. In nur wenigen Monaten wurden die Ausstellungsräume in dem alten, denkmalgeschützten Haus am Ostbahnhof durch eine beispielhafte Freiwilligenaktion von Banater Landsleuten instandgesetzt. Die Einrichtung des Hauses und die Gestaltung der Ausstellung geschahen unter der Federführung von Anni Mecher. Sie hat nicht nur viel Zeit und Energie in dieses Unternehmen investiert, sondern auch ihre ganze Fachkompetenz, Kreativität und Phantasie eingebracht. Maßgeblich für die erfolgreiche Verwirklichung des Vorhabens waren auch die Mitwirkung von Peter Krier und Klaus Lanz seitens der Landsmannschaft sowie die Unterstützung durch die Stadt Würzburg, den Freistaat Bayern, den Bund und Privatpersonen. Zudem haben zur Ausstattung des Hauses viele Landsleute aus dem gesamten Bundesgebiet beigetragen, besonders mit Sachspenden. Schließlich konnte das Banater Heimathaus, das einerseits das Brauchtums- und Trachtenpuppenmuseum beherbergt und andererseits den Banater Schwaben als Begegnungsstätte dient, am 17. Oktober 1987 feierlich eröffnet werden.

Seither sind 25 Jahre vergangen. Mit der Zeit konnten die Sammlungen des Museums ausgebaut und vor allem mit volkskundlichen Gegenständen erweitert werden. Heute beherbergt es über hundert Trachtenpuppenpaare, Originaltrachten aus zahlreichen Banater Ortschaften, Einrichtungsgegenstände und Gerätschaften aus Haus und Hof. Besondere Anziehungspunkte sind die Bauernstube, die Küche und die Vorratskammer. Die zahlreichen Exponate vermitteln ein umfassendes Bild des Banater Dorflebens und der Arbeitswelt der Banater Schwaben. In den vergangenen 25 Jahren verzeichnete diese einmalige Dokumentationsstätte des Banater Brauchtums und Volkslebens rund 15000 Besucher. Überdies etablierte sich das Heimathaus als Ort der Begegnung für die Landsleute aus Würzburg, als Treffpunkt der Brauchtums- und Kulturgruppen des Kreisverbandes und als Tagungs- und Seminarstätte der Landmannschaft. Dass diese landsmannschaftliche Einrichtung in dem Vierteljahrhundert ihres Bestehens eine positive Entwicklung genommen hat, ist in hohem Maße dem engagierten Wirken von Anni Mecher zu verdanken, der Leiterin des Heimathauses. Im Sommer 2012 musste sie aus gesundheitlichen Gründen die Leitung des Hauses abgeben. Ihre Nachfolge trat Katharina Haidt an, eine gebürtige Glogowatzerin.


Das 25-jährige Bestehen des Banater Heimathauses nahm der Kreisverband Würzburg der Landsmannschaft der Banater Schwaben zum Anlass, eine Jubiläumsveranstaltung zu organisieren, in deren Rahmen Anni Mecher feierlich verabschiedet wurde. Die Veranstaltung, die am 8. Dezember stattfand, begann mit einem Dankgottesdienst in der Kirche Sankt Sebastian auf dem Heuchelhof. Zu der von Pfarrer Alfred Kraus und unserem Landsmann Diakon Karl Loch zelebrierten Messe hatten sich zahlreiche Landsleute und geladene Gäste eingefunden. Die Messe, an der Orgel von Sebastian Henzl begleitet, stand im Zeichen des Hochfestes Mariä Empfängnis.

Zu der Jubiläumsveranstaltung begrüßte der Vorsitzende des Kreisverbandes Würzburg, Ewald Kühn, die anwesenden Landsleute und hieß die Ehrengäste herzlich willkommen: Barbara Stamm (Präsidentin des Bayerischen Landtags), Marion Schäfer-Blake (Bürgermeisterin der Stadt Würzburg), Wolfgang Scheller (CSU-Stadtrat), Peter Krier (Ehrenvorsitzender des Landesverbandes Bayern der Landsmannschaft der Banater Schwaben und des Hilfswerks der Banater Schwaben), Albert Krohn (Vorsitzender des BdV-Bezirksverbandes Unterfranken), Hans-Werner Bell (Vorsitzender der Kreisgruppe Würzburg des Verbandes der Siebenbürger Sachsen), Christiane Kerner (Vorsitzende des Bürgervereins Heuchelhof), Erwin Kilzheimer (stellvertretender Vorsitzender der HOG Glogowatz).

