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25 Jahre Seniorenzentrum Josef Nischbach in Ingolstadt: Nicht nur Heim, sondern auch Heimat

Die Ingolstädter Bürgermeisterin Dorothea Deneke-Stoll dankte im Namen der Stadt allen jetzigen und ehemaligen Mitarbeitern für ihren Einsatz und würdigte die großartige Arbeit, die sie geleistet haben und weiterhin leisten. Foto: Nikolaus Dornstauder

Begrüßung von Nikolaus Rennon, Vorsitzender des Hilfswerks.

Alfred Grob, MdL (CSU), würdigte die Banater Schwaben.

Zahlreiche Besucher und Gäste kamen nach Ingolstadt, um das 25-jährige Jubiläum des Seniorenzentrums zu feiern. Fotos: Nikolaus Dornstauder

Am 13. Juli fand im Seniorenzentrum Ingolstadt das traditionelle Sommerfest statt. Diesmal konnte ein besonderes Jubiläum gefeiert werden: 25 Jahre seit der Eröffnung des Seniorenheims. Viele Gäste und Besucher waren nach Ingolstadt gekommen, um gemeinsam das Jubiläum zusammen mit den Bewohnern und Mitarbeitern des Heims zu feiern. Es galt, die Leistungen derer zu würdigen, die sich dafür einsetzen, dass dieses in Deutschland einzigartige Heim auch weiterhin das Zusammenleben der Schwaben aus dem Banat ermöglicht und alten und pflegebedürftigen Banatern ein Stück Heimat bietet.
In einem der Innenhöfe hatten die Hausmeister in tagelanger Arbeit eine Bühne aufgebaut, Sonnenschutzsegel angebracht und Stuhlreihen und Sitzbänke aufgestellt, die dann doch nicht für die zahlreichen Mitfeiernden reichten.

Engagement der Banater Schwaben gewürdigt

Zu Beginn der Feier begrüßte Nikolaus Rennon als Vorsitzender des Hilfswerks der Banater Schwaben, Träger des Seniorenzentrums, die Anwesenden. Als Ehrengäste waren die Zweite Bürgermeisterin Ingolstadts Dorothea Deneke-Stoll, die Stadträtin Brigitte Fuchs, der Stadtrat und Fraktionsvorsitzende der CSU Franz Wöhrl, der Bundesvorsitzende unserer Landsmannschaft Peter-Dietmar Leber, der Landesvorsitzende Bayern und stellvertretende Bundesvorsitzende Harald Schlapansky, der Vorsitzende des Kreisverbandes Ingolstadt Johann Metzger und der ehemalige Bundesvorsitzende Bernhard Krastl zu begrüßen. Ein besonderer Gruß ging an die Witwe des verstorbenen Vorsitzenden des Hilfswerks Helmut Schneider, ohne dessen Initiative und Einsatz es weder das Hilfswerk noch das Seniorenzentrum gäbe. Auch bat der Redner, einen Gruß an einen weiteren Unterstützer des Heims, den Landtagsabgeordneten Hermann Regensburger zu übermitteln, der seine Teilnahme kurzfristig absagen musste.
Die Ingolstädter Bürgermeisterin Dorothea Deneke-Stoll wies darauf hin, dass das Ziel der Gründer dieses Heims, die Lebensqualität der Banater Schwaben im Alter zu steigern, voll aufgegangen, ja sogar ein richtiges Erfolgskonzept ist. Neben professioneller fürsorglicher Pflege sei für die Menschen auch Verständnis wichtig und dass man für sie da ist. Das Seniorenzentrum sei ein Ort, an dem sich die Menschen in einer familiären Gemeinschaft aufgehoben fühlen, das habe sie bei ihrem Besuch im letzten Jahr selbst erlebt. Sie hob die Besonderheit hervor, dass 14 der 55 Mitarbeiter des Seniorenzentrums schon von Beginn an, seit 25 Jahren, hier beschäftigt sind  und damit wichtige Ankerpunkte dieser harmonischen Gemeinschaft. Sie dankte auch im Namen des Oberbürgermeisters und der Stadt allen jetzigen und ehemaligen Mitarbeitern für ihren Einsatz und die großartige Arbeit, die sie hier leisten.
Nikolaus Rennon ging in seiner Festrede auf die Entstehungsgeschichte des Heims ein. Das Haus ist eng verbunden mit dem Namen von Helmut Schneider, auf dessen Initative hin das Hilfswerk der Banater Schwaben 1989 gegründet wurde -  mit dem Ziel, bedürftigen Banater Schwaben im Banat zu helfen. Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre wurden lastwagenweise Güter ins Banat gebracht. Durch die Wende und den massiven Exo-dus der Banater Schwaben aus Rumänien haben sich die Aufgaben verschoben. Zunehmend ergab sich, dass die im Banat verbliebenen älteren Menschen Pflege brauchten. Mit finanzieller Unterstützung der Bundesregierung wurden deshalb Seniorenheime im Banat gebaut. Auch hier war Helmut Schneider der unermüdliche Motor, er hat sich bis zu seinem letzten Atemzug um den Verein und auch die Belange dieses Hauses gekümmert. Von Anfang an wurde er begleitet von Peter Krier, der dann auch seine Nachfolge als Vorsitzender antrat. Aus gesundheitlichen Gründen konnte dieser bei der Jubiläumsfeier nicht dabei sein, weshalb Rennon ihm großes Lob und Dank übermitteln ließ. Die Heime in Rumänien fungieren mittlerweile unter einer Stiftung nach rumänischem Recht, der Adam-Müller-Gutenbrunn-Stiftung. Doch dann zeigte sich immer mehr die Notwendigkeit, auch hier in Deutschland für die Banater Senioren ein Heim zu schaffen. Nachdem keine passende Immobilie gefunden wurde, entschloss man sich dazu, einen Neubau zu errichten. Dank der Vermittlung durch den damaligen Stadtrat und Banater Landsmann Johann Metzger erklärte sich Ingolstadt als Patenstadt der Banater Schwaben 1997 schließlich bereit, ein Grundstück zur Verfügung zu stellen. In einer unglaublichen Zeit von zwei Jahren, einschließlich Planung und Bauzeit,  konnte es im Dezember 1999 fertiggestellt werden.

Ein Stück Heimat für die Bewohner

Durch das Haus ist für viele auch Heimat entstanden. Schon beim zehnjährigen Jubiläum zählte man 260 Menschen, die betreut werden konnten, jetzt müssten es ungefähr 600 sein, die im Laufe der Zeit in diesem Haus gewohnt haben und betreut worden sind. Rennon hob hervor, dass dieses Haus nicht nur Seniorenheim, sondern auch ein Haus der Banater Kunst und Kultur, der Zusammenkunft und Pflege der Traditionen sei. Es sei offen für Menschen aus Ingolstadt und der Umgebung, aber auch aus ganz Deutschland. Ein Haus der Begegnung für Banater, aber auch für Freunde und Bekannte, für Gäste und Vereine aus Deutschland, Rumänien und der ganzen Welt. Nebenbei beherbergt das Haus die größte Sammlung von Gemälden und Aquarellen des Banater Heimatmalers Stefan Jäger, Gemälde von Franz Ferch, Plastiken und ein Denkmal des Künstlers Walter Andreas Kirchner. Banater Dichter und Schriftsteller gehen hier ein und aus und halten Lesungen, Sänger treten auf, Musiker halten Konzerte. Natürlich werden auch traditionelle Faschingsfeste und sogar Kirchweihfeste organisiert, Trachten gepflegt und getragen und Gottesdienste gefeiert. Dabei ging von Seiten des Redners ein besonderer Dank auch Msgr. Andreas Straub für seinen unermüdlichen Einsatz. Nicht zuletzt werde auch der Verschleppung und Vertreibung und der Toten gedacht.
Im Bewusstsein, dass dies alles geplant, organisiert und durchgeführt werden muss, dankte der Hilfswerks-Vorsitzende allen, die sich dafür einsetzen, allen voran der Heimleitung, den Hausmeistern, den Bewohnern, die sich auch tatkräftig einbringen und nicht zuletzt den Mitarbeitern und den Freunden des Hauses, die ehrenamtlich mitwirken. Dafür forderte er zum Applaus auf.
Dass die Bewohner hier glücklich und zufrieden sind, sei vor allem der aufopfernden Arbeit der Mitarbeiter zu verdanken, die Rennon aus diesem Anlass würdigte. Er erinnerte an die schwere Zeit der Pandemie, in der diese ohne Rücksicht auf sich selbst ihre Aufgaben erfüllt haben. Im Hinblick auf die versammelten Vertreter aus dem Sozialbereich und der Politik wies Rennon darauf hin, dass es leider viele Hürden und Regularien gebe, die die Arbeit erschweren, und bat darum, nach Möglichkeit darauf hinzuwirken, die Arbeit der Menschen diesbezüglich zu erleichtern. Denn es sei offensichtlich, dass trotz aller Widrigkeiten und Schwierigkeiten alle ihr Möglichstes tun und ihr Bestes geben.
Der Bundesvorsitzende Peter-Dietmar Leber erinnerte an die Tradition der Banater Schwaben, ein Haus zu haben, das gehegt und gepflegt und dann an die nachfolgende Genreration weitergegeben wird. Viele hätten sich diese Gepflogenheit auch in der neuen Heimat bewahrt. In dieser Tradition sieht Leber auch dieses Haus, das seit 25 Jahren gehegt und gepflegt wird. Auch als Seniorenzentrum ist es in einer gewissen Weise ein Mehrgenerationenhaus geworden, denn hier kommen auch die mittlere und jüngere Generation in den Gemeinschaftsräumen zusammen, die Trachtengruppe tanzt und musiziert hier und bindet die ältere Generation mit ein. In diesem Zusammenhang erinnerte er an den  Namengeber dieses Hauses Josef Nischbach, der bis in seine letzten Lebenstage rastlos für seine Gemeinschaft tätig war. Im Namen des Bundesvorstandes, des Landes- und Kreisverbandes dankte er allen, die sich für diese Gemeinschaft einsetzen und jeden Tag aufs Neue dazu beitragen, dass diese kleine Banater Welt erhalten bleibt. Den Bewohnern wünschte er einen schönen Lebensabend und alles erdenklich Gute. Als Erinnerung an diesen Tag überreichte der Bundesvorsitzende der Heimleiterin einen Apfelbaum; denn, „wer Bäume pflanzt, schaut hoffnungsvoll in die Zukunft.“ Nikolaus Rennon bedankte sich im Namen des Hilfswerks und begrüßte den Landtagsabgeordneten der CSU Alfred Grob, der zwischenzeitlich dazugekommen war.
In seinem Grußwort lobte Alfred Grob die Banater Schwaben, die schon vor 25 Jahren so vorausschauend waren, ein Seniorenzentrum zu errichten, bevor uns der Pflegenotstand erreicht hatte. Er zolle allen Respekt, die hier jeden Tag wichtige Arbeit leisten, sowie Anerkennung und Hochachtung auch all jenen, die dafür Sorge tragen, dass dieses Haus funktioniert.

Sorge für die ältere Generation ist Tradition

Der Landesvorsitzende Bayern Harald Schlapansky wies darauf hin, dass es zu unserer banatschwäbischen Tradition gehört, für die ältere Generation zu sorgen. In dieses Haus zu kommen sei „ein bisschen wie heimzukommen in ein Banater Dorf“: Hier spricht man noch unsere Banater Dialekte, man feiert die Feste, die Gottesdienste, gedenkt den Toten – das mache eine Gemeinschaft aus. Er dankte der Heimleitung und dem Team, insbesondere der „guten Seele dieses Hauses“ Ewald Buschinger, und allen, die dazu beitragen, dass dieses Haus weiterhin blüht.
Nikolaus Rennon bedankte sich noch bei der Siebenbürgisch – Banater Blaskapelle, die für die musikalische Gestaltung des Nachmittags sorgte, und übergab das Mikrofon an die Heimleiterin Christine Schneider. Diese zeigte sich erfreut, dass trotz der vielen Probleme und Sorgen, mit denen Seniorenheime in der heutigen Zeit zu kämpfen haben, Zeit für so ein Fest bleibt.  Möglich sei das  dank der Mühe der „wunderbaren Mannschaft“ mit der sie arbeitet, die weiß, wie wichtig es für viele der Bewohner noch ist, die alte Heimat zu spüren. Sie dankte den Hausmeistern und den „Mädchen aus der Reinigung“, die man oft nicht wahrnimmt, weil alles klappt, aber auch dem Personal in der Pflege, das heute „den Rücken frei macht“, damit die anderen feiern können. Ein spezieller Dank ging an den Pflegedienstleiter Oliver Froschermeier, der der Leitung mit seinem Wissen und seiner langjährigen Erfahrung zur Seite steht, aber auch allen anderen, ohne die das Fest nicht stattfinden könnte.  Besonders begrüßte sie ihre Vorgängerin Elisabeth Klein, die vor ihr 12 Jahre das Heim geleitet hat, und dankte ihr für die Unterstützung bei der Übergabe. Außerdem begrüßte sie Camelia Nistor, die ehemalige Leiterin der ambulanten Pflege, die sich um die Bewohner des betreuten Wohnens gekümmert und jetzt ihren wohlverdienten Ruhestand angetreten hat, sowie  Magdalena Riedl, lange Zeit Verwaltungsangestellte und stellvertretende Heimleitung – eine Mitarbeiterin der ersten Stunde, deren Enkel sich mittlerweile in der Tanzgruppe engagieren. Ihre Ansprache beendete sie mit einem Gedicht über die Herkunft und Geschichte der Donauschwaben.
Die Blaskapelle begleitete nun den Einzug der Tanzgruppe des Kreisverbandes Ingolstadt. Im Namen der Mitarbeiter des Hauses sprach Silke Weisenburger einen Dank an das Haus aus, in dem sie so gerne arbeitet, in dem ihr Herz „schwowisch“ schlägt und einen Dank an „unseren Herrgott“, der allen jeden Tag aufs Neue die Kraft gibt, für die Bewohner dieses Hauses da zu sein. Der Senioren-Chor Ingolstadt sang, begleitet von Ewald Buschinger am Akkordeon: „Donauschwaben werden wir genannt“, danach tanzte die Tanzgruppe den Donauschwabenwalzer. Dem im Banat seit Helga und Werner Salm allseits bekannte und beliebte Lied „In einem Schwabendörfchen“ folgten die beschwingten Tänze „Die lustigen Leute“ und „Die alte Linde“, jeweils abwechselnd mit weiteren Liedern des Chors: „Mein Heimatdorf“ und in schwäbischer Mundart:  „Und zum Hans hat gsat es Gretche“.
Es gibt keine Banater Tanzgruppe die nicht den Tanz zu den „Veilchenblauen Augen“ in Repertoire hat. Dafür hatte auch die Heimleiterin ihre Tracht angezogen und tanzte mit. Nach dem letzten Lied des Chores „Ich kenn ein schmuckes Schwabendorf“ kamen dann noch einmal als Zugabe die „Veilchenblauen Augen“. Der Chor gab als Zugabe „Wenn der Wein blüht an der Donau“ drauf.
Vor dem „Ausmarsch“ ehrte die Heimleitung Ewald Buschinger und seine Frau Erika zum 25jährigen Dienstjubiläum. Er sei nicht nur Küchenleiter, sondern auch „Musikus, Tänzer, Choreograph, manchmal auch Pausenclown“, der nicht nur für das gute Essen, sondern auch für die gute Laune und die Zufriedenheit der Bewohner und Mitarbeiter zuständig ist. Seine Frau Erika ist tagein, tagaus für die Pflegedürftigen da. Die Heimleitung dankte ihnen für ihre großartige Leistung, für ihre Arbeit, ihre Kraft und für ihren Mut in schweren Zeiten.
Zum Ende der Veranstaltung dankte Nikolaus Rennon der langjährigen Leiterin des Senioren-Chors Franziska Graf, die in dieser Feier noch nicht gewürdigt wurde. Sie habe über die Jahre viel für dieses Haus getan und sich unermüdlich engagiert, darum verdiene sie auch noch einen Applaus. Unter den Klängen der Blasmusik zog die Tanzgruppe wieder aus. Die Kapelle spielte noch einige Stücke. Das gemütliche Beisammensein mit vielen Gesprächen und Erinnerungen, zog sich bis in die frühen Abendstunden hin.
Die gelungene Feier bewies mal wieder, wie das Miteinander die Gemeinschaft stärkt. Wir können dankbar sein, dass es dieses Heim gibt, das unseren Senioren eine Heimat bietet und in dem wir unsere Lieben in guten Händen wissen. Darum Dank an alle, die sich so viel Mühe geben, dass sich alle Bewohner wohl fühlen. Möge es uns lange erhalten bleiben!