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Die Zamphedrer sin hem kumm! - 300jähriges Jubiläum der Ansiedlung in Deutschsanktpeter

Ein beeindruckendes Feuerwerk ließ den alten Kirchturm zum Abschied aufleuchten.

Schöne Tage und ein beglückendes Fest erlebten die Deutschsanktpeterer in ihrer alten Heimat, dabei wurden viele liebe Erinnerungen ausgetauscht. Fotos: HOG Deutschsanktpeter

Zur Geschichte des Friedhofs und zu den durch Spenden finanzierten Renovierungsarbeiten an der Kapelle und dem Eingangsportal referierte Dr. Hildegard Zappel.

Mit gemischten Gefühlen, aber dem festen Willen, für unser Dorf Deutschsanktpeter eine 300-Jahr-Feier zu gestalten, ging das kleine Organisations-Team: Stefan Köpf, Mathias Kracker, Nikolaus und Brigitte Rennon, Walter Winter und Hilde Zappel im letzten Jahr an die Arbeit. Daraus wurde ein Fest, das alle Erwartungen übertroffen und Gäste und Einheimische gleichermaßen beglückt hat. Es wurde von 350 Personen besucht, knapp die Hälfte kam aus Deutschland. Zum guten Gelingen trugen nicht nur die Leistungen des Orga-Teams bei, sondern auch die hervorragende Kooperation und Mitwirkung der lokalen Partner, dem Bürgermeister der Gemeinde Secusigiu Gheorghe Grad, dem Pfarrer der römisch-katholischen Kirche Ferenc Czegledi und Adelheid Simon vom Deutschen Forum Arad. Jeder hat in besonderer Weise zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen, wofür wir uns noch einmal ganz herzlich bedanken.
Die Veranstaltung begann am 28. Juni 2024, Freitagnachmittag, mit einem Ausflug zum Kloster Bezdin. Der amtierende Abt von Bezdin Dina Ciocov empfing uns herzlich. Die junge Lehrerin aus Deutschsanktpeter Bibiana Stoica führte uns durch die Klosterkirche mit ihren eindrucksvollen Freskomalereien und gab Erklärungen zu den übrigen Einrichtungen des Klosters. Nach lebhaftem Austausch und Erfrischungsgetränken für alle bedankten wir uns mit kleinen Gastgeschenken und traten die Weiterreise an.
Die Fahrt nach Pecica, dem nächstgelegenen Städtchen über der Marosch, geht heute über eine befestigte Straße durch den Wald und eine Brücke über die Marosch. Der Marktplatz liegt neben der katholischen Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit, deren Pfarrer ebenfalls Ferenc Czegledi ist. Von der Kirchengemeinde wurden wir herzlich empfangen und im Gewölbekeller des Pfarrhauses mit köstlichen, selbstgebackenen Kuchen und Getränken verwöhnt. Nach herzlichen Gesprächen und der Besichtigung der Dreifaltigkeitskirche aus dem Jahre 1887 fuhren wir zurück nach Deutschsanktpeter.
Um 19 Uhr fanden sich alle Gäste aus Deutschland und die einheimischen Katholiken auf dem katholischen Friedhof zur Gedenkstunde und Andacht ein. Dr. Attila Kozovits, Pfarrer von Perjamosch, hielt die Andacht in deutscher Sprache. Mit zugegen waren Pfarrer Ferenc Czegledi und Pfarrer Gabor Czank, Dechant aus Ungarn. Die musikalische Begleitung erfolgte durch das Bläsertrio Stefan Köpf, Mariola und Josef Schmitz. Den Kranz legten Mathias Kracker und Franz Friesenhahn am Kriegsopferdenkmal nieder. Zur Geschichte des Friedhofs und zu den durch Spenden finanzierten Renovierungsarbeiten an der Kapelle und dem Eingangsportal referierte Hildegard Zappel. Ein besonderer Dank wurde den ehrenamtlichen Friedhofspflegern Franz Zetelmeier und Marius Russ ausgesprochen. Eine von Familie Toth aus Pecica gespendete Gedenktafel wurde zu diesem Anlass am Portal des Friedhofs angebracht.
