zur Druckansicht

Dr. Hans Gehl verstorben

Dr. Hans Gehl

Der bekannte Banater Volkskundler und Mundartforscher Dr. Hans Gehl ist tot. Er starb plötzlich am 4. Oktober im Alter von 83 Jahren in Tübingen. Nach dem Studium der Sprachund Literaturwissenschaften in Temeswar arbeitete er als Lehrer an mehreren Banater Schulen und von 1972 bis 1985 am Fremdsprachenlehrstuhl der Technischen Universität „Traian Vuia“ in Temeswar. 1976 promovierte er in deutscher Dialektologie an der Universität Temeswar. Gut ein Jahr nach seiner Ausreise in die Bundesrepublik Deutschland wurde Dr. Hans Gehl Leiter des Forschungsbereichs Dialektologie und Volkskunde am Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde in Tübingen, wo er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2006 tätig war.

Schon früh widmete sich Dr. Hans Gehl der Erforschung der Volkskunde und der Mundarten der Banater Schwaben, später der Donauschwaben im Allgemeinen. Seine Forschungen erwiesen sich als äußerst ertragreich und fanden ihren Niederschlag in mehr als zwanzig Buchpublikationen, unzähligen Beiträgen in Sammelbänden, Zeitschriften und Zeitungen sowie einem umfangreichen Tonarchiv, das im Rahmen von Feldforschungen in allen donauschwäbischen Siedlungsgebieten und bei ausgesiedelten Donauschwaben in Deutschland entstand. Von seinen Buchveröffentlichungen seien hier nur die folgenden genannt: fünf in Temeswar herausgegebene Sammelbände mit Beiträgen zur Volkskunde der Banater Deutschen (1973-1984), das vierbändige „Wörterbuch der donauschwäbischen Fachwortschätze“ (Bekleidungsgewerbe, Baugewerbe, Landwirtschaft, Lebensformen; 1997-2005), ein Textband zur gesamten donauschwäbischen Volkskunde („Donauschwäbische Lebensformen an der Mittleren Donau“, 2003) sowie drei Bände über
Banater Dialekte (1991), deutsche Stadtsprachen in Südosteuropa (1997) und kommentierte donauschwäbische Texte (1999), erschienen als Beihefte der Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik.

Mit Dr. Hans Gehl verliert die „Banater Post“ einen langjährigen eifrigen Mitarbeiter, der uns regelmäßig volks- und sprachkundliche Beiträge zur Verfügung gestellt und über viele Jahre die Mundartseite „Mei Mottersproch“ betreut hat. Sein Mittun, sein Rat, seine kritische Begleitung werden uns fehlen. Wir verneigen uns vor seiner Lebensleistung und werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.