Nach einer gefühlten Ewigkeit konnte der traditionelle Heimattag der Banater Schwaben endlich wieder mit vollem Programm in Ulm stattfinden: 2020 war er der Pandemie zum Opfer gefallen und 2022 musste eine abgespeckte Variante mit vielen Unwägbarkeiten und Einschränkungen improvisiert werden. Nun war die Ungewissheit im Vorfeld groß, wie viele Landsleute es nach so langer Zeit überhaupt wieder nach Ulm ziehen würde, doch der Zuspruch löste alle Bedenken in Wohlgefallen auf: Mehr als 3000 Besucher – aus Deutschland, aus Österreich, aus Rumänien und sogar aus Kanada - nahmen an den verschiedenen Veranstaltungen teil, die am Samstag in der Innenstadt und am Sonntag in der Messehalle stattfanden. Die Rückmeldungen zeigten: Man hat es kaum erwarten können, wieder dabei zu sein, sich zu treffen, die Gemeinschaft zu feiern und der Öffentlichkeit zu zeigen.
Der Heimattag stand diesmal unter dem Motto: „Landsmannschaft Banater Schwaben – Mitwirken bewahrt Gemeinschaft“. Ein bewusster Hinweis darauf, dass unsere Gemeinschaft nur dann eine Zukunft hat, wenn jede und jeder Einzelne bereit ist, sich einzubringen, im Verband im Rahmen seiner Möglichkeiten mitzuwirken und in der Öffentlichkeit Flagge zu zeigen.
50 Jahre Heimattag
1974 hat die Landsmannschaft die Landsleute zum ersten Mal nach Ulm eingeladen, wo das Treffen seither in der Regel alle zwei Jahre stattfand. So konnten wir in diesem Jahr sein 50. Jubiläum begehen. 1998, also vor 26 Jahren, übernahmen das Land Baden-Württemberg und die Stadt Ulm die Patenschaft über die Banater Schwaben, auch dieses Jubiläum musste hier gefeiert werden. Ein drittes Jubiläum kommt noch dazu: Im nächsten Jahr sind es 75 Jahre seit der Gründung der Landsmannschaft der Banater Schwaben. Eine Gemeinschaft, die schon so lange besteht, weil viele in ihr mitwirken. Und die auf die Mitwirkung aller Landsleute mehr denn je angewiesen ist.
Dass zur Gemeinschaft auch das Wissen über unsere Geschichte zählt, bewies eindrucksvoll der große Zuspruch bei den extra zum Heimattag angebotenen Sonderführungen im Donauschwäbischen Zentralmuseum. Die beiden ansprechend gestalteten Dauerausstellungen „Donauschwaben. Aufbruch und Begegnung.“ und „Donau. Flussgeschichten.“ zeigen einerseits das individuelle Schicksal der Donauschwaben, andererseits aber auch ihre Zugehörigkeit zum europäischen Donau-Kulturraum.
Bei strahlendem Sonnenschein zog am 18. Mai, dem Samstag vor Pfingsten, eine lange Reihe von Banater Trachtenpaaren zu den Klängen der Musikapelle der Banater Schwaben Augsburg durch die Ulmer Innenstadt. Die Vielfalt der Trachten und die geschmückten Kirchweihhüte zogen die Blicke der Ulmer auf sich, aber auch viele angereiste Besucher des Heimattages standen am Straßenrand Spalier und ließen sich von der festlichen Stimmung mitreißen. Am Geschwister-Scholl-Platz bildeten die Trachtenträger einen großen Kreis und beeindruckten mit den perfekt abgestimmten Gemeinschaftstänzen das staunende Publikum. Patrick Polling, der Vorsitzende der Banater Jugend- und Trachtengruppen, griff zum Mikrofon und begrüßte die anwesenden Gruppen aus Nürnberg, Crailsheim, Singen, München, Spaichingen, Rastatt, Esslingen, Augsburg, Ingolstadt und Leimen sowie ganz besonders die beiden aus dem Banat angereisten Tanzgruppen aus Detta und Temeswar. Sie alle hatten auch eigene Tänze mitgebracht, die sie innerhalb des großen Kreises nacheinander vorführten und damit eindrucksvoll die Vielfalt des Brauchtums und ihre Freude am gemeinsamen Tanzen demonstrierten.
Wieder in der Patenstadt
Im Rathaus empfing der Erste Bürgermeister Martin Bendel die Vertreter des Bundesvorstands, der Landes- und Kreisvorstände, der Heimatortsgemeinschaften und alle anderen anwesenden Gäste herzlich. Er freute sich sehr, gute Bekannte wieder zu treffen, war er doch im vergangenen Kulturhauptstadt-Jahr zweimal selbst als Mitglied einer Ulmer Delegation im Banat und in Temeswar gewesen. In Anspielung auf das Geschehen in der Innenstadt würdigte der Bundesvorsitzende Peter Dietmar Leber in seiner Begrüßung vor allem die Jugendgruppen, die durch ihre Auftritte die Gemeinschaft öffentlichkeitswirksam vertreten: „Sie bringen uns zusammen. Friedvoll, voller Frohsinn und Lebensfreude, jung, optimistisch, kann es für eine Landsmannschaft etwas Schöneres, etwas Besseres als einen solchen Wirkungsbereich geben?“
Am Auswandererdenkmal
Es folgte, wie immer beim Heimattag, der gemeinsame Zug zum Auswandererdenkmal, wo der Bundesvorsitzende daran erinnerte, dass unsere Geschichte durch die Auswanderung unserer Ahnen hier ihren Anfang genommen hat. Sie haben sich und ihren Nachkommen eine Heimat geschaffen, die jetzt in uns weiterlebt.