Am Tag des Kirchweihfestes Peter und Paul, dem 29. Juni 2024, jährte sich die Weihung der Kirche zum 250. Mal. Die Feierlichkeiten begannen mit dem Gottesdienst zum Kirchenjubiläum. Das Hochamt wurde von Msgr Johann Dirschl, Generalvikar der Diözese Temeswar, und fünf weiteren Priestern, die der Gemeinde verbunden sind, zelebriert. Die musikalische Umrahmung gestaltete Andrea Bodroghi, Kantorin von Maria Radna, an der Orgel. Sie wurde von einem Bläsertrio und einem gemischten Chor aus Deutschland begleitet (Leitung Stefan Köpf). Teile der Schubertmesse, das Ave Maria (gesungen von Andrea Bodroghi) sowie „Glocken der Heimat“ rührten die Anwesenden zutiefst. In seiner Predigt erwähnte Msgr Dirschl die leidvolle Geschichte der Deutschen in Rumänien nach dem 2. Weltkrieg, die dazu führte, dass viele auswanderten. Das von Lena Winter vorgetragene Mundartgedicht „Wann die Oma was versprecht“ von Niki Huss nimmt Bezug zu den Enkeln, die heute in die Heimat der Großmutter gekommen sind und die Orte der Erinnerung aufsuchen möchten.
Pfarrer Ferenc Czegledi wies in seiner Rede auf den Beitrag der ehemaligen Bewohner zum Erhalt und der Pflege der Kirche und des Friedhofs hin. Er begrüßte die anwesenden Persönlichkeiten der Gemeinde, Bürgermeister Grad und Familie, Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung, Vertreter des Demokratischen Forums des Kreises Arad und Temeswar, Vertreter des Büros der Landsmannschaft der Banater Schwaben, die Volkstanzgruppen aus Neuarad und Sanktana sowie Vertreter der Print- und Rundfunkmedien. Hildegard Zappel bedankte sich im Namen des Organisations-Teams bei den Mitwirkenden des Hochamtes mit Blumen, Pralinen, Weingeschenken und einer Monografie von Deutschsanktpeter. Nach dem Hochamt versammelten sich die Teilnehmer zu einem Empfang im Pfarrgarten.
Direkt neben der Kirche befindet sich der Festplatz mit Zelten und Bühne, wo das Dorffest gegen Mittag mit den Festreden des Bürgermeisters, von Nikolaus Rennon, Mathias Kracker von der HOG Deutschsanktpeter und Siegfried Thiel, Chefredakteur der ADZ, begann. Die Redner hoben das besondere Ereignis des 300- jährigen Dorfjubiläums für die aktuellen Bewohner und für ihre Gäste und Freunde, die ehemaligen Bewohner und letzte Erlebnisgeneration, hervor. Zum gemeinsamen Mittag- und Abendessen waren die Gäste aus Deutschland von der Gemeinde eingeladen. Die schmackhaften Gerichte (Tocăniță und Sarmale, Kleingebäck und Kuchen) waren von der Frau des Bürgermeisters Simona Grad mit einer Gruppe Frauen aus dem Dorf zubereitet worden.
Um 15 Uhr begann der Festumzug der Trachtenpaare der Jugendgruppen, gefolgt von Zamphedrer Trachtenpaaren, Teilnehmern in rumänischen Trachten und manch einem hübschen Dirndlpaar aus der Alpenregion zu den Klängen der Blasmusikkapelle. Der Umzug führte zur orthodoxen Kirche in der Elsgass, wo wir von Pfarrer Mihai Blidar und der orthodoxen Gemeinde herzlich empfangen wurden. Auch die orthodoxe Kirche feiert ihr Patronatsfest an Peter und Paul. Den Gästen wurde Brot und Salz gereicht. Es schloss sich eine Kirchenführung mit Hinweisen zur Historie des Gebäudes (ehemaliges Wirtshaus Els) durch Pfarrer Blidar an. Fröhlich gestimmt, erfolgte der Marsch zurück zum Festplatz, wo der gesellige Teil des Festes seinen Anfang nahm. Die Wiedersehensfreude mit alten Bekannten aus dem Dorf und aus Deutschland war groß. Mit Gesprächen bei Musik und gutem Essen wurde bis tief in die Nacht gefeiert. Es traten verschiedene Musikgruppen und Sänger auf. Tanzmusik gab es bis Mitternacht. Das Fest endete mit einem Feuerwerk, das den 250 Jahre alten Kirchturm zum Abschied noch einmal leuchten ließ. Von vielen Teilnehmern hörten wir, dass sie zum ersten Mal, aber sicher nicht das letzte Mal im Dorf ihrer Vorfahren waren.
Aus Deutschland waren ungefähr 150 ehemalige Zamphedrer, teils komplette Großfamilien und viele jüngere Nachfahren angereist. Die Kosten zur Mitfinanzierung der Jubiläumsfeier wurden vollständig durch private Spenden gedeckt. Nach Erstattung aller Auslagen verbleibende Geldbeträge  werden für die Erhaltung und Pflege des Friedhofs eingesetzt.