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Ein Lehrer mit Herz und Seele: Josef Berg feierte seinen 90. Geburtstag

Josef Berg prägte über viele Jahre das Kulturleben in Schöndorf.

Mit seinen Schulklassen und Kollegen organisierte Josef Berg viele Ausflüge zu den Sehenswürdigkeiten, wie hier im Jahr 1960 (mit dem Jahrgang 1947) zum Schloss Peleș. Fotos: HOG Schöndorf

Josef Berg wurde am 30. Juni 1934 geboren. Das Haus seiner Eltern Josef und Elisabeth Berg stand im schönen Engelsbrunn, wo sich die Landstraße unweit der Marosch von Arad nach Lippa schlängelt. Dieses ruhige Fleckchen Natur bot dem lebhaften, wissensdurstigen Jungen eine unbeschwerte Kindheit. In der örtlichen Volksschule lernte er lesen und schreiben, fand aber schon bald auch die Geschichte seiner Heimat beeindruckend. Die breiten Gassen, die katholische Kirche in der Parkanlage und der Brunnen mit dem Standbild eines Engels, der dem Dorf seinen Namen gab, ließen in dem jungen Josef ein Bild entstehen, das er bis heute im Herzen trägt.
Wichtige schulische Kenntnisse eignete er sich in Temeswar am Piaristen-Lyzeum und – nach der Schulreform von 1948 – in Neu-Arad an. Im Zuge dieser Reform wurden deutsche pädagogische Lehranstalten in Hermannstadt, Temeswar und eine auch in Arad gegründet. Diese besuchte Josef Berg bis 1953 und begann seine Laufbahn als Lehrer zunächst in Glogowatz. Nach dem Wehrdienst kam er 1957 an die Allgemeinschule in Schöndorf, wo er bis 1967 blieb. Der junge, zielstrebige und talentierte Lehrer wurde freundlich aufgenommen und erreichte in kurzer Zeit gute Lernergebnisse bei seinen Schülern. Für die Abschlussfeste des Schuljahrs übte er mit seinen Schülerinnen zauberhafte akrobatischen „Pyramiden“ ein, die immer großen Anklang beim Publikum fanden. Aus solchen Gemeinschaftserlebnissen entstanden Teamgeist und tiefe Freundschaften.
1958 führte man Landwirtschaftslehre als Unterrichtsfach ein. Da es dafür keine ausgebildeten Lehrer gab, absolvierte der junge Lehrer Berg ein Fernstudium in Biologie und Landwirtschaftslehre am dreijährigen Pädagogischen Institut in Temeswar. In dieser Zeit lernte Josef Berg beim Tanz im Schöndorfer Kulturheim auch seine Helga kennen. Er war fasziniert von ihrer Stimme, die mit seiner so gut harmonierte. Im gleichen Jahr heirateten sie. Zwei Söhne krönten das heimische Glück.
In dieser Zeit entstand unter seiner Leitung ein Schulgarten, den Gepflogenheiten der Zeit entsprechend „Mitschurin-Garten“ genannt, mit Baumspalieren, Gemüsebeeten und einem kleinen Gewächshaus. Wie damals üblich hatte der Biologielehrer Josef Berg noch verschiedene Sonderaufgaben. Dazu zählte die Seidenraupenzucht und das Sammeln von Weinbergschnecken im naheliegenden Laubwald der Maroschau.

Verantwortungsbewusstesein und viele Talente

Als Lehrer und Klassenlehrer mehrerer Schülergenerationen bewies Josef Berg ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein und Fachkompetenz. Dank seines Wissens und pädagogischen Talents verstand er es mit viel Humor und Geduld, den Schülern nicht nur Kenntnisse und Fertigkeiten zu vermitteln, sondern auch das Rüstzeug für ihren späteren Lebensweg mitzugeben. Dafür sind ihm seine einstigen Schüler bis heute dankbar. Auch dafür, dass er sich mit voller Kraft für den Erhalt der deutschen Sekundärstufe in Schöndorf einsetzte.
Lehrer Berg organisierte in Zusammenarbeit mit seinen Kolleginnen und Kollegen schöne kulturelle Veranstaltungen mit den Schülern, die sich in der Erinnerung der Dorfgemeinschaft einprägten. So das Theaterstück „Rübezahl und der Glaserjockl“, das die Mathelehrerin Elisabeth Neff mit den Schülern einstudierte. Dazu malten Josef Berg und Didrich Gaspary bis spät in die Nacht die Kulissen. Den Schulchor leitete der Musiklehrer Matthias Konnerth. Für den Sport war Lehrer Markwart Schäfer zuständig.
Josef Bergs Talente – Singen, Malen, Organisieren, in Menschen verschiedene Interessen zu wecken und sie für eine Sache zu begeistern – kamen ihm als Kulturheimdirektor in Schöndorf zugute und nach 1967 auch in Engelsbrunn, wo er dann mit seiner Familie hinzog.
Als Kulturheimdirektor organisierte Josef Berg mit seiner Frau Helga und der Schöndorfer Kulturgruppe, darunter auch Korbflechter, mit Begleitung des Orchesters Josef Hayers zweistündige Kulturprogramme – mit Ausfahrten in viele umliegende Schwabendörfer. Die Darbietungen hatten großen Erfolg.
Josef und Helga Berg wurden 1966 vom Kulturredakteur der deutschen Sendung des Temeswarer Rundfunks Hans Bohn als Gesangsduo entdeckt und feierten fortan viele Erfolge.  Bald war ihr Gesang auch bei Radio Bukarest zu hören. Das Fernsehen brachte Beiträge in der deutschen Sendung. Bei „Electrecord“ in Bukarest erschienen zwei Schallplatten mit einer Auflage je 5000 Stück. Mit Liedern wie „Das schöne Lied vom Glücklichsein“, „Es blühen keine Rosen mehr“ oder „Mein Heimatland“ wurden sie in ganz Rumänien bekannt. Dies war zur damaligen Zeit ein großer Aufwand für die Sänger, den Texter Josef Prohaska und den Komponisten Johann Schlett. Es gab viele Proben, Telefonate, Briefe und Fahrten nach Bukarest, doch es lohnte sich, denn die Schallplatten waren sehr begehrt. Im „Neuen Weg“ schrieb der Banater Journalist und Schriftsteller Franz Heinz am 30. Juni 1970 über die Eröffnung der Gedenkstätte „Adam Müller Guttenbrunn“: „Es begrüßte der überfüllte Saal das auch aus der deutschen Fernsehsendung bekannte Sänger-Ehepaar Berg aus Engelsbrunn, das Lieder von den Schöndorfer Korbflechtern Josef Prohaska und Hans Schlett vortrug und wiederholen musste.“ Das bekannteste aller Lieder, „Banater Land“, ist in den siebziger Jahren zu einer zweiten Hymne des Banats geworden.

Der HOG Schöndorf verbunden

Nach seiner Aussiedlung im Jahr 1970 über Wien kam Josef Berg nach Göppingen. Er blieb seiner Lehrertätigkeit treu und unterrichtete 1971 – 1972 in Bezgenrieth bei Göppingen. Es folgten weitere Jahre in der Grund- und Hauptschule Albershausen. Auch hier begeisterte er die Schüler mit Baumspalieren in Rhombenform im Schulgarten und bepflanzte mit ihnen Beete. Beim Musikunterricht kam Josef Berg seine langjährige Erfahrung zugute, wovon seine Schüler profitierten. Lehrer Berg gab leidenschaftlich gerne Melodica-Unterricht. Zudem übernahm er die Leitung des Orff-Schulorchesters. Das Musizieren sollte seiner Ansicht nach nicht nur den kreativen Umgang mit Elementen der Musik, sondern auch die Sprache und Bewegung fördern. Auch die „Pyramiden“ führte er weiter, die Schüler erregten mit ihrem akrobatischen Können große Bewunderung bei den Schulfesten.
Josef Berg war Lehrer mit Herz und Seele. Als er 1994 mit 60 Jahren in den Ruhestand ging, spielten seine Schüler mit ihren Instrumenten zum Dank und Lebewohl für ihn. Diese Überraschung ließ sein Herz mit Stolz höher schlagen.
Neben seiner Lehrertätigkeit war Josef Berg mit seiner Stimme beim Männerchor TSGV Albershausen gefragt, wo er mit viel Spaß mitsang. Dem Gesang galt immer seine Aufmerksamkeit, denn damit konnte er seine Gefühle wunderbar ausdrücken.
Beim ersten Schöndorfer Treffen am 27. September 1980 in Eislingen bei Göppingen hielt Josef Berg die Begrüßungsrede. Es war der Tag der Gründung der HOG Schöndorf mit der Wahl des Vorstands. Als Vorstandsmitglied war er 1989 an der Gestaltung und Veröffentlichung des „Heimatbuches der deutschen Gemeinde Schöndorf“ von Nikolaus Engelmann aktiv beteiligt. Die HOG freute sich immer wieder über seine Anwesenheit bei den Schöndorfer Treffen. 2013 überraschte das Schöndorfer Duo Helga und Josef Berg seine geliebten Fans mit einigen „Maroschliedern“.
Der Lehrer in Ruhestand folgte vielen Einladungen seiner ehemaligen Schüler zu Klassentreffen, wo frohe Erinnerungen ausgetauscht wurden. Der wissensdurstige Naturfreund blieb bis ins hohe Alter seiner Liebe zur Natur treu und unternahm viele Reisen.
Wunderschöne Jubiläen waren dem Ehepaar im Kreise ihrer Familie vergönnt, doch im Jahr 2022 musste Josef Berg den Verlust seiner Frau mit großer Trauer hinnehmen. Nun ist er durch seine konsequente und in jeder Hinsicht hundertprozentige Art 90 Jahre alt geworden. Den runden Geburtstag feierte er im Kreise seiner Familie, mit Verwandten, Bekannten und einigen ehemaligen Schülerinnen und Schülern in der Gaststätte des TRC Schlierbach in Albershausen. Ein dreifaches Hoch dem Jubilar, die HOG wünscht ihm und noch viele weitere schöne Jahre!