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Aus einer Leidensgeschichte wurde eine Erfolgsgeschichte

Ehrengäste, Trachtenpaare und Fahnenabordnungen ziehen zum Rathaus der Stadt Landshut, begleitet von einer Blasmusikkapelle

Der Schirmherr der 17. Kultur- und Heimattage der Banater Schwaben in Bayern, Landshuts Oberbürgermeister Hans Rampf, beim Ehrentanz mit einer Banater Trachtenträgerin.

Zu den Festrednern beim Empfang im Rathausprunksaal gehörten die Landtagsabgeordnete und Landshuter Stadträtin Jutta Widmann (Freie Wähler)

sowie der CSU-Landtagsabgeordnete und Münchner BdV-Kreisverbandsvorsitzende Andreas Lorenz.

der Landshuter Kreisvorsitzende Hans Szeghedi

der Bundes- und Landesvorsitzende der Landsmannschaft, Peter-Dietmar Leber

17. Kultur- und Heimattage der Banater Schwaben in Bayern zeigen lebendige Tradition und gelungene Integration.  Dass Paare in der schmucken Banater Tracht durch die Altstadt zum Rathaus ziehen, ist den Landshutern von der alljährlichen Banater Kirchweih her ein gewohntes Bild. Aber gleich so viele? Und tatsächlich war es nicht die Kirchweih, die am 11. Mai hier gefeiert wurde, sondern die Kultur- und Heimattage der Banater Schwaben in Bayern, die in diesem Jahr unter dem Motto standen: „Unser Kulturerbe – Reichtum und Auftrag“. Der Kreisverband Landshut war zum dritten Mal Gastgeber.

Die zentrale Veranstaltung begann mit dem Zug von über dreißig Trachtenpaaren sowie Fahnenträgern, Ehrengästen und der Rossbachtaler Blasmusik durch Landshuts malerische Hauptstraße mit ihren farbenfrohen Häuserfassaden. Trachtenpaare aus ganz Bayern waren gekommen. Abgesehen von den Gastgebern waren vertreten: München, Nürnberg, Augsburg, Altötting, Rödental, die HOG Bergsau sowie die Kulturgemeinschaft „Die Sanktmartiner“. Teilgenommen haben Fahnenabordnungen der Kreisverbände Ingolstadt, München und Nürnberg, der HOG Neuarad sowie der Banater Trachtengruppe Uiwar-Rödental. Auch mehrere Mitglieder des Landesvorstandes sowie der Bundes- und Landesvorsitzende der Landsmannschaft, Peter-Dietmar Leber, waren nach Landshut gekommen.

Vor dem Rathaus kam der Zug zum Stehen. Nach einigen Tänzen der Trachtenpaare begrüßte Landshuts Oberbürgermeister Hans Rampf die Gäste und bat zum Empfang in Landshuts „gute Stube“, den Rathausprunksaal. Hier wird zur Zeit eifrig geprobt für die Landshuter Hochzeit, ein riesiges Historienspektakel, über das Rampf die Besucher informierte. Laiendarsteller spielen darin alle vier Jahre die Vermählung des Landshuter Herzogssohnes mit der polnischen Königstochter Jadwiga im Jahre 1475 nach. Auf historische Authentizität wird größter Wert gelegt – Brillen, Piercings oder Zigaretten sind für die Darsteller tabu. Oberbürgermeister Rampf ergriff die Gelegenheit und lud Peter-Dietmar Leber zu den Feierlichkeiten ein, was – wie jeder Landshuter weiß – eine ganz besondere Ehre ist. Gerade die Zuwanderung der Vertriebenen und Spätaussiedler seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges hätte maßgeblich zu Landshuts heutiger Blüte beigetragen, sagte Rampf.

