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Fröhliches Miteinander der Trachtengruppen

Die schwungvollen Tänze und schönen Trachten der Banater Tanzgruppe Augsburg wurden mit viel Applaus belohnt.

Das Erinnerungsfoto mit Chor, Tanzgruppe und Vorstandsmitgliedern des Kreisverbandes Augsburg entstand nach der gelungenen Veranstaltung. Fotos: Maria und Peter Bergmann

Trachtengruppen beim Brechtfestival? Die Augsburger Banater Schwaben staunten nicht schlecht, als sie die Einladung erhielten, bei eben diesem Festival mitzumachen. Brecht bei den Banater Schwaben? Auch mit sehr gutem Willen lässt sich da kein Bezugspunkt finden. Doch das war auch nicht nötig, denn der neue Festivalleiter Julian Warner hat für das jährlich stattfindende Festival für Augsburgs großen Sohn Bertolt Brecht eher auf neue Wege gesetzt: Wege in die Stadtgesellschaft, zu „Brecht`s People“ – so das Motto des diesjährigen Festivals.

Zu dem Konzept gehört auch, dass die meisten Veranstaltungen des Festivals nicht in der Innenstadt, sondern im Stadtteil Lechhausen stattfanden. Zu den Vereinen und Akteuren in diesem Viertel haben die Banater Schwaben gute Beziehungen, machen auch gern bei der „Lechhauser Kirchweih“ mit. So war es naheliegend, die Einladung in den Saalbau Krone anzunehmen und gemeinsam mit noch zwei anderen Gruppen – einem oberbayerischen Trachtenverein samt Blaskapelle und einer kroatischen Volkstanzgruppe – das Programm zu gestalten, das unter dem Motto „Ankommen. Weitertanzen“ geführt wurde. 

Im Vorfeld wurden mit älteren Mitgliedern der jeweiligen Gruppen Interviews geführt. Es ging um den Heimatverlust und um die Motivation, sich in einer Gruppe zusammenzufinden. Die Antworten waren ein Teil der Vorstellungsrunde der Gruppen. Es zeigte sich, dass es keinen Unterschied macht, wo man herkommt. Wer fremd ist, will immer „ein bisschen die Heimat behalten“. Auch die Oberbayern waren fremd in Augsburg, als sie im 19. Jahrhundert wegen der Arbeitsplätze in der Industrie hierherkamen. Den Schuhplattler haben sie sich bis heute bewahrt und auch ihre Musikkapelle spielt bei mehr als nur den eigenen Festen. „Jetzt ist unser Zuhause hier“, bekräftigte auch die Vertreterin der kroatischen Tanzgruppe, die sich über die Kroatische Mission der katholischen Kirche in Lechhausen zusammengefunden hat. Dennoch pflegen auch sie ihre Sprache und ihre Tänze, wohl wissend, dass es eine regionale Vielfalt an Trachten und Tänzen in ihrer Heimat gibt, der sie gar nicht gerecht werden können. Gelegentlich bilden sie sich auch in „Folkloreschulen“ in Kroatien fort. 

Die Banater Schwaben waren durch eine gemischte Tanzgruppe aus Jugendlichen und Erwachsenen und den Chor vertreten. Andrea Kielburg stellte nicht nur die Banater Schwaben allgemein und in Augsburg vor, sondern auch die unterschiedlichen Trachten, die in der Gruppe zu sehen waren: die Mädchentracht, die Alltagstracht und die Kirchweihtracht. Die Kultur und das Brauchtum zu bewahren, sei auch für die Banater Schwaben Motivation, sich zusammenzutun. Beim Liedgut ebenso wie bei den Tänzen und Brauchtumsfesten. „Freude und Optimismus“ würden die Tänze ausstrahlen. „So lange man eine Tracht, einen Chor und eine Blaskapelle hat, geht`s einem gut“, zitierte Andrea Kielburg aus den Interview-Aussagen.

Der „Lechhauser Hoigarten“ verlief nach einer vorgegebenen Choreografie – erst kam jede Gruppe mit einer Nummer, danach eine zweite Runde und zum Schluss ein interaktiver Teil zum Mitmachen. Der Banater Chor sang mit Akkordeonbegleitung von Aniko Oster zwei Lieder allein, danach läutete er die Mitmachrunde mit „Kein schöner Land in dieser Zeit“ ein. Texte dazu lagen aus. Auch die Tanzgruppe hatte sich nach zwei eigenen Auftritten eine Mitmach-Choreografie überlegt. Zuletzt sah man im Saal Trachten aller Art vermischt mit Jeansträgern beim fröhlichen Abtanzen. Selbst die Reporterin der Lokalzeitung, die bei der Veranstaltung „Heimatkitsch“ und „Volkstümelei“ befürchtet hatte, gab schließlich zu: „Die Stärke des Abends liegt jedenfalls im schönen ‚Mitanand‘ im ‚Duranand‘, kräftig oberbayrisch, beschwingt banatschwäbisch und in kroatischen Trippelschritten – oder gemischt oberbayrischkroatischbanaterschwäbisch.“ Mit Brecht hatte das alles nichts zu tun, muss es auch nicht, solange „Brecht`s People“ fröhlich versammelt waren. Auch viele Banater Schwaben natürlich, die kräftig mitsangen und mittanzten.