Das 25. Hatzfelder Stadtfest, „Hatzfelder Tage“ genannt, fand vom 26. bis 28. Juli 2024 statt. Nicht nur für die einheimischen Bevölkerung, sondern auch für unsere in der alten Heimat verbliebenen oder zu Besuch weilenden Landsleute wurden daraus wieder einmal Tage der Freude, des Wiedersehens und der Erinnerungen.
Eröffnet wurden sie am Freitag Vormittag im Kulturheim, unserem Bauernheim, von Bürgermeister Darius Adrian Postelnicu, der die Ehrengäste und alle Anwesenden herzlichst begrüßte und darauf hinwies, dass dieses Stadtfest nun schon zum 25. Mal stattfindet. Da es in all den Jahren sowohl von den Einheimischen als auch von den angereisten Gästen aus dem In- und Ausland, gerne besucht wird, sei es zum echten Fest geworden. Danach sprach er über die wirtschaftliche Lage der Stadt und wünschte allen geplanten Veranstaltungen viel Erfolg. Der Ehrenvorsitzende der HOG Hatzfeld Josef Koch wies in seinem Grußwort darauf hin, dass die HOG aus Verbundenheit zur alten Heimat an allen bisherigen Stadtfesten immer aktiv dabei war. Auch erwähnte er die gute Zusammenarbeit zwischen der Heimatortsgemeinschaft und der Stadtverwaltung, wie auch die mit dem Deutschen Forum, der Heimatkirche und den städtischen Museen. Er gab auch seiner Hoffnung Ausdruck, dass diese Beziehungen auch in Zukunft bestehen werden. Zum Schluss überreichte er Bürgermeister Postelnicu die diesjährige Ausgabe unseres Heimatblattes.
Franz Quint neuer Ehrenbürger
Danach folgte ein besonderer Moment für alle Anwesenden: Bürgermeister Postelnicu ergriff erneut das Wort und verkündete, dass die Stadt Hatzfeld auf Beschluss des Gemeinderates Prof. Dr. Franz Quint zum neuen Ehrenbürger ernennt. Die Laudatio mit einem kurzgefassten Lebenslauf wurde von Cristina Dema gehalten. Sie erwähnte, dass Franz Quint in Hatzfeld geboren wurde und hier auch zur Schule ging. Anschließend besuchte er das Temeswarer Lenau-Lyzeum und danach die Temeswarer Technische Universität. Nach der Ausreise schloss er sein Studium 1990 an der TH Karlsruhe (heute KIT) ab. Seit 2002 ist er an der KIT als Lehrkraft tätig und seit 2017 Prorektor für Forschung, Kooperation und Qualitätsmanagement. Dennoch hat er seit seiner Ausreise die Verbindungen zur alten Heimat nie abreißen lassen, weder zu Hatzfeld oder Temeswar, noch zur Hochschule oder der Lenau-Schule. Er hat in den vergangenen Jahren die Beziehungen zur Uni Temeswar immer weiter ausgebaut und schon im Jahre 2008 den Verein der Freunde der Lenau-Schule gegründet. Für all diese Verdienste erhielt er zu Beginn dieses Jahres vom rumänischen Staatspräsidenten Klaus Johannis den Nationalen Verdienstorden im Rang eines Ritters. Jetzt solle er auch mit dem Titel eines Ehrenbürgers seines Heimatortes Hatzfeld geehrt werden. Bürgermeister Postelnicu überreichte dem Geehrten die Medaille und Ehrenurkunde.
In seiner Dankesrede bedankte sich Franz Quint bei Bürgermeister Postelnicu und dem gesamten Gemeinderat für diese besondere Ehre und Auszeichnung und erinnerte kurz an seine Kindheit und Schulzeit in Hatzfeld, aber auch an die bewegte Geschichte der Banater Schwaben mit Enteignung und Deportation. Gerade das Bauernheim, in dem die Ehrung stattfand, habe für seine Familie eine besondere Bedeutung: Hier haben seine Großeltern Hochzeit gefeiert und an kulturellen Veranstaltungen mitgewirkt. Nahe Verwandte waren aber hier auch vor ihrer Deportation nach Russland interniert. Und nun wird er hier zum Ehrenbürger ernannt. Zum Schluss seiner Rede kündigte er noch an, dass er als Dank in den nächsten fünf Jahren jeweils immer dem besten Schüler oder der besten Schülerin des Lyzeums in den Fächern Mathe und Physik eine Prämie von 100 Euro überreichen werde. In diesem Jahr erhielt sie Sebastian Ferescu.