Der Kreisvorsitzende dankte allen freiwilligen Helfern, die in unzähligen Arbeitsstunden dem Heimathaus sein heutiges Gesicht verliehen haben, den Spendern sowie den Behörden und Politikern, die seinerzeit die Errichtung des Brauchtums- und Trachtenpuppenmuseums unterstützt haben. Zu letzteren zählte auch Barbara Stamm. Sie war damals Stadträtin in Würzburg und wechselte kurz vor der Eröffnung des Hauses als Staatssekretärin ins Bayerische Sozialministerium. Dank vieler persönlicher Kontakte, ihrer Teilnahme an landsmannschaftlichen Veranstaltungen und ihrer regelmäßigen Reisen ins Banat kennt Barbara Stamm das Banat und die Banater Schwaben wie kein anderer deutscher Politiker. Die Verbundenheit mit „ihren“ Banatern brachte sie mit ihrer Anwesenheit bei der 25-Jahr-Feier des Würzburger Heimathauses erneut zum Ausdruck.

In ihrer Ansprache zitierte die Präsidentin des Bayerischen Landtags den ostpreußischen Dichter Ernst Weichert: „Erst in der Fremde erfährt man, was die Heimat wert ist, und man liebt sie dann umso mehr.“ „Diese Worte kommen mir immer in den Sinn, wenn ich bei meinen Banatern zu Gast bin, und besonders im Brauchtums- und Trachtenpuppenmuseum bin ich das ausgesprochen gerne“, sagte Stamm. Dieses sei ein mit viel Herzblut aufgebautes und betriebenes, ein lebendiges und buntes Haus, das jedem Besucher die Seele wärmt. Für die ältere Generation sei ein Besuch hier wie eine Zeitreise zurück in die eigene Vergangenheit; ihnen bedeute das Haus ein Stück Heimat. Noch wichtiger, so die Rednerin, sei das Museum jedoch für die jüngere Generation, die das Banat nur noch aus zweiter Hand oder von Besuchen her kennt. Zumal der Wechsel von der Erlebnis- zur Bekenntnisgeneration in vollem Gange sei, gelte es, die Erinnerung an die Heimat an die Jüngeren weiterzugeben und dafür Sorge zu tragen, dass das kulturelle Erbe bewahrt und das Brauch-tum und die Traditionen weitergepflegt werden. Dazu trage unter anderem das Brauchtums- und Trachtenpuppenmuseum in Würzburg bei. Die Landtagspräsidentin übermittelte ihren herzlichen Glückwunsch „zu dieser wunderbaren Einrichtung und zum heutigen Jubiläum“.

Barbara Stamm würdigte sodann das langjährige Wirken von Anni Mecher mit den Worten: „Heute sehen wir einmal mehr, wie sich Ihr Einsatz, liebe Frau Mecher, gelohnt hat. Denn mit vielen Unterstützern ist es Ihnen federführend gelungen, hier ein beeindruckendes Zuhause nicht nur für die Trachtenpuppen, sondern für die Banater Schwaben insgesamt zu schaffen. Und dafür danke ich Ihnen ganz herzlich.“ Es sei offensichtlich, dass Anni Mecher und ihre Mitstreiter dem von dem österreichischen Komponisten Gustav Mahler geprägten Leitsatz verpflichtet waren und sind: „Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche.“ In diesem Sinne wünschte die bayerische Landtagspräsidentin allen Mitstreitern weiterhin viel Feuer und Leidenschaft für die gute Sache und dem Haus auch in Zukunft die Aufmerksamkeit und Unterstützung, die es verdient hat.