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Lebendige Tradition für Jung und Alt

Die Seminarteilnehmerinnen- und teilnehmer verschiedener Altersstufen kamen aus den Kreisverbänden München, Nürnberg, Augsburg, Würzburg und Ingolstadt. Fotos: Nikolaus Dornstaude

Das Brauchtumsseminar begann mit einer Vorstellungsrunde, gefolgt von gemeinsamem Singen.

Das Brauchtumsseminar des Landesverbandes Bayern der Landsmannschaft der Banater Schwaben fand vom 20 bis 22. Januar 2023 im Jugendhaus des Tagungs- und Ferienzentrums Leinleitertal in Heiligenstadt, erstmals wieder nach der Corona-Pandemie statt.

Die Veranstaltung, die sich der Vermittlung der Traditionen der Banater Schwaben widmet, und die sowohl für Kinder und Jugendliche als auch für Erwachsene gedacht ist, wurde vom Kulturwerk Banater Schwaben e.V. aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales gefördert. Der Einladung der Organisatorinnen Regina Marmann und Ramona Sobotta folgten Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den Kreisverbänden München, Nürnberg, Augsburg, Würzburg und Ingolstadt.

Im Rahmen des Seminars war ein abwechslungsreiches Gruppenprogramm vorgesehen. So konnte man an den zwei Tagen zwischen verschiedenen Kursen wählen, die abwechselnd jeweils vormittags oder nachmittags angeboten wurden. 

Im Rahmen des Kurses Volkstänze, von Stefan Ruttner und Hansi Müller geleitet, wurden auch den Anfängern die beliebten Figurentänze wie zum Beispiel „Veilchenblaue Augen“ vermittelt. Darüber hinaus tanzten sowohl Anfänger wie auch Fortgeschrittene zusammen die bekannten Gemeinschaftstänze. Oswald Reingruber war dabei für die Akkordeonbegleitung zuständig. Doch nicht nur Walzer- und Polkaschritt wurden eingeübt. Hansi Müller, der aus dem Banat zu Gast war und dort zahlreiche Tanzgruppen leitet, zeigte und lehrte auch die auf dem Balkan beheimateten Kreistänze. 

Im Kurs von Günter Kaupa war Jung und Alt dazu eingeladen, „schwowisch“ zu lernen. Anhand des in die Dialekte verschiedener Banater Ortschaften übersetzten „Struwwelpeter“ konnten erwachsene Teilnehmer ihr „Schwowisch“ auffrischen. Kinder und Jugendliche wurden durch Zuhören und selbst laut lesen an die Mundart ihrer Eltern und Großeltern herangeführt. 

Die Referentin Gabi Zimmermann lehrte hauptsächlich die jungen Mädchen und anwesenden Mütter die Kunst, Haare zu den traditionellen Frisuren zu flechten. Die alten Flechtfrisuren stellen das I-Tüpfelchen zur Tracht dar und dürfen deshalb auch nicht in Vergessenheit geraten.

Die Kochgruppe Augsburg verwöhnte die Teilnehmer des Brauchtumsseminars mit typischen banatschwäbischen Gerichten. So gab es unter anderem „französische Krumpiere“ mit „Brotworscht“, Hendl-fleisch mit Kartoffelpüree, Gemüsesuppe und selbst gebackenes Brot. Nachmittags hatte man an einem reichhaltigen Buffet die Auswahl an verschiedenen selbstgebackenen Kuchen.

Am Freitag wurde den Besuchern des Seminars ein originelles Abendprogramm geboten. Zuerst versammelten sich die Teilnehmer aller Altersstufen zum von Stefan Ruttner geleiteten Chor-Singen, bei dem verschiedene typische Banater Kanons eingeübt wurden. Danach übernahm Günter Kaupa mit seiner Gitarre, der mit einem umfangreichen Repertoire von Schlagern die Teilnehmer im Stuhlkreis zum Mitsingen animierte. 

Am Samstagabend unterhielt DJ Robert Abendschein die Gesellschaft mit Klassikern der Schlagermusik. Bis spät nachts wurde zu den schwungvollen Rhythmen der Musik getanzt und in geselliger Runde wurden Gespräche geführt. Dabei durfte man das in den Kursen Gelernte noch einmal praktisch umsetzen. Die Teilnehmer konnten entweder im Walzer- und Polka-Schritt nach Herzenslust das Tanzbein schwingen, „schwowisch redde“ oder dabei zuhören. Die Anwesenden „schwowischen Originale“ gaben in entspannter Atmosphäre auch eine ganz besonders amüsante Lektion zum Besten, nämlich, dass auch ein bestimmter Humor zum Banater Brauchtum dazu gehört. 
Am Sonntag, beim Resümee der Veranstaltung, dankte Harald Schlapansky, der Vorsitzende des Landesverbandes Bayern, allen Organisatoren und Referenten und lobte das Engagement der Mitwirkenden. Es hatte sich gezeigt, dass aus den Mitgliedern der verschiedenen Kreisverbände schon eine eingeschworene Gesellschaft entstanden war. Die Teilnehmer hatten nicht nur viel über die Bräuche ihrer Vorfahren erfahren, sondern waren sich in der Gemeinschaft nähergekommen. Es hatte sich auch als vorausschauend erwiesen, dass das Seminar sich an alle Altersstufen richtete. So lernten die Kinder und Jugendlichen von den Erwachsenen, die Tradition vorlebten.

Rückblickend kann man sagen, das Seminar fühlte sich an wie „heimkommen“, zurückkehren zu unserem gemeinsamen Banater Brauchtum. Doch der Ansatz einer solchen Veranstaltung ist gleichzeitig in die Zukunft weisend, denn die Sitten und Bräuche wurden der anwesenden Jugend vermittelt. „Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme.“