Vernissage und Schenkung
Nach der Eröffnungsfeier fand im Vorraum des Kulturheims die Vernissage einer Ausstellung von Gemälden statt, die im Rahmen des XII. internationalen Stefan-Jäger-Symposions entstanden sind. Danach ging es zum Stefan-Jäger-Museum, wo zwei weitere Veranstaltungen stattfanden. Am Stefan-Jäger-Haus wurde ein zusätzliches Straßenschild enthüllt, das daran erinnern soll, dass diese Straße bis in die 1990er Jahre „Ferdinand-Koch-Straße“ hieß.
Die Veranstaltung wurde im Innenraum des Museums fortgesetzt, wo eine interessante Keramikausstellung zu sehen war, mit Objekten, die im Rahmen des IV. Hatzfelder internationalen Keramiksymposiums geschaffen wurden. Zum Abschluss überreichte Josef Koch als Vertreter der HOG dem Museum ein originales Gemälde von Stefan Jäger sowie ein Gemälde von Karl Hübner, eine Kopie eines Jäger-Bildes. Diese beiden Gemälde wurden der HOG von den Nachkommen der aus Hatzfeld stammenden Familie Hans und Barbara Hübner mit der Bitte übergeben, sie dem Stefan Jäger-Museum zu schenken. Bürgermeister Postelnicu, der die Gemälde entgegennahm, bedankte sich für dieses wertvolle Geschenk.
Begegnungsfest beim Deutschen Forum
Am Nachmittag des gleichen Tages fand dann das schon traditionelle Begegnungsfest beim Sitz des Deutschen Forums statt. Im Schatten des großen Nussbaums war alles bestens vorbereitet – Bänke, Tische, Getränke sowie Kaffee und Kuchen. Der Forumsvorsitzende Dr. Hademar Böss begrüßte alle Anwesenden und die Ehrengäste: Ovidiu Ganţ, den Vertreter der deutschen Minderheit in Rumänien, Dr. Franz Quint, den neuen Hatzfelder Ehrenbürger und Josef Koch, den Ehrenvorsitzenden der HOG, erläuterte die Arbeit des Forums, bedankte sich bei allen Helferinnen und Helfern und wünschte dem Treffen einen schönen Verlauf.
Für eine angenehme Überraschung sorgte im Laufe des Nachmittags die Kinder- und Jugendtanzgruppe der „Hatzfelder Pipatsche“, die in ihren schönen Trachten mehrere schwäbische Volkstänze vorführten. Dafür gab es anerkennenden Applaus. Für alle Anwesenden war es ein erlebnisreicher Nachmittag mit vielen Gesprächen. Später als ursprünglich vorgesehen verließen die ersten Gäste die Veranstaltung, nicht ohne den Veranstaltern nochmals zu danken. Dieser erste Tag des Stadtfestes endete, wie auch die beiden anderen, mit einem schönen kulturellen Programm auf der eigens dafür aufgebauten Bühne im Stadtzentrum.
Am Samstag fanden die sportlichen Veranstaltungen statt: von Schach über Tischtennis bis hin zu Fuß- und Handball. Aber auch eine vom Hatzfelder Rotary Club organisierte Hunde-Show im Stadtpark, auch eine gut besuchte Buchpräsentation zum Thema der ethnischen Minderheiten im Banat von Iancu Berceanu wurde am Abend im Presse-Museum angeboten.
Gottesdienst und Veranstaltungen
Am Sonntag Vormittag fanden sowohl in der orthodoxen als auch in der katholischen Kirche Gottesdienste statt. Wie in den Jahren zuvor gab es auch diesmal nach der Hl. Messe im Hof unserer Heimatkirche eine vom Deutschen Forum organisierte Begegnung für die Gottesdienst-
besucher.
Erwähnung verdienen auch die Auftritte der von Roswita Kovaci geleiteten schwäbischen Kindergruppe und die der „Hatzfelder Pipatsche“-Trachtenpaare am Sonntag Abend auf der Freilichtbühne in der Stadtmitte.
