Die Rekascher Landsleute trauern um ihren langjährigen HOG-Vorsitzenden Nikolaus Lutz, der am 14. August 1937 in Rekasch geboren wurde und am 24. Juni 2024 in Freiburg i.B. verstorben ist.
Er pflegte die Gemeinschaft und trat für die Belange seiner Mitmenschen ein. So war es für ihn selbstverständlich, der Bitte seiner Landsleute nachzukommen und im Jahr 1993 den Vorsitz der HOG Rekasch zu übernehmen. In den 16 Jahren seiner Amtszeit war es ihm ein besonderes Anliegen, den Landsleuten, die erst nach der politischen Wende nach Deutschland gekommen sind, ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu geben und ihnen zu helfen, sich in der neuen Heimat zurechtzufinden. Die zahlreichen von ihm organisierten und gut besuchten HOG-Treffen waren immer Höhepunkte des freudigen Wiedersehens.
Als leidenschaftlicher Musiker hat er bei diesen Anlässen auch selbst mit der Trompete bei der Rekascher Blasmusik mitgewirkt. Ein besonderes Anliegen war es ihm, die damals erschienen Veröffentlichungen „Erinnerungen an Rekasch“ und das „Familienbuch der deutschen Familien aus Rekasch“ möglichst vielen Landsleuten zugänglich zu machen, damit den nachkommenden Generationen das frühere Leben der Deutschen in Rekasch vermittelt werden kann.
Der „rote Lutz“, den man wegen seiner roten Haare schon von Kindheit an so nannte, war ein begnadeter und intelligenter Mensch. Das Schicksal wollte es aber, dass er keine weiterführende Schule besuchen konnte. Als er sieben Jahre alt war, wurde seine Mutter – wie die meisten jungen deutschen Frauen – zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion deportiert, sein Vater ist in den letzten Kriegstagen gefallen. So blieb er in der Obhut der Großeltern, machte eine Schreinerausbildung und musste schon bald zum seinem Lebensunterhalt beitragen.
Trotzdem hat sich in den folgenden Jahren seine Neigung zur Literatur und zur Musik vertieft. Mit kleinen Gedichten und Texten hat er über verschiedene Bereiche des täglichen Lebens in Rekasch berichtet. Ein bisschen scherzhaft hat er gern gesagt, „Goethe ist mein Gott – Meine Gebete sind die Gedichte“. Er hat wunderschöne Briefe verfasst und so manchen Artikel für die Mundartbeilage der Regionalzeitung geschrieben.
Ein ganz besonderes Gedicht schrieb er Mitte der 80er Jahre, als der Ausreisewunsch nach Deutschland allgemein überhand nahm. Er gab ihm den Titel „Wunschtraum der Erlangung eines Reisepasses“. Fast 40 Jahre danach hat er – daran angelehnt – erneut ein Gedicht geschrieben, in dem er ein Resümee über seine damaligen Reisepassträume gezogen hat.
Neben seiner Freude am Schreiben und Dichten war die Musik seine große Leidenschaft. Als Trompetenspieler und Sänger gründete er in den 50er Jahren mit Freunden eine Band, die bald nicht nur in Rekasch große Beliebtheit erreichen sollte, sondern auch in den umliegenden Gemeinden bekannt und gefragt war.
Es war Nikolaus Lutz wichtig, ein guter Vater zu sein, wie er ihn selbst als Kind so gern gehabt hätte. Für seine Familie hat er alles getan. Auch nach der Ansiedlung in Freiburg- Tiengen sagte er: „Schau, mit diesen Händen werde ich mir mein Haus bauen, nicht mit Geld“. Mit unglaublichem Geschick ist es ihm auch gelungen, ein Haus zu bauen, in dem er fast bis zum Ende seines Lebens seinen handwerklichen Fähigkeiten nachgehen konnte.
Nikolaus Lutz hinterlässt neben seiner Frau und seinen beiden Kindern auch sechs Enkelkinder und vier Urenkel. Die Mitglieder der Heimatortsgemeinschaft Rekasch sprechen der Familie ihr herzliches Beileid aus. Möge er ruhen in Frieden!