Neben dem offiziellen Programm waren die Kultur- und Heimattage aber auch eine Gelegenheit, „Zaungästen“ Kultur und Brauchtum der Banater Schwaben näherzubringen. So wurde vor dem Rathaus die Herkunft der Trachten aus den verschiedenen Dörfern erklärt. Drinnen begrüßte derweil der Landshuter Kreisvorsitzende Hans Szeghedi die Gäste zu den Kultur- und Heimattagen in der niederbayerischen Bezirkshauptstadt. „Wir wollen unsere Kultur aus der alten Heimat hier pflegen und weitergeben“, so Szeghedi. Das Verhältnis zwischen der Stadt Landshut und den Vertriebenen und Spätaussiedlern ist traditionell gut. Schon der langjährige Oberbürgermeister Josef Deimer hatte darauf stets Wert gelegt, und sein Nachfolger Hans Rampf betonte, diese Tradition fortzusetzen.

Über diese sichtlich gute Zusammenarbeit freute sich auch CSU-Landtagsabgeordneter Andreas Lorenz. „Hier geht mir das Herz auf bei dieser Zusammenarbeit“, so der Münchner Kreisvorsitzende des Bundes der Vertriebenen. In der bayerischen Landeshauptstadt sei der Oberbürgermeister nicht bei Veranstaltungen von Spätaussiedlern oder Vertriebenen zu Gast, berichtete Lorenz. Schon um eine kleine, eher versteckte Gedenktafel für Heimatvertriebene gab es politisches Gezänk.

Vor allem die Traditionsverbundenheit der Banater Schwaben beeindruckte die Landtagsabgeordnete und Landshuter Stadträtin Jutta Widmann: „Ich finde es schön, wenn Menschen sich mit soviel Herzblut und Engagement dafür einsetzen, ihre Traditionen und ihre Kultur zu bewahren, ohne den Blick in die Zukunft zu verlieren“, so die Politikerin. Kultur sei nicht etwas fürs Museum, sondern etwas Lebendiges.

Die Kultur der Spätaussiedler verglich Bundesvorsitzender Peter-Dietmar Leber mit dem Gepäck, das diese nach Deutschland mitgebracht hätten: „In den uns zugestandenen 70 Kilogramm ist auch unsichtbares Gepäck, das es gilt, immer wieder auszupacken und auszubreiten und für die nächste Generation interessant zu halten.“ In einer immer unübersichtlicher werdenden Welt tue sich hier eine Chance zu Identifikation und Bewahrung von Traditionen auf. „Wir haben uns eine Heimat in unseren Herzen und unserem Geist bewahrt“, so Leber. Die Integration der Vertriebenen und Spätaussiedler habe sich von einer Leidens- in eine Erfolgsgeschichte gewandelt.

Mit einem festlichen Gottesdienst in der Martinskirche gingen die Kultur- und Heimattage weiter. Zelebriert wurde der Gottesdienst von Marius Frantescu aus Billed, Kaplan in Kümmersbruck im Landkreis Amberg-Sulzbach. Die würde-volle musikalische Gestaltung übernahm der Donauschwäbische Singkreis Landshut. Das Thema des Johannes-Evangeliums, die Einheit, hätten die Banater Schwaben im Banat gelebt, so der Kaplan in seiner Predigt. Heute sei dies ein Wort voller Sehnsucht.

Erst ganz zum Schluss der Kultur- und Heimattage verließ die Veranstalter das Wetterglück: Die Kranzniederlegung am Mahnmal „Flucht und Vertreibung“ auf der Mühleninsel musste wegen Regen aufgeschoben werden. Erst im Laufe des Abends konnte eine Abordnung des Kreisverbandes Landshut und des Landesverbandes Bayern den Kranz zum Gedenken an die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation am Mahnmal niederlegen.

Die 17. Kultur- und Heimattage klangen abends in den Bernlochner Festsälen beschwingt und heiter aus. Die von vielen Festen der Banater Schwaben bekannte Tanz- und Showband Romanticas aus Nürnberg spielte zum Tanz auf, und die Gäste ließen sich nicht zweimal bitten. Bis zu später Stunde blieben Gastgeber und Gäste aus nah und fern in bester Stimmung beisammen.