Abschließend darf festgehalten werden, dass das diesjährigen Hatzfelder Stadtfest den Einheimischen wie auch allen Gästen viele Möglichkeiten bot, sich zu treffen und gemeinsam zu feiern. Leider waren in diesem Jahr nicht so viele unserer Landsleute in der alten Heimat wie sonst und wenige haben die Möglichkeiten wahrgenommen, an besonderen Veranstaltungen, z.B. dem Begegnungsfest im Deutschen Forum, teilzunehmen.
Konzert für ehemalige Musiklehrerin
Zwei Wochen nach dem Stadtfest, am 10. August, fand im kleinen städtischen Kultursaal ein besonderer musikalischer Abend statt. Die aus Hatzfeld stammenden Geschwister Aida und Antoniu Marc gaben mit zwei Nachwuchssängerinnen ein gelungenes Konzert im Andenken an die Hatzfelder Musiklehrerin Brigitte Bartzer anlässlich ihres 95. Geburtstags. Auf dem Programm standen unter anderem Werke von Emmerich Bartzer, Ludwig van Beethoven, Frederic Chopin, Robert Schumann, Tiberiu Brediceanu und weiteren Komponisten. Die vielen anwesenden Zuhörer bedankten sich bei den Musikern mit viel Applaus.
Kirchweihfest mit Blasmusik
Eine Woche später, am 17. August, fand eine weitere große Veranstaltung statt: das Kirchweihfest, an dem etwa 20 Trachtenpaare teilnahmen. Vorbereitet und durchgeführt wurde dieses Fest von der katholischen Kirche mit Pfarrer Daniel Pozsonyi, vom Vorstand des Deutschen Forums und des Trachtenvereins „Hatzfelder Pipatsche“. Unter den Klängen der Banater Blasmusik-Kapelle aus Temeswar begaben sich die Kirchweihpaare auf den Weg, um mehrere Hatzfelder Persönlichkeiten zum Kirchweihfest persönlich einzuladen, darunter Oswald Zachari und Dr. Hademar Böss, den Vorsitzenden des Deutschen Forums. Von hier ging es zum Rathaus, wo auch Bürgermeister Postelnicu eingeladen wurde. Nach einigen Tänzen bewegte sich der Kirchweihzug zur Kirche, wo er vom Hatzfelder Pfarrer Daniel Pozsonyi und Pfarrer Bene Tamas aus Tschanad erwartet wurde. Die Kirchweihmesse, vorwiegend in deutscher Sprache, wurde von Pfarrer Bene Tamas zelebriert. An der Orgel saß überraschend Sigi Bender, ein Siebenbürger Sachse, der zwischen 1992 und 1997 in unserer Heimatkirche als Organist tätig war.
Nach der Segnung des Kirchweihstraußes und dem Schluss-Segen, wurde vor der Kirche bei dem schönen Kirchweihbaum Hut, Tuch und Kirchweihstrauß versteigert und ein paar schöne Tänze vorgeführt.
Der traditionelle Kirchweihball fand am Abend in der Markthalle statt. Dank gilt dem Vorstand des Deutschen Forums, der diese Halle dem Anlass entsprechend schön vorbereitet hatte und auch für die Verpflegung, ein gutes Paprikasch und Getränke, hervorragend gesorgt hat. Nach dem Einmarsch der Kirchweihpaare und einigen von ihnen vorgeführten Volkstänzen wurde der Tanz für alle tanzbegeisterten Anwesenden eröffnet.
Sowohl das Hatzfelder Stadtfest als auch die weiteren kulturellen und sportlichen Veranstaltungen in diesen Sommerwochen waren sehr gut gelungen und haben allen, die dabei waren, viele schöne Stunden bereitet, die uns noch lange in Erinnerung bleiben werden.
Feierlichkeiten und in der alten Heimat: Hatzfelder Sommer mit Stadtfest, Konzert und Kirchweih
Verbandsleben Kultur Erstellt von Sepp Koch
Ehrengäste der Hatzfelder Tage: Forumsvorsitzender Hademar Böss, HOG-Vertreter Josef Koch, Parlamenstabgeordneter Ovidiu Gant, Ehrenbürger Franz Quint. Foto: Ovidiu Ganţ
Viel los im Hatzfelder Sommer: Die Trachtenpaare im Kirchweihzug mit dem „Kerweih-Vater“ Fotos: HOG Hatzfeld