Bis auf den letzten Platz gefüllt war der Pfarrsaal „Unsere Liebe Frau“ in Lechhausen zum Tag der Heimat des BdV Kreisverbandes Augsburg am 13. Oktober 2024. Zu den Klängen der Blaskapelle der Banater Schwaben Augsburg (Leitung Gerhard Hipp) zogen die Fahnenabordnungen der Kreisverbände der Banater Schwaben, der Siebenbürger Sachsen, der Deutschen aus Russland sowie der Heimatortsgemeinschaften Nitzkydorf und Glogowatz ein.
Die BdV-Kreisvorsitzende Dr. Hella Gerber begrüßte die Ehrengäste, darunter vor allen den Landtagsabgeordneten und Augsburger Stadtrat Andreas Jäckel und den BdV-Landesvorsitzenden Dr. Christian Knauer. Der Einladung waren zahlreiche Lokalpolitiker gefolgt, so der Augsburger Sozialreferent Martin Schenkelberg, die Stadträte Horst Hinterbrandner, Sieglinde Wisniewski und Dr. Florian Freund sowie die Altstadträte Dieter Huber und Heinrich Bachmann. Von Seiten der Landsmannschaften waren Ute Bako und Annemarie Klein von der Augsburger Kreisgruppe der Siebenbürger Sachsen, Helene Sauter und Elisabeth Wilhelm-Kornischka von der Kreisgruppe der Russlanddeutschen, Christa Eichler und Gisela Thiel von der Kreisgruppe der Sudetendeutschen Landsmannschaft sowie Anita Donderer von der Neudeker Heimatstube, der UdV Bezirksvorsitzende Mathias Kuntzer von der Landsmannschaft der Donauschwaben, Otmar Metzenrath, vom Kreisverbandes der Banater Schwaben, Annemarie Probst vom BdV-Landesvorstand sowie die ehemalige Landesvorsitzende der Siebenbürger Sachsen Hannelore Scheiber vertreten. Die Kreisvorsitzende des BdV-Augsburg-Stadt und der Banater Schwaben Augsburg Hella Gerber erinnerte mit Bezug auf das diesjährige Motto des BdV-Heimattags: „Heimatvertriebene und Heimatverbliebene: Gemeinsam für ein friedliches Europa“ an die Brückenbauerfunktion der landsmannschaftlichen Gruppen, die hier und in den Heimatländern die „Pfeiler einer Brücke“ darstellten. Die anschließende Totenehrung wurde musikalisch von der Musikkapelle der Banater Schwaben Augsburg umrahmt.
Der Landtagsabgeordnete und BdV-Bezirksvorsitzende Schwaben Andreas Jäckel begrüßte die Gäste in Vertretung der Augsburger Oberbürgermeisterin Eva Weber, die nicht anwesend sein konnte, jedoch die Schirmherrschaft über die Veranstaltung übernommen hatte. Er erinnerte daran, dass in Augsburg rund 70000 Vertriebene und Spätaussiedler eine Heimat gefunden haben, 30000 sind nach dem Zweiten Weltkrieg allein aus dem Sudetenland gekommen. Viele von ihnen pflegen ihr Brauchtum und bereichern mit ihren Veranstaltungen die Stadtgesellschaft. Andererseits haben sie in Augsburg ein zweites Zuhause gefunden und sich „ein Stück Familie“ aufgebaut. Die Verbindungen der Vertriebenen in die Stadtgesellschaft sind vielfältig und diese profitiert andererseits von den Kontakten in die Vertriebenengebiete, die durch Patenschaften und Partnerschaften – etwa nach Neudek und Reichenberg – ihren Ausdruck finden. Er hob hervor, dass die Stadt Augsburg die Vertriebenengruppen in diesem Jahr erstmals mit einem sehr gelungenen „Empfang der Landsmannschaften“ im Goldenen Saal des Rathauses würdigte, der nun alle zwei Jahre wiederholt werden soll.
Der BdV Landesvorsitzende Dr. h.c. Christian Knauer wies in seiner Festrede darauf hin, dass sich im Bund der Vertriebenen trotz gemeinsamer Erfahrungen eine sehr heterogene Gemeinschaft mit sehr unterschiedlichen Schicksalen zusammengefunden hat. Auch sei die Zahl der echten Zeitzeugen von Flucht und Vertreibung heute sehr überschaubar. Dennoch verzeichne man nach wie vor volle Säle bei Veranstaltungen der Landsmannschaften. Den Schlüssel dafür sieht er im Bewusstsein der „Heimat“ – wie auch des Heimatverlusts – auch bei den Nachgeborenen. Dass wir den „Tag der Heimat“ weiterhin feiern, sei ein Beweis dafür, dass die Vertreibung nicht mit der Erlebnisgeneration endet. Den Enkeln die Wurzeln vorzuenthalten, wäre ein Versäumnis. Die Reisen in die früheren Heimatgebiete seien für ihn immer sehr positiv verlaufen. Im letzten Jahr habe er zweimal das Banat besucht und das sei „ein tolles Gemeinschaftserlebnis“ gewesen. „Fahren Sie mit Ihren Enkeln in die Heimatgebiete“, riet der Festredner dem Publikum. Es gebe keinen besseren Weg, die Identität der Familie zu stärken und gemeinsam stolz auf seine Vorfahren zu sein. Das Vermächtnis der Vertriebenen und Spätaussiedler für die gemeinsame europäische Zukunft sei schon früh durch die Charta der Heimatvertriebenen angelegt worden. Niemand wisse besser als sie, wohin übersteigerter Nationalismus und Kommunismus führten, deshalb ist der freiheitliche Rechtsstaat ein hohes Gut, das es zu bewahren und zu verteidigen gelte.
Aus Anlass des Tages der Heimat wurde Annemarie Klein, stellvertretende BdV-Kreisvorsitzende Augsburg-Stadt und ehemalige stellvertretende Vorsitzende der Kreisgruppe Augsburg des Verbandes der Siebenbürger Sachsen, mit der silbernen Ehrennadel des BdV ausgezeichnet. Laudatorin Ute Bako würdigte den langjährigen Einsatz der aus Urwegen gebürtigen Kollegin beim Aufbau der Tanzgruppe, der Theatergruppe sowie bei der Kulturtätigkeit im Verband. Stellvertretende BdV-Kreisvorsitzende in Augsburg ist Annemarie Klein seit Juli 2020.
Die Worte der Redner und die Ehrung wurden von einem vielfältigen Kulturprogramm umrahmt. Mitwirkende waren der Chor der Siebenbürger Sachsen unter der Leitung von Elfriede Ungar, der Chor der Banater Schwaben unter der Leitung von Aniko Oster, die Tanzgruppe der Siebenbürger Sachsen, geleitet von Agnes Bartel und Maximilian Göddert, und der Chor „Heimatmelodie“ der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland unter der Leitung von Nelli Retunskaya. Nach dem Dank der Vorsitzenden, dem Absingen der Hymnen und dem Auszug der Fahnen unter den Klängen der Blaskapelle bereicherte ein üppiges Kuchenbuffet das anschließende gesellige Beisammensein.