Anna Windbacher ist am 27. Juni 1920 in Csatád, geboren worden. Es ist richtig, im Geburtenregister wurde noch Csatád eingetragen. Der Beschluss vom Gemeinderat war schon gefasst, dass der Ort in Lenauheim umbenannt wird, aber die gesetzlichen Formalitäten waren noch nicht umgesetzt. Sie war die Tochter von Sattlermeister Peter Anton und Susanna Sehi. Die meisten Landsleute kennen sie unter "Anton Nani" sie wohnte in der Hauptgasse Nr. 414, Richtung Grabatz auf der linken Seite, das drittletzte Haus. In ihrem Elternhaus konnte sie ihre Kindheit, wie damals üblich, gemeinsam mit ihrem Bruder Josef ausleben. Er ist im Oktober 1943 im Krieg gefallen.
Anna Anton besuchte die Schule in Lenauheim sieben Jahre lang. Danach hat sie den Beruf der Schneiderin erlernt. In ihrem Elternhaus gab es eine geräumige Sattlerwerkstatt, in der sie sich später als Schneiderin und (durch den Vater erlernte) Sattlerin einen kleinen privaten Nebenverdienst erwirtschaften konnte.
Im Jahre 1941 heiratete sie Philip Windbacher und im gleichen Jahr erblickte ihre Tochter Margareta-Anna das Licht der Welt. Das Familienglück weilte nicht lange, denn schon musste auch ihr Mann in den Krieg, 1944 wurde er als gefallen gemeldet. Ein fürchterliches Erlebnis, wie in noch einigen Familien der Gemeinde.
Für die Witwe wurde es schwierig. Sie musste für ein Jahr mit ihrer Tochter ins Lager nach Temeswar. Ein zermürbendes Erlebnis, aber das Leben ging weiter. Wieder zuhause, arbeitete sie als Schneiderin und Schusterin bzw. Sattlerin. Bei „Wes Nani“ wurde man immer freundlich und nett empfangen, bekam Qualitätsarbeit und musste nicht lange warten. Bei Kerweifesten hatte sie immer ein offenes Tor.
Ich war auch dabei, als den Kerweibuben und Musikanten Wein und Kuchen serviert wurde. Ihre Eltern und sie freuten sich immer, die Kerweibuben als Gäste zu haben. Natürlich war es auch eine große Freude, als Ehrengast zum Kerweifest eingeladen zu werden. Gemeinsam mit ihrem Lebenspartner Josef verbrachte sie etwa 15 Jahre bis zu dessen Tod. Sie bearbeiteten gemeinsam die „Ganze Grechtichkeit“, ein großes Anwesen, und führten ein schönes Leben.
Gegen Ende der 1980er Jahre musste sich Wes Nani wieder mal wieder allein zurechtfinden. Tochter und Enkelkinder gingen ihr zur Hand, aber sie war auch immer für die Kinder da. Dann kam die Wende auch in unsere Banater Dörfer. Das Auswandern war Tagesthema. Auch Wes Nani ist 1990 mit Tochter und Schwiegersohn sowie den Enkelkindern nach Deutschland ausgewandert. Wieder eine Umstellung und das mit 70 Jahren. Aber sie blieb optimistisch wie immer und packte von neuem an, gemeinsam mit Tochter und Schwiegersohn. Sie lebten die nächsten 27 Jahre gemeinsam in Weißenburg in Bayern. In dieser Zeit blieb sie immer telefonisch mit Landsleuten in Verbindung. Es wurden Neuigkeiten sowie alte Geschichten aus Lenauheim ausgetauscht. Die Banater Post gehörte zu ihrer ständigen Lektüre.
Doch auch hier musste sie immer wieder schwere Momente durchleben. Der grausame Tod hat ihr den Schwiegersohn und Enkelkind genommen. Einen Schlag, den man im hohen Alter schwer verkraften kann. Gemeinsam mit der Tochter und den anderen Enkelkindern hat sie es von neuem geschafft. Seit Oktober 2019 lebte sie in Feucht bei Nürnberg, in einem Haus mit fünf Generationen, zusammen mit Tochter, Enkel, Urenkel und Ur-Urenkel.
Zum 100. Geburtstag am 27. Juni 2020 gehörte auch die HOG Lenauheim zu den Gratulanten von „Wes Nani“. Gesundheit Zufriedenheit und ein recht angenehmes weiteres Leben in der Familienwohngemeinschaft wünschten wir ihr damals. Das ging noch eine Weile gut in der Familie bis sie zum Pflegefall wurde und die Familie es nicht mehr allein schaffte. So wurde sie schweren Herzens in einem altersgerechten Heim untergebracht. Durch fachliche Unterstützung hatte sie wieder etwas Lebensqualität.
Im Frühjahr 2024 erlitt sie bei einem Sturz Brüche, danach wurde immer schwächer. Beim Heimattag in Ulm am 19. Mai wurde am Tisch der Lenauheimer ein Foto von ihr herumgereicht. Ihre Tochter mit Enkelin und Urenkelin berichteten, dass es ihr nicht so gut ginge. Am Abend desselben Tages ist „Wes Nani“ friedlich für immer eingeschlafen. Ihre Lieben haben sich von ihr mit den Worten: „Für immer geliebt, niemals vergessen, auf ewig vermisst von deiner Tochter Hanni, Enkelin und Urenkel sowie Ururenkel“ verabschiedet.
Im Namen der Heimatortsgemeinschaft Lenauheim sprechen wir den Angehörigen unser innigstes Beileid aus. „Wes Nani“ möge in Frieden ruhen!
Die älteste Lenauheimerin ist mit 104 Jahren gestorben
Verbandsleben Erstellt von Werner